Energiemedizin heute: Das Ionen Induktions Gerät PAPIMI® nach Prof. DDr.P.Pappas, Diagnostikum und Therapeutikum der Zukunft? – so der Titel eines Ende November stattfindenden Seminars (Teilnahmegebühren € 30,- pro Person) der GAMED, der Wiener Internationalen Akademie für Ganzheitsmedizin. Das Ziel der PAPIMI-Magnetfeld-Behandlung, so die Ankündigung, sei “die Re-Induktion von Selbstheilungsvorgängen, sowohl in der Sport- und Rehabilitationsmedizin als auch zur Behandlung chronischer Infektionen, neurologischer Erkrankungen, von Autoimmunkrankheiten und Krebs.” Eine Wundertherapie also, die alles kann.
Wer jetzt den Verdacht hegt, dabei handle es sich um pseudomedizinisches Quacksalber-Voodoo und Techno-Esoterik, der liegt goldrichtig. Tatsächlich hat die PAPIMI-Therapie, eine Erfindung eines griechischen Freie-Energie-Anhängers, es in den über 20 Jahren ihres Bestehens nicht geschafft, eine einzige klinische Studie hervorzubringen, die auch nur Spuren eines Wirknachweises enthielte. Ganz im Gegenteil: 2002 quälte man Ratten, um festzustellen, dass die Heilung von Knochenbrüchen durch PAPIMI bestenfalls verzögert(!) wird. 2004 quälte man abermals Ratten, um zum Ergebnis zu gelangen, dass PAPIMI zur Heilung von Schnittwunden genau gar nichts beiträgt. Dann ließ man das mit den Studien sein und setzte fortan auf Marketing via Heilsanekdoten, verbreitet auf “Seminaren” wie eben jenem der GAMED.
Die GAMED steckt tief drin im Sumpf des alternativmedizinischen Eso-Marketings. Aufmerksame Leser dieses Blogs wissen das freilich schon lange, denn seit die Wiener Zeitung anno 2009 erklärte, wie
Mediziner mit Esoterik zertifiziert punkten können, und seit ich im selben Jahr darauf aufmerksam machte, dass die GAMED sogar Scientologen und Justizflüchtlingen ein Podium zur Vermarktung ihres Esoramsch bietet, hat sich offenbar wenig geändert.
Halt – eines hat sich doch geändert: Die GAMED ist seit damals sehr empfindlich, was ihr Intimverhältnis zur Esoterik betrifft. Mit Esoterik in Verbindung gebracht zu werden, das behagt ihr gar nicht. Deshalb belehrt uns der Untertitel ihrer vorgestrigen Pressemeldung auch gleich mit
“Komplementärmedizin” hat nichts mit “Esoterik” zu tun. Die GAMED, die Wiener Internationale Akademie für Ganzheitsmedizin, verweist auf ihre wissenschaftliche Kompetenz.
Die Dreistigkeit dieser beiden Schutzbehauptungen wird nur noch durch den pompösen Titel der Aussendung übertroffen, der öffentlich fabuliert:
Die Wirksamkeit der Komplementärmedizin ist wissenschaftlich belegt
GAMED-Vorstandsmitglied Friedrich Dellmour, dem in Österreich offenbar die Aufgabe zukommt, die Mär von der “nachgewiesenen Wirksamkeit der Homöopathie” zu verbreiten, schließt gleich mit einem echten Schenkelklopfer an:
“Wir sprechen auch in der Homöopathie von “evidenzbasierter Medizin” (EBM).
Weiter geht es mit einigen Absätzen schamlosen Selbstlobs, um schließlich den eigentlichen Anlass der Pressemeldung anzukündigen, den Kongress “Kinderheilkunde und Komplementärmedizin”, der heute schon wieder zu Ende geht.
Da die GAMED offenbar um jeden Preis mit Wissenschaft statt mit Esoterik assoziiert werden will, trifft es sich gut, dass die Veranstalter des Kongresses, Wolfgang Marktl, Andreas Lischka und Michael Frass, allesamt den ranghöchsten akademischen Titel eines “Univ.Prof.” tragen.
Das tun sie zumindest auf dem geduldigen Papier der GAMED. Leider ist auch das mehr Schein als Sein. Denn wie aus Marktls CV und auf der Personalseite der MedUni Wien ersichtlich, führen Marktl, Frass und Lischka den Amtstitel “ao. Univ.Prof.” bzw. “tit. Ao.-Prof.”, in welchem sie das “ao.” für “außerordentlicher” als habilitierte und damit auf Lebenszeit verbeamtete Angehörige des sogenannten akademischen Mittelbaus (wiss. Mitarbeiter, Assistenten, etc.) ausweist, statt als berufene oder ernannte Universitätsprofessoren, wie es der Titel “Univ.Prof.” – ohne “ao.” – tut.
Diese wundersame Titelaufwertung kann natürlich ein bedauerlicher Irrtum der Sekretärin sein, ein versehentlicher dreifacher Druckfehler, oder aber eine bewusste Titelanmaßung zwecks Vorspiegelung einer besonders “wissenschaftlichen ” Reputation. Was davon zutrifft, darüber darf herzlich spekuliert werden!
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