Über Zirkuläre Medizin an der Viadrina hat Dr. Matthias Mindach, niedergelassener Arzt für Neurologie und Psychiatrie in Frankfurt (Oder), in seinem letzten Gastbeitrag hier geschrieben. Ich freue mich, heute einen weiteren Gastbeitrag von Dr. Mindach vorstellen zu können. Er beschäftigt sich mit der vor allem von Homöopathenseite seit Jahren verbreiteten Forderung nach “Pluralismus” in der Medizin. Was steckt hinter diesem scheinbar harmlosen Begriff? Dr. Mindach analysiert die Hintergründe auf der Basis zweier Interviews mit dem als Homöopathiefreund bekannten Pluralismus-Vertreter Prof. Robert Jütte. Erschienen ist der folgende Artikel bereits in Perfusion 2012; 25; 71-77; die Veröffentlichung hier erfolgt mit freundlicher Genehmigung des Verlags.

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Über den Sinn des Pluralismus in der Medizin am Beispiel der Homöopathie

Ein Gastbeitrag von Matthias Mindach

In dem folgenden Text sollen weder die Grundthesen der von Samuel Hahnemann erfundenen Homöopathie noch deren Widersinnigkeiten systematisch dargelegt werden. Hierzu gibt es ausreichend Literatur[1]. Mein Ausgangspunkt ist der Umstand, dass die Homöopathie trotz mittlerweile 200jäh­riger Misserfolgsgeschichte (was die Ergebnisse ihrer Überprüfung an­geht) unver­dros­sen weiter propagiert wird[2]. Was bewegt ihre Apologeten, an ihr fest­zu­hal­ten?

Das eigentlich Faszi­nierende an der Homöopathie ist, dass es sie immer noch gibt. Es hat verschie­dene Be­müh­ungen gegeben, das Uner­klär­bare zu erklären. Eine der nahe­liegendsten ist 1891 kurz und präzise so formuliert worden: „Die Homöopathie hat sich als lukrativ erwiesen, und so­lange dies so bleibt, wird sie sicher weiter existie­ren – ebenso sicher wie Astro­logie, Handlesen und andere Methoden, seinen Le­bens­­­unterhalt aus der An­fällig­keit und Leicht­gläu­bigkeit des mensch­lichen, insbesondere des weib­lichen Geschlechts zu ziehen.“[3]

Natürlich ist dies nicht die einzige kursierende Erklärung. Die hauptsächliche konkurrierende Meinung geht etwa so: Das Besondere, die einzigartige Erkrankung des Hilfesuchenden mit ihrer Fülle der verschiedenen Symptome, Beschwerden, Befindlichkeitsstörungen und ängsti­genden Erscheinungen werde von der seelenlosen Appa­rate­medizin nicht zur Kenntnis ge­nommen, hingegen von der Ganzheitlichkeit der Homöopathie; überdies zeichne sich die Homöopathie durch Sanftheit, Rückgriff auf Erfahrung usw. usf. aus, und wer heile, habe recht. Diese Auffassung begegnet in ver­schie­denen Spielarten und kann je nach Belieben mit Hinweisen auf die verkrusteten Struk­turen des Wissenschaftsbetriebs oder mit der Andeutung einer Verschwörung der Pharma-Industrie angereichert sein; der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt.

Es erhebt sich die Frage, ob und inwieweit diese beiden Erklärungen (Homöopathie existiert, weil sie sich lohnt vs. Homöopathie existiert, weil sie die Defizite der Schulmedizin behebt) miteinander zusammenhängen, m. a. W. ob letztere eine Schutzbehauptung ist. Dies ist in der Konsequenz gleichbedeutend mit der Frage nach dem Unterschied zwischen Fehlwahr­nehmung aufgrund von Naivität – auf die ein jeder ein Anrecht hat, zumindest eine Zeit lang – und Unehrlichkeit. Der Professor für Alternativmedizin Edzard Ernst formuliert das so: „Über viele Jahre habe ich gedacht, die Homöopathen seien einfach ein bisschen überenthusiastisch, ein bisschen verblendet und realitätsfremd … Aber inzwischen bin ich mir sicher, dass viele lügen wie gedruckt. Die wissen es besser, was die Wissenschaft angeht. Die haben sich ein bisschen Kenntnis über wissenschaftliche Arbeit angeeignet und nutzen das, um Wissenschaft zu kritisieren.“[4] Ebenso aber, wie es keine sichere Unterschei­dungs­möglichkeit zwischen echter Simulation und konversionshysterischer (politisch korrekt: histrionischer) unbewusster Symptom­bildung gibt, gibt es auch hier kein sicheres Kriterium. Man ist also auf Indizien angewiesen. Es ist natürlich simpel, wenn auch nicht umsonst, die lautstärksten Kämpfer[5] für die Homöopathie danach zu fragen, womit genau sie ihr Geld verdienen. Aufschlussreicher aber wird es sein, die Äußerungen von gemäßigten Akteuren zu untersuchen.

Professor Robert Jütte ist seit 1990 Leiter des Instituts für Geschichte der Medizin der Robert Bosch Stiftung in Stuttgart, Dozent an mehreren Universitäten und Vorstandsmitglied des Wissen­schaftlichen Beirats der Bundesärztekammer, was a priori für Seriosität bürgen sollte. Auch ist er, zusammen mit dem langjährigen Präsidenten der Bundesärztekammer, Mitglied im „Dialogforum Pluralismus in der Medizin“. Die folgenden Zitate sind zweien seiner Interviews ent­nommen [6][7]:

„Die Homöopathie stützt sich auf drei therapeutische Grundprinzipien: das Simile- oder Ähnlichkeitsprinzip, nach dem ein Patient mit einem Mittel behandelt wird, das beim Gesunden ähnliche Symptome hervorruft, wie sie der Kranke zeigt; das Prinzip, dass die Arzneimittelprüfung am Gesunden zu erfolgen hat und nicht erst am Krankenbett; und schließlich das Prinzip der individuellen Krankheitserfassung. Das ist es, was die Homöopathie für Patienten bis heute so attraktiv macht. Der Patient wird als Indi­vi­duum gesehen und seine Symptomatik ganz individuell gedeutet.

Ärzte Zeitung: Und was war das Umstrittene an Hahnemanns Konzept?

Jütte: Das bis heute wirklich Umstrittene sind die hohen Verdünnungen. Sie beruhen auf einem empirischen Zufallsfund Hahnemanns und sind das Ergebnis von Arznei­mittelprüfungen an gesunden Menschen. Hahnemann stellte fest, daß der Effekt umso größer wurde oder sich sogar ein anderer Effekt ergab, je mehr er die pflanzlichen Giftstoffe verdünnte. Hingegen ist das Ähnlichkeitsprinzip auch in der heutigen Schul­medizin nicht mehr prinzipiell umstritten.“

In der Schulmedizin gibt es überhaupt kein „Ähnlichkeitsprinzip“ – die Aussage, es sei nicht umstritten, wäre also formal korrekt. Innerhalb der Homöopathie selbst aber ist man sich nicht ganz sicher[8]. Natürlich ließen sich Bei­spiele finden, aber niemand sonst würde auf die Idee kommen, eine Therapie für aussichts­reicher zu halten, weil sie der Krankheit „ähnlicher“ ist als eine andere. Einigkeit herrscht auch über die Arznei­mittel­prüfung beim Gesunden – nur geht es dabei um Sicherheit und Verträglichkeit, nicht um die Wirkung (klinische Phase I des heute üblichen Procederes für die Einführung von neuen Wirkstoffen). Auf die empirischen Befunde Hahnemanns kommen wir gleich noch zurück. Einstweilen ist noch klarzustellen, was das Wesen der Homöopathie ausmacht:

„Meiner Meinung nach kann es keine Homöopathie geben, die nicht auf den Prinzipien beruht, die von Hahnemann formuliert worden sind. … Schon zu Hahnemanns Lebzeiten gab es Dissidenten (die ‚schändlichen‘ Pseudo-Homöopathen in Leipzig, die von Hahnemann der medizinischen Ketzerei angeklagt wurden) … Hahnemann versuchte den Papst für seine Anhänger zu spielen, doch er war damit nicht erfolgreich, wie wir wissen … Die Homöopathie mit anderen Denkrichtungen oder gar mit der Allopathie zu vermengen … bedeutet, die homöopathische Identität zu verlieren. … Andererseits, es gibt nicht nur eine Wahrheit, weder in der Homöopathie noch in anderen therapeutischen Systemen. Schauen wir z. B. auf die Weltreligionen …“

Da es für Glaubenssysteme kein Außenkriterium gibt, ist die Entstehung von Sekten unver­meidlich. Jütte ist natürlich nicht der erste, dem sich der auf der Hand liegende Vergleich mit Religion aufdrängt: „Der eine oder andere wird wahrscheinlich mehr oder weniger verstört werden von den Anmaßungen jener Parodie der mittelalterlichen Theologie, die ihr Dogma von der Erbsünde in der Doktrin der Psora [das Hahnemannsche Krätze-Miasma, die wesent­liche Ursache jeglichen Siechtums] findet, ihr Wunder der Trans­substantiation in dem Myste­rium der Verreibung und Verdünnung, ihre Kirch­gemeinde in Leuten, die ihr Jahrhundert verwechseln, und ihre Priester in jenen, die ihre Berufung verwechseln“[9].

Zunächst aber weiter mit den Erfolgen:

„Die Homöopathie hatte ihren Durchbruch und ihren Erfolg in der Seuchenbehandlung. Zu Beginn der 1830er Jahre fand die erste Cholera-Epidemie statt, der im Abstand von 15 bis 20 Jahren weitere Epidemien folgten. Und gerade bei der Cholera vermochte die Homöopathie erstaunliche Erfolge zu erzielen.

Der Grund für diesen Erfolg lag darin, dass Hahnemann bei der Bekämpfung der Seuche nicht das Falsche tat. Er zog den Cholerakranken, die durch Durchfall und Brech­reiz unter Flüssigkeitsentzug litten, nicht mittels Aderlass noch zusätzlich Körper­flüssigkeiten ab, sondern verabreichte ihnen Kampfer, versetzt mit Mineral­brunnen­wasser, so dass sie eine Flüssigkeitszufuhr erhielten. Wo in den Cholera-Spitälern diese homöopathische Methode zur Anwendung kam, fielen die Mortali­tätsraten wesentlich niedriger aus.“

Gesetzt den Fall, es stimmte[10], dann wäre es Behandlung durch Unterlassung von üblichen aber üblen Behandlungsversuchen gewesen, die Homöopathen hätten also aus Versehen das Richtige getan. Das hatte dann aber mit den homöopathischen Prinzipien nichts zu tun, außer vielleicht in der höchst dialektischen Weise, in der Adenauer mit dem Mauerbau zu tun hatte. Im Übrigen ist der Erfolg vieler schul­medizinischer Maßnahmen belegt nicht wegen, sondern trotz der ursprünglichen patho­physiologischen Annahmen. Das beginnt bereits mit James Lind und der Skorbutbekämpfung und reicht bis in die jüngste Vergangenheit. Der Unterschied zur Glaubensmedizin besteht darin, dass diese Annahmen später aufgegeben und durch tragfähigere ersetzt worden sind, mithin: sie wurden nicht kanonisiert, sondern einer Kritik ausgesetzt.

Diese Therapieerfolge waren so begeisternd, dass die Verallgemeinerung, die Homöopathie habe

„überzeugende Resultate in der Behandlung epidemischer Krankheiten im 19. Jhd. (z. B. bei Cholera)“

erbracht, verzeihlich sein mag. Nur – im frühen 20. Jhd. ließen sie sich nicht wiederholen. „Leider ist immer noch nicht allgemein bekannt, dass sich seinerzeit bei vergleichenden therapeutischen Unter­suchungen an Infektionskrankheiten wie Scharlach, Masern, Keuch­husten, Typhus u.a.m. zeigte, dass die Ergebnisse bei den Serien, die homöopathische Medikamente erhielten, ge­gen­über denen, die Placebo verabreicht bekamen, keinerlei Unter­schiede hinsichtlich Krank­heits­dauer, Kompli­kationshäufigkeit, Mortalität usw. zeigten (Chadwell, C. Wesse­lhoeft, weiterhin B. Schilsky und eigene Versuche), so dass man an­nehmen muss, dass jene Kollegen, die die Behandlung dieser Krankheiten als einen ‘Glanzpunkt der Homöo­pathie’ bezeichneten, eben den nor­malen Krankheitsverlauf als einen großen Erfolg der von ihnen verordneten Medikamente ansahen.“[12]. Das, fand Jütte, war nicht der Erwähnung wert.

Es wird gleich noch spannender:

Ärzte Zeitung: Inwiefern bemühte sich Hahne­mann um einen wissenschaftlichen Beweis seiner Therapie?

Jütte: Es fanden bereits zu Lebzeiten Hahnemanns immer wieder Versuche statt, die homöopathischen Verfahren wissenschaftlich abzusichern. Tatsäch­lich wurde der erste Doppelblind-Versuch, den es in der Geschichte der Medizin gab, 1835 von homöo­pa­thischen Ärzten in Nürnberg vorge­nom­men.“

Beim genauen Lesen fällt auf, dass Jüttes Erwiderung strenggenommen nicht die Antwort auf die Frage ist. Den wohl ersten Doppelblindversuch hat es tatsächlich 1835 gegeben. Er prüfte ein Homöopathikum, aber auf zwei kleine Details ist noch hinzuweisen: 1) er geht nicht auf die Adepten, sondern auf die Gegner der Homöopathie zurück, und 2) dieser Versuch ging negativ aus.[11]

Die Beschäftigung mit der Geschichte ist jedoch noch aus anderen Gründen lehrreich:

„Es gibt auch ein wachsendes Interesse an der Geschichte der Homöopathie, insbe­sondere von Sozial- und Medizinhistorikern. Zugleich scheint es, dass die homöo­pathische Ge­meinde selbst ihre Verbindungen zur Vergangenheit verliert. Nur wenige Homöopathen haben die Ausgabe der Hahnemann-Krankenjournale gekauft, die von der Robert-Bosch-Stiftung publiziert worden ist. Man kann eine Menge dabei lernen, wenn man Hahnemann über die Schulter schaut … Der wissenschaftliche Beirat des bevor­stehenden LMHI [Liga Medicorum Homoeopathica Internationalis]-Kongresses in Luzern hat es abgelehnt, eine historische Sitzung abzuhalten, auf der die neuere Forschung zu den Hahnemann-Krankenjournalen hätte dargelegt werden können, selbst wenn die interessantesten Ergebnisse zu einer komplexeren Auffassung über die Wir­kung der homöopathischen Behandlung führen könnten. Historische Forschung, die Mythen in der Geschichte der Homöopathie entschleiert, missfällt offenbar vielen Hahnemann-Anhängern, die ihn anbeten …“

Die Heilserwartung aus der Hahnemann-Lektüre und die Enttäuschung, die Jütte hier anklingen lässt, verraten ebensoviel über sein Verständnis von Medizin als Wissenschaft wie über seine illusionäre Verkennung der Homöopathen als Wissbegierige. Als unbefangener Mediziner sollte man meinen, Aufschluss über die Wirksamkeit von Homöopathie gewönne man nicht aus dem Lesen von Hahnemanns Krankenjournalen, sondern aus kontrollierten Studien, doch das ist durchaus zu kurz gedacht. Im Bericht über die Prüfungen der Homöo­pathie, verfasst von Fritz Donner, heißt es: „Später, als Hahnemann Schüler um sich gesam­melt hatte, nahm er auch an ihnen Arzneiprüfungen vor. Überraschenderweise zeigte sich aber, daß Dr. Stapf bei jeder Arznei, die er prüfte, erotische Symptome angab – er war eben in jenen Jahren, in denen Männer derartige Erscheinungen zu haben pflegen. Sie mit den geprüften Arzneistoffen in Zusammenhang zu bringen, dürfte doch ein sehr zweifelhaftes Unterfangen sein. Ein weiterer seiner Prüfer war Langhammer, dessen Gemütssymptome bei allen Arzneien, die er prüfte, einander sehr ähnlich waren. Da er von allen, die ihn kannten, als depressiv und krankhaft in seinen Handlungen geschildert wird, können die von ihm geschilderten seelischen Erscheinungen wohl kaum der gerade eingenommenen Arznei zugeschrieben werden. Es schlichen sich also bereits bei den ersten Versuchen Hahnemanns erhebliche Fehlerquellen ein …“ [12] – Für den Prüfer von Urtinkturen muss übrigens eine gewisse Leidensfähigkeit hilfreich gewesen sein, man denke nur an Excr. Can. (Hunde­kot)[13].  Wie gesagt, Jütte hat ganz recht, dass aus der Lektüre Hahnemanns Schlüsse zur Wirk­samkeit der Homöopathie möglich sind.

Irgendwie scheint die Frage nach dem Wirksamkeitsnachweis jedoch darüber hinaus zu pressieren:

„Das Problem besteht darin, klarzumachen, dass der Goldstandard (randomisierter kontrollierter Versuch) nur eine Methode ist, Wirksamkeit nachzuweisen; es gibt aber noch andere Formen der Prüfung, die als wissenschaftlich angesehen werden können.“

Jütte hätte hier ruhig etwas genauer werden können. Sein wackerer Mitstreiter im „Dia­log­forum Pluralismus in der Medizin“, Helmut Kiene, hat ein Buch „Komplementäre Methoden­lehre der klinischen Forschung. Cognition-based Me­di­­ci­ne“ verfasst, das näheren Aufschluss gibt. Dort heißt es unter der Über­schrift „Wirk­samkeitsbeurteilung in den be­son­deren The­rapie­richtungen“:

„Erstes Beispiel: Ein Pa­tient mit verschie­densten Beschwerden wur­de von einem ho­möo­­pathischen Arzt mit Nitricum Acidum be­han­delt. Nach erfolgter Besserung be­rich­tet der Patient dem Arzt von dem besonderen zusätzlichen Symptom eines isoliert links­seitigen Schweißfußes, den er zu Beginn der Behandlung nicht erwähnte, obwohl er ihn bereits seit über 35 Jahren belästigt hatte. Auch dieses Symptom sei nun nach der Be­handlung verschwunden. Da das Symptom nicht häufig ist, war es verständlicherweise über­raschend, dass dieses Symptom im Kent-Repertorium als Indikation für Nitricum Acidum zu finden war. Man hat hier also eine Doppelblindstudie am Einzelfall: Weder wusste der Patient, dass das Mittel für seinen linksseitigen Schweißfuß geeignet sein sollte, noch wusste der Arzt, dass der Patient dieses Symptom hatte. Erst im Nachhinein wurde festgestellt, dass hier ein korrespondierendes Abbildungsverhältnis zwischen den Angaben des Kent-Reper­toriums und dem realisierten Behandlungserfolg bestand.“[14]

Alles klar? Im Kent-Repertorium (ein „thesaurierter Unsinn“, sagen selbst Homöopathen[15]) wird übrigens bei Nitricum Acidum neben den ca. 190 weiteren Symptomen  wie „Fluchen, Neigung zum“ auch der „Fuß­schweiß“ genannt (der durchaus häufig ist und noch bei 17 weiteren Homöopathika vorkommt), jedoch nicht der linksseitige Fußschweiß (auf solche Unterscheidungen legen die Homöopathen ansonsten großen Wert).

Aber nicht nur über die Wirkung, sondern auch über den Mechanismus herrsche mittlerweile Klarheit, sagt Jütte:

„Versuche, das Wirkprinzip der Homöopathie zu entschlüsseln, wurden dagegen erst im 20. Jahrhundert unternommen. Und hierbei erwiesen sich die Mediziner als konser­vativer als die Naturwissenschaftler, die schon mit der Planckschen Quanten­mechanik vom kausalen Denken abließen. Deswegen kamen denn auch die entschei­denden Erkenntnisse, wie sich durch die hohen Verdünnungen Struktur­veränderungen im molekularen Bereich ergeben, eher von den Physikern.“

Es ist, vorsichtig ausgedrückt, schon eine gewisse Überinterpretation zu behaupten, „die Naturwissenschaftler“ hätten sich mit der Quantenmechanik von der Kausalität losgesagt.  „Wenn der Stein sagt, dass er zu Boden fallen will / Wenn du ihn in die Luft schleuderst / Dann glaube ihm.“[16] Mit den „entscheidenden Erkenntnissen der Physiker“ ist wahrscheinlich das sog. Wasser­gedächtnis des Jacques Benveniste gemeint (der, nebenbei, Immunologe und nicht Physiker war). Er konnte übrigens das Wassergedächtnis auch per Telefon übertragen. Es entzieht sich meiner Kenntnis, ob die homöopathische Welt die sich daraus ergebenden Möglichkeiten bereits nutzt; mir würde da einiges einfallen. Aber verlassen wir kurz das Gebiet der Humanmedizin und wenden wir uns der Tierheilkunde zu:

„Wesentlich bedeutender ist die Rolle der Homöopathie in der Veterinärmedizin. Insbesondere in der Massentierhaltung stellt sich das ökonomische Problem, dass beim Einsatz von Antibiotika ein Tier aufgrund der Antibiotika-Rückstände nicht mehr verkäuflich ist und für den Tierhalter zum wirtschaftlichen Verlust wird. Beim Einsatz der Homöopathie entfällt dieses Risiko: Es gibt keinerlei Rückstände. Insofern ist heute der Einsatz von Homöopathie in der Massentierhaltung üblich und, wie sich gezeigt hat, mit großem Erfolg.“

Albrecht und Schütte[17]behandelten 1440 Ferkel mit niedrig dosierten Antibiotika, mit Placebo und mit Homöopathie und fanden keine Unterschiede in der Häufigkeit von Atemwegs­erkrankungen und Krankheiten allgemein. Beim Vergleich von drei unwirksamen Behandlungsmethoden ist das auch nicht verwunderlich. Dennoch wird der Befund von der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, einem Hort der unvoreingenommenen Naturheilkunde-Beurteilung, im Selbstzitat als Erfolg verbucht. Mehrere europäische veterinärmedizinische Fach­gesell­schaften haben sich gegen die Homöopathie ausgesprochen[18]; wahrscheinlich, weil sie die Statements der Stiftung nicht gelesen oder nicht verstanden haben, im Gegensatz zu Prof. Jütte. Über die Erfolge der Homöopathika in der Massentier­haltung berichtet auch z. B. eine Flugschrift Harzer Wurstgeschichte(n) der Fleischerei Koithahn GmbH[19]. Von dieser Firma werde statt „vorsorglicher Behandlung, oft mit Antibiotika“ Homöopathie eingesetzt. Wenn sich mit diesem Verkaufsargument der Umsatz steigern ließ, dann ist das in der Tat ein Erfolgsnachweis.

Doch kehren wir lieber zurück zur medizinischen Wissenschaft:

„Der kritische Review im Lancet im vergangenen Jahr ist von vielen Gegnern benutzt worden, den Niedergang oder sogar das endgültige Aus der Homöopathie zu verkünden. Doch das Gegenteil scheint einzutreten. Die Leute sind nicht sehr beeindruckt worden von Argumenten, die in einer voreingenommenen [biased] Meta-Analyse dargelegt wurden, welche nicht die üblichen Standards der biomedizinischen Forschung und der medizinischen Statistik einhielt.“

Gemeint ist die Meta-Analyse von Shang et al, Lancet 2005;366:726-732. Zu den Leuten, die von ihr nicht sehr beeindruckt sind, zählen u. a. die für ihre Objektivität bekannten H. Walach und G. Lewith[20] und der Forschungsdirektor von Boiron, Philippe Belon. Boiron ist der inter­nationale Marktführer bei Homöopathika. U. a. wird bemängelt, dass die Autoren der Meta-Analyse es “versäumen, die aufkommenden grundlegenden wissenschaftlichen Belege für die Aktivität von ultramolekularen Verdünnungen zu erwähnen“[21]. Solche Kritiker sind durch keine Art von Evidenz zu beeindrucken, fürchte ich. Auch wer sein Brot in der römisch-katholischen Kirche verdient, wird von Kritik an Glaubens­inhalten, wie schlüssig auch immer sie sein mag, „nicht sehr beeindruckt“ sein. In Homeopathy ist 2008 eine Re-Analyse erschienen, die zu dem Schluss kommt, „dass die Qualität homöopathischer Therapiestudien besser ist als die von konventionellen Studien“[22]. Auch eine „Sensitivity analysis“ von R. Lüdtke et al, dem Statistiker der Karl und Veronica Carstens-Stiftung, meint, dass “Shangs Resultate und Schlussfolgerungen weniger definitiv sind, als sie dargestellt“[23] wurden. „Die Lancet-Redaktion … hatte nicht den Mut, die Re-Analysen von Rutten, Stolper und Lüdtke zu publizieren.“[24]. Im Ernst: solche Meta-Analysen versprechen ebenso viel Erkenntnisgewinn wie DNA-Sequenzierungen von Kobolden oder geologische Studien von Narnia, sagt Pro­fessor Brubaker[25]. Seit David Hume weiß man (wenn man es wissen will): die Glaub­würdigkeit von Wunder-Berichten leidet prinzipiell darunter, dass die Unzu­verlässigkeit der Zeugen stets die wahr­scheinlichere Erklärung ist.

Schließlich: Wie steht es um die Zukunft der Homöopathie?

„Ich bin überzeugt, dass die Homöo­pathie eine Zukunft hat, sogar eine glänzende, nicht nur in den sich ent­wickelnden Ländern, wo sie eine billige und potente Medizin ist, sondern auch in den westlichen Ländern, wo der demo­gra­fische Trend und die Zunahme der chro­nischen Erkrankungen mehr und mehr Menschen nach Hilfe außerhalb der Biomedizin suchen lassen wird.“

Was die Prognose hierzulande angeht, mag sich jeder selbst ein Urteil bilden. Die WHO jedenfalls warnt vor den Risiken der Homöopathie in den Ent­wicklungsländern bei der Behand­lung von HIV, Tuberkulose, Malaria oder Diarrhöe, da sie dort als wirksame Alter­native, nicht als zusätzliche Therapie, angesehen würde.[26]

Ziehen wir Zwischenbilanz, was wir für die Beant­wortung der eingangs gestellten Frage nach dem Verhältnis von Naivität zu Unehrlichkeit gewonnen haben. Leute, die die Lektüre der Hahnemannschen Kran­ken­jour­nale empfehlen, um die me­di­zinische Versorgung von heute zu verbessern, können nicht ganz ernst­genommen werden – doch das hilft zunächst nicht weiter. Wenn man dies aber in Kenntnis z. B. des oben zitierten Berichts[12] und, nicht minder entlarvend, der Briefe Fritz Donners tut, dann ist das nur als bewusster Akt möglich. Überhaupt ist der Umgang der Homöopathen mit dem Bericht geeignet, weiteres Licht auf unsere Angele­genheit zu werfen. Jütte selbst nimmt wie folgt Stellung:

„An diesen Überprüfungen [der Homöopathie, 1936-1939] war auch der damals an der homöopathischen Abteilung des Rudolf Virchow Krankenhauses in Berlin tätige Arzt Dr. med. Fritz Donner (1896-1979) maßgeblich beteiligt. Sein ungedruckter Bericht über diese Versuche, der allerdings quellenkritisch sehr problematisch  ist, da er erst ungefähr zwei Jahrzehnte nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verfasst wurde und stark subjektiv geprägt ist, wird von Gegnern der Homöo­pathie bis heute immer wieder herangezogen, um einerseits zu zeigen, welches große Interesse die damaligen Macht­haber an der Homöo­pathie hatten, und andererseits den fehlenden Wirksamkeits­nachweis der Homöo­pathie zu belegen. Durch den Kriegs­ausbruch im Jahre 1939 fanden die Überprüfungen im Auftrag des Reichs­gesund­heitsamtes ein jähes Ende. Einen Ab­schluss­bericht gibt es daher nicht. Die Original­unterlagen, die nach Donners Angaben den Krieg überdauert haben, sind bislang noch nicht wieder aufgetaucht und müssen als verschollen gelten, so dass man sich, wie Harald Wallach [sic] mit Recht betont, davor hüten muss, allein auf der Grundlage des sogenannten Donner-Reports ‚das Kind mit dem Bade auszuschütten und alle homöopathischen Effekte als Placebo-Effekte zu verstehen.‘“[27] [Hervorhebungen durch mich]

Jütte versucht so, die radio­aktive Strahlung aus dieser Kernschmelze der Homöopathie mit einem Beton-Sarkophag abzuschirmen. Souverän werden die außerordentliche Detail­fülle, die intime Sachkenntnis (Donner war Autor von ca. 80 homöo­pathischen Arbeiten) und die zahlreich angeführten Belege aus der Lite­ratur (er war geradezu „der Quellenforscher par excellence“[15] und „das wandelnde homöopathische Lexikon“[28]) unter­schlagen. Es ist überhaupt kein Grund erkennbar, an der Gewissen­haftigkeit und Ge­nauigkeit Donners zu zweifeln, und nichts deutet auf seine Böswilligkeit hin: es handele sich nur um eine „kurze und alles Peinliche weglassende Arbeit“, die versucht, „in ganz milder Form die in Wunschträumen lebenden homöopathischen Kollegen an Hand meiner Erlebnisse auf die rauhe Wirklichkeit hinzuweisen“ (Brief an Schoeler). Schließlich hat er auch darauf verzichtet und die Arbeit ganz zurückgezogen. Aus heutiger Sicht: hätte er alles Peinliche weggelassen, hätte er gar keinen Bericht schreiben können. Auch sind die Gegner der Homöopathie noch ein bisschen unverschämter als dargestellt: sie sehen in dem Bericht nicht den fehlenden Wirkungsnachweis, sondern den Nachweis der fehlenden Wirkung, was bekanntlich nicht dasselbe ist.

Der Deutsche Zentralverein homöopathischer Ärzte DZVhÄ diskutierte im Mai 1966 über den Donner-Report. Wichtigstes, oder genauer gesagt einziges, Ziel war es, seine Ver­öffentlichung zu verhindern. Man erreichte, dass Donner seine „Drohung“ nicht umsetzte, den Bericht, den er zunächst der Allgemeinen Homöopathischen Zeitung (AHZ) unterbreitet hatte, anderswo zu veröffentlichen. 1969 versuchte G. Wünstel als neuer Geschäftsführer des DZVhÄ, die Aufarbeitung erneut anzustoßen. Im Sitzungsprotokoll des Wissen­schaftlichen Beirats des DZVhÄ vom Mai 1970 heißt es schließlich:

„Alle Anwesenden waren sich darüber einig, daß man diese Angelegenheit auf sich beruhen lassen sollte und es wichtig sei, daß hierüber nicht publiziert werde.“

Damit war das Thema glücklich erledigt. Wünstel fragte nicht weiter nach; allerdings hätte er den Jagdhund auch zur Jagd tragen müssen. Immerhin veröffentlichte er selbst 1987, nachdem er 1974 aus dem Vorsitz des DZVhÄ verdrängt worden und aus dem Verein ausgetreten war, Teile des Donner-Reports. Er stützte sich auf das Typoskript, das ihm selbst zugegangen war, und versah es mit einem idealistischen forschungsfreundlichen Vor- und Nachwort[29]. „Gestürzte Könige werden bei Shakespeare oft weise, sie können es sich dann leisten“ (Rainer Kirsch).

Der von Jütte als Zeuge aufgerufene H. Walach beschränkt sich nicht auf die o. g. Forderung nach Umkehr der Beweislast, sondern fügt hinzu[30]:

„Der Bericht Donners enthält viele Details, die hier nicht zu interessieren brauchen. Sein Ton ist von Enttäuschung und persönlicher Verletzung geprägt.“

Er hält sich jedoch nicht damit auf darzulegen, welche Details denn nun damit kompromittiert sind. Subtil deutet Walach allenfalls an, dass Donner keine Ahnung von richtiger Homöo­pathie hatte:

„Bespielsweise hatte Rabe eine Prüfung von Silicea C 30 vorgeschlagen, die offenbar keine Ergebnisse zeitigte. Wir erfahren nichts über die Zeitdauer der Untersuchung. Eines aber ist klar: Silicea gehört zu den trägsten und tiefgreifendsten Mitteln der homöopathischen Materia medica. Wenn in einer Prüfung mit Hochpotenz quantitativ abgesicherte Effekte zu erwarten sind, dann erst nach geraumer Zeit und mit großer Prüferzahl. 30 Tage Zeitdauer sind für eine homöopathische Arzneimittelprüfung am Gesunden laut Schoeler die Mindestdauer.“

Abgesehen davon, dass da gar nichts klar ist[31]: Zu den Dutzenden anderen, zum Teil publi­zierten, zum Teil unterdrückten negativen Prüfungen  – „So kam es, dass Sie, Kollege Unseld, eben nichts in der Literatur finden“ – ist ihm offenbar nichts eingefallen. Sie gehören zu den „Details, die hier nicht zu interessieren brauchen“.

Kühner sind Milgrom und Moebius[32]. Nachdem sie die inhumane Bestialität des 3. Reiches erwähnen, um die Ethik der Homöopathie-Prüfung zu denunzieren, fahren sie fort:

„Die Prüfung [inspection] dieser Dokumente zeigt, dass sie nicht mehr als persönliche Erinnerungen enthalten, die viele Jahre nach dem 2. Weltkrieg wieder aufgewärmt werden, und die reichlich mit Phrasen wie ‚soweit ich mich erinnere‘, ‚wenn ich mich recht entsinne‘ usw. durchsetzt sind. Donner ist nicht nur extrem vage, sondern die ‚Evidenz‘, die [Edzard] Ernst darin entdeckt zu haben glaubt, beruht auf kaum mehr als Hörensagen.“

Die wohlwollendste Deutung ist die Übersetzung von „inspection“ statt mit „Prüfung“ mit: „Vor zwanzig Jahren einen getrübten Blick darauf geworfen“, aber überzeugend ist diese Interpretation nicht. Das ist also nur als zynische Spekulation darauf erklärbar, dass das Auditorium keine Mög­lich­keit oder kein Interesse hat, den Bericht selber zu lesen. Wie Ernst völlig zu­treffend erwidert[33], gibt es nicht den Schatten eines Beweises, dass die von international angesehenen Wissen­schaftlern wie dem Pharmakologen Gustav Kuschinsky geleiteten Untersuchungen in irgend­einer Weise unethisch waren, und sie wurden auch nicht in Konzentrationslagern durch­geführt. Fast irrelevant ist die Ergänzung, dass wissen­schaftliche Untersuchungen der Nazi-„Forschung“ realisierbar sind, ohne hohe ethische Standards zu verlassen[34].

Fassen wir zusammen. Die Parallelen von Homöopathie und Religion werden von Jütte durchaus nicht negativ konnotiert. Die Hinweise auf die Heiligen Schriften des Samuel Hahnemann, die „verschiedenen Wahrheiten“ in der Medizin oder auf die „Abwendung von der Kausalität“ zeigen an, dass Jütte und andere Streiter für den „Pluralismus in der Medizin“[35] den Unterschied zwischen Religion und Wissenschaft verschleiern wollen. Die gesellschaftliche Akzeptanz von Religion wird auf diese Weise instrumentalisiert, um die Homöopathie gegen Kritik durch die Naturwissenschaft (und den gesunden Menschen­verstand) in Schutz zu nehmen.

Die Ausblendung missliebiger Fakten, die systematische Verzerrung der Realität, die schlitzohrige Sophistik sind deutliche Indizien dafür, dass Edzard Ernst mit seiner eingangs zitierten Meinung („Viele Homöopathen lügen wie gedruckt“, s. o.) richtig liegt. Es folgt daraus, dass auch Oliver Wendell Holmes Recht haben wird: die Homöopathie überlebt, weil sie lukrativ ist; und der Pluralismus in der Medizin ist die Watte, in die sie eingepackt werden soll.

Dr. Matthias Mindach


[1] Die Literatur hierzu ist unübersehbar. Als leicht zugängliche Beispiele für den Einstieg mögen genannt sein: Mutschler E: Homöopathie – eine wirksame Therapiemethode? Fortschr Med 1994;112:67-69; Forth W: Unklare Konzen­trationsangaben der Hersteller. Potentiell toxische Schwermetalle als Therapeutikum in der Homöo­pathie. Dt Ärztebl 1996;93A-2318f; Krämer HJ, E Habermann: Ein Vorlesungsversuch zur Homöopathie, Dt Ärztebl 1997;94: A-1811f; interessant auch die jeweils zugehörigen Diskussionen und Schlussworte.

[2] Die Suche nach “Homöopathie” beim Deutschen Ärzteblatt von 1991-2011 ergibt 434 Treffer; die Suche nach „homeopathy“ bei MEDLINE für den gleichen Zeitraum 2954 Treffer.

[3] „Homoeopathy has proved lucrative, and so long as it continues to be so will surely exist,—as surely as astrology, palmistry, and other methods of getting a living out of the weakness and credulity of mankind and womankind.” (Oliver Wendell Holmes, Medical Essays, Preface to the new edition, 1891)

[4] Grill M, V Hackenbroch: Der große Schüttelfrust.  DER SPIEGEL Nr. 28, 2010

[5] Wer meint, die Akten könnten geschlossen werden, muss es sich schon mal gefallen lassen, als „Gefahr für die Volksgesundheit“ beschimpft zu werden. (Albrecht H: Das Fass ist übergelaufen! Offener Brief vom 15.07.2010) Dr. Henning Al­brecht ist Geschäftsführer der Karl und Veronica Carstens-Stiftung.

[6] Homöopathen machten den ersten Doppel-Blindversuch. Ärzte Zeitung, 08.04.2005

[7] Interview mit S. Letzel von Hpathy.com vom 15.06.06 (Übersetzungen durch mich).

[8] Sogar Apologeten konzedieren: „… konnte bisher die Gültigkeit des Simile-Prinzips noch nicht nach­gewiesen werden. Weder im Einzelfall noch insgesamt lässt sich deshalb beweisen, dass homöopathische Mittel tatsächlich nach dem ,Similia similibus curentur‘ Hahnemanns wirken.“ (Faltin T: Homöopathie in der Klinik. Die Geschichte der Homöopathie am Stuttgarter Robert-Bosch-Krankenhaus von 1940-1973. Quellen und Studien zur Homöopathiegeschichte Bd. 7, Haug Stuttg 2002, S. 297, ausführlicher noch S. 301f). Diese Schriftenreihe wird vom Institut für Geschichte der Medizin der Robert-Bosch-Stiftung, Leiter: Prof. Dr. phil. Robert Jütte, heraus­gegeben. Das Buch selbst zeichnet das Scheitern der Krankenhaus-Homöopathie nach und führt dafür tausend Gründe an, bis hin zum Wetter (S. 308). Ja, mit Wetter ist immer zu rechnen.

[9] „Some of you will probably be more or less troubled by the pretensions of that parody of mediaeval theology which finds its dogma of hereditary depravity in the doctrine of psora, its miracle of transubstantiation in the mystery of its triturations and dilutions, its church in the people who have mistaken their century, and its priests in those who have mistaken their calling.” (O. W. Holmes, Medical Essays, 1871)

[10] Die homöopathische Literatur, aber auch nur diese, ist voll solcher Siegesmeldungen. Sie wurden von Anfang an bezweifelt: „I can remember when more than a hundred patients in a public institution were attacked with what, I doubt not, many Homoeopathic physicians (to say nothing of Homoeopathic admirals) would have called cholera, and not one of them died, though treated in the common way, and it is my firm belief that, if such a result had followed the administration of the omnipotent globules, it would have been in the mouth of every adept in Europe … Other things being equal, it must always be expected that those institutions and individuals enjoying to the highest degree the confidence of the community will lose the largest proportion of their patients” (O. W. Holmes: Homœópathy, and its Kindred Delusions, 1842)

[11] Löhner, George: Die homöopathischen Kochsalzversuche zu Nürnberg. Von einer Gesellschaft wahr­heits­liebender Männer. Nürnberg 1835. Die Methodik war in der Tat beispielhaft und der Zeit um hundert Jahre voraus. Zunächst fand eine Pilotstudie mit folgendem Ergebnis statt: „Drei der Versuchsmänner empfanden durchaus gar nichts; der Vierte hatte nach zehn Minuten eine Wärme im Kopfe gefühlt; der Fünfte hatte ohne einen weitern Erfolg blos das destillirte Wasser unschmackhaft gefunden, und der Sechste, ein Hypochonder, verscheuchte eine Rückwirkung des vermeintlich heroischen Mittels durch den festen Gedanken an dessen absolut unmögliche Wirksamkeit.“ Dann folgte die sorgsamst geplante öffentliche Doppelblindstudie. Um sich nicht dem Vorwurf der Vor­eingenommenheit auszusetzen, bemühte man sich mit „skrupulöser Genauigkeit“ um die Einhaltung der homöopathischen Vorschriften. Und da „die Homöopathen bey der Bereitung ihrer Arzneymittel jede fremde Aneignung zu derselben streng entfernt gehalten wissen wollen“, durften „sämmtliche Gegenstände … nicht einmal vor einer Apotheke vorbeygetragen werden“. M. Stolberg meint in seinem beschwichtigenden Referat dieser Studie (J R Soc Med 2006;99:642–643), dass die meisten Teil­neh­mer wohl Gegner der Homöopathie gewesen seien, weshalb sie ungewöhnliche Symptome ver­schwiegen hätten. Nun, nicht dass den Befürwortern die Teilnahme verwehrt gewesen wäre: „Zugleich wurde Dr. Reuter [der Homöopath, dessen Ansprüche die Versuchsplanung ausgelöst hatten] mehrmals öffentlich aufgefordert, die Fertigung der Kochsalzpotenzirung selbst vorzunehmen. Derselbe fand jedoch für gut, dieser Aufforderung nicht zu genügen.“ Die Liste der 48 Teilnehmer enthält neben den Namen auch den Beruf der Probanden, „Buchhändler, Antiquar, Rentier, Kupferstecher, Gastwirth, Handlungsreisender“ etc., also einen Querschnitt durch das Bürgertum. Nur 11 der Teilnehmer waren Arzt, Wundarzt oder Apotheker, und sie wurden zufällig auf die Verum- oder Placebogruppe verteilt. Allein die Teilnahme an einem kontrollierten Homöopathie-Versuch ist also schon Beleg dafür, ein Gegner derselben zu sein, und Ergebnisse wären ausschließlich mit Homöopathie-Gläubigen zu erzielen.

[12] Donner F: Bemerkungen zu der Überprüfung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936 bis 1939. Ich zitiere auch nach der kürzeren und etwas präziseren Fassung, veröffentlicht in Willi R: Homöopathie und Wissenschaftlichkeit. Georg Wünstel und der Streit im Deutschen Zentralverein von 1969 bis 1974, KVC, Essen 2003

[13] Hilft bei Arbeitslosigkeit  (Eberle H, F Ritzer: Arzneimittellehre, Neue homöopathische Arzneien, 1999). Die Vermutung, die Prüfung der Urtinktur habe beim Probanden wegen der Geruchsbelästigung ganz im Sinne der Simile-Regel zur Arbeits­losigkeit geführt, scheint aber abwegig zu sein. Weiterer Kommentar verbietet sich, denn: „Wer sich über Hundescheiße echauffiert, hat nicht begriffen, was Homöopathie eigentlich ist.“ (kidmed.org)

[14] Kiene H: Komplementäre Methodenlehre der klinischen Forschung. Cognition-based Medicine. Springer, Berlin u. a. 2001, S. 61

[15] Ritter H: Fritz Donner †. Allgemeine Homöopathische Zeitung 4/1979, 163-165. Ritter und der von ihm zitierte F. Donner waren Vertreter der sog. „naturwissenschaftlich-kritischen“ Richtung der Homöopathie, die zwangsläufig an den ihr immanenten Widersprüchen zugrunde gegangen ist. Wenn man ganz auf Wissen­schaftlichkeit verzichtet, hat man das Problem nicht, wie das Überleben der „klassischen“ Richtung beweist. Über James Tyler Kent sagt Ritter: „Kent hatte seine Erfahrungen bei der Behandlung der Diphtherie an Fällen gesammelt, die er nicht untersucht, nicht bakteriologisch gesichert, ja nicht einmal gesehen, sondern nur nach Hörensagen beraten hatte. Was besagt unter diesen Umständen, daß er nie einen Fall verloren habe!

[16] Brecht, Buch der Wendungen, GBFA, Bd. 18 S. 167

[17] Albrecht H, A Schütte: Homeopathy versus antibiotics in metaphylaxis of infectious diseases – A clinical study in pig fattening and its significance to consumers. Altern Ther Health Med 1999;5:64-68.

[18] Rijnberg M, DW Ramey: The end of veterinary homeopathy. Aust Vet J 2007;85:513–516

[20] Detailliertere Darstellungen würden den Rahmen dieses Artikels sprengen. Weitere Informationen auf Anfrage beim Verfasser.

[21]fail to quote emerging basic science evidence for the activity of ultramolecular dilutions” (Fisher P et al: Are the clinical effects of homoeopathy placebo effects? Lancet 2005;366:2081-2085). Der Brief ist von 29 weiteren prominenten Persönlichkeiten unterschrieben, eine richtige Petition.

[22] Rutten AL, CF Stolper: The 2005 meta-analysis of homeopathy: the importance of post-publication data. Homeopathy. 2008;97:169-77. (Übersetzung durch mich)

[23] Lüdtke R, A.L.B. Rutten: The conclusions on the effectiveness of homeopathy highly depend on the set of analyzed trials. J Clin Epidemiol 2008;61:1197-204 (Übersetzung durch mich). Ulrich Berger fasst das Ergebnis dieser Re-Analyse so zusammen: Wenn es die größte negative Studie nicht gäbe, dann wäre das Resultat beinahe positiv.

[24] Fritzsche C: Zweifelhafte Meta-Analysen: Wie evident ist die Evidenzbasierte Medizin? Re-Analysen von Meta-Analysen sind „so etwas wie wiederaufgewärmte wiederaufgewärmte Bohnen“ (Steven Novella). Claus Fritzsche ist Journalist. Auf https://www.sales-and-marketing.biz/ bietet er seine Leistungen wie folgt an: „Sie vermarkten erklärungsbedürftige Produkte an Geschäftskunden und suchen einen guten Texter? Dann sind sie hier richtig“; seine Blogs sind von der homöopathischen Industrie gesponsort (vgl. psiram.com).

[25] Das ist ein Scherz. Er bezieht sich auf Akupunkturstudien, und auch der Professor Henry Brubaker selbst ist wahr­scheinlich ein Phantom.

[26] WHO warnt vor Homöopathie. aerzteblatt.de 21. August 2009

[28] V. B.: Fritz Donner 70 Jahre alt. AHZ 1966, S. 315-317

[29] Willi R: Homöopathie und Wissenschaftlichkeit. Georg Wünstel und der Streit im Deutschen Zentralverein von 1969 bis 1974, KVC, Essen 2003

[30] Walach H: Die Untersuchung der Homöopathie durch das Reichsgesundheitsamt 1936-1939. Zeitschrift für Klassische Homöopathie 1990;34:252-259

[31]Und wie steht es mit dem, was wir in der homöopathischen Literatur an Erfolgen lesen und vor allem mit dem, was wir – also Schoeler, Donner u.s.w. geschrieben haben?“ Fritz Donner, Brief an Schoeler.

[32]Inspection of these documents shows they amount to no more than personal recollections, regurgitated many years after World War 2, liberally sprinkled with phrases such as ‘as far as I recall’, ‘if I remember rightly’ and so on. Donner is not only extremely vague, the ‘evidence’ Ernst thinks he has uncovered in these docu­ments amounts to little more than hear-say.” Milgrom LR, S Moebius: Is using Nazi research to condemn homeopathy ethical or scientific? Br J Clin Pharmacol. 2008;66(1):156–158

[33] Ernst E: Reply to Milgrom and Moebius. Br J Clin Pharmacol. 2008;66(1):157–158

[34] Berger RL: Nazi Science – The Dachau Hypothermia Experiments. N Engl J Med 1990;322:1435-1440

[35] vgl. z. B. Achenbach GB: Pluralismus in der Medizin. Wahrheit als Verschiedenheit, Dtsch Arztebl 2011; 108(3): A 98-101

Kommentare (89)

  1. #1 Adent
    11. Oktober 2012

    @Matthias Mindach
    Sehr schön geschrieben und vor allem mit hervorragendem Hintergundwissen gefüllt!
    Vielen Dank!

  2. #2 s.s.t.
    11. Oktober 2012

    @Matthias Mindach

    Ich schließe mich dem Urteil von @Adent an.

    Leider sind Deine Mühen Perlen vor die Säue, da HP-Gläubige rationalen Argumenten erfahrungsgemäß nicht zugänglich sind (“Aber meinem Opa, meiner Katze, meinem Wellensittich hat es geholfen, und das gleich mehrfach!!!!!!!!” Fuß aufstampf. “Außerdem killt die phöse Big-Pharma reihenweise die Bevölkerung mit künstlicher Schemie. Altes Wissen ist noch wertvoller als alter Wein.” Fußaufstampf bis zum Wadenkrampf.)

    Aber trotzdem vielen Dank für diese umfassende Darstellung.

  3. #3 CMSA
    11. Oktober 2012

    Wo genau kann man den Rücktritt von Prof. Jütte fordern? 😉

    Schöner Text, auch wenn die teils massive Ironie für Leute, die nicht im Thema sind vermutlich schwer einzuordnen sein wird.

  4. #4 Joseph Kuhn
    12. Oktober 2012

    Etwas Werbung zur Ergänzung:

    1. Ganz neu ist das Buch “Die Homöopathie-Lüge” von Christian Weymayr und Nicole Heißmann (Piper-Verlag). Weymayr und Heißmann sind Journalisten, die sich seit langem mit Themen der evidenzbasierten Medizin beschäftigen. Das Buch behandelt die Homöopathie von ihrer naturwissenschaftlichen Seite angefangen über ihre Vermarktung durch die “alternative Pharmaindustrie” bis hin zur Rolle der Politik und der Medien, fast möchte man sagen “ganzheitlich”. Ein “Muß” für scienceblogs-Leser/innen, zumal es viele Wiederbegegnungen mit Namen gibt, die auch hier immer wieder für Diskussionen sorgen.

    2. Und zu den Nürnberger Kochsalzversuchen sei einmal mehr auf den Beitrag von David Klemperer dazu in unserem Büchlein “Die statistische Transformation der Erfahrung” (Centaurus-Verlag 2012) hingewiesen.

  5. #5 Dr. E. Berndt
    12. Oktober 2012

    @Kuhn
    Danke für die Buchempfehlungen
    In die Homöopathie-Lüge habe ich schon reingelesen.
    Habe mir beides im österr. Apothekerverlag bestellt, damit wenigstens einmal kein Eso-Bio-Globuli Buch in Sachen gesundheit verkauft wird. Im Schaufenster steht dort kritsche Literatur üblicherweise nicht!

  6. #6 Thomas Wolkanowski
    13. Oktober 2012

    Herr Dr. Mindach,
    ich danke Ihnen für die gewissenhafte Verwendung von Belegen und das Verweisen auf Quellenmaterial. Eine solche kleine Sammlung an Referenzen erspart in Zukunft so manches Suchen nach den passenden Zitaten. Zudem war mir der Donner-Report bislang völlig unbekannt.

  7. #7 Fossilium
    14. Oktober 2012

    Hallo Herr Berger,
    mein Gott, was haben Ihnen die Homöopathen angetan ?

    Dass es Sie hingerissen hat, einen solchen gewaltigen Text zu schreiben. Da liest man ja Stunden dran. Das müssen ja die Weltverschlechterer schlechthin sein.

    Oder sind Sie gar fasziniert von den Homöopathen ?
    Vielleicht eine Geheimwissenschaft , der Sie auf der Spur kommen möchten ?

    Was wollen Sie eigentlich ?
    Reden Sie doch mal Klartext.
    Grüsse von Fossilium

  8. #8 Basilius
    14. Oktober 2012

    @ Fossilium

    Dass es Sie hingerissen hat, einen solchen gewaltigen Text zu schreiben.

    Anstatt einfach nur leere Gegenrede ohne Klartext zu schreiben hätten Sie vielleicht erst mal den Artikel wirklich lesen sollen. Herr Berger hat gar keinen solchen gewaltigen Text geschrieben.

  9. #9 S. Chiva
    14. Oktober 2012

    @ Mindach: Prof. Henry Brubaker vom Institute for Studies (siehe google) ist nicht sehr glaubwürdig. Er hatte sich vor einiger Zeit auch arg polemisch gegenüber unserer Studie (Chiva et al., Effects of homeopathic treatment of 5,000 persons with morbus algia imperceptible. J PubH Rev 45 (2012): 104-12) geäußert. An der Studie sei so viel dran wie an ihm selbst, sagte er. Dabei wurde die Studie aufgrund ihrer methodischen Sorgfalt international überschwänglich gelobt, sogar hier auf scienceblogs.

  10. #10 rolak
    14. Oktober 2012

    Vielen Dank, S.Chiva, als Belohnung ein kleines Präsent. Und falls Dir keiner glaubt: Hier gehts zum Überschwänglichen.

  11. #11 S. Chiva
    14. Oktober 2012

    @ rolak: Man muss das Ganze (!) in einem größeren Zusammenhang sehen (!). Wenn man die Existenz homöopathischer Realitäten anerkennt, zeigt sich, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als sich die Schulmedizin träumen lässt. Die paradoxe Kritik Bubrakers an unserem Nachweis löst sich dann auch ganz zwanglos auf. Selbst wenn in der scientific community kein Molekül Bubraker nachweisbar ist, wirkt doch seine Informationssignatur. Mit seiner Kritik bestätigt er also eigentlich, dass unsere Befunde real sind, nur eben auf homöopathischem Niveau: unterhalb jeder Nachweisgrenze. Zugleich belegt die innere Verbindung zwischen Bubrakers Existenz und der Existenz der von uns nachgewiesenen Effekte die tiefe Bedeutung quantentheoretischer Verschränkungsphänomene für Erklärungen in der Homöopathie. Das eine hängt mit dem anderen zusammen, so wie alles mit allem zusammenhängt. Man muss sich diesen höheren Wirklichkeiten nur öffnen.

  12. #12 Anwalts_Liebling
    14. Oktober 2012

    ist eigentlich bekannt, das mit “meinen” GEZ-Gebühren (die ich prinzipiell gerne zahle!) auch derartiger Schwachsinn verbreitet wird? https://www.br.de/radio/bayern-plus/sendungen/das-magazin/angela-baral-migraene-100.html

  13. #13 Matthias Mindach
    14. Oktober 2012

    @Fossilium
    Ja, ich bin fasziniert von der Homöopathie; vor allem von ihrem Umgang mit kognitiven Dissonanzen.

    @S. Chiva
    Auch hier ist zuzustimmen: Professor Brubaker ist ein sehr gefürchteter Kritiker.

  14. #14 Spoing
    14. Oktober 2012

    “dass unsere Befunde real sind, nur eben auf homöopathischem Niveau: unterhalb jeder Nachweisgrenze.”
    Habe ich die Ironie im Rest Ihres Beitrages überlesen? Denn diese subtile Pöbelei gegen Homöopathie fand ich eigentlich ganz witzig. Oder sollte das ein Pro Argument sein?

    Wenn dann ok, nehmen wir c30 Potenzen und sind jetzt mal so nett und nehmen die Nachweisbarkeit eines Moleküls gleichgesetzt mit “Heilung” (oder wie sonst ist “auf Homöopathischem Niveau” zu verstehen)
    Bleiben also noch eins zu 10^34. Bisher gab es etwa 10^11 Menschen auf dem Planeten. Somit bleiben etwa 10^23. Die Weltbevölkerung stagniert bald bei etwa 10Mrd, wie wir drüben gelernt haben. Gehen wir dann von einer Lebenserwartung von 50 Jahren aus. Dann bleiben 23-8=15. Das ganze mal 50, (Also Kehrwert geteilt um auf pro Jahr zu kommen) dann haben wir 5*10^16.
    Somit kommen wir dazu dass eine Wirksamkeit auf homöopathischen Niveau mit einer Wahrscheinlichkeit von 50/50 (bei einer Vergabe von je her und bis in alle Ewigkeit an alle Menschen) in 50Billiarden Jahren einen Menschen geheilt haben wird.
    Na dann ist das Geld dort ja gut aufgehoben und es ist nur legitim die dadurch entstehenden Opfer in kauf zu nehmen.

  15. #15 Spoing
    14. Oktober 2012

    @Anwalts Liebling:

    Es geht noch schlimmer: Da es bei der VDI-Zeitung es mal in der Rubrik “empfohlene Sendungen” stand habe ich mir auf Phoenix (gehört ja auch zu den öffentlich Rechtlichen) “Unser Wissen ist ein Tropfen” angesehen.

    Junge danach war ich erst mal etwas Baff was sowohl in einer Ingenieurszeitung beworben als auch überhaupt von einem expliziten “Nachrichtensender” überhaupt für ein Stuss akzeptiert wird.

  16. #16 rolak
    14. Oktober 2012

    War die Ausstrahlung kürzlich, Spoing?
    Mir war vor fast auf den Tag genau [0:]4 Jahren dank 3sat das zweifelhafte Vergnügen des Ansehens und die unzweifelhafte Chance zur Archiverweiterung vergönnt. Schon verblüffend, daß die dieser titelig aus Isaac Newtion und Oswald Kolle zusammengesetzte, als Dokumentation getarnte Grander-Werbeclip gesendet wurde…

    (gibts auch auf YouTube)

  17. #17 Ludger
    14. Oktober 2012

    Viele Leute befürworten “Homöopathie”, unterscheiden aber nicht zwischen Homöopathie, antroposophischer Medizin, Bachblütentherapie und Pflanzenheilkunde. So gibt es Phytopharmazutika, die ihre Inhaltsstoffe als Verdünnung von der Urtinktur angeben, die zum Teil als Urtinktur enthalten ist (Quelle Rote Liste, Homöopathika bei Zyklus/prämenstruellen Beschwerden, Kombinationen): Mastodynon Tropfen enthalten pro 10 Gramm immerhin 2 Gramm Agnus Castus als Urtinktur und einige andere Substanzen in Verdünnungen von D2 bis D6. Das ist kein Homöopathikum im Hahnemannschen Sinne, wird aber in der Roten Liste als solches geführt. Es wirkt wahrscheinlich sogar, weil Agnus Castus (= Mönchspfeffer) ein Prolactinsenker ist. Es stellt sich die Frage, warum solche Ungenauigkeiten geduldet werden, man könnte den Gehalt an Agnus Castus ja auch in mg/ml angeben. Nun ja, da hat eine politische Interessengruppe eine Sonderregelung für Besondere Therapierichtungen ( https://de.wikipedia.org/wiki/Arzneimittelgesetz_%28Deutschland%29#Besondere_Therapierichtungen ) durchgesetzt. Das Schöne an den Verdünnungen von Urtinkturen ist, dass die Hersteller bei der Arzneimittelherstellung keine Analytik brauchen, weil die o.a. Ausnahme gilt.
    Weiter fällt in Äusserungen von Homöopathen auf, dass es ständig um Symptome geht (“Schweißfuß links”), m.E. ein Hinweis darauf, dass Krankheiten von Homöopathen und ihren Anhängern nicht verstanden sind. Das wird dann mit der Vokabel “ganzheitlich” überspielt, man behandele eben den Menschen und nicht die Krankheit. Falsch: man versucht Symptome zu behandeln. (Zufallsfund)

    ( https://www.homeoint.org/books4/organon/org160.htm#p165 ) § 165
    Ist aber von den auszeichnenden (charakteristischen), sonderlichen, ungemeinen Symptomen des Krankheitsfalles, unter den Symptomen der gewählten Arznei, nichts in genauer Aehnlichkeit vorhanden und entspricht die der Krankheit nur in den allgemeinen, nicht näher bezeichneten, unbestimmten Zuständen (Uebelkeit, Mattigkeit, Kopfweh u.s.w.) und findet sich unter den gekannten Arzneien keine homöopathisch passendere, so hat der Heilkünstler sich keinen unmittelbar vortheilhaften Erfolg von der Anwendung dieser unhomöopathischen Arznei zu versprechen.

    Aber, richtige Medizin, auch Intensivmedizin ist wohl auch bei Homöopathen erlaubt. Trotzdem werden sie weiter im sicheren Gefühl ihrer überlegenen besonderen Therapierichtung Symptome mit Gedächtniswasser behandeln.

    Im Sitzungsprotokoll des Wissen­schaftlichen Beirats des DZVhÄ vom Mai 1970 heißt es schließlich:„Alle Anwesenden waren sich darüber einig, daß man diese Angelegenheit auf sich beruhen lassen sollte und es wichtig sei, daß hierüber nicht publiziert werde.

    In der einen, heiligen, katholischen und apostolischen Kirche nannte man das früher “Index Librorum Prohibitorum”.

  18. […] Homöopathie in der Pharmazie – eine Bestandsaufnahme und Über den Sinn des Pluralismus in der Medizin am Beispiel der Homöopathie […]

  19. #19 s.s.t.
    14. Oktober 2012

    @S. Civa

    Wenn man die Existenz homöopathischer Realitäten anerkennt, zeigt sich, dass es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, als sich die Schulmedizin träumen lässt.

    Als guten Start lässt man es sich selbstredend nicht entgehen Shakespeare missverständlich zu zitieren. Als nächstes würde ich übrigens Galileo empfehlen.

    Selbst wenn in der scientific community kein Molekül Bubraker nachweisbar ist, wirkt doch seine Informationssignatur.

    Welche “Informationssignatur”? Welche? Wenn diese einen Effekt haben sollte, ist diese auch nachweisbar, und sei es am Patienten. Da diese es eben dieses nicht ist, erntlarvt Sie als ein Scharlatan.

  20. #20 rolak
    14. Oktober 2012

    Wat is, s.s.t., Meßgerät kaputt? Die Relevanz der Texte S. Chivas kanst Du doch ganz einfach anhand der mannigfaltigen Referenzen ermessen…

  21. #21 Fossilium
    14. Oktober 2012

    Hallo Herr Mindach,

    “Ja, ich bin fasziniert von der Homöopathie; vor allem von ihrem Umgang mit kognitiven Dissonanzen.”

    Ich bin auch hingerissen von den kritischen Resonanzen hier. Die Homöopathie muss ja eine ganz gewaltige Wirkung bei ihren Gegnern haben. Hätt ich gar nicht gedacht.
    Vielleicht heimlich eine homöopathische Stimulanz genommen ?
    Grüsse Fossilium

  22. #22 S. Chiva
    14. Oktober 2012

    @ rolak: Meine feinstoffliche Existenz scheint wie die meines Kollegen Bräbäker deutliche Wirkungen zu haben. Er würde das als Ironie der Geschichte (also der Story) bezeichnen. Ich bin dagegen etwas verunsichert. Ich wirke, also bin ich? Bin ich, ist auch meine Studie? Ist meine Studie …

  23. #23 Matthias Mindach
    14. Oktober 2012

    @Fossilium

    Nein, nicht heimlich ein Homöopathikum genommen. Um zu wissen, wie man ein Schnitzel brät, muss der Koch nicht selbst in die Pfanne (Gorki). Übrigens, welch treffender nom de guerre.

  24. #24 Spoing
    14. Oktober 2012

    @rolak:
    Ne die Ausstrahlung müsste etwas über 2 Jahre her sein. Aber etwas gutes hatte diese Sendung, nachdem ich sie gesehen hatte habe ich mal im Internet gesucht ob jemand sich den Mist schon mal jemand zerlegt hat und siehe da: So bin ich bei Science Blogs gelandet.

  25. #25 Fossilium
    15. Oktober 2012

    Hallo Herr Berger,
    hier scheinen sich alle Homöopathiekritiker hinter ihrem Apologeten versammelt zu haben, und ihr Schnitzel im gleichen Saft zu braten. Ich dachte, es gäb hier Leute, die sich kritisch auseinandersetzen – bei “KRITISCH GEDACHT” – War ein Fehlschlag.
    Ich bin dann mal weg.
    Grüsse Fossilium

  26. #26 Matthias Mindach
    15. Oktober 2012

    @Fossilium
    Dann wünsche ich Ihnen noch viele spirituelle Erleuchtungen auf Ihrem Jakobsweg. Friede sei mit Ihnen.

  27. #27 Basilius
    15. Oktober 2012

    @Fossilium

    Ich bin dann mal weg.

    Da hätte ich nichts dagegen. Auf Ihre völlig Inhaltsleeren Kommentare kann ich gerne verzichten. Aber die Erfahrung sagt, daß auch diese Ankündigung Ihrerseits ziemlich inhaltsleer und nicht auf Dauer angelegt ist.
    Wenn der Ärger über die Wahrheiten zur Homöopathie in Ihnen wieder hoch genug kocht, dann werden Sie ganz bestimmt hier wieder aufschlagen.

  28. #28 Airfix
    15. Oktober 2012

    Vielen Dank für den Beitrag.

  29. #29 Spritkopf
    15. Oktober 2012

    @Fossilium
    “Ich dachte, es gäb hier Leute, die sich kritisch auseinandersetzen – bei “KRITISCH GEDACHT” – War ein Fehlschlag.”

    Angesichts der vielen Glaubenssätze, die ein Homöopathieanhänger unhinterfragt hinnehmen muss, um Homöopathie für wirksam halten zu können, finde ich es schon herzig, wenn Leute wie Sie von kritischer Auseinandersetzung faseln. Ich nenne hier nur das Simileprinzip, das Prinzip der Hochverdünnung, das Prinzip vom Wasser als “Informationsträger” sowie die Übertragung der “Information” von der verdünnten Urtinktur auf die Zuckerpille und anschließend auf den Patienten. Nicht ein einziges dieser Konzepte hat sich in 200 Jahren homöopathischer Quacksalberei wissenschaftlich nachweisen lassen.

    Von kritischer Auseinandersetzung hat Ihresgleichen soviel Ahnung wie eine Kuh vom Sonntag.

  30. #30 noch'n Flo
    Schoggiland
    15. Oktober 2012

    @ Dr. E. Berndt:

    Haben Sie denn die Bücher wenigstens bei Ihnen ins Schaufenster gestellt?

    @ Fossilium:

    Ich dachte, es gäb hier Leute, die sich kritisch auseinandersetzen

    Tut hier ausser Dir so ziemlich jeder. Ergebnis: Homöopathie ist Mumpitz.

  31. #31 Bullet
    15. Oktober 2012

    Immer wieder lustig, die Jungs&Mädels von der Hutschi-Gutschi-Front.

  32. #32 thiassos
    15. Oktober 2012

    Viele Naturwissenschaftler wollen einfach nicht begreifen, dass sie keineswegs für Alles und Jedes zuständig sind.
    Eigentlich sollten sie froh darüber sein, aber dazu sind sie zu dumm.
    Darum muss sich die Homöopathie auch nicht zwingend den Kriterien der Naturwissenschaft stellen, wohl aber dem Patienten und da kann sie sehr wohl auf gute Erfolge verweisen.
    Die Gschaftlhuber von der Naturwissenschaft sollen Krankheiten schnell und ohne gefährliche Nebenwirkungen heilen. Da haben sie genug zu tun und dann bleibt ihnen nicht soviel Zeit sich mit Dingen zu beschäftigen, die sie gar nicht verstehen.
    Die Stossrichtung ist la wohl ziemlich klar. Sie können nicht mehr verleugnen dass sie mit ihren Methoden oft noch grösseres Unhel anrichten als das schon bestehende.
    Also sagen sie : das ist gleichgültig wir sind trotzdem für Alles zuständig. Es gibt niemanden, der besser ist als wir.
    Doch das ist Wunschdenken und kannn der Realität nicht standhalten.
    Entlarvend ist auch noch dass sich eher die Mittelmässigen bis Erfolglosen der Wissenschaft hier so hasserfüllt abmühen,
    Klar, denn die wirklich Guten haben das nicht notwendig.
    Die haben einfach Erfolg.
    Man denke nur z.B. an Heisenberg oder Chargaff, die sich nie dazu hinreissen liessen solches von sich zu geben.
    Sie waren bereit einzugestehen, dass die Naturwissenschaft beileibe nicht imstande ist alle Rätsel des Lebens zu lösen.
    Nur die Nieten und Mitläufer plagt kein Zweifel in der Sackgasse ihrer Profession.

  33. #33 Pete
    15. Oktober 2012

    Ja, und so sicher wie der naechste Sonnenaufgang kommt von denen das beruehmte Zitat aus “Hamlet”, dann ist Galileo auch nicht weit. Das Verhalten dieser Leute ist so vorhersehbar….

    Nur auf ueberprufbare Substanz wartet man vergeblich.

  34. #34 Clemens (der Ungläubige)
    15. Oktober 2012

    Wieso wird eigentlich die Homöopathie nicht einer ganz normalen Wirkungsprüfung wie alles andere, das sich Medikament nennen möchte und zugelassen werden will? dann wäre die Kuh vom Eis. Wenn heute neue Medikamente den Zusatznutzen belegen müssen (was ja vollkommen richtig ist) erscheint es sehr sonderbar, dass das nicht überall verlangt wird. Statt dessen gilt, was geglaubt wird. Esoterik auf dem Vormarsch?

  35. #35 noch'n Flo
    Schoggiland
    15. Oktober 2012

    @ Guido/thiassos:

    Darum muss sich die Homöopathie auch nicht zwingend den Kriterien der Naturwissenschaft stellen, wohl aber dem Patienten und da kann sie sehr wohl auf gute Erfolge verweisen.

    Okay, ich habe HP mal als Patient ausprobiert. Hat nicht geholfen. Obwohl mir der Homöopath genau dies versprochen hatte. Ich verlange nun, dass sich die Oberhomöopathen aller Länder mit meinem Fall persönlich auseinandersetzen.

  36. #36 Adent
    15. Oktober 2012

    @Thiassos
    Och wie süß, Leute wie Thiassos wollen einfach nicht begreifen, das sie nicht für alles zuständig sind. Man soll also ruhig zuschauen wenn Leute wie Thiassos die “unheilbaren” Patienten, die von der EBM kaputtgemacht wurden wieder heilen? Na, da hätte man ja tatsächlich gar nichts mehr zu tun, weil kein einziger dieser Patienten jemals durch HP geheilt wurde, wie langweilig.
    Dann kommt er noch damit es würden sich nur die Mittelmäßigen (oder gar erfolglosen) hier dazu äußern, naja, da spricht jemand aus einem sehr tiefen Brunnen und oben hört ihn keiner. Also du Thiassos hast mit Sicherheit nie einen einzigen Erfolg im Bereich der Naturwissenschaften errungen sonst wärest du nicht so neidisch.
    Allein dein letzter Satz, der ist so richtig gut geeignet deinen eigenen Charakter zu beschreiben:

    Nur die Nieten und Mitläufer plagt kein Zweifel in der Sackgasse ihrer Profession.

  37. #37 thiassos
    15. Oktober 2012

    @ noch´n Flo

    Sie werden Dir nicht nachrennen Flo, Du musst schon hingehen.
    Das ist auch bei Dir so. Und es gibt auch sehr schwer behandelbare Leiden. Ignoranz ist eins davon.

  38. #38 thiassos
    15. Oktober 2012

    @ Adent

    Ich weiss einfach aus oftmaliger Erfahrung, dass die Homöopathie sehr wohl wirkungsvoll Krankheiten heilen kann. Ich wende mich nur gegen den Zuständigkeitswahn der Naturwissenschaft die glaubt alles und jedes erklären zu können. Und das ist falsch.

  39. #39 Adent
    15. Oktober 2012

    @Thiassos
    Wie kommst du eigentlich auf die Idee, die NW würde alles und jedes erklären wollen, wer sagt das wo? Die NW erklärt oder versucht zu erklären was ihr möglich ist an Hand von überprüfbaren Daten. Also könnte sie auch die HP erklären so denn diese überprüfbare Daten liefern würde. Da bisher kein Homöopath diese geliefert hat und alle Studien, die mit HP-Substanzen gemacht wurden keinen Effekt zeigen ist es wohl halbwegs logisch (auch für nicht NWler), daß die HP keine Wirkung hat. Immerhin waren jetzt über 200 Jahre Zeit einen, auch nur einen einzigen Nachweis der Wirkung zu bringen (dazu gehört nicht, ich habe es selbst erlebt oder der Freund meiner Schwester ihrer Bekannten hat es oft erlebt). Also, wo ist der Nachweis/Beleg oder die Studie, die zeigt, daß die HP IRGENDEINE sie von einem Placebo (also nichts) zu unterscheiden?

  40. #40 Spritkopf
    15. Oktober 2012

    @Thiassos:
    Ich weiss einfach aus oftmaliger Erfahrung, dass die Homöopathie sehr wohl wirkungsvoll Krankheiten heilen kann.

    Kommt Ihre “oftmalige Erfahrung” zufälligerweise daher, dass Sie auch zu den Zuckerkügelchenverteilern gehören?

    Darum muss sich die Homöopathie auch nicht zwingend den Kriterien der Naturwissenschaft stellen

    Ein klareres Eingeständnis, dass Sie Ihre eigene Profession für wissenschaftlich nicht belegbar und damit in der Konsequenz für irrationalen Humbug halten, habe ich selten gelesen.

  41. […] den Sinn des Pluralismus in der Medizin am Beispiel der Homöopathie, Kritisch gedacht am 11. Oktober […]

  42. #42 Spoing
    15. Oktober 2012

    Ich hab da mal einen der Versager gefunden die aufgrund ihres ausbleibenden Erfolges nichts besseres zu tun haben als gegen die arme Homöopathie zu wettern;

    Charles Darwin am 4. September 1850: Du spricht von Homöopathie, ein Gegenstand, der mich sogar noch wütender macht als Hellseherei. Hellseherei liegt so jenseits aller Glaubwürdigkeit, daß normale Fähigkeiten dabei ohnehin keine Rolle spielen, aber bei der Homöopathie kommen gesunder Menscherverstand und Beobachtung ins Spiel, und beides würde vor die Hunde gehen, wenn die unendlich winzigen Dosen irgendeine Wirkung hätten. Wie wahr ist doch eine Bemerkung […] die ich neulich las, über die Nachweisbarkeit von Heilprozessen. [Es hieß], niemand weiß, was das Ergebnis wäre, wenn eine Erkrankung gar nicht behandelt würde. Das ist der Maßstab, am dem die Homöopathie zu messen ist.”

    p.s die Suche war extrem unangenehm, wenn man nach Homöopathie und Zitate googelt kommt man nur auf Eso-Seiten.

  43. #43 Ludger
    16. Oktober 2012

    Clemens (der Ungläubige)
    15. Oktober 2012
    Wieso wird eigentlich die Homöopathie nicht einer ganz normalen Wirkungsprüfung wie alles andere, das sich Medikament nennen möchte und zugelassen werden will? dann wäre die Kuh vom Eis. Wenn heute neue Medikamente den Zusatznutzen belegen müssen (was ja vollkommen richtig ist) erscheint es sehr sonderbar, dass das nicht überall verlangt wird. Statt dessen gilt, was geglaubt wird. Esoterik auf dem Vormarsch?

    Das ist politisch so gewollt (besonders von den Grünen). Siehe “Binnenkonsens ( https://de.wikipedia.org/wiki/Binnenkonsens )

  44. #44 Adent
    16. Oktober 2012

    @Spoing
    Jaja, der alte Darwin diese Niete, dieser erfolglose Versager hat auch die HP nicht kapiert. einself

  45. #45 Spritkopf
    16. Oktober 2012

    @Ludger
    Und damit man auch ein paar Namen hat, hier ein Zitat aus einer diesjährigen kleinen Anfrage der Grünen im Bundestag, die von den Abgeordneten Birgitt Bender, Dr. Harald Terpe, Maria Klein-Schmeink, Elisabeth Scharfenberg, Katrin Göring-Eckardt, Sven-Christian Kindler, Brigitte Pothmer gestellt wurde:
    “dass sich die besonderen Therapierichtungen (insbesondere Anthroposophie, Homöopathie und Phytotherapie) von der sogenannten Schulmedizin in methodischer Hinsicht unterscheiden, ohne dass einer Therapierichtung per se ein höherer Stellenwert zukomme”

    Sogenannte Schulmedizin, der kein höherer Stellenwort zukomme als Zuckerkügelchen und rhythmische Massagen – hier sprechen die geistigen Leichtgewichte unter unseren Volksvertretern.

  46. #46 Ludger
    16. Oktober 2012

    Ich habe mal zu den genannten Damen und Herren die Berufsausbildung herausgesucht (Wikipedia):
    Birgitt Bender Juristin
    Dr. Harald Terpe Facharzt für Pathologie
    Maria Klein-Schmeink Soziologin
    Elisabeth Scharfenberg Diplom-Sozialpädagogin
    Katrin Göring-Eckardt Studium der evangelischen Theologie
    Sven-Christian Kindler Betriebswirt (B.A.)
    Brigitte Pothmer Diplom-Sozialpädagogin (FH)
    Vielleicht hat der Herr Pathologe denen geheimes Wissen vermittelt, welches uns nicht zugänglich ist?

  47. #47 Bullet
    16. Oktober 2012

    Hab ich da etwa in Thiassos’ Geschreibsel von gestern etwas gefunden, das sich selbst verhöhnt?

    Darum muss sich die Homöopathie auch nicht zwingend den Kriterien der Naturwissenschaft stellen, wohl aber dem Patienten und da kann sie sehr wohl auf gute Erfolge verweisen.

    Komisch … die Biologie, die die Kriterien untersucht, nach denen so ein Patient funktioniert, IST eine Naturwissenschaft. Tiere und Pflanzen sind biologische Konstrukte.

    Warum sind die alle so dumm?

  48. #48 Susanne
    16. Oktober 2012

    Hallo an alle,

    was mich hier in diesem Blog doch ein wenig verwundert ist, warum das Thema Homöopathie hier mit soviel unterschwelliger Abwertung begegnet wird?

  49. #49 noch'n Flo
    Schoggiland
    16. Oktober 2012

    @ Bullet:

    Lass mal, das ist doch sowieso nur der übliche Guido-Schmonsens.

    @ Susanne:

    Das liegt daran, dass Homöopathie ein weltweiter milliardenschwerer Betrug ist, auf den immer noch sehr sehr viele Menschen hereinfallen. Da muss man nichts abwerten, das hat die HP schon selber eindrucksvoll erledigt.

  50. #50 Susanne
    16. Oktober 2012

    @ noch’n Flo: “Homöopathie ein weltweiter milliardenschwerer Betrug”

    Ich nehme ja selber Homöopathika, jedoch betrogen habe ich mich jedoch noch nie gefühlt.

  51. #51 stillerleser
    16. Oktober 2012

    @Susanne:
    Naja, WÄHREND man betrogen wird merkt man den Betrug auch nicht (sonst wärs ja keiner).
    Und da du immer noch Zuckerkügelchen schluckst bist du ja in der Phase des Betrogenwerdens.
    Aber es gibt einen Ausweg: Bildung, Bildung, Bildung. Nicht einfach alles schlucken was einem serviert wird und sich toll anfühlt.

  52. #52 Susanne
    16. Oktober 2012

    @ stillerleser

    Ich war mir erst nicht sicher ob ich deinen Post überhaupt beantworten möchte, da ich diesen doch als sehr anmaßend empfinde. Ich versuche jedoch auch bei geringschätzigen Meinungen das Gute in der dahinterliegenden Absicht zu erkennen.

    Ich selber habe einen sehr leidvollen Weg hinter mir und habe mich in dem Zusammenhang sehr wohl weitergebildet, unzählige Erfahrungen mit vielen Tiefen und Höhen gesammelt und letztlich meinen eigenen Weg gefunden.

    Auch wenn du mich in deiner Sicht so sehen möchtest, oder nur so sehen kannst, will ich dir gesagt haben:

    Mir werden keine Zuckerkügelchen serviert die ich als unwissendes Betrugsopfer in meiner angeblichen Dummheit unkritisch schlucke.

  53. #53 noch'n Flo
    Schoggiland
    16. Oktober 2012

    @ Susanne:

    Sieh es mal so: die HP gibt es jetzt schon fast 200 Jahre – und in dieser langen Zeit ist ihren Vertretern kein einziger Nachweis der Wirksamkeit ihres Verfahrend gelungen. Im Gegenteil: viele haben sogar ungewollt die HP widerlegt.

    Deine persönliche Wahrnehmung in allen Ehren – aber sie ist fehleranfällig.

  54. #54 Spritkopf
    16. Oktober 2012

    @Susanne
    Du schreibst, du hättest dich weitergebildet. Ich will diese Aussage nicht bezweifeln, aber die Frage bleibt doch, ob du dich mit den Dingen befasst hast, die dir tatsächlich einen Wissensgewinn in Sachen Homöopathie bringen. Sprich, hast du dich mit den drei Wirkungsprinzipien auseinandergesetzt, die die Homöopathie für sich in Anspruch nimmt, nämlich das Ähnlichkeitsprinzip (Simile-Prinzip), das Prinzip der Wirkungsverstärkung durch Verdünnen (Potenzierung) sowie das Prinzip des Wassergedächtnisses? Damit Homöopathie funktioniert, müssen alle drei Prinzipien funktionieren, wie du sicherlich weißt. Fällt nur eines davon aus, sind die anderen zwei sinnlos, ganz wie bei einer Kette, die auf der Haltbarkeit eines jeden Kettenglieds beruht. Das Problem ist nun, dass es nicht nur ein Wirkungsprinzip ist, für welches die wissenschaftliche Belegbarkeit fehlt, sondern gleich für alle drei.

    Beim Simile-Prinzip mag es vielleicht noch Substanzen geben, die in starker Dosierung die Symptome einer Krankheit hervorrufen, die sie in schwacher Dosierung heilen, obwohl meines Wissens die Medizin bislang keine solche Substanz kennt. Jedoch wäre das reiner Zufall und in keinem Fall eine Aussage, die verallgemeinert werden kann.

    Bei der Potenzierung gibt es gleich mehrere Fragen, die von der Homöopathie nicht beantwortet werden können. Die Frage, wieso eine höher verdünnte und damit schwächere Dosis stärker sein soll, obwohl das jeder Anschauung widerspricht, liegt sicher am nächsten. Wobei das bei höheren Potenzen ab D23 eh keine Rolle mehr spielt, weil dort nicht ein einziges Molekül des Wirkstoffes mehr enthalten ist. Eine andere Frage ist, warum nur der Wirkstoff potenziert wird und die Verunreinigungen, die zwangsläufig auch in destilliertem Wasser enthalten sind, nicht? Wieso müssen die Homöopathen ausgerechnet zehn Schüttelschläge ausführen und nicht neun oder elf? Warum nicht 2 oder 20? Warum muss es ein Lederpolster sein und kein mit Stroh gefülltes Kissen oder die Holzplatte eines Tisches?

    Für das Wassergedächtnis – also die Behauptung, dass irgendeine Art von “Information” der Urtinktur auf das Wasser übertragen würde, gibt es ebenfalls keinerlei wissenschaftlichen Beleg. Weder kann ein Homöopath sagen, wie dies vonstatten gehen sollte noch, welche Information dort übertragen wird. Wie gesagt: Die Information kann nicht aus den Wirkstoffmolekülen bestehen, denn bei höheren Verdünn… äh, Potenzierungen gibts die nicht mehr. Weiterhin kann der Homöopath nichts dazu sagen, wie denn diese Information vom Wasser auf die Zuckerkügelchen übertragen wird, wenn diese mit der Dilution beträufelt werden und das Wasser anschließend verdunstet. Wie findet die “Information”, wie immer sie auch aussehen möge, ihren Weg vom Zuckerkügelchen in den Körper des Patienten?

    Du siehst, es gibt einen Haufen Fragen und die Homöopathie konnte in den 200 Jahren, die es sie gibt, nicht eine einzige davon sinnvoll beantworten. Für keines der Wirkungsprinzipien gibt es wissenschaftliche Belege. Nicht ein einziges Kettenglied kann Halt bieten.

    Was es aber gibt, sind Erklärungen dafür, warum Patienten glauben, dass Homöopathie wirksam sei. Eine wesentliche ist der Placebo-Effekt, der mit der Erwartung des Patienten spielt, dass ihm das Mittel helfen wird. Eine andere ist die Regression zur Mitte, sprich, du nimmst üblicherweise genau dann deine Zuckerkügelchen gegen die Erkältung, wenn es dir am schlechtesten geht. Und – welch Wunder – am nächsten Tag geht es dir besser, was indes mit der Tatsache zu tun hat, dass es dir am nächsten Tag schon aufgrund der Selbstheilungskräfte deines Körpers besser gegangen wäre. Nimmst du übrigens die Zuckerpille zu früh, also bevor es dir so richtig schlecht geht, dann spricht der Homöopath von der sogenannten Erstverschlimmerung.

    Ich hoffe, diese Antwort genügt jetzt deinen Ansprüchen an Sachlichkeit.

  55. #55 stillerleser
    16. Oktober 2012

    @ Susanne:
    Zugegeben: Das mit “Betrug” und “Bildung” ist auch sehr plakativ.
    Viele Homöophaten glauben ja tatsächlich an ihre Voodoo-Medizin, betrügen sich also eher selbst als andere. Und leider schützt Bildung auch nicht grundsätzlich vor Irrationalität. Aber wenn man sich naturwissenschaftlich weiterbildet erhöht man seine Chancen schon deutlich dass man nicht auf so etwas wie Homöophatie hereinfällt.
    Meine Mutter und meine Tante nehmen bei kleinen Wehwechen auch manchmal Zuckerkügelchen. Aber solange sie bei jedem Anzeichen einer richtigen Erkrankung zu Ärzten gehen die auch echte Medizin praktizieren kann ich darüber noch hinwegsehen. Gefährlich wirds halt wenn man behandlungsbedürftige Krankheitssymptome missachtet und mit Zuckerkügelchen hantiert anstatt zum Arzt zu gehen. Es ist einfach eine “Religion”, da kommt man mit Logik und Vernunft nicht weiter. Obwohl im Gegensatz zur normalen Religion diese “Religion” wissenschaftlich einwandfrei widerlegbar ist und schon seit langem widerlegt ist.

  56. #57 Ludger
    19. Oktober 2012

    Die Frage, ob Homöopathie wirkt, ist nicht besonders spannend: sie wirkt nicht besser als Plazebo. Ich suche nach Antworten auf die Frage, warum die Leute ihr homöopathisches Ambiente so intensiv verteidigen. Ist Homöopathie vielleicht eine Methode, die Risiken des Lebens zu verdrängen? Nach dem Motto: “Egal, was kommt, es gibt immer die richtigen Kügelchen”.

  57. #58 s.s.t.
    19. Oktober 2012

    @Ludger

    Ist Homöopathie vielleicht eine Methode, die Risiken des Lebens zu verdrängen?

    Vermutlich sogar ein wesentlicher, auch wenn viele das nicht eingestehen werden/wollen. Ein ‘echtes’ Arzneimittel birgt stets Risiken, diese kann man mit einem HP umgehen und tut dennoch etwas für seine Gesundheit.

    Hinzu kommt der allgemein verbreitete Wunder-/Aberglaube, von dem sich wohl auch das Gros der sog. rationalen Menschen, inklusive der Teilmenge ‘Wissenschaftler’, nicht wirklich ganz freimachen können. Die diversen Rituale bei diversen Anlässen dürften Legion sein, aber augenscheinlich ist das höchst menschlich.
    Denn “Das Wunder ist des Glaubens liebstes Kind.” Und ‘Wunder’ gibt es in der HP, wenn “leider auch” nur anekdotisch, massenhaft.

    (Unter dieser Prämisse müssten eigentlich fast schon die Skeptiker als pervers, d.h. unnatürlich, gesehen werden.)

  58. #59 Plor
    Berlin
    19. Oktober 2012

    Sehr guter und ausführlicher Text… und dennoch kann ich der Konklusion nicht zustimmen.

    Gerade diese beinahe rührende Akribie mit der Homöopathie-Verfechter nach noch so kleinen Rechtfertigungen suchen, ist für mich ein ganz erhebliches Indiz dafür, dass sie mit Herz und Seele an die von ihnen praktizierten “Heilmethoden” glauben. Das ist mMn. ähnlich wie bei Kreationisten oder Astrologen. Stünde tatsächlich Kalkül und Strategie dahinter (inkl. der Bereitschaft zu lügen), würden sich diese Pseudowissenschaften niemals auf das wissenschaftliche Parkett begeben, wo sie regelmäßig Backpfeifen erhalten. Nein, ich denke gerade dieser stetige Versuch einerseits mit der evidenzbasierten Wissenschaft zu konkurrieren und gleichzeitig die Hoffnung, von dieser anerkannt zu werden, spricht für die annähernd tragische Naivität, mit der die Homöopathen glauben, auf der richtigen Seite zu stehen.

    Ich behaupte einfach mal (nicht evidenzbasiert ;), dass 95% der Homöopathen Betrüger und Betrogene in Personalunion sind, ein Schicksal, das sie mit zahllosen anderen Säkularreligiösen teilen. und das dazu führt, dass sie eine Menge Akribie, Talent und Energie verschwenden, die vernünftig geschult durchaus der Wissenschaft zu Gute kommen könnten.

    Vielleicht bin ich aber auch einfach der gutgläubige Naivling, weil ich so viel Zynismus dem Menschen einfach nicht zutraue.^^

  59. #60 Dr. E. Berndt
    20. Oktober 2012

    @Kuhn
    @et al

    Nochmals Danke für die Buchempfehlungen. Ich habe begonnen hineinzulesen – und es liest sich gut!
    Leider wird es so sein wie mit vielen kritischen Büchern und Büchern, die sich eingehend mit dieser Thematik befassen. Diese Bücher werden vorzugsweise nur von denen gelesen, die ohnehin kritisch sind.
    Ich gehöre ja auch nicht, e=mc² sei Dank, zu denen, die etwas mit Homöopathie am Hut haben. Die Frage für mich ist und wahrscheinlich für viele ander Skeptiker, welcher Faktoren und Bewegründe zu einem derartigen Boom des Irrationalen führen. Jedes Gespräch, jeder Hinweis doch etwas skeptischer zu sein, verläuft absolut frustran. Die Zahl der Diskussionen über alternative, komplementäre und ganzheitliche Medizin und ganzen Eso-Bio- Globuli Kuddelmuddel, die zu nichts führten, außer dass man bestenfalls als Außenseiter belächelt wird, ist Legion

  60. #61 s.s.t.
    20. Oktober 2012

    @Dr. E. Berndt

    Die Zahl der Diskussionen über alternative, komplementäre und ganzheitliche Medizin und ganzen Eso-Bio- Globuli Kuddelmuddel, die zu nichts führten, außer dass man bestenfalls als Außenseiter belächelt wird, ist Legion

    In erster Linie, weil stante pede jede Diskussion ins anekdotische abgleitet. “Mir hats geholfen!!”
    “Meines Vaters Bruder Sohn, hat einmal… Wie können Sie das erklären?”

    Gegen-Anekdoten werden mit “Falscher Homöopath, Auch Ärzte machen Fehler, Erstverschlimmerung und zu früher Abbruch” etc. ‘gekontert’. (Und mit Wissenschaft braucht man den Leuten sowieso nicht zu kommen.)

    Das angebliche Wirkungsprinzip der HP und was ein HP überhaupt ist, ist den meisten nicht geläufig, von den sog. Gegenanzeigen ganz schweigen. Allgemein stößt man hinsichtlich der NaWis auf erschreckende Unkenntnis und für Potenzen scheint das menschliche Hirn ganz allgemein eh nicht auffassungsfähig.

    Überhaupt scheinen ‘Wunder’ einen sehr hohen Stellenwert zu genießen. Nach meiner Erfahrung genießt ein Scharlatan wie Uri Geller ein höheres Ansehen (zumindest bis er auf die Knochen blamiert wird, aber selbst das gilt selten) als ein Zauberkünstler, der zwar viel bessere Tricks auf Lager hat, sie aber eben auch ‘nur’ als Trick bezeichnet.

  61. #62 Basilius
    20. Oktober 2012

    @s.s.t.
    Das sehe ich in allen Punkten ganz genau so.
    Wobei meiner Erfahrung nach neben dem Abgleiten ins Anekdotische das noch viel größere Problem schon darin liegt, daß bei den allermeisten lieben Mitmenschen schon von vornherein gar keine Bereitschaft da ist sich mit dem Thema ernsthaft auseinander zu setzen und tatsächlich darüber zu diskutieren. Das bleibt praktisch immer ganz seicht an der Oberfläche.
    Wenn man da etwas tiefer bohren will, hat man praktisch schon verloren, weil man dann automatisch als “Der böse Störenfried” angesehen wird.

  62. #63 Dr. E. Berndt
    20. Oktober 2012

    Alle von uns wollen Menschen erreichen. Das gelingt auch, aber die Erreichten sind meist die, die ohnehin nicht neureligiös medizinisch veranlagt sind.
    Die aber, die veranlagt sind, die dem Aberglauben verfallen sind, erreichen wir nicht. Es ist ja so, dass sich die Verfallenen, die Natur-Eso-Bio-Globuli Fans auf der besseren, rationelleren und sichereren Seite zu befinden glauben.
    Stellen Sie sich einen Erzbischof vor, der nichts Besseres zu tun hat, als sich intensiv und offen mit den Argumenten der Atheisten auseinander zu setzen. Er hat sich entschieden, was er glauben und denken will. Er wird alles daran setzen, um nichts anderes, als ihm sein Glaube vordenkt, zu glauben und zu denken. Sein Streben dient nicht der Erkenntniserweiterung sondern der Verteidigung und dem Verkünden seines Glaubens. Dafür wird er Argumente suchen und finden und er weiß im Hinterkopf ganz genau, wo er argumentativ den Hebel ansetzen kann und muss. Die Logik, eine formale Richtigkeit, der Einklang mit Erkenntnissen ob natur- od. geisteswissenschaftlich ist zweitrangig. Entscheidend ist ob er bei seiner Zielgruppe damit durchkommt.

    Und so ist es auch mit Homöopathie et al. Es ist eine gesellschaftliche Übereinkunft, eine gesellschaftliche Wahrheit, dass Homöopathie etc. wirkt. Jeder der sich Homöopathie kauft, die Mütter die ihre Kinder homöopathisch behandeln usw., sind der Meinung, der echten Meinung im Sinne des Wortes, es richtig und vor allem besser zu tun. Allen Anwendern ist es logisch und es gibt nichts Verstörendes und es erscheint ihnen nicht widersinnig.

    Bei Tausenden Gelegenheiten in allen Medien werden ja die Vorzüge der alternativen, komplementären und ganzheitlichen Medizin, der Homöopathie, der Schüsslersalze, der Bachblüten, diversester obskurer Diagnosemethoden etc. angepriesen. Es sind die überzeugten Anwender, die hier der Boden für den boomenden Markt sind. Das immer vorhandene menschliche Bedürfnis nach medizinischer Gesundung und Erlösung von jeglichen Übeln, die wie auch immer durch Gesellschaft und Zivilisation verursacht gesehen werden, können Scharlatane perfekt ausnutzen. Aber die Scharlatane werden heute nicht mehr durch die Aufklärung behindert und darüber hinaus durch die Demokratie geschützt und auch gefördert, wenn es für die Optimierung des Wahlverhaltens dient. Eine politische Partei, die dezidiert gegen die so genannte Integration ist, läuft Gefahr Stimmen zu verlieren. Die große und kleine Industrie, die großen und kleinen Anbieter, Therapeuten brauchen, so scheint es jedenfalls, nur ein wenig pflügen und säen, um erfolgreich ernten zu können. Im Kern ist der Eso-Bio-Globuli- Boom ein Selbstläufer! Und weil es ein Selbstläufer ist, arbeiten zahlreiche daran mit, um sich ihren Teil zu verdienen.

  63. #64 s.s.t.
    20. Oktober 2012

    @Dr. E. Berndt

    Stellen Sie sich einen Erzbischof vor, der nichts Besseres zu tun hat, als sich intensiv und offen mit den Argumenten der Atheisten auseinander zu setzen. Er hat sich entschieden, was er glauben und denken will. Er wird alles daran setzen, um nichts anderes, als ihm sein Glaube vordenkt, zu glauben und zu denken. Sein Streben dient nicht der Erkenntniserweiterung sondern der Verteidigung und dem Verkünden seines Glaubens. Dafür wird er Argumente suchen und finden und er weiß im Hinterkopf ganz genau, wo er argumentativ den Hebel ansetzen kann und muss. Die Logik, eine formale Richtigkeit, der Einklang mit Erkenntnissen ob natur- od. geisteswissenschaftlich ist zweitrangig. Entscheidend ist ob er bei seiner Zielgruppe damit durchkommt.

    Erinnert an die ‘Beschneidungsdebatte’. Aus genau den gleichen Gründen bzw. Nicht-Gründen wird darüber entschieden werden.

    Leider ist die Welt weit weniger rational, als sie sich einige Leute vorstellen wollen.

  64. #65 Susanne
    20. Oktober 2012

    @ Dr. E. Berndt

    Ich gehöre zu den Menschen, die sehr positive Erfahrungen mit Homöopathie gesammelt haben. Mir ist auch durchaus bewusst, dass vieles in der Homöopathie einer naturwissenschaftlichen Erklärung nicht stand hält. Für mich ist die Naturwissenschaft ein wichtiger, jedoch nicht der einzige allgemeingültige Maßstab um die Welt und den Menschen zu erklären. So glaube ich auch daran, dass der Mensch neben seinem biologischen Körper und seiner Psyche auch so etwas wie eine Spirituelle-Seele besitzt. Ein Leben nach dem biologischen Tod halte ich ebenfalls für sehr wahrscheinlich.

    Für mich ist Homöopathie im Sinne von George Vithoulkas „Energie-Medizin“ welche keine Krankheiten sondern kranke Menschen behandelt und auf einer energetischen Ebene die Selbstheilung aktiviert.

  65. #66 Dr. E. Berndt
    21. Oktober 2012

    @ Susanne
    Sie könne in ihre traumhafte Begründung jeden beliebigen medizinischen Unfug, ja sogar das Wallfahren und das Granderwassertrinken einsetzen – und stellen Sie sich vor, dort gibt es auch positive Erfahrungen. Das wichtigste ist, dass diese postiven Erfahrungen nur dann zustande kommen, wenn man daran glaubt und einem dieser Glaube den Blick deutlich einschränkt!
    Nicht bös sein, aber es gehört schon eine beosndere Gabe dazu, in einem Blog wie diesen mit dem
    Begriff postive Erfahrung hausieren zu gehen und überzeugen zu wollen!
    Wenn jemand einschränkt, und zwar massiv, dann sind es die Esoterik und Co.

  66. #67 sumo
    21. Oktober 2012

    @susanne, wenn es denn so sei, wie Sie sagen, so ist es Ihre Pflicht, beweise oder zumindest Anhaltspunkte für “leben nach dem Tode” oder “spirituelle Seele” zu erbringen.
    Natürlich dürfen Sie glauben, an was Sie wollen, aber das ist eben Glauben und nicht Wissen.
    Was allerdings die Existenz auf dem Planeten betrifft, so ist die Naturwissenschaft bisher alleine in der Lage, all das, was mit der Existenz zusammenhängt, schlüssig zu erklären. Seit hunderten Jahren erklärt die Naturwissenschaft all das, was um uns herum passiert, und in größeren und kleineren Abständen wurde die Naturwissenschaft erweitert, weil neue Erkenntnisse hinzukamen. Das wiederum ist aber Aufgabe der Naturwissenschaftler, dann eine neue These aufzustellen und diese dann entweder zu beweisen oder zu widerlegen.
    Eben dies ist mit der Homöopathie immer wieder versucht worden, und es wurden verschiedene Thesen aufgestellt und immer wieder widerlegt.
    Es gibt ganz einfach kein Wirkprinzip für die HP, welches über den Placeboeffekt hinausgeht. Das bedeutet dann auch, daß alle “…guten Erfahrungen…” grundsätzlich auf dem Placeboeffekt beruhen und nicht auf dem von Hahnemann erdachten Blödsinn.

  67. #68 Susanne
    21. Oktober 2012

    @ Dr. E. Berndt: „Wenn jemand einschränkt, und zwar massiv, dann sind es die Esoterik und Co“

    Schauen Sie, dieser Satz von Ihnen ist auch nichts anderes als Ihre subjektive Meinung. Warum sollte diese Aussage von Ihnen höherwertig sein als meine positiven Homöopathie-Erfahrungen?

    @ Sumo: „Seit hunderten Jahren erklärt die Naturwissenschaft all das, was um uns herum passiert, …“

    Die Naturwissenschaft erklärt viel, und vieles davon erklärt sie gut. Sie kann jedoch nicht alles erklären was um uns herum passiert. Nehmen wir mal soziale Systeme als Beispiel. Jedes soziale System ist so einzigartig wie der Fingerabdruck eines Menschen. Prof. Fuchs hat es mal so schön gesagt. Noch nie hat ein Mensch jemals ein solches System gesehen. Auch ist die Naturwissenschaft ziemlich unfähig uns zu erklären, wie die Euro-Krise ausgehen wird. Oder schauen wir in den Menschen hinein. Kennen Sie einen naturwissenschaftlichen Beweis für die Existenz des Unterbewusstseins? Es gibt ihn nicht und trotzdem arbeitet man in der Psychologie mit solchen unbewiesenen Annahmen. Irgendwas hat sich ja die Menschheit dabei gedacht, dass es neben den Naturwissenschaften auch die Soziologie, Psychologie, Wirtschaftswissenschaften, Theologie … gibt.

    Die Welt immer an dem Maßstab der Naturwissenschaft anzulegen, ist aus meiner Sicht eher zu kurz gegriffen.

    Und ja, die Wissenschaft tut sich manchmal extrem schwer damit, aus Ergebnisse die richtigen Rückschlüsse zu ziehen. Nehmen wir mal als Beispiel das Schmerzmittel Metamizol (Novaminsulfon). 100 Jahre alt, unzählige Anwendungsberichte, zahlreiche Studien und entgegengesetzte Bewertungen über mögliche Risiken der Nebenwirkungen.

    Metamizol ist in den USA, Kanada, Australien, Japan, England und zahlreichen anderen Ländern verboten.In Deutschland ist es mit einer Einschränkungsempfehlung zugelassen und wird in der Praxis sehr häufig verschrieben. In Russland z.B., ist Meamizol. in den Apotheken frei verkäuflich.

    So, welche Zulassungsbehörde hat nun bei Metamizol Recht, und zieht die richtigen Rückschlüsse aus den bestehenden Naturwissenschaftlichen Erkenntnissen über möglichen Risiken?

  68. #69 Dr. E. Berndt
    21. Oktober 2012

    @Susanne

    Sie fahren klassische Ausweichargumentationen, mehr nicht! Es wird deutlich ,dass Sie in kritischer Literatur nicht belesen sind. In diesem Sinne ist ihre Argumentation sehr, sehr eingeschränkt und sie immunisieren sich. Seit 200 Jahren wird das exakt so praktiziert. In der Buchempfehlung von J. Kuhn “Die statistische Transformation der Erfahrung” wird das im Beitrag von David Klemperer abgehandelt. In diesem Beitrag wird der historische Kochsalzversuch, der auch nach heutigen Gesichtspunkten allen Anforderungen hinsichtlich Dokumentation und Durchführung mehr oder weniger vollentspricht, analysiert.

    Lesen bildet!!!

    Auf den altbekannten Schmonzes diesbezüglich einzugehen ist schon fast eine Zumutung angesichts der Fülle erschöpfender Literatur darüber.

    Und zu Metamizol: Ein Diskussion darüber, wie gefährlich Metamizol ist, kann, und das muss einmal gesagt werden, nur in einer offenen Wissenschaft und einer offenen naturwissenschaftlichen Medizin und nicht in einem Heilglaubenskäfig geführt werden. Dass man bei der Abschätzung der Risiken zu unterschiedlichen Bewertungen kommen und damit zu unterschiedlicher Rezeptpflicht kommt, liegt in der Natur der Sache. Ich führe die bei uns immer noch sehr häufige Verschreibung nicht nur auf die Wirkung sondern auch auf den Preis zurück, der leider auch im Krankenhaus tätigen Kräfte irreführend nahelegt, dass es sich um ein “harmloses” Mittel handelt. Unsinniges Paradeargument: „Es sind ja nur Tropfen – Tabletten sind grundsätzlich gefährlicher!“ Es braucht halt seine Zeit, bis die Diskussion zu einer einheitlichen Bewertung führt, aber endgültig wird diese aber auch nicht sein.

    Endgültig ist nur der Glaube an Hahnemann!

  69. #70 Basilius
    21. Oktober 2012

    Die Wissenschaft kann den Gläubigen die Illusion rauben, daß das, woran Sie glauben, tatsächlich wahr hätte sein können. Deswegen wird von den Gläubigen die Wissenschaft auch immer als so arge Bedrohung empfunden. Man will seine lieb gewordenen Illusionen nicht aufgeben müssen.

    @Susanne
    Das, was Du hier machst nennt man Strohmänner aufbauen. Es geht hier nicht um Metamizol. Es geht auch nicht darum, daß die naturwissenschaftliche, evidenzbasierte Medizin perfekt wäre und alles erklären könnten müsste. Das hat hier nie einer behauptet. Nur Du verlangst das auf einmal, damit Du mit dem Finger drauf zeigen und sagen kannst: “Aber die da sind ja auch nicht perfekt! Ätschbätsch!
    So eine Argumentation beobachtet man oft auf dem Pausenhof, sollte aber unter Erwachsenen, welche sich gegenseitig ernst nehmen und deshalb mit Respekt begegnen, nicht üblich sein.
    Keiner hier behauptet, daß die EBM perfekt wäre. Sie ist nur eben das beste, war wir derzeit haben.
    Darum geht es hier aber auch gar nicht. Es geht hier um das grundlegende Problem, daß die Anhänger der Homoöpathie in den letzten 200 Jahren Zeit genug hatten einen Nachweis zu erbringen, daß HP besser als ein Plazebo funktioniert. Das haben Sie trotz massiver Anstrengung nicht geschafft. Deshalb, und weil das behauptete Wirkprinzip dahinter sehr vielen anderen gesicherten Erkenntnissen massivst widerspricht, wird in der aufgeklärten Wissenschaft die Homöopathie schon lange als Irrlehre betrachtet. Es gibt einfach keinen einzigen vernünftigen Grund sie noch länger ernst zu nehmen.

    Dem gegenüber steht dein einziger Grund. Deine eigene Überzeugung, weil Du selber den Eindruck hast, daß sie wirken würde.
    Du missachtest dabei aber konsequent alle Hinweise, daß der Mensch selber nun mal auch nicht perfekt ist und sich, gerade in solchen Fragen, unglaublich leicht täuschen lässt. Das ist alles sehr gut untersucht und kann ausführlichst erklärt werden. Die Gegenmaßnahmen gegen solcherlei Täuschungen sind in der wissenschaftlichen Methodik beschrieben. Auch gut erklärbar und ausführlichst dokumentiert. Das setzt aber ein eigenes Interesse an solchen Themen voraus.
    Dazu müsstest Du Deine Scheuklappen ablegen und erst mal ernsthaft versuchen darüber nachzudenken, ob Deine eigenen Beobachtungen wirklich so unfehlbar perfekt sind, daß Du Dich selbst auf gar keinen Fall getäuschst haben könntest.
    Genau dieses “sich selber hinterfragen” ist etwas, was man in der Naturwissenschaft lernt immer wieder anzuwenden, weil es der menschlichen Natur leider nicht in die Wiege gelegt wurde. Es ist für das eigene Ego ja auch nicht wirklich schmeichelhaft.

    Kannst Du mir erklären, was genau Dich so absolut sicher macht, daß Deine Beobachtungen niemals nicht einer Täuschung unterliegen können? Warum kannst Du Dir so sicher sein, daß Deine eigene Beobachtung gerade eben nicht den klassischen Täuschungen unterliegt, welche von den Psychologen so ausführlichst untersucht und beschrieben wurden?
    Kennst Du den Begriff Bestätigungsfehler?
    https://de.wikipedia.org/wiki/Best%C3%A4tigungsfehler
    Oder Selektive Wahrnehmung?
    Das sind nur zwei Beispiele von einer Fülle an Effekten, welche die menschliche Wahrnehmung massiv verzerren können.
    Hast Du Dich jemals mit diesen Fragen auseinander gesetzt? Falls Du das noch nicht getan hast, bist Du dazu bereit?
    Oder gehörst Du auch zu den HP-Anhängern, die lieber bequem die Augen zu machen und weiterhin glauben wollen, daß Sie eh schon alles wüssten was ihnen notwendig erscheint?
    0_0

  70. #71 Dr. E. Berndt
    21. Oktober 2012

    @Basilius
    Danke für diesen ausführlichen Beitrag.
    Ich bewundere ihre Geduld und ihr Einfühlungsvermögen!

  71. #72 noch'n Flo
    Schoggiland
    21. Oktober 2012

    @ Susanne:

    Ich warte immer noch auf eine Antwort auf diese Frage:

    Woher weisst Du, dass es die Homöopathie war, die Dir geholfen hat, und nicht irgendetwas anderes?

    Bitte beantworten, und zwar ohne die Wörter Glaube/glauben, Vermutung/vermuten, Annahme/annehmen oder sinn- bzw. sachverwandte Wörter zu verwenden.

  72. #73 Susanne
    21. Oktober 2012

    @ Basilius

    oben habe ich geschrieben:

    „Die Naturwissenschaft erklärt viel, und vieles davon erklärt sie gut. SIE KANN JEDOCH NICHT ALLES ERKLÄREN was um uns herum passiert“

    Diese Aussage belege u.a. ich im medizinischen Kontext mit dem Beispiel von Metamizol, wie man bei einem gut erforschten Medikament zu völlig unterschiedlichen Bewertungen auf internationaler Ebene von möglichen Risiken der Nebenwirkungen kommt.

    Sie jedoch unterstellen mir:

    „Es geht auch nicht darum, daß die naturwissenschaftliche, evidenzbasierte Medizin perfekt wäre und alles erklären könnten müsste. Das hat hier nie einer behauptet. NUR DU VERLANGST DAS AUF EINMAL, damit Du mit dem Finger drauf zeigen und sagen kannst: “Aber die da sind ja auch nicht perfekt! Ätschbätsch!”“

    Sie behaupten, ich würde von der naturwissenschaftlichen, evidenzbasierten Medizin Perfektion und Unfehlbarkeit verlangen, während ich ein paar Zeilen darüber ein Beispiel zitiere, welches die Grenzen der EbM aufzeigt. Also, ich behaupte genau das Gegenteil von dem was Sie mir ungeniert unterschieben wollen.

    Kommen wir in diesem Zusammenhang zum Thema Selbsttäuschung und selektiver Wahrnehmung. Mir ist bewusst, dass mein Gehirn – wie das von Ihnen übrigens auch – lediglich ein Abbild der Realität konstruiert und nicht die Realität selber ist. Mir sind die Filterfunktionen (Tilgung, Generalisierung, Verzerrung) des Menschlichen Gehirns durchaus bewusst. Ihnen auch?

    @ noch’n Flo:“ Ich warte immer noch auf eine Antwort auf diese Frage: Woher weisst Du, dass es die Homöopathie war, die Dir geholfen hat, und nicht irgendetwas anderes?“

    Ähm, wo wir doch schon bei den Filterfunktionen des Menschlichen Gehirns sind, könnten Sie mir mal zeigen, wo Se mir die Frage überhaupt gestellt haben? Ich höre diese an mich gerichtet hier zum ersten mal.

    Von mir im Vorfeld jedoch die Beantwortung der Frage mit einer aussortierten Wortwahl zu Ihren Bedingungen zu verlangen, finde ich irgendwie süß.

  73. #74 Dr. E. Berndt
    21. Oktober 2012

    @Susanne
    Ich verleihe Ihnen taxfrei den Titel: Schwadronessa der Homöopathiebrigade

  74. #75 Basilius
    21. Oktober 2012

    @Susanne
    Vorweg: Ich weiß zwar nicht, wieso Sie jetzt auf einmal wieder in das Siezen verfallen, aber von mir aus können wir auch wieder etwas mehr Distanz wahren.
    Ja, ich bleibe dabei: Sie verlangen von der EBM die Perfektion oder aber Sie tun zumindest so, wie wenn die EBM dasselbe von sich behaupten würde. Und weil die EBM diesem (aber nur von Ihnen konstruierten) Anspruch natürlich nicht gerecht werden kann, benutzen sie die tatsächlich vorhandenen Schwächen um mit dem Finger drauf zu zeigen (siehe Metamizol).
    Das ist ein Strohmann.
    Denn er ändert überhaupt nichts daran, daß es keinen vernünftigen Grund gibt anzunehmen, daß HP iin irgendeiner weise eine Wirkung entfalten könnte, die über den Placebo-Effekt hinaus gehen könnte. Das ist damit kein taugliches Argument für die Homöopathie.

    (Und die tatsächlichen Hintergründe Ihrer anklagenden Strohmannfragen hat Herr Dr. E. Berndt in seinem Kommentar mit der unterschiedlichen Risikoabschätzung oben sehr kompetent und auch verständlich beantwortet)

    Ansonsten kann man meinen langen Kommentar mit den möglichen Selbsttäuschungen von vorher auch noch auf das abkürzen, was noch’n Flo gerade geschrieben hat. Denn diese Frage ist es, um die Sie sich bislang tatsächlich gedrückt haben, auch wenn nicht noch’n Flo, sonder ich diese Frage im Kommentar oben schon wissen wollte. Der noch’n Flo hat sie lediglich etwas prägnanter formuliert. Er ist da meist etwas klarer und knapper, wo ich mehr zum blumigen Umschreiben neige. Entschuldigen Sie das bitte.
    Ich schreibe meine Kernfrage hier nochmals hin:
    Können Sie mir erklären, was genau Sie so absolut sicher macht, daß Ihre Beobachtungen niemals nicht einer Täuschung unterliegen können? Warum können Sie Sich so sicher sein, daß Ihre eigene Beobachtung gerade eben nicht den klassischen Täuschungen unterliegt, welche von den Psychologen so ausführlichst untersucht und beschrieben wurden?
    Es hilft hier nichts, wenn Sie wiederum mit dem Finger auf mich zeigen und als “Argumentation” erst mal mich darauf hinweisen, daß ich auch diesen Effekten unterliege. Sie sind es, die behauptet, daß Sie ganz sicher wüssten, daß HP wirkt. Also ist es auch Ihre Aufgabe das zu belegen. Dazu gehört darzulegen, wie Sie es geschafft haben wollen die der menschlichen Psyche innewohnenden typischen Täuschungsfehler zu umgehen.
    Dazu habe ich bislang noch nichts von Ihnen gehört.
    Ich glaube, ich bin nicht der einzige, der hierauf ein ehrliche Antwort von Ihnen sehr schätzen würde.

  75. #76 noch'n Flo
    Schoggiland
    21. Oktober 2012

    @ Susanne:

    Also bekomme ich keine Antwort. Wie erwartet.

    Das Aussortieren bestimmter Wörter geschah übrigens, um eine Antwort zu erhalten, die in eine wissenschaftliche Diskussion passt. Dass Du Dich nun um die Antwort drückst beweist sehr schön, dass Du zu einer solchen nicht in der Lage bist.

  76. #77 Adent
    21. Oktober 2012

    @Susanne
    Auch ich vermisse von Ihnen einen Beleg, daß die von Ihnen geschilderten Behauptungen (es gebe eine Seele, Homöopathie wirkt etc.) auf etwas anderem beruhen als allein ihrer Einbildung. Hierbei ist Einblidung nicht despektierlich gemeint sondern wie oben beschrieben, der Mensch kann sich sehr gut selbst täuschen, was sie ja auch nach eigener Angabe sehr wohl wissen. Also, wo ist der Beleg (nicht Beweis, so weit wollen wir gar nicht gehen)?

  77. #78 Adent
    21. Oktober 2012

    @Susanne
    Oder noch einfacher gefragt wo ist ein einziger Beleg zu finden, daß Homöopathie eine Wirkung hat? Das kann doch nicht so schwer sein oder?

  78. #79 Susanne
    21. Oktober 2012

    @ Basilius: „Vorweg: Ich weiß zwar nicht, wieso Sie jetzt auf einmal wieder in das Siezen verfallen, aber von mir aus können wir auch wieder etwas mehr Distanz wahren.“

    Wann haben wir uns denn in dieser Diskussion jemals geduzt? In der ganzen Diskussion habe ich meines Wissens nach bisher NUR die Person „Sillerleser“ geduzt (Post vom 16.08), waren Sie das etwa unter einem anderen Nick?

    „Ja, ich bleibe dabei: Sie verlangen von der EBM die Perfektion oder aber Sie tun zumindest so, wie wenn die EBM dasselbe von sich behaupten würde.“

    Diese Behauptung von Ihnen ist schlichtweg falsch. Auch ist es anmaßend jemanden zu unterstellen wie er etwas angeblich sieht, obwohl es so nicht stimmt. Glauben Sie es mir einfach, falls Ihre subjektives Weltbild es zulassen kann.

    „Und weil die EBM diesem (aber nur von Ihnen konstruierten) Anspruch natürlich nicht gerecht werden kann, benutzen sie die tatsächlich vorhandenen Schwächen um mit dem Finger drauf zu zeigen (siehe Metamizol).“

    Wie kommen Sie darauf, dass die Metamizol-Kontroverse eine Schwäche sein soll? Für mich sind kontroverse Diskussionen und Meinungsverschiedenheiten keine Schwächen sondern Wissenschaft. Die Metamizol-Sache sollte auch nur ein Beispiel sein was ich für völlig legitim halte, nennen Sie es meinetwegen eben Strohmann.

    Zu Ihrer Frage, in der Hoffnung Sie unterstellen mir nicht hinterher Ihr eigenes zusammengeschustertes Realitätskonstrukt als meine angebliche Meinung. Sie schreiben:

    „Können Sie mir erklären, was genau Sie so absolut sicher macht, daß Ihre Beobachtungen niemals nicht einer Täuschung unterliegen können? Warum können Sie Sich so sicher sein, daß Ihre eigene Beobachtung gerade eben nicht den klassischen Täuschungen unterliegt, welche von den Psychologen so ausführlichst untersucht und beschrieben wurden?“

    Ich finde die Fragestellung nicht wirklich zieldienlich. Natürlich kann ich mich täuschen, das liegt in der Natur der Sache. Diese Frage könnten Sie genauso jedem Menschen stellen der eine Psychotherapie absolviert hat, der kann sich genauso wenig sicher sein, dass sein wiederhergestelltes subjektives Wohlbefinden tatsächlich und zweifelsfrei auf die 12 Monate tiefenpsychologischer Gesprächsführung zurückzuführen ist. Möglicherweise hätte sich seine Psyche sich auch selber wieder reguliert.

    noch’n Flo: „Das Aussortieren bestimmter Wörter geschah übrigens, um eine Antwort zu erhalten, die in eine wissenschaftliche Diskussion passt.“

    Ich weiß, Begrifflichkeiten wie Mumpitz und milliardenschwerer Betrug entspricht Ihrer Vorstellung von wissenschaftlicher Diskussionskultur. Wenn ne Frage einfach zu doof gestellt ist, drücke ich mich durchaus schon mal vor der Antwort.

    @ Adent

    Sorry, aber für heute soll es genug sein. Melde mich morgen gerne noch mal. Gute Nacht.

  79. #80 Basilius
    22. Oktober 2012

    @Susanne
    Sie verwirren mich.
    Ich versuche mich kurz zu fassen. Sie schreiben:

    Ich finde die Fragestellung nicht wirklich zieldienlich.

    Könnten Sie mir bitte erläutern, warum ausgerechnet die, nicht nur meiner Meinung nach entscheidende, Frage nicht zieldienlich sein soll?
    Welches Ziel verfolgen Sie hier eigentlich überhaupt?

    Natürlich kann ich mich täuschen, das liegt in der Natur der Sache.

    Darf ich das als Eingeständnis auffassen, daß Sie sich eben nicht sicher sind?
    Falls ja, wieso klingt das dann im direkten Bezug zur Homöopathie dennoch immer so selbstsicher? Wenn Sie Sich tatsächlich der Möglichkeit von Irrtümern bewusst sind, wie können Sie dann so selbstbewusst die HP verteidigen und annehmen, daß das alles wirklich so ist, wie von ihnen geglaubt?
    Sind Sie wirklich mit der bloßen Annahmen beruhend auf Glauben zufrieden? Würden Sie nicht lieber (schon mit Blick auf die Ehrlichkeit gegenüber den Patienten und zu dessen Wohl) ganz sicher gehen wollen, daß eben doch kein Irrtum im Spiel war?
    Ich würde das jedenfalls.

  80. #81 noch'n Flo
    Schoggiland
    22. Oktober 2012

    @ Susanne:

    Ich weiß, Begrifflichkeiten wie Mumpitz und milliardenschwerer Betrug entspricht Ihrer Vorstellung von wissenschaftlicher Diskussionskultur.

    Seit wann darf man offensichtlichen Mumpitz und/oder Betrug nicht mehr als solche benennen? Und was ist daran bitteschön unwissenschaftlich?

    Wenn ne Frage einfach zu doof gestellt ist, drücke ich mich durchaus schon mal vor der Antwort.

    Was war bitte an der Frage doof? Und was ist dagegen einzuwenden, wenn ich aus einer wissenschaftlichen Diskussion den Glauben heraushalten will?

    Bislang kommen keine Argumente, nur Ausweichen auf Nebenkriegsschauplätze.

  81. #82 inga
    23. Oktober 2012

    @Susanne:
    Ich kann Sie bis zu einem gewissen Grad verstehen. Ich selbst war, bereits als Kind durch die Mutter einschlägig indoktriniert, Jahrzehnte lang von der Wirksamkeit der Homöopathie überzeugt. Ich kenne also alle Immunisierungsstrategien gegen den aufkommenden Verdacht, sich geirrt zu haben. Und was viele, auch in diesem Forum, nicht so recht zu begreifen scheinen, ist die Tatsache, dass die Entlarvung einer selbst erlebten “Heilung” als (Selbst-)Betrug eine massive narzisstische Kränkung ist, die kaum ein Mensch ohne Gegenwehr hinnimmt.

    Wo Sie sich jedoch in meinen Augen ganz massiv irren, ist Ihre Unterscheidung zwischen Naturwissenschaften und anderen Fachrichtungen. Wissenschaftliche Methoden und Erkenntnisgewinn funktionieren in jeder Wissenschaft nach wissenschaftlichen Prinzipien. Dass es, z.B. in der Soziologie, leider auch jede Menge Schwurbler gibt, die sich um so etwas wie empirische Evidenz nicht scheren, oder die etwas als “Theorie” verkaufen, was die wissenschaftlichen Kriterien für eine Theorie gar nicht erfüllt (nämlich z.B. dass sich aus ihr empirisch prüfbare Hypothesen ableiten lassen), ist leider auch wahr. Dennoch lassen sich, um Ihr Beispiel aufzugreifen, soziale Systeme selbstverständlich wissenschaftlich untersuchen (wenn auch nicht unbedingt mit der Luhmann’schen Systemtheorie, die ein Beispiel für solch eine “Theroie” im nicht-wissehnschaftlichen Sinne ist).
    Und muss man Sie wirklich darauf hinweisen, dass die Eurokrise in so hohem Maße komplex ist, dass es so viele Einfluss- und Störgrößen gibt, dass eine valide Prognose für ihre zukünftige Entwicklung schlicht nicht machbar ist?

    Zurück zur Homöopathie: Wenn ich Kopfschmerzen habe, nehme ich eine Aspirin. Nach einer Stunde geht es mir besser. Kann ich daraus schließen, dass mir das Aspirin geholfen hat? Nein. Warum nicht? Weil ich nicht weiß, was passiert wäre, hätte ich die Tablette nicht genommen. Die Besserung kann auf alles Mögliche zurückzuführen sein: Auf das Glas Wasser, das ich getrunken habe. Auf die Entspannung, die mit dem Gedanken einherging, dass mir die Tablette jetzt gleich helfen wird. An der Zeit, die vergangen ist. Darauf, dass die Sonne nicht mehr scheint. Darauf, dass mich mein Hund angebellt hat. Ich werde es nie erfahren. Was ich aber erfahren kann, ist, dass Aspirin in einer Studie so und so vielen Leuten mit Kopfschmerzen besser geholfen hat als ein Placebo oder gar nichts. Das beweist natürlich immer noch nicht, dass die Schmerzen wegen der Aspirin weggegangen sind, aber VOR Einnahme ist das eine wichtige Entscheidungshilfe für mich.
    Bei Homöopathika fehlt der wissenschaftliche Nachweis der Wirksamkeit seit über 200 Jahren. Finden Sie das nicht befremdlich? Sie stimmen mir doch sicherlich zu, dass die Aussage: “Mir geht es besser” mit “wahr” oder “falsch” beantwortet werden kann? Mehr braucht es nicht für einen wissenschaftlichen Nachweis. Wir nehmen einfach drei Gruppen von Leuten, alle mit Kopfschmerzen. Eine wird nach allen Regeln der Kunst homöopathisch behandelt und erhält die verschriebenen Kügelchen. Eine wird ebenso behandelt, erhält aber “unbehandelte” Kügelchen. Die dritte Gruppe ist die Vergleichsgruppe, die keine Behandlung bekommt. Hinterher bekommen alle die obige Frage gestellt. Wenn Gruppe 1 signifikant besser dasteht als Gruppe 2 oder 3, dann ist Homöopathie wirksam. Sie sehen also, es wäre durchaus machbar, einen wissenschaftlichen Wirksamkeitsnachweis zu erbringen, wenn denn etwas dran wäre. Haben Sie eine Erklärung dafür, warum dies bis heute nicht geschehen ist? Beunruhigt Sie das nicht?

  82. #83 noch'n Flo
    Schoggiland
    23. Oktober 2012

    @ inga:

    Wenn Gruppe 1 signifikant besser dasteht als Gruppe 2 oder 3, dann ist Homöopathie wirksam.

    Kleine Korrektur: Wenn Gruppe 1 (HP) besser dasteht als Gruppe 3 (keine Behandlung) beweist das nicht die Wirksamkeit der HP über den Placeboeffekt hinaus. Gruppe 1 muss besser dastehen als Gruppe 2 und 3.

  83. #84 Susanne
    23. Oktober 2012

    @ all

    Zweimal habe ich versucht zu posten, warum diese nicht angezeigt werden ist mir ein Rätsel??? Leider habe ich den Text nicht gespeichert. Sorry, falls jemand eine Antwort von mir vermisst.

    @ inga

    Mir fehlt gerade die Zeit um auf alle Ihre Punkte ausführlich einzugehen. Aus meiner Sicht machen Sie es sich jedoch zu einfach. Es gibt durchaus Studien und Metaanalysen die der Homöopathie eine Wirkung nachsagen. (Linde, 1997; Kleijnen, 1991; Lüdthke, 2008)

    Ich hoffe zumindest dass dieser Post wird angezeigt.

  84. #85 inga
    23. Oktober 2012

    In der Tat. Gut aufgepasst 😉

  85. #86 inga
    23. Oktober 2012

    (letzteres ging natürlich an noch’n Flo)

  86. #87 inga
    23. Oktober 2012

    @Susanne: Sie brauchen da gar nicht drauf einzugehen. Auch wenn das jetzt überheblich rüberkommt: Ich habe mich mit dem Thema Homöopathie so ausführlich beschäftigt, erst als “Gläuige” und dann auch aus wissenschaftlicher Sicht, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein überzeugendes Argument für die Wirksamkeit der Homöopathie bringen können, das ich noch nicht kenne, der Wahrscheinlichkeit entspricht, ein Molekül der Urtinktur in einer Badewanne voll D23 zu finden. Mir würde es reichen, wenn Sie mal selbst drüber anfangen, nachzudenken. Insbesondere dort, wo Sie Immunisierungsstrategien anwenden.
    Nur kurz zu den Studien: Es gibt keine den wissenschaftlichen Anforderungen entsprechenden Studien (“Ich habe hundert Leute gefragt, ob ihnen die H. geholfen hat” ist keine Studie), die eine Wirksamkeit reproduzierbar nahelegen.

  87. #88 Matthias Mindach
    24. Oktober 2012
  88. […] den Sinn des Pluralismus in der Medizin am Beispiel der Homöopathie, Kritisch gedacht am 11. Oktober […]