Um uns ein eigenes Bild vom Kinderprogramm zu machen, beschließen GkD-Kollege Roman H. und ich, uns am ersten Messetag noch vor dem offiziellen Einlass vor Ort umzusehen. Später, nach der offiziellen Eröffnung, wollen wir auch das Angebot für Erwachsene unter die Lupe nehmen, zumal sich der Veranstalter in seinem Online-Auftritt ja recht aufgeschlossen gibt: „Da können auch Skeptiker vorsichtig hineinschnuppern”, heißt es im Werbevideo von 2011. Roman hat bei einem früheren Besuch einer Esoterik-Messe in der Wiener Stadthalle schon erste Erfahrungen gesammelt. Für mich ist es trotz esoterischer Vorbildung (und Vorbelastung) der erste Gang zu einer solchen Großveranstaltung und ein Stück weit Vergangenheitsbewältigung.
Den ersten Einblick bekomme ich, als ich auf der Zielgeraden vor dem Eingang – ich bin spät dran, es ist schon fast vorbei – auf eine Schulklasse zusteuere. Frenetisch schreien die Schüler: „Wir! Wollen! Mehr!“ Links von mir fährt ein Zug mit fröhlichen Kindern vorbei. Ich werde stutzig: haben die Workshops ihren Geschmack getroffen oder doch eher die anschließende Erlebnisfahrt? Ich bin schon gespannt, was Roman zu erzählen weiß.
Unser Treffpunkt: ein aufgehübschtes altes Industriegelände in einem Wiener Außenbezirk, welches für drei Tage zur „Energethikerstadt“ ernannt wurde. Als temporäres Wahrzeichen fungiert der rote Praterzug. Am Eingang werden wir vom „Bürgermeister“ höchstpersönlich empfangen. Wir dürfen vorerst nur im Café Platz nehmen. Von dort aus überblicken wir das Geschehen und können die Zahl der teilnehmenden Schulen erfragen: es sind mindestens fünf. Wir besprechen erste Eindrücke.
Pünktlichkeit zahlt sich aus: Roman hat so manches Statement im Kasten:
„Eine Lehrerin stand der Sache skeptisch gegenüber und ist mitgegangen um zu sehen, was hier passiert. Sie schilderte eine gute Organisation, recht begeisterte Kinder, Spiele und nette Leute an den Stationen. Weniger gut fand sie die zügigen Wechsel, als wollte man den Kindern möglichst viele Stationen zeigen. Auffällig war für sie die permanente Präsenz einiger – für sie selbst – fragwürdiger Begriffe. ‚Seltsam’ fand sie die ‚dauernd auf verschiedene unverständliche Arten dargebrachte fließende Energie mit den Linien’. Zu einer Station bemerkte sie: ‚Es war ein Spiel mit viel Bewegung, das hat den Kindern getaugt und lustig war’s. Nur was die dazu erzählt haben… Also ich hab’s nicht verstanden. Und ich denke, die Kinder auch nicht.’
‚Bei einer Station war die Übung, nur auf bestimmten Stellen zu gehen… Und sich diese Konzentration dabei nachher in Erinnerung zu rufen, glaub ich… Es wurde über Schwierigkeiten beim Lernen geplaudert, besser konzentrieren usw. Man merkte, die haben Erfahrung mit Kindern… Ganz nett… Lieb gemacht, aber… Naja, ich hab da nix Besonderes daran entdecken können. War etwas nicht spielerisch, dann war’s teils recht ausschweifend in den Erklärungen… Nicht so schlecht dargebracht, mitgemacht haben’s gerne, nur glaub ich, es ist nicht viel hängengeblieben.’
Glücklicherweise, oder? Haben Sie alles verstanden?
‚Genau… Einiges ist mir nicht ganz geheuer. Ich kenn mich in der Materie ja überhaupt nicht aus und habe das Magische mal so hingenommen. Verstanden: Nein. Jetzt ist es 12 vorbei, die haben lustige Spiele gemacht, sind überdreht, aber nehmen nix mehr auf. Sogar das hat wieder mit Energiefluss zu tun, angeblich ist jetzt die Energie so was wie nach unten geflossen… Naja: müd’ sind’s einfach.’“
Romans Beobachtungen zu den Workshops:
„Kristall-Station: Es wird spielerisch erklärt, welcher Kristall wofür „gut“ oder „zuständig“ ist. Der Amethyst ist z.B. für die Liebe. Dazu werden wie in der Gebärdensprache die Arme innig vor der Brust verschränkt. Diverse andere Kristalle sind für Gefühle, Hirn oder Kopf usw. zuständig. Jedes Kind will als erstes die zu einem gezeigten Kristallen zugehörige Bewegung machen.“
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