Wissenschaftliches Arbeiten bedeutet immer wieder auch. Man macht und tut und am Ende stellt sich raus: War alles für die Katz’. Kein Problem: Dann versucht man es eben auf anderem Wege.

Ich hatte beschrieben wie Nicola eine neue Zelllinie der Spalthefe gezüchtet hatte. Er will ja den Einfluss der Mikrotubuli auf die Bewegung des Zellkerns untersuchen. Wir suchten einen Namen für das “Kind” und erhielten eine Reihe von Vorschlägen. Dafür erstmal: Danke. Hier ist die Liste der Nominierten:

Schizosaccharomyces pombe specialissimus
Schizosaccharomyces pombe anhaeuseri
Leuchtzwerg
Stupser
Exzentriker(n)
Heiner/Heine
Guido
Spombe Postdocnicolae
Spombe Karyondystop
Spombe Nucleoreptum
Spombe Microtohuwabohubulii
Bundeshefe
Lumi sylvaticus
Schizosaccharomyces pombe albinum berlinensis
S. pab

Entschieden haben wir uns für die Nummer 2: Schizosaccharomyces pombe anhaeuseri.

Muss ich das begründen 😉

Aber bevor jetzt der Rausch der Kommentatoren über mich herzieht. Letztendlich wird in der Liste der Veröffentlichungen nicht dieser Name stehen. Viel zu lang. Außerdem handelt es sich bei einer solchen Zelllinie nicht um eine neue Art, Unterart, Rasse oder ähnliches (das hätte ich vielleicht mal erklären sollen), deswegen kann man den lateinischen Namen gar nicht verwenden. Es ist nur eine neue Zelllinie, sozusagen weniger als eine Rasse oder Unterart.

Am Ende landet deshalb schlicht eine Abkürzung in der Datenbank: SPA. Ihr und wir wissen, welcher Name dahinter steckt, doch der Rest der Welt, hat keine Ahnung. (Und auf die erste Art oder Unterart mit meinem Namen muss die Welt noch warten. Offenbar gibt es so etwas tatsächlich noch nicht.)

Wie auch immer (oder wie es so oft in wissenschaftlichen Artikeln heißt: However): Jetzt das Kind zwar einen Namen, doch nicht alle Geschichten enden mit einem Happy End. SPA wird vorerst keine große Karriere in der Wissenschaft machen – sondern auf Eis gelegt. Die neue Linie hat sich als nicht ganz so brauchbar erwiesen wie gehofft.

Mal ganz einfach gesagt: Die Mikrotubuli-Bündel sind in einer bestimmten Phase des Zellzyklus’ – der Interphase – dicker als sie sein sollten, außerdem anders angeordnet, als erhofft. Das Problem dabei: Die Interpretation von Ergebnissen wird damit schwierig. Es wird einfach schwieriger herauszufinden, woran etwas liegt. An den durch die Züchtung erwünschten Unterschieden zum Wildtyp oder an den unerwartet entstandenen. Blöd das, wie man so sagt.

Also hat Nicola entschieden, den ganzen Ansatz zu verwerfen. Er versucht jetzt auf andere Weise den Einfluss der Mikrotubuli auf die Bewegung des Zellkerns zu untersuchen. Es geht wieder von vorne los. Neue Züchtung, neues Imaging unter dem Mikroskop. Zwei Monate Arbeit für die Katz’, mehr oder weniger. So läufts.

Kommentare (6)

  1. #1 Astrotux
    November 26, 2009

    Bundeshefe

    Das war doch bestimmt der Ratz, oder? 😉

  2. #2 Bundesratte
    November 26, 2009

    :o)

  3. #3 Marcus Anhäuser
    November 26, 2009

    wenn Ratz Bundesratte ist, hast Du Recht.

  4. #4 Bundesratte
    November 26, 2009

    Ich verneige mich und gratuliere!

  5. #5 YeRainbow
    November 27, 2009

    Nicht für die Katz!
    Zu wissen, dies ist es nicht, ist auch ein Gewinn.

  6. #6 Marcus Anhäuser
    November 27, 2009

    Da hast Du allerdings sehr Recht.