An Frau Angela Kreilinger, Leiterin der SHG Opfersolidarität
An Herrn Univ.Prof. Dr. Alfred Pritz, Rektor der Sigmund Freud Privatuniversität Wien
CC an Frau Dr. Sigrid Ofner, AIDS-Hilfe Wien
als Offener Brief auf https://www.scienceblogs.de/kritisch-gedacht
Wien, am 23. Februar 2012
AIDS-Leugner Propaganda an der Sigmund Freud Uni?
Sehr geehrte Frau Kreilinger, sehr geehrter Herr Rektor Pritz,
wie ich verschiedenen Webseiten und einer Aussendung entnehmen konnte, soll im Rahmen des vom 2. bis 4. März an der SFU stattfindenden und von der SHG Opfersolidarität organisierten Kongresses “Kinderrechte – Kinderschutz” am So, 4.3., um 11:00 Uhr auch der Dokumentarfilm “I won’t go quietly” vorgeführt werden, mit anschließender “Diskussion mit der Wiener Biologin Christl Meyer”.
Als Vorstand der Gesellschaft für kritisches Denken möchte ich vor der Vorführung dieses Films im Rahmen Ihres Kongresses warnen und dringend davon abraten. Die Gründe dafür sind folgende:
– Der Inhalt des Films hat mit dem Thema des
Kongresses nichts zu tun. Vielmehr handelt es sich bei diesem
“Dokumentarfilm” eindeutig um ein Vehikel, um die gefährlichen und teils
abstrusen Thesen der sogenannten “AIDS-Leugner” zu verbreiten.
–
Der Film präsentiert einseitig und tendenziös die persönlichen
HIV/AIDS-kritischen Ansichten von mehreren Frauen, die HIV-positiv sind,
bei denen AIDS aber (noch) nicht ausgebrochen ist. Darunter befindet
sich etwa Frau Seebald, die die Existenz von AIDS leugnet und ihr
jüngstes Kind bei der Geburt fahrlässig mit HIV infiziert hat, siehe Die Presse vom 6. Juli 2010.
–
Der Film lässt die Wienerin Christl Meyer zu Wort kommen, die dort
offen empfiehlt, dass HIV-positive Patienten “nichts tun” sollten, siehe
den RTL-Bericht vom 23. Jänner 2012.
– Christl Meyer,
die auch bei der Diskussion anwesend sein soll, ist eine einschlägig
bekannte AIDS-Leugnerin, die sich fälschlicherweise als
Wissenschaftlerin ausgibt. Sie vertritt unter anderem die Ansicht, dass
das HI-Virus gar nicht existiere und ein HIV-positiver Test lediglich
eine allergische Reaktion auf Sperma anzeige. Sie wurde aus diesen
Gründen bereits von der Tagung SciCom 2010 ausgeladen, wo sie ursprünglich hätte auftreten sollen, siehe den Artikel im Falter 46/2010.
Die
Vorführung eines propagandistischen Films aus der AIDS-Leugner Szene
und die Zurverfügungstellung des Festsaals der SFU als Bühne für den
Auftritt einer AIDS-Leugnerin im Rahmen eines Kongresses wäre m.E.
verantwortungslos und würde die Reputation sowohl der Sigmund Freud
Privatuniversität als auch der SHG Opfersolidarität beschädigen. Ich
appelliere an Sie, diesen Programmpunkt zu streichen!
Mit freundlichen Grüßen,
Univ.Prof. Dr.Dr. Ulrich Berger
Gesellschaft für kritisches Denken
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