Ein Gastbeitrag von GkD-Mitglied Karl Payer

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Dieser Tage, in den Zeiten der COVID 19-Pandemie, ist zwar viel davon die Rede, dass die Wissenschaft von den Regierungen wieder mehr gebraucht wird. Der Rat von Wissenschaftern wird dringend gesucht und ihr Wort findet Gehör, wie schon lange nicht. Doch leider hat dies nur wenig bewirkt, was den Umgang der Medien mit den Zahlen betrifft.

Da konnte man beispielsweise lesen (orf.at, 2020-04-26):

Johns Hopkins: Mehr als 200.000 Tote weltweit

Weltweit sind bereits mehr als 200.000 Menschen infolge einer Coronavirus-Infektion gestorben. Das teilte die US-Universität Johns Hopkins gestern auf ihrer Coronavirus-Infoseite mit. Demnach lag die Zahl der Toten bei 200.698, die Zahl der bestätigten Infektionen bei 2.865.938.

Mehr als ein Viertel aller Todesopfer gab es in den USA (52.782), gefolgt von den europäischen Hotspots Italien (26.384), Spanien (22.902), Frankreich (22.279) und Großbritannien (20.380). … Das Ausbruchsland China lag mit 83.901 Fällen und 4.636 Toten auf dem neunten Platz der Rangliste.

Also, halten wir mal kurz inne und fragen uns, was sagen uns diese Zahlen? Bei mir erwecken solche Meldungen eher den Eindruck von Sensationslüsternheit.

Oder ein weiter zurückliegendes Beispiel vom 02.04.2020:

Mehr als 6000 Tote in Italien, die an den Folgen des Coronavirus gestorben sind. Mindestens 3277 Todesopfer in China, wo die Verbreitung des Virus im Dezember ihren Ausgang nahm. Etwa 2800 Coronavirus-Tote in Spanien, 1900 im Iran, 133 in Deutschland, 122 in der Schweiz – und 28 Tote in Österreich (Stand Dienstag, 15 Uhr, laut Gesundheitsministerium und dem Corona-Zähler der Website Worldometer).

Und wieder tut sich eine Reihe von Fragen auf.  “28 Tote in Österreich”, ist das nun wenig oder viel? Keine Ahnung. Und was sind denn schon 3000 Tote für ein Milliarden-Volk wie China? Und rechtfertigen 28 Tote die Maßnahmen der österreichischen Bundesregierung? Ist das nicht alles nur Panikmache?

Bitte mich nicht falsch zu verstehen. Jeder einzelne Verstorbene ist natürlich tragisch. Aber für eine Einschätzung der aktuellen Situation sind solche Zahlen doch völlig nutzlos. Und ich glaube auch, dass kein Bürger aus solchen Summen-Angaben die Dramatik und Gefährlichkeit von COVID 19 für sich ableiten kann.

Trotzdem ist die Berichterstattung immer von dieser Art.  Ob nun ORF, CNN, BBC, RAI oder TV5. An allererster Stelle stehen bei den meisten Meldungen immer die Summen. Die Gesamtzahl der Infizierten, die Gesamtzahl der Genesenen oder die der Toten. Und wenn solches von unserer Regierung praktiziert wird, dann erweckt das bei mir auch ein wenig den Eindruck eines paternalistischen Gehabes gegenüber “den Untertanen”. “Ihr müsst jetzt brav, das tun, was wir Euch sagen. Weil wir und unsere Experten, wir wissen schon, was gut ist für Euch.”

Da stellt sich doch die Frage, warum macht man es den Menschen so schwer, selbst ein Gefühl für die Zahlen zu entwickeln? Und warum macht man es andererseits den Verharmlosern und Leugnern so leicht mit ihrer Behauptung, dass das COVID 19 doch nicht schlimmer ist als eine Grippe?

Wenn es, wie doch immer wieder gebetsmühlenartig betont wird, auf das disziplinierte Verhalten eines jeden Einzelnen ankommt, wäre es da nicht besonders wichtig, darauf zu achten, dass auch wirklich Jeder die in den Nachrichten gehörten Zahlen verstehen kann? Es sollte doch möglich sein, dass auch Menschen, die nur über eine Volksschulbildung verfügen, aus den Zahlen einen Nutzen ziehen können.  Auch Menschen, für die ein “exponentielles Wachstum” oder ein “asymptotisches Abflachen” bedeutungslose Fremdwörter sind und folglich völlig nichtssagend.

Es ginge doch auch anders. Jeder Mensch versteht, dass das schlimmste, das einem bei einer Krankheit passieren kann, ist, daran zu sterben.  Man braucht sich also nur die dafür relevanten Zahlen anzusehen.

Statistik Austria; 8.837.707 Bevölkerung, 2018; 83.975 Sterbefälle, 2018;

Istat Italien; “Demographic indicators in 2019”; 60,3 Mill. Bevölkerung; 647000 Tote.

Gemittelt entspricht das einem Tages-Durchschnitt der Sterbefälle von: 230 Österreich; 1773 Italien. Im Fall von Italien ist auch noch zu berücksichtigen, dass die hauptbetroffene Lombardei etwa ein Sechstel der Gesamtbevölkerung stellt und somit etwa 300 Sterbefälle zum Tages-Durchschnitt beiträgt.

Wenn ich nun also die täglichen Sterbefälle betrachte, und sehe, dass die Zahl 919 (2020-03-27) in Italien bereits der Hälfte eines normalen Tages-Durchschnitts entspricht und – wenn nur der Lombardei zugerechnet – dem Dreifachen, dann kann ich förmlich spüren, wie mir der kalte Schauer über den Rücken läuft!

Und wenn ich auch noch weiß, dass New York City zufälligerweise etwa gleich viele Einwohner wie Österreich hat, dann sagt mir die Zahl 552 vom 2020-04-07, dass dort wahrscheinlich mehr als das Doppelte eines normalen Tages-Durchschnitts nur COVID 19 zum Opfer gefallen ist. Da braucht man auch gar kein Virologe oder sonst ein Experte zu sein, um zu begreifen, dass in einer solchen Situation die Spitäler und das gesamte Gesundheitssystem vor dem Zusammenbruch stehen müssen.

Im Unterschied dazu können wir uns in Österreich mit einem Tagesmaximum von 30 COVID 19-Opfern am 2020-04-08 zu den Glücklichen zählen. Und auch Schweden kann uns kein Vorbild sein; die haben nur wenig mehr Einwohner, aber schon einen unverhältnismäßig größeren Maximalwert (185 am 2020-04-21).

Worauf ich also hinaus will: Das fortdauernde Aufsummieren von Zahlen ist völlig sinnlos. Eine Nachricht, wie “200.000 Tote weltweit” ist zu nichts nütze. 200.000 ist halt eine runde Zahl, na und? Und außderdem: Die COVID-19-Todesfälle treten weder regional noch zeitlich gleichverteilt auf. Zahlenangaben haben nur dann einen Nutzen, wenn wir sie ins Verhältnis zu anderen, bekannten Zahlen setzen können. Bei der jährlichen Teuerungsrate oder der Zahl der Arbeitslosen setzen wir diese ja auch immer ins Verhältnis zum Vergleichszeitraum des Vorjahres.

In diesem Sinne appelliere ich an unsere Bundesregierung und alle Journalisten: Bitte gebt den Bürgern endlich die Chance, selbst ein Gefühl für die Corona-Zahlen zu entwickeln!

Kommentare (20)

  1. #1 Dr. Webbaer
    27. April 2020

    Zahlenangaben haben nur dann einen Nutzen, wenn wir sie ins Verhältnis zu anderen, bekannten Zahlen setzen können.

    Genau. (Streng genommen ist die Zahl stets relativ und zwar zur Null. – Kleiner Gag am Rande, abär kein sinnloser.)
    Insofern wären Letalitätsraten dieser Endemie mit denjenigen anderer Endemien zu vergleichen, und die Folgen für die Wirtschaft, die ebenfalls bei ungünstigem Verlauf Leben zerstören kann, mit dem Gesundheitsschaden in Bezug zu setzen.
    Wie auch immer, es soll derart versucht werden in der gesellschaftlichen Debatte.

    Güterabwägungen sind politischerseits und die Maßnahmen betreffend vorzunehmen, auf Basis der (sich aktuell stets ändernden) epidemiologischen Datenlage, die eben zu relativieren (‘relativieren’ bedeutet nicht ‘verharmlosen’!) ist, auch demokratische Grundrechte meinend, die ja in Notsituationen, es gibt wohl in allen Liberalen Demokratien Notstandsgesetze, beschnitten werden, die hier aber ein sozusagen dritter Player sind, ein besonders wichtiger, also die genannten Grundrechte.

    Der gesellschaftliche Diskurs bleibt gerade auch bei der “Corona”-Krise wichtig und hierbei darf die Zahl, die nackte Zahl sozusagen, relativiert werden und hier bei dürfen u.a. auch Mathematiker beihelfen.

    Auch diese Aussage ist womöglich in diesem Zusammenhang relevant :

    Nicht alles vor dem Schutz von Leben zurückzutreten. [Dr. Wolfgang Schäuble]

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer

  2. #2 Dr. Webbaer
    27. April 2020

    PS:
    Beim Schäuble-Zitat fehlte offensichtlich ein ‘hat’, vergleiche :
    -> https://www.merkur.de/politik/coronavirus-wolfgang-schaeuble-kritik-regierungsmassnahmen-wuerde-menschen-zr-13718119.html

    Der Schreiber dieser Zeilen hat weiter oben die ungünstige Überschrift kopiert.

  3. #3 schorsch
    27. April 2020

    Die Schlagzeile für heute abend lässt sich leicht vorhersagen: “Erstmals über eine Million Fälle in den USA”.

    Andrerseits hat’s mich schon etwas gewundert, dass der “3.000.000 Erkrankte” heute früh um 7:27 MEZ nicht mit Luftschlangen, Sekt und Mettbrötchen gefeiert worden ist. Der hat sich wohl eine etwas ungünstige Tageszeit ausgesucht…

    Aber mir ist nicht ganz klar, welche Meldungen Du Dir stattdessen wünschst. Natürlich haben solche Meldungen keinen praktischen Nährwert. Das sollen sie auch gar nicht – sie sollen Leerräume füllen. Leerräume in den Nachrichten und Newstickern und Hohlräume in deren Konsumenten.

    Und zum Verfüllen eignen sich große Zahlen nun mal besser, als – ja, als was denn eigentlich? Die Informationen wie Fallzahlen pro Million Einwohner, Übersterblichkeit gegenüber dem statistischen Mittel, Auslastung der verfügbaren Beatmungsplätze und und und… liegen doch alle vor. Sollen die Nachrichten denn jeden Tag lauten “Informieren Sie sich bitte auf den Webseiten des RKI/Johns Hopkins…”?

    Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, mit bewertbaren und aussagekräftigen Zahlen unterversorgt zu sein.

    Und was soll denn da bitteschön von der Bundesregierung kommen? Die haben doch selber oft genug Mühe, die Zahlen zu verstehen – da kann man manchmal schon froh sein, dass deutsche Minister nicht allzuoft den Trump machen.

  4. #4 Dr. Webbaer
    27. April 2020

    Kommentatorenfreund ‘schorsch’

    Aber mir ist nicht ganz klar, welche Meldungen Du Dir stattdessen wünschst. Natürlich haben solche Meldungen keinen praktischen Nährwert. Das sollen sie auch gar nicht – sie sollen Leerräume füllen. Leerräume in den Nachrichten und Newstickern und Hohlräume in deren Konsumenten. [Das ‘Sollen’ von Dr. Webbaer hervorgehoben]
    […]
    Ich habe jedenfalls nicht den Eindruck, mit bewertbaren und aussagekräftigen Zahlen unterversorgt zu sein.

    Es gibt halt auch andere persönliche Anforderungslagen, die eher datennah orientiert sind.

    Die ‘Bundesregierung’ darf sich hier bestmöglich um Verständnis bemühen, der Ratio folgend.

    Mit freundlichen Grüßen
    Dr. Webbaer (der anscheinend ein anderes Verständnis von Medien und Kommunikation hat – als einiqe andere)

  5. #5 Mars
    27. April 2020

    blosse zahlen sind manchmal schwer zu vergleichen.
    manchmal sagt ein bild mehr
    hier die Übersterblichkeit in England /Wales

    https://correctiv.org/wp-content/uploads/2020/04/Bildschirmfoto-2020-04-22-um-10.11.03.png

    gab es gestern auch in 3Sat/NANO für Italien
    – hab’s nur nicht gefunden.
    zeigt zumindest die Wirkung von Sars/CoV deutlich

    grüssle

  6. #6 Kerberos
    27. April 2020

    Zitat aus Friedläner, Hugo (Kriminalprozesse):

    Ferdinand Lassalle äußerte sich im Jahre 18631 in seiner »göttlichen Grobheit« etwas sehr abfällig über die Presse. Er sagte von den »Zeitungsschreibern«: »Zu unfähig zum Elementarschullehrer, zu faul zum Postschreiber, zu keiner anderen bürgerlichen Hantierung fähig, fühlt er sich berufen, Volksbildung und Volkserziehung zu treiben.« Wer wollte bestreiten, daß diese Worte noch heute auf verschiedene »Journalisten« zutreffen.

  7. #7 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    27. April 2020

    > In diesem Sinne appelliere ich an unsere Bundesregierung und alle Journalisten: Bitte gebt den Bürgern endlich die Chance, selbst ein Gefühl für die Corona-Zahlen zu entwickeln!

    Der Appell ist für die Katz. Die werden einen Teufel tun. Helfen tut nur gutes, z.B.:

    Virologen-Vergleich

    “Viel zu hektisch und nervig, dieses Video. Ich habe den Tab in den Hintergrund geschickt, die Lautstärke zurück genommen: So habe ich es bis zum Ende geschafft. Und ich bin positiv überrascht.”

    https://www.youtube.com/watch?v=u439pm8uYSk

    IHME Data UPDATE 2 April Why This is NOT like the Flu

    https://www.youtube.com/watch?v=tRqtQqrdRPE

    Auch der ORF hat Brauchbares:

    https://orf.at/corona/stories/3157533/

    Pauschales Jammern hilft nicht viel, in mühsamer Kleinarbeit dem Leser zeigen, wo es lang geht dagegen sehr.

  8. #8 Robert
    Oberland
    27. April 2020

    Das würde aber voraussetzen, dass sich Journalisten mit der Materie, die sie berichten, auch minimal auskennen. Sogar bei den Öffentlich-Rechtlichen gibt es da die wildesten Stilblüten. In einer Diskussionsrunde im ZDF sagte eine Dame mal, die Verweildauer auf der Intensivstation betrüge ca. 8 Tage, daher müsse das Ziel sein, den Verdoppelungszeitraum auf über 8 Tage zu bringen dann sei die Sache überstanden. Widerspruch zu der Aussage gab es keinen.

  9. #9 Kinseher Richard
    27. April 2020

    Die Gesamtbevölkerung eines Landes in Relation zu den durch Corvid-19 verstorbenen Personen zu setzen – ergibt einen Wert, der nur für die momentane Statistik von Interesse ist. Solange noch Menschen an Corvid-19 erkranken/sterben, ist dieser Wert aber weitgehend nutzlos.

    Sinnvoller wäre es, die Anzahl der positiv getesteten Personen und die Anzahl der damit verbundenen Todesfälle in Beziehung zu setzen. Dieser Wert gibt etwas mehr Information über die Gefährlichkeit dieser Krankheit.
    Wobei man deutlich darauf hinweisen muss, dass bestimmte Menschen ein deutlich höheres Sterberisiko haben: z.B. sehr alte Menschen, Menschen mit Vorerkrankungen (z.B. Herz/Kreislauf, Diabetes) oder mit starkem Übergewicht

    Und dann muss man sich klar machen, dass die Zahlen von Johns Hopkins nur begrente Aussagekraft haben – denn im UK kommen nur Todesfälle in die Statistik, welche beim NHS gestorben sind und getestet wurden. Wer im Privathaus oder einem Heim stirbt, kommt gar nicht in die britische Statistik

  10. #10 Kinseher Richard
    27. April 2020

    Hier noch ein paar Zahlen:
    Bei uns im Landkreis gab es bisher 427 positiv getestete Infizierte – davon sind 31 verstorben: d.h. jeder 14. Kranke starb.

    Zieht man von der Anzahl infizierter Personen die schon genesenen Leute ab, dann haben wir folgende Zahlen:
    26.3. – 76 Kranke
    31.3. – 77 Kranke
    7.4. – 122 Kranke
    14.4. – 135 Kranke
    24.4. – 112 Kranke

    Wenn man von der Gesamtsumme aller bisher nachgewiesen infizierten Personen (z.B. am 24.4. = 427) – die Anzahl der Genesenen abzieht, dann erhält man völlig andere Zahlen – mit dem aktuellen Krankheitsstand (z.B. am 24.4. = 112).

    Diese Darstellung wäre eine Möglichkeit, welche für viele Menschen viel informativer wäre – als nur die Gesamtsumme anzugeben.

  11. #11 doc.nemo
    27. April 2020

    Ob die COVID-19-Mortalität tatsächlich zu einer Übersterblichkeit geführt hat, lässt sich erst am Ende der Epidemie, zumindest aber bei der jährlichen Todesursachenstatistik erkennen, denn wer an Corona stirbt, kann nicht auch noch an Herzinfarkt, Schlaganfall oder Krebs sterben – deren Mortalitätsraten werden daher sinken. Abgerechnet wird zum Schluß, könnte man sagen. Was die Zahlen dagegen erkennen lassen, ist das Ausmaß einer vorzeitigen Sterblichkeit, denn viele der Coronatoten mit schweren Vorerkrankungen hätten ohne das Virus vielleicht noch Wochen oder Monate länger gelebt.

  12. #12 Lercherl
    27. April 2020

    Auch Philosophen geben Gehaltvolles zur Corona-Krise von sich. Paul Sailer-Wlasits ebenfalls auf orf.at über Entschleunigung:

    Der zurzeit im Entstehen begriffene digitale Veränderungsprozess ist der erste in der menschlichen Kulturgeschichte, dessen Veränderungsrate der Geschwindigkeitszunahme selbst kontinuierlich ansteigt.

    Was bedeutet das also?

    * Geschwindigkeit: erste Ableitung von (was auch immer) nach der Zeit
    * Geschwindigkeitszunahme: zweite Ableitung (=per definitionem Beschleunigung)
    * Veränderungsrate der Geschwindigkeitszunahme: dritte Ableitung (=Ruck)
    * Anstieg der Veränderungsrate der Geschwindigkeitszunahme: vierte Ableitung

    Er sagt uns also, dass die vierte Ableitung positiv ist (wohl als konstant zu verstehen, obwohl er explizit nur “kontinuierlich” sagt).

    Vielleicht sollte sich der Herr Philosoph ein bisschen mehr mit dem Begriff der Ableitung und seiner physikalischen Interpretation beschäftigen.

  13. #13 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    27. April 2020

    BR extra | 27.04.2020, 19:00 Uhr | 30 Min

    Wie lange dauert die Corona-Krise?

    Der Kampf gegen das Virus wird vermutlich noch mehrere Monate dauern. Die Menschen in Bayern werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie Schutzmasken tragen und weitergehende Einschränkungen im öffentlichen Leben schultern müssen. BR-Chefredakteur Christian Nitsche in einem “BR extra” mit den beiden Münchner Virologen Prof. Dr. Ulrike Protzer und Prof. Dr. Oliver Keppler.

    Auch wenn die Corona-Maßnahmen in Bayern in den nächsten Tagen und Wochen etwas gelockert werden, ist dennoch offensichtlich: Der Kampf gegen das Virus wird vermutlich noch mehrere Monate dauern. Die Menschen in Bayern werden sich daran gewöhnen müssen, dass sie Schutzmasken tragen und weitergehende Einschränkungen im öffentlichen Leben schultern müssen. Doch wie lange wird dies alles noch dauern? Wie und wann gibt es eine Rückkehr zur Normalität? Wann ist mit einer Schutzimpfung oder wirksamen Medikamenten zu rechnen? Diese und weitere Fragen, die Millionen Menschen bewegen, wird BR-Chefredakteur Christian Nitsche in einem weiteren BR Extra mit den beiden Münchner Virologen Prof. Dr. Ulrike Protzer und Prof. Dr. Oliver Keppler erörtern.

    https://www.br.de/mediathek/video/br-extra-27042020-wie-lange-dauert-die-corona-krise-av:5ea15c7dbf6c0900135d709d

  14. #14 noch'n Flo
    Moderator
    28. April 2020

    @ doc.nemo:

    wer an Corona stirbt, kann nicht auch noch an Herzinfarkt, Schlaganfall oder Krebs sterben

    Falsch! Und es wird durch ständige Wiederholung auch nicht richtiger.

    Ich versuche mal, das an einem anderen Beispiel zu erklären: es stirbt ja auch niemand am HI-Virus und strenggenommen auch nicht an der durch es ausgelösten Krankheit AIDS. Sondern an den Folgen von AIDS, zum Beispiel irgendwelchen, für nichtinfizierte Personen eigentlich banalen, Infekten.

    Und genauso ist es mit Corona/Covid-19: die Krankheit selber führt nicht zum Tode, sondern begünstig andere Todesursachen. Dazu gehören, nach aktueller Sachlage auch Schlaganfälle und Herzinfarkte.

    Und nun wollen wir dieses Pseudoargument bitte ein- für allemal begraben, okay?

  15. #15 schorsch
    28. April 2020

    @noch’n Flo: Du verwechselst Äpfel mit Glühbirnen. doc.nemo hat sich ganz offensichtlich auf die Todesursachenstatistik bezogen – und die kennt nur eine Sterblichkeitsursache. Auch wenn der diabetesverursachte Bluthochdruck des Autofahrers zum Herzinfarkt führt, dieser daraufhin in einen entgegenkommenden Ebola-Truck donnert und im anschließenden Brand von einem Bremskabel stranguliert wird, wird in der Todesursachenstatistik nur eine einzige Todesursache aufgeführt: die Grundkrankheit .

    Das ist kein Pseudoargument, sondern eine durchaus bemerkenswerte Tatsache, denn wer diesen Zusammenhang nicht versteht, wird auch nie in der Lage sein, die Todesursachenstatistik korrekt zu interpretieren.

  16. #16 Ingrid Schmall
    Bornheim
    28. April 2020

    Mein Gefühl für Zahlen und Kurven sagte mir: Guck mal, warum Karl Payer am 27. April eine Sterbezahl vom 26.3. für Italien auswählt, mit 919 Toten. Es sind sogar 969 Tote auf https://www.arcgis.com/apps/opsdashboard/index.html#/b0c68bce2cce478eaac82fe38d4138b1.
    So läuft Manipulation von Herrn Payer, indem er am 27.4. den 26.3., den Tag mit der höchsten Sterbefallzahl einen Monat vorher auswählt, ohne darauf hinzuweisen, dass die Anzahl der Toten seitdem sinkt.
    Das ist wenig hilfreicher hinterlistiger Mist von Ihnen.

    Gehen Sie auf die schwedische Seite, dort können sie die Veränderung der Anzahl der täglich Verstorbenen in einem leicht verständlichen Balkendiagramm sehen. https://experience.arcgis.com/experience/09f821667ce64bf7be6f9f87457ed9aa
    Aus den Daten des RKI muss man sich ein solches Diagramm selbst zeichnen. Das ist auch eine Form von Vertuschung, von Unklarheit.

  17. #17 doc.nemo
    28. April 2020

    Danke schorsch, Sie haben recht. Ich habe tatsächlich von der amtlichen Todesursachenstatistik gesprochen, und in die geht nur ein, was auf der Todesbescheinigung als “Grundleiden” im Feld Ic eingetragen ist. Steht dort COVID-19, gilt das als amtliche Todesursache. Das statistische Bundesamt hat allerdings die Möglichkeit, auch die anderen Felder der Todesursachenkette auszuwerten. Ist dort COVID-19 irgendwo aufgeführt, können auch daraus Schlüsse gezogen werden. Es bleibt aber dabei: wer “amtlich” an COVID-19 stirbt, kann nicht auch noch an anderen Krankheiten sterben, so dass die in die Statistik nicht eingehen und deren Anteil sinkt. Deshalb haben die leichenschauenden Ärzte einen erheblichen Einfluss darauf, wie viele Corona-Todesfälle es laut offizieller Statistik geben wird, je nachdem, wie sie die Todesbescheinigung ausfüllen. Die an das RKI gemeldeten Todesfälle haben einen völlig anderen Erhebungs- und Meldeweg.

  18. #18 Willy
    28. April 2020

    Wenn die Medien schreiben würden:
    In Italien sind 453 von 1 Mio Menschen gestorben.
    In Österreich sind 63 von 1 Mio Menschen gestroben.

    Dann wüssten die meisten Menschen mit den Zahlen immer noch nichts konkretes anzufangen. Es hilft nichts, nackte Zahlen alleine ohne Expertenwissen sind nutzlos.

  19. #19 Joseph Kuhn
    In der Küche
    28. April 2020

    @ Ingrid Schmall:

    “Aus den Daten des RKI muss man sich ein solches Diagramm selbst zeichnen. Das ist auch eine Form von Vertuschung, von Unklarheit.”

    Nein, es ist eine Form der Suche am falschen Ort Ihrerseits. Wenn Sie beim RKI-Dashboard rechts unten schauen, finden Sie genau das Balkendiagramm mit dem Verlauf der täglichen Fälle: https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4

    @ doc.nemo:

    “Das statistische Bundesamt hat allerdings die Möglichkeit, auch die anderen Felder der Todesursachenkette auszuwerten.”

    Das Potential kommt erst wirklich zum Tragen, wenn die multikausale Todesursachenstatistik etabliert ist und das Codiersystem IRIS vollumfänglich eingesetzt werden kann. Wer zu dem Thema mehr lesen will: https://link.springer.com/journal/103/62/12/page/1

  20. #20 Karl Mistelberger
    mistelberger.net
    29. April 2020

    > #18 Willy, 28. April 2020

    > Wenn die Medien schreiben würden:
    > In Italien sind 453 von 1 Mio Menschen gestorben.
    > In Österreich sind 63 von 1 Mio Menschen gestorben.

    > Dann wüssten die meisten Menschen mit den Zahlen immer noch nichts konkretes anzufangen. Es hilft nichts, nackte Zahlen alleine ohne Expertenwissen sind nutzlos.

    Ich muss kein Experte sein, sondern kann im Kopf ausrechnen: In 80 Jahren stirbt 1 Mio/1 Mio Menschen, in einem Jahr also 12.500, in einem Monat ungefähr 1000. Die meisten der Corona-Toten sind innerhalb eines Monats angefallen. Man müsste es den Medien erläutern. Alleine schaffen die es nie.

    Und ganz ohne Expertenwissen traue ich mir zu behaupten: Lieber Österreich als Italien.