Im letzten Beitrag haben wir zu Nominierungen für das Goldene Brett 2016 aufgerufen. Jaja, ich weiß, ist lange her. Winterschlaf und so… Schnee von gestern! Bald können wir beginnen, uns Gedanken über das Goldene Brett 2017 machen. Da haben sich offenbar gleich fünf deutsche Landeszahnärztekammern selbst nominiert, wie unser Gastautor Dr. Hans-Werner Bertelsen im folgenden kurzen Gastbeitrag feststellt.
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Mundgeruch macht Umsatz
Wie jetzt? Mundgeruch macht einsam? Nein – im Gegenteil. Mundgeruch kann sogar sehr kommunikativ sein. Der Mundgeruch wird ja bekanntlich durch Bakterien verursacht, die sich in den schmierigen Belägen auf den Zähnen und der Zunge befinden. Eine Zahnbürste hat schon fast jeder vorzuweisen. Einen Zungenschaber zur Beseitigung der stinkenden Fracht ist dagegen in etwa so häufig in deutschsprachigen Haushalten zu finden wie ein Baseballschläger. So werden also die Zungenbeläge weiterhin schön kultiviert. Das stinkt zwar mitunter gewaltig, aber es lassen sich Fortbildungskurse daraus generieren. Der neue Star am Himmel der ganzheitlichen Szene heißt Dr. Rudolf Meierhöfer. Der Mann kann alles. Die ganze Flöte: Magnet, Umwelt, Störfelder, Kinesiologie und noch viel mehr. Volles Komplementär-Tralala. Aber das tollste ist, dass Märchen-Onkel Meierhöfer seine tollen Geschichten aus Bullerbü nicht nur im privaten Kreise oder im Konferenzraum Hotel „Deutsche Eiche“ in Delmenhorst verbreiten darf. Nein – dieser sinnfreie Mumpitz wird in den Hochglanzräumen der Landeszahnärztekammern Sachsen, Bayern, Niedersachsen, Schleswig-Holstein und Rheinland-Pfalz feilgeboten.
Da frage ich mich doch als passionierter Scharlatanerie-Bekämpfer: Wer in den genannten Zahnärztekammern wurde mit dem Klammerbeutel gepudert, dass mit solchen Inhalten Fortbildungspunkte generiert werden und gleichzeitig die Umwelt mit Mundgeruch verpestet wird? Ich soll Geld für einen Kurs bezahlen, damit mir die „Interpretation von Form, Farbe und Beläge der Zunge“ beigebracht wird? Gleichzeitig soll mir die „Zahn-Organ-Beziehung“ nahegebracht werden, was noch nicht einmal dem Präsidenten der zahnmedizinischen Ganzheitlichkeit gelungen ist?
Das Ganze wirft Fragen auf. Die wichtigste Frage ist: Warum kontrolliert hier niemand die Referenten auf zeitliche und örtliche Orientierung? Ob Referenten vielleicht Stimmen hören oder Gestalten durch die Wand kommen sehen? Das würde viel Erleichterung und zusätzliche Sicherheit schaffen. Und verlässliche Planstellen für Psychiater an jeder Landes-Ärztekammer.
Hans-Werner Bertelsen
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