Seit Claus Fritzsche seinen Homöopathie-gesponserten Blog CAM Media.Watch im August 2011 gestartet hat, war mir dieser ein steter Quell der Belustigung. Zwar ist der nur mühsam verschleierte und spätestens seit dem einschlägigen SZ-Bericht über die “schmutzigen Methoden der sanften Medizin” hinlänglich und inzwischen international bekannte Kernzweck des Blogs, nämlich die öffentliche Schmähung von Forschern und Journalisten, die es gewagt hatten, kritisch zur Homöopathie zu publizieren, kein Anlass zur Heiterkeit. Doch zwischen all den Diffamierungen von Prof. Edzard Ernst sowie diversen SZ-, ZEIT-, Handelsblatt- und Spiegel-Journalisten fanden sich immer wieder wahre Perlen Fritzsche’scher Komik.
Das begann schon mit der pompösen Ankündigung, dies sei ein Blog für CAM-Forscher und Medizinjournalisten und nur jene dürften dort auch kommentieren. Nachdem die Gemeinde der CAM-Forscher und Medizinjournalisten über einen Zeitraum von fünf Monaten die imposante Summe von 0 (in Worten: null) Kommentaren hinterlassen hatte, lockerte man die Anforderungen an den beruflichen Hintergrund der Kommentatoren und öffnete die Kommentarspalten für die restliche Welt – mit dem durchschlagenden Erfolg, dass sich im gesamten Jahr 2012 unter den 43 Artikeln sage und schreibe 5 Kommentare ansammelten.
Großartiges Kino bot auch der CAM-Ticker Nr. 1 vom Oktober 2011. Unter den brandaktuellen News, die dieser Newsticker lieferte, war auch jene über eine von Jan Pilgenröder verfasste Studie über “soziologische Hintergründe der Skeptiker-Bewegung”. Diese über Fritzsches Newsticker gejagte “Studie” erschien übrigens, wie man bei Fritzsche nicht erfährt, im Jahr 2004. Herr Pilgenröder, der aus seiner Abneigung gegen alles Skeptische kein Hehl macht, musste sie im Eigenverlag seines Vereins veröffentlichen. Leider ist sie bei Amazon nicht mehr erhältlich. Wahrhaftig brandaktuelle News! Jan Pilgenröder hat übrigens inzwischen umgesattelt und ist jetzt Heilpraktiker…
Aber ich schweife ab, kommen wir also zu Harald Walach! Der Professor für CAM-Forschungsmethodik an der Universität Viadrina (“Hogwarts an der Oder”) und Träger des Goldenen Bretts 2012 ist Mitglied des “wissenschaftlichen Beirats” von CAM Media.Watch und hat dort auch eine Handvoll Beiträge verfasst. Ich habe diese Beiträge seinerzeit nur überflogen und sie erst kürzlich genauer studiert. Anlass war, dass Herr Walach Anfang Februar in Fritzsches Blog einen Kommentar beantwortete, den eine Homöopathin dort etwa ein Jahr zuvor hinterlassen hatte. (Gut Ding braucht Weile!) Das veranlasste mich, den darüberstehenden Beitrag von Herrn Walach genauer zu lesen.
Im Grunde ging es in diesem Beitrag darum, dem Journalisten Markus C. Schulte von Drach ordentlich die Leviten zu lesen, hatte dieser es doch gewagt, in der SZ kritisch über die Homöopathie und deren Missbrauch von Studien zu berichten. Insbesondere hatte Schulte von Drach auch die von Lüdtke und Rutten durchgeführte Reanalyse der bekannten Homöopathie-Metaanalyse von Shang erwähnt. Allerdings offenbar nicht zur Zufriedenheit von Walach, der sich selbst als intimer Kenner der Materie outet:
Ich […] kenne daher viele Details, die Markus C. Schulte von Drach nicht bewusst sind und für die er sich – so mein persönlicher Eindruck – möglicherweise auch nicht interessiert.
Zur Erinnerung: Shang hatte von den 110 gefundenen Homöopathie-Studien zuerst die methodisch schwachen eliminiert, woraufhin 21 Studien übrig blieben. Aus diesen hatte Shang dann die verlässlichen, weil “großen” Studien herausgefiltert, von denen es nur 8 Stück gab. Diese 8 großen und hochqualitativen Homöopathiestudien ergaben in der Metaanalyse einen Effekt, der sich nicht statistisch signifikant von jenem des Placebos unterschied. Seither ist vielen Homöopathen regelrecht zum Heulen zumute. Aber, so Walach, dass es gerade 8 große Studien sind, ist ganz entscheidend.
Nun muss man wissen: Die Autoren der Meta-Analysen haben eine ganz gravierende Entscheidung getroffen, nämlich die, nur die ersten 8 aller Studien einzuschließen, die es in der Literatur gibt
Eine “gravierende Unterlassung”, so Walach weiter, sei
die Tatsache, dass die Autoren ihre Entscheidungsprozesse nicht transparent gemacht haben, nicht gesagt haben, welche Studien sie warum ausgewählt haben und warum sie z.B. 8 und nicht 6 oder 5 oder alle 21 Studien hoher Qualität genommen haben, um ihre Analyse durchzuführen.
Äußerst mysteriös, oder? Was steckt hinter dieser Geheimniskrämerei? Lüdtke und Rutten, so Walach, hätten in ihrer Reanalyse herausgefunden, dass die magische Zahl von 8 Studien genau jene Zahl sei, die Shang gerade noch ein negatives Resultat lieferte! Denn
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