Durch „Einfluss von ‚Energetisiertem Wasser’ auf Apfelbäume“ ist laut Prof. Herbert Keppel von der Abteilung Wein- und Obstbau ein „höherer Einzelbaumertrag“ zu erwarten. Und er fand die „geringsten Fruchtschorfwerte“. Und laut Prof. Jezik sind Spinat und Salat nach dem Gießen mit belebtem Wasser „ernährungsphysiologisch besser zu bewerten als jene Produkte der Leitungswasser-Variante“. Esoterischer Humbug mit Boku-Gütesiegel also.
Verwerfungen
Seit vielen Jahren ist an einigen Boku-Instituten offenbar der Glaube an Geomantie etabliert, mit all den Behauptungen von Wasseradern, Erdstrahlen, Störzonen, Hartmannlinien und Gitternetzen. Und das, obwohl diese – wie auch die angeblich besonderen Fähigkeit von Radiästheten, die solche Phänomene beim „Muten“ finden – wissenschaftlich noch nie bewiesen wurden. Trotzdem hat bisher niemand von der Universität gegen diese Pseudowissenschaft auf akademischem Boden etwas unternommen.
Prof. Keppel betreute vor einigen Jahren eine Diplomarbeit über den „Einfluss von radiästhetisch gemuteten Mikrostandorten auf die Vitalität von Erdbeeren“, in der Biophotonen und der ebenfalls fragwürdige P-Test zum Einsatz kamen. Fazit: „Es konnte … festgestellt werden, dass radiästhetische Strahlungen…je nach radiästhetischer Polarität und Intensität … die biologische Wertigkeit steigern oder senken können.“ Aha.
Geomantie hat auch zu „Ferkeleien“ geführt: Schon vor zehn Jahren hatte eine Studentin in ihrer Diplomarbeit am Institut für Nutztierwissenschaften versucht zu klären, ob „Wasseradern, und vor allem ihre Kreuzungspunkte“ das Verhalten von Sauen beeinflussen und sie dazu bringen, bestimmte Plätze für das Abferkeln zu meiden. Zu diesem Zweck hatte die von Prof. Sigurd Konrad betreute Diplomandin ein Freigehege durch einen Rutengeher untersuchen lassen und sechs Sauen beobachtet. Die Autorin konnte die Frage letztlich aber nicht beantworten.
Ihre erstaunliche Feststellung, dass hier weitergeforscht werden solle, setzte eine Kollegin am Institut für Landtechnik in die Tat um. In einer von Elisabeth Quendler betreuten Diplomarbeit setzte sie gleich drei Radiästheten ein, die ihre Geräte nicht nur über den Abferkelboxen eines Schweinezentrums, sondern auch über dem Plan (!) der Anlage schwingen ließen. Es „wurde geprüft, ob radiästhetische Strahlen einen Einfluss auf die abgesetzten Ferkel, auf die Gesamtverluste…, auf das Ferkel- und Wurfabsetzgewicht…“ usw. haben, und ob „die Bewertungen der einzelnen Radiästheten reproduzierbar sind.“ Um es kurz zu machen: Sind sie nicht. Sie „differierten stark“ und es konnte „kein direkter Zusammenhang zwischen den Mutungen und den tatsächlichen Leistungsdaten“ gefunden werden. Trotzdem fordert die Autorin, es sollten „mehr Radiästheten zu Rate gezogen werden.“
Feinstoffliche Qualitäten
Aberglaube ist offenbar nicht auszurotten, besonders wenn er wohlfeil ist: So war etwa 16 Jahre lang die Wahlvorlesung über Radiästhesie des Lektors Max Götz bei Studenten äußerst beliebt, konnte man damit doch „billig“ Punkte erwerben. Vizedirektor Prof.Josef Gößl, zuständig für die Forschung, kannte nach eigener Aussage den Lehrbeauftragten allerdings nicht. Dr. Götz’ akademische Karriere basiert zur Gänze auf dem Aberglauben der Wünschelrute. Unter der Betreuung des inzwischen emeritierten Prof. Adolf Zaussiger wurde er vom Radiästhesie-Diplomanden zum Radiästhesie-Doktoranten und schließlich Radiästhesie-Lektor. Und niemand hat ihm Einhalt geboten. Die einzige nachweisbare Verwerfung, die sein Einsatz hinterlässt, ist die des Wissenschaftsbetriebs.
Gerda Schneider, Leiterin des Instituts für Landschaftsplanung, betreute eine 2010 fertig gestellte Diplomarbeit, in der die „Koinzidenz der Bau- und Freiraumstrukturen mit Strukturen der Erdkräfte…“ verglichen werden. Dabei unterscheidet die Autorin „links- und rechtsdrehende Orte“. Links wirke negativ, rechts positiv. Allerdings wirke sich „zu langer Aufenthalt auf ‚positiven’ Zonen auf den menschlichen Organismus ebenfalls negativ aus.“ Interessant. Später widerspricht die Autorin sich selbst, man müsse einen „Platz zur kreativen und geistigen Arbeit…auf einem positiven, linksdrehenden Ort einrichten.“ Sie meint überdies, dass Kreuzungen, Wasseradern und Verwerfungen „gut für den Kompost“ seien. Wünschelrute und Pendel ermöglichen ihr „intuitive Wahrnehmung feinstofflicher Qualitäten“. „Feinstofflich“ ist in der Welt der Esoteriker alles, was sich nicht messen oder anderswie nachweisen lässt. Derzeit arbeitet die Autorin an einer Dissertation mit dem gleichen Titel „Gartendialoge“, also quasi an einer Fortsetzung des Unsinns. Wiederum mit Radiästhesie, doch diesmal mit einer winzigen Distanz, denn Radiästhesie sei „männlich“ und gebe „nur einen unzureichenden Einblick auf die Vielfalt der Erdkräfte“.
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