Anfang Jänner hatte ich Kollegen Franz Hörmann in meinem Potpourri des Unsinns einen kleinen Absatz gewidmet. Spätestens seit Veröffentlichung seines Buchs über das “Ende des Geldes” wurde Hörmann in Wissenschaftskreisen bestenfalls belächelt, doch nun hat ihn seine neue Karriere als Finanzesoteriker und Utopist von der Zeitgeistszene über die Occupy-Bewegung und die Geldsystemkritiker offenbar direkt in einen braunen Sumpf von Antisemiten und Verschwörungsspinnern getrieben, und vielen Kollegen ist das Lächeln plötzlich im Hals stecken geblieben.
Ein bisher unveröffentlichtes Interview der WU-Studentenzeitung Standpunkte (die sonst auch völlig harmlose Interviews führt) hat schließlich das Fass zum Überlaufen gebracht. Der Standard berichtete gestern:
Für den WU-Professor Franz Hörmann ist “die Frage des Genozids zur Zeit
des Nationalsozialismus nicht endgültig geklärt, weil es keine objektive
und ideologiefreie Diskussion über diese Frage gab”. Er könne nicht
sagen, ob es Gaskammern gab: “Er (Hörmann, Anm.) habe keine Meinung zu
Gaskammern.”
Rektor Badelt hat darauf schnell und m.E. völlig richtig reagiert und rechtliche Schritte gegen Hörmann angekündigt.
Denn wenn dieser meint, die Außerirdischen würden uns bald unter
Kuratel stellen, dann mag das noch als harmlose Spinnerei abgetan werden. Doch diese Art der
Anbiederung an das braune Gesindel ist nicht nur unappetitlich sondern
hierzulande unter Umständen auch eine Straftat.
Da hilft es wenig, wenn man seine Wortwahl im Nachhinein quasi als durch wissenschaftliche Redlichkeit erzwungen darstellt:
Diese Korinthenkackerei soll offenbar erklären, warum Hörmann zu Gaskammern “keine Meinung” hat. In einer Rundmail an sämtliche WU-Angestellten argumentierte er heute auch noch mit der “Freiheit der Wissenschaft”, und ähnliche Highlights gibt es auch in seinem gestrigen ZiB2-Interview zu bestaunen.
Ich habe mir Herrn Hörmanns kleine wissenschaftstheoretische Belehrung jedenfalls zu Herzen genommen. Wenn Sie mich – einen Nichtarzt (fehlendes Fachwissen!) – also fragen, ob Kollege Hörmann vielleicht irgendwo ang’rennt ist, dann sage ich: Ich weiß es nicht!
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