[11] Löhner, George: Die homöopathischen Kochsalzversuche zu Nürnberg. Von einer Gesellschaft wahrheitsliebender Männer. Nürnberg 1835. Die Methodik war in der Tat beispielhaft und der Zeit um hundert Jahre voraus. Zunächst fand eine Pilotstudie mit folgendem Ergebnis statt: „Drei der Versuchsmänner empfanden durchaus gar nichts; der Vierte hatte nach zehn Minuten eine Wärme im Kopfe gefühlt; der Fünfte hatte ohne einen weitern Erfolg blos das destillirte Wasser unschmackhaft gefunden, und der Sechste, ein Hypochonder, verscheuchte eine Rückwirkung des vermeintlich heroischen Mittels durch den festen Gedanken an dessen absolut unmögliche Wirksamkeit.“ Dann folgte die sorgsamst geplante öffentliche Doppelblindstudie. Um sich nicht dem Vorwurf der Voreingenommenheit auszusetzen, bemühte man sich mit „skrupulöser Genauigkeit“ um die Einhaltung der homöopathischen Vorschriften. Und da „die Homöopathen bey der Bereitung ihrer Arzneymittel jede fremde Aneignung zu derselben streng entfernt gehalten wissen wollen“, durften „sämmtliche Gegenstände … nicht einmal vor einer Apotheke vorbeygetragen werden“. M. Stolberg meint in seinem beschwichtigenden Referat dieser Studie (J R Soc Med 2006;99:642–643), dass die meisten Teilnehmer wohl Gegner der Homöopathie gewesen seien, weshalb sie ungewöhnliche Symptome verschwiegen hätten. Nun, nicht dass den Befürwortern die Teilnahme verwehrt gewesen wäre: „Zugleich wurde Dr. Reuter [der Homöopath, dessen Ansprüche die Versuchsplanung ausgelöst hatten] mehrmals öffentlich aufgefordert, die Fertigung der Kochsalzpotenzirung selbst vorzunehmen. Derselbe fand jedoch für gut, dieser Aufforderung nicht zu genügen.“ Die Liste der 48 Teilnehmer enthält neben den Namen auch den Beruf der Probanden, „Buchhändler, Antiquar, Rentier, Kupferstecher, Gastwirth, Handlungsreisender“ etc., also einen Querschnitt durch das Bürgertum. Nur 11 der Teilnehmer waren Arzt, Wundarzt oder Apotheker, und sie wurden zufällig auf die Verum- oder Placebogruppe verteilt. Allein die Teilnahme an einem kontrollierten Homöopathie-Versuch ist also schon Beleg dafür, ein Gegner derselben zu sein, und Ergebnisse wären ausschließlich mit Homöopathie-Gläubigen zu erzielen.
[12] Donner F: Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939. Ich zitiere auch nach der kürzeren und etwas präziseren Fassung, veröffentlicht in Willi R: Homöopathie und Wissenschaftlichkeit. Georg Wünstel und der Streit im Deutschen Zentralverein von 1969 bis 1974, KVC, Essen 2003
[13] Hilft bei Arbeitslosigkeit (Eberle H, F Ritzer: Arzneimittellehre, Neue homöopathische Arzneien, 1999). Die Vermutung, die Prüfung der Urtinktur habe beim Probanden wegen der Geruchsbelästigung ganz im Sinne der Simile-Regel zur Arbeitslosigkeit geführt, scheint aber abwegig zu sein. Weiterer Kommentar verbietet sich, denn: „Wer sich über Hundescheiße echauffiert, hat nicht begriffen, was Homöopathie eigentlich ist.“ (kidmed.org)
[14] Kiene H: Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung. Cognition-based Medicine. Springer, Berlin u. a. 2001, S. 61
[15] Ritter H: Fritz Donner †. Allgemeine Homöopathische Zeitung 4/1979, 163-165. Ritter und der von ihm zitierte F. Donner waren Vertreter der sog. „naturwissenschaftlich-kritischen“ Richtung der Homöopathie, die zwangsläufig an den ihr immanenten Widersprüchen zugrunde gegangen ist. Wenn man ganz auf Wissenschaftlichkeit verzichtet, hat man das Problem nicht, wie das Überleben der „klassischen“ Richtung beweist. Über James Tyler Kent sagt Ritter: „Kent hatte seine Erfahrungen bei der Behandlung der Diphtherie an Fällen gesammelt, die er nicht untersucht, nicht bakteriologisch gesichert, ja nicht einmal gesehen, sondern nur nach Hörensagen beraten hatte. Was besagt unter diesen Umständen, daß er nie einen Fall verloren habe!“
[16] Brecht, Buch der Wendungen, GBFA, Bd. 18 S. 167
[17] Albrecht H, A Schütte: Homeopathy versus antibiotics in metaphylaxis of infectious diseases – A clinical study in pig fattening and its significance to consumers. Altern Ther Health Med 1999;5:64-68.
[18] Rijnberg M, DW Ramey: The end of veterinary homeopathy. Aust Vet J 2007;85:513–516
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