Es ist wieder so weit: Anlässlich des Beginns der “Woche der Homöopathie” würdigen wir (und nicht nur wir) die tiefsinnige Leere von den Wunderkugerln mit dem bewährten Opferritual der “homöopathischen Überdosis”, auch bekannt als “10:23-Aktion”. Morgen, am Freitag, 11. April 2014, 17:00 Uhr, schütten wir am Wiener Stephansplatz wieder tausende von kleinen, überteuerten Zuckerkügelchen in unsere Kehlen. Hier ein Bild vom Vorjahr und unsere aktuelle Pressemeldung:
„Homöopathische Überdosis“ in Wien
Nichts drin, nichts dran: Die Wiener Skeptiker machen am 11. April um 17:00 am Stephansplatz mit einem Selbstversuch darauf aufmerksam, dass Homöopathie wissenschaftlich unhaltbar ist. Gewarnt wird davor, pseudowissenschaftlichen Behauptungen durch Aufnahme in universitäre Lehrgänge einen wissenschaftlichen Anstrich zu verleihen.
Mit homöopathischen Präparaten lässt sich heute viel Geld verdienen – die Lehre dahinter widerspricht jedoch allen Naturgesetzen. Bis heute gibt es weder einen klaren Nachweis, dass Homöopathie wirksam ist, noch eine nachvollziehbare Theorie, wie sie überhaupt wirken soll. Die Wiener Skeptiker (Gesellschaft für kritisches Denken, GkD) machen anlässlich der internationalen „Woche der Homöopathie“ am 11. April um 17:00 am Stephansplatz mit einem „Selbstversuch“ auf ironische Weise auf die Unwirksamkeit von Homöopathie aufmerksam: Sie werden dort öffentlich große Mengen homöopathischer Hochpotenzen schlucken.
Nach der Lehre der Homöopathie soll die Einnahme von sogenannten Hochpotenzen durch gesunde Personen zwar gefährlich sein – doch Angst vor schädlichen Auswirkungen haben die Skeptiker nicht: „Homöopathische Globuli sind bloß Zuckerkügelchen und enthalten keinen Wirkstoff“, erklärt Prof. Ulrich Berger. „Durch den Zucker riskiert man allenfalls Karies, aber abgesehen davon sind Hochpotenzen völlig wirkungslos.“
Je weniger, umso mehr?
Zu den Grundideen der Homöopathie zählt die Potenzierung: Ein Wirkstoff soll umso stärker wirken, je stärker er verdünnt ist – auch wenn das unserer Alltagserfahrung völlig widerspricht. Der Wirkstoff wird deshalb in einer Reihe von Schritten so stark verdünnt, dass im Präparat kein einziges Molekül davon mehr übrig ist. Homöopathen erklären, dass der Wirkstoff eine geheimnisvolle Information im Präparat hinterlassen habe, doch dafür konnte in wissenschaftlichen Untersuchungen noch nie ein Hinweis gefunden werden.
Peudowissenschaft als Wissenschaft getarnt
Als besonders bedenklich sehen die Skeptiker die Tendenz, fragwürdigen Lehren wie der Homöopathie an Universitäten Platz einzuräumen und damit den Anschein zu erwecken, es handle sich dabei um echte Wissenschaft. Doch auch der Widerstand dagegen ist im Wachsen: So gab es bis vor wenigen Tagen etwa den Plan einer Privatuniversität, im oberbayerischen Traunstein einen Homöopathie-Lehrgang mit Bachelor-Abschluss ins Leben zu rufen. Massiver öffentlicher Widerstand hat nun allerdings dazu geführt, dass dieses Projekt gestoppt wurde. Auch in Österreich gab es bereits heftige Diskussionen über Unwissenschaftlichkeit an Universitäten.
„Wir Skeptiker sind vom immensen Nutzen von Wissenschaft und Forschung zutiefst überzeugt und wünschen uns, dass solider Wissenschaft mehr gesellschaftliche Bedeutung beigemessen wird“, sagt Ulrich Berger. „Gerade weil heute Universitäten mit Finanzproblemen zu kämpfen haben und zu wenig Geld in echte, seriöse Forschung investiert wird, dürfen wir nicht hinnehmen, dass antiwissenschaftliche Quacksalberei ein wissenschaftliches Mäntelchen umgehängt bekommt. Esoterik hat an Universitäten nichts zu suchen.“
Die Gesellschaft für kritisches Denken (GkD) ist die Wiener Regionalgruppe der internationalen Skeptikervereinigung GWUP (Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften).
Rückfragehinweis:
Prof. Ulrich Berger
Gesellschaft für kritisches Denken, GWUP Wien
ulrichberger@gmx.at
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