Wichtig erscheint mir auch ein von den Autoren mehrfach betonter Punkt, den ich selbst bereits seit Jahren zu vermitteln versuche: Die direkten und indirekten Risiken der Homöopathie sind vergleichsweise gering gegenüber ihrem kollateralen Hauptschaden: der schleichenden Verdummung der Gesellschaft. So heißt es im Klappentext über die “weißen Kügelchen”:
Teuer und wirkungslos wecken sie falsche Hoffnung und verhindern im schlimmsten Fall echte Therapien. Vor allem aber untergraben sie ein Denken, das auf rationalen Kriterien beruht – wer Homöopathie für möglich hält, muss alles für möglich halten.
Damit diese Rezension keine unkritische Lobeshymne wird, am Ende ein paar kleine Kritikpunkte: Die Erklärung von statistischer Signifikanz ist etwas unsauber geraten, was in einem populärwissenschaftlichen Buch aber vermutlich verschmerzbar ist. Der Psychologe, CAM-Forscher und Goldbrett-Träger Harald Walach ist zwar ein Homöopathie-Freund, aber gewiss kein “Homöopath“. Linde und Jonas haben in ihrem Leserbrief an den Lancet 2005 nicht “schwere Fehler” der Shang-Metaanalyse kritisiert, sondern lediglich zwei Probleme aufgezeigt, von denen sich eines schon vor Jahren erledigt hat. Was ich bereits mehrmals vermisst habe, war außerdem ein Stichwortverzeichnis. Und zu guter Letzt fürchte ich auch, dass der reißerische Titel einige in der Homöopathiefrage noch unentschiedene potenzielle Leser vom Kauf oder der Lektüre zurückschrecken lassen wird. Das wäre schade, denn dieses Buch verdient so viele Leser wie möglich. Man sollte es ein wenig kleiner drucken und als verpflichtenden Beipackzettel jedem Fläschchen Globuli beilegen.
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