Homöopathie sei laut Ärztekammer Medizin, und Medizin sei laut Brockhaus unter anderem eine Wissenschaft. Ergo sei Homöopathie eine Wissenschaft. So begann der Vortrag zum Thema “Homöopathie und Wissenschaft”. Die 2005 im Lancet publizierte große Metaanalyse von Matthias Egger (2005), die keinen Unterschied zwischen Homöopathie und Placebo finden konnte, sei “eine Frechheit”, sagte der Vortragende. Sie sei schon längst durch eine ebenfalls im Lancet erschienene Publikation widerlegt worden. Auf meine Frage, ob er das genaue Literaturzitat nennen könne, entgegnete er etwas von “sechs Ordnern” voll Literatur, die er im Regal stehen habe. Die angeblich Egger widerlegende Lancet-Studie konnte er nicht zitieren – weil sie nicht existiert.
Dies alles wäre nicht der Erwähnung wert, wenn es irgendein
Homöopathen-Vortrag auf irgendeinem privaten Homöopathen-Vereinstreffen
gewesen wäre. Doch der Vortrag fand letztes Jahr an der MedUni Wien im
Rahmen einer Ringvorlesung zur Komplementärmedizin statt, und der
Vortragende war Dr. Friedrich Dellmour, Leiter der sogenannten “Wissenschaftsredaktion” der Österreichische Homöopathenvertretung ÖGHM.
Über Herrn Dellmours vergebliche Versuche, den “p-Wert” korrekt zu definieren, hatten wir uns vor zwei Jahren schon gewundert. Mit seinen Vorstellungen von Wissenschaft hat sich Joachim Schulz näher beschäftigt – und Herrn Dellmour prompt für das
Goldene Brett nominiert. Vor ein paar Tagen hat Dellmour nun einen Gastkommentar auf derStandard.at veröffentlicht,
in dem er die Wirksamkeit der Homöopathie wieder einmal als
wissenschaftlich bewiesen darstellte. Gestern folgte dann meine Replik:
Von Homöopathie, Wissenschaft und Rosinen
Der spöttische Ton gegenüber der Homöopathie, den Vince Ebert in seinem am 24.09.2011 auf derStandard.at erschienenen Artikel anklingen lässt, stößt bei Friedrich Dellmour, wie man dessen Replik vom 30.09.2011 entnehmen kann, auf wenig Verständnis. Ebert verwechsle Glauben mit Wissen, so der Leiter der Wissenschaftsredaktion der Österreichischen Gesellschaft für Homöopathische Medizin,
der mit einer Reihe von wissenschaftlichen Untersuchungen und
Erkenntnissen kontert, die die Wirksamkeit der Homöopathie jenseits des
Placeboeffekts beweisen sollen. […]
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