Unser lieber Freund Heinz Oberhummer, Astrophysiker, Science Buster, Skeptiker und mein Vorgänger als Präsident der Gesellschaft für kritisches Denken, ist gestern für uns alle unerwartet verstorben. Den folgenden Nachruf hat Florian Aigner verfasst.

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Es ist ein Glück, dass wir überhaupt da sind. Darüber sprach Heinz Oberhummer besonders gerne. Hätten bestimmte Naturkonstanten nur einen geringfügig anderen Wert, dann hätte das Universum niemals Leben hervorbringen können. Heinz Oberhummer genoss es, über solche großen Fragen nachzudenken. Und er konnte mit so viel Enthusiasmus und Humor über Wissenschaft erzählen, dass selbst Leute begeistert zuhörten, die mit Wissenschaft sonst nichts zu schaffen haben. Heinz Oberhummer, theoretischer Physiker am Atominstitut der TU Wien, Wissenschaftskabarettist, Bestsellerautor und laute Stimme für Wissenschaft, Rationalität und kritisches Denken, starb am 24. November 2015.

In seiner wissenschaftlichen Forschung verband Heinz Oberhummer die mikroskopische Welt der kleinsten Teilchen mit dem großen Blick auf das Universum. Er beschäftigte sich mit theoretischer Kernphysik und wandte seine Erkenntnisse auf die Astrophysik an. Internationales Aufsehen erregte er mit seinen Berechnungen von Kernreaktionen, die im Inneren großer Sterne stattfinden. Heinz Oberhummer konnte zeigen, dass wir die Entstehung von Kohlenstoff- und Sauerstoffatomen, aus denen wir auch selbst bestehen, einem ganz bemerkenswerten glücklichen Umstand verdanken: Wäre die Feinstrukturkonstante, mit der man die Kraft der elektromagnetischen Wechselwirkung angibt, nur ein bisschen größer oder kleiner, könnte dieser Kernprozess nicht ablaufen, es gäbe kaum Kohlenstoffatome und kohlenstoffbasiertes Leben wäre nicht möglich.

In Skeptikerkreisen wie an der TU Wien galt er nicht nur als liebenswerter Kollege, sondern auch als mitreißender Vortragender. Dass er irgendwann den Schritt aus dem Hörsaal in die breite Öffentlichkeit wagte, war eigentlich nur logisch und konsequent. 2009 veröffentlichte er sein erstes Buch „Kann das alles Zufall sein – Geheimnisvolles Universum“. Über die Grenzen Österreichs hinaus wurde er als Mitglied der Wissenschafts-Kabarettgruppe „Science Busters“ berühmt, der – nach Eigendefinition – „schärfsten Scienceboygroup der Milchstraße“. Auf witzige, oft reichlich überdrehte aber immer liebenswürdige Weise brachte er gemeinsam mit Werner Gruber und Martin Puntigam dem Publikum verschiedenste wissenschaftliche Themen näher. Mit den Science Busters brachte er weitere höchst erfolgreiche Bücher heraus und wurde mit mehreren Preisen ausgezeichnet.

Heinz Oberhummer war fest davon überzeugt, dass Wissenschaft kein Minderheitenprogramm sein darf, sondern einen wichtigen Platz in der Gesellschaft einnehmen muss. Entschieden wandte er sich immer gegen Esoterik und Aberglauben. Oberhummer war jahrelang Präsident der Gesellschaft für kritisches Denken, er war Mitglied im Wissenschaftsrat der GWUP, außerdem war er Mitglied des österreichischen Freidenkerbunds und Obmann der Initiative “Religion ist Privatsache”.

Mit einem Kollegen hatte Oberhummer gewettet, dass man noch zu seinen Lebzeiten außerirdisches Leben finden werde. Eine Magnumflasche Champagner hätte er in diesem Fall gewonnen; nichts hätte ihn mehr begeistert, als damit auf eine solche Entdeckung anstoßen zu dürfen. Daraus ist leider nichts mehr geworden. Die TU Wien verliert einen beliebten Kollegen, Vortragenden und Forscher, die österreichische Wissenschaftskommunikation verliert einen begeisterten und begeisternden Wissenschaftserzähler, der mit Geschichten über seine Alpakazucht genauso fesseln konnte wie mit Spekulationen über Paralleluniversen; einen Menschen, für den die Wissenschaft ein wunderschönes, großes, niemals endendes Abenteuer war.

Heinz Oberhummers Familie hat bereits im engsten Kreis Abschied genommen, sein Körper wird seinem Wunsch entsprechend der Wissenschaft zur Verfügung gestellt.

Kommentare (9)

  1. #1 tomW
    26. November 2015

    Es ist wirklich traurig.
    Ein großartiger Wissenschaftler und faszinierender Mensch ist von von uns gegangen.
    RIP, Heinz Oberhummer…

  2. #2 Elisabeth Hewson
    Mykonos
    26. November 2015

    So wenig ich ihn gekannt habe – und immer gehofft, ihn einmal näher kennenzulernen – so sehr habe ich ihn gemocht. Es tut mir wirklich Leid um diesen g’scheiten, uneitlen, leider nicht mehr lebendigen Menschen.

  3. #3 Federspiel
    26. November 2015

    Wir vermissen einen liebenswerten, aufrichtigen, solidarischen, vitalen, humorvollen, ideensprühenden Freund. An ein Leben nach dem Tod hat er nicht geglaubt – aber seine Leidenschaft für Vernunft und Wissenschaft hat viele Nachfolger gefunden und wird überdauern.

  4. #4 Albert Wilfert
    Wien
    26. November 2015

    [Das ist nicht der geeignete Platz für dumme Sprüche. UB]

  5. #5 Dr. E. Berndt
    27. November 2015

    Leider habe ich Prof. Oberhummer viel zu wenig gekannt und erlebt. Aber das Wenige, das mir gegönnt war zu erleben, machte mich zum Oberhummer Fan. Er zählte zu den echten Wissenschaftlern, die Wissenschaft bzw. ihr Fachgebiet nicht als isolierte “Arbeitsdisziplin” mit engen Grenzen sehen. Prof. Oberhummer war ein ganzheitlicher Wissenschaftler. Sein Arbeitsplatz war nie im sprichwörtlichem Elfenbeinturm. Er hatte immer ein Auge darauf, was außerhalb seiner Disziplin geschah. Er suchte nach den grundlegenden Zusammenhängen in der Natur. Was hält die Natur zusammen und wie kann das logisch erklärt werden. Die Natur und ihre Zusammenhänge zu verstehen und verständlich zu machen, war seine Leidenschaft. Prof. Oberhummer war mir Leidenschaft Wissenschaftler und Skeptiker. Mit Esoterik und ähnlichem hat Prof. Heinz Oberhummer nichts am Hut gehabt. Pseudoerklärungen aufzuspüren, anzugreifen und als Unsinn zu enttarnen, war Teil seiner Wissenschaftlichkeit. Wissenschaft war seine Leidenschaft und er fröhnte dieser Leidenschaft mit Ausdauer und Humor. Das war seine unverwechselbare Aura, im besten Sinn des Wortes.

  6. #6 Stefan Uttenthaler
    Wien
    27. November 2015

    Heinz’ Tod kommt völlig unerwartet und ich fühle mich sehr betroffen. Er wird eine große Lücke hinterlassen.
    Ich hatte das Glück, ihn vor erst zwei Jahren auch privat auf seinem Alpaka-Hof in Oberwölbling im Dunkelsteiner Wald kennenzulernen. Gemeinsam mit Freunden machten wir einen Rad-Ausflug zu seinem Hof, wir wurden von der Familie Oberhummer unglaublich herzlich aufgenommen an diesem idyllischen Ort, das Erlebnis wird uns für immer unvergesslich bleiben.
    Sehr gerne hätte ich ihn als Vortragenden für unser Skeptics in the Pub gehabt, er wäre ein echtes Zugpferd gewesen. Leider war er Monate im Vorhinein mit den Science Busters so ausgebucht, sodass kein Termin zustande kam. “Aufgeschoben ist nicht aufgehoben”, habe ich mir noch gedacht, aber jetzt wird leider nie etwas daraus werden. Wir werden nie mehr einem seiner begeisternden Vorträge lauschen können. Er wird uns sehr fehlen.
    Deine Atome gehen jetzt wieder zurück ans Universum. RIP, lieber Heinz!

  7. #7 BreitSide
    Beim Deich
    29. November 2015

    R.I.P., wo auch immer und wie auch immer.

    Und danke für seinen Beitrag für eine bessere Welt

  8. #8 yeRainbow
    yeRainbow.wordpress.com
    1. Dezember 2015

    ich hatte zweimal das Vergnügen, ihn zu treffen.
    hab ihm noch ein kleines Knäuel Alpakawolle von seinem eigenen Alpakahof aus dem Kreuz geleiert… 😉
    schade, daß er so zeitig ging.
    ich hätte ihn gern noch besucht, auf seinem Bauernhof irgendwo ganz weit weg… (aus meiner Sicht)
    Heinz war einfach ein großartiger Mensch.
    witzig, geduldig, klug. und kein bißchen eingebildet.
    wunderbar, daß wir ihn kennen durften.
    traurig, daß es nicht wiederholbar ist.

  9. #9 Dietmar
    27. Januar 2016

    Oh, das ist an mir vollkommen vorbei gegangen! Eine Neuigkeit für mich, die mich betroffen macht.