Er ist eigentlich Physiker, wurde aber als Wissenschaftskabarettist bekannt, und Skeptiker ist er auch noch. Wer ist das?
Wer jetzt innerlich “Werner Gruber!”, “Heinz Oberhummer!” oder – angesichts des Bildes links – “Quentin Tarantino!” gerufen hat, liest zur Strafe zehmal den Titel dieses Beitrags laut vor! Denn auch wenn Wien die Hochburg der Science Busters ist: Vince Ebert traut sich trotzdem hierher. Kommenden Samstag, am 16. März 2013, tritt Ebert zum ersten Mal in Wien auf, wo sein aktuelles Programm Freiheit ist alles im Stadtsaal läuft. Nähere Infos sowie Tickets sind (noch!) hier oder hier zu haben.
Doris Vickers hat aus diesem Anlass für die Gesellschaft für kritisches Denken ein kurzes Interview mit Vince Ebert geführt:
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Herr Ebert, wie sind Sie zum Skeptiker geworden?
Da hilft die naturwissenschaftliche Ausbildung schon sehr. Wissenschaft ist ja eigentlich nichts anderes als eine Methode zur Überprüfen von Vermutungen. Wenn ich vermute: „Im Kühlschrank könnte noch Bier sein“ und ich schaue nach, dann betreibe ich im Grunde schon eine Vorform von Wissenschaft. Großer Unterschied zur Theologie. In der Theologie werden Vermutungen in der Regel nicht überprüft. Wenn ich nur behaupte: „Im Kühlschrank ist Bier!“ bin ich Theologe. Wenn ich nachgucke, bin ich Wissenschaftler. Wenn ich nachgucke, nichts finde, und trotzdem behaupte: „Es ist Bier drin!“ – dann bin ich Esoteriker.
Ist man als Physiker ein geborener Skeptiker?
Auch als Physiker muss man sich Skepsis hart erarbeiten. Es ist einfach sehr verführerisch und oftmals bequem, Dinge, die so schön in unser Weltbild passen, einfach zu glauben. In der Wissenschaft gibt es kein absolut gesichertes Wissen und diese Unsicherheit muss man erst mal aushalten. Jedes neue Experiment kann immer auch neue Erkenntnisse bringen. Und das ist nicht nur in der Wissenschaft so. Ein Bauer kommt jeden Morgen zum Füttern in den Gänsestall und die Gänse denken sich jedesmal: „Unser Bauer ist ein super Kumpel!“ Kurz vor Weihnachten allerdings wird ihnen schlagartig klar: „Irgendwas an unserer Theorie ist faul …“ Im Fachjargon nennt man so etwas „Falsifizierbarkeit“. Jede Theorie gilt nur so lange als richtig, bis sie durch eine bessere ersetzt wird. Und dadurch irren wir uns quasi nach oben.
Sie sind ein scharfer Kritiker der Klimaforschung – worauf können wir vertrauen, wenn nicht auf die Modelle, die Wissenschaftler errechnen?
Klimaforscher, die behaupten, mit ihren Modellen könne man das Klima in 50 Jahren errechnen, sind schlicht und einfach unseriös. Entgegen der allgemeinen Auffassung ist diese Form von „Klimaforschung“ keine Naturwissenschaft, sondern reine Zahlenjonglage. Die verwendeten Klimamodelle basieren nämlich allesamt auf komplexen nicht-linearen Systemen. Auch ich habe mich in meinem Physik-Studium mit diesen mathematischen Konstrukten beschäftigen müssen. Das erste, was man dabei lernt, ist, dass man Parameter und Wechselwirkungen problemlos so einstellen kann, dass jedes gewünschte Ergebnis heraus kommt. Eine winzige Änderung der Anfangsbedingungen, eine klitzekleine Einflussgröße über den Effekt der Wolkenbildung, und ich kann Ihnen beweisen, was immer Sie wollen. Ich kann eine weltweite Eiszeit herbeiführen oder eine katastrophale Erwärmung. Klimamodelle sind nichts anderes als die in Formeln gegossene Meinung ihrer Schöpfer. Der Nobelpreisträger Wolfgang Pauli sagte sinngemäß zu solcherlei Taschenspielertricks: „Diese Theorien sind wertlos. Sie sind sogar nicht mal nur schlecht.“
Was zeichnet einen guten Wissenschaftskabarettisten aus?
Bei allem aufklärerischen Anspruch sollte er schon auch Humor haben. Gerade uns Physikern wird ja oft bleierne Humorlosigkeit vorgeworfen. Doch das stimmt nicht. Als ich zum ersten Mal an der Uni ins Labor kam, sah ich ein Schild mit der Aufschrift: „Bitte nicht mit dem verbleibenden Auge in den Laser gucken!“
Ich glaube, Humor ist ein wunderbares Mittel, um Wissen zu vermitteln. Auch die Hirnforschung weiß: Ein vergnügtes Hirn lernt besser. Und immerhin waren einige der größten Wissenschaftler ziemlich witzige Typen. Albert Einstein zum Beispiel hat gesagt: „Der Horizont vieler Menschen ist ein Kreis mit Radius Null. Und das nennen sie ihren Standpunkt.“ Da muss man erst mal drauf kommen.
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