Honig könnte eine saubere Sache sein. Ein bißchen Nektar, ein wenig Bienenspucke – was gibt es naturreineres? Wäre da nicht der Mensch, der es schafft, den Honig mit Pestiziden, gentechnisch veränderten Substanzen und Antibiotika anzureichern…
Ich liebe Honig. Ein Frühstück ohne Honig senkt die Chance, mich vormittags gut gelaunt anzutreffen, um einen zweistelligen Prozentwert. Um so ärgerlicher stimmen mich Nachrichten, die daran erinnern, wie bedroht die Reinheit meines Frühstücks ist. Heute etwa kündigt die Universität Paderborn an, ein Überwachungssystem zum Aufspüren von Antibiotika-Rückständen in Honig aufbauen zu wollen.
Antibiotika werden in Obstplantagen gegen die bakterielle Blüteninfektion “Feuerbrand” gespritzt sowie von Imkern gegen die “Faulbrut” in ihren Bienenvölkern eingesetzt. In der EU und der Schweiz ist das weitgehend verboten, in Südamerika und Asien aber offenbar noch üblich – “was in der Vergangenheit mehrfach zur kritischen Belastung von Honig geführt habe”, wie die Uni Paderborn meldet.
Zwar haben wir Verbraucher kaum Einfluss darauf, welche Honige die Lebensmittelindustrie verarbeitet. Aber bei dem, was uns aufs Brötchen oder Toast kommt, können wir schon genauer hinsehen. Wir können z.B. darauf verzichten, Honige zu kaufen, deren Herkunft im Kleingedruckten mit “Mischung von Honig aus EG-Ländern und NICHT-EG-Ländern” angegeben wird.
Gut, Mischhonige können völlig einwandfrei sein. Aber ist es nicht fragwürdig, einerseits jedes Stückchen Schweinefleisch bis zum Bauernhof rückverfolgbar zu machen und Obst und Gemüse nicht ohne Hinweis auf das Herstellungsland in den Handel zu bringen, andererseits ein so ursprüngliches Lebensmittel wie Honig aber als Mischmasch von irgendwoher anzubieten? Was da auf meinem Toast landet – ob nun amerikanischer, asiatischer, afrikanischer, europäischer Honig -, das will ich schon gern wissen.
Selbst Bio-Honige kommen oft als undeklarierte Mischungen daher. Auf das Bio-Siegel verzichte ich in diesem Fall gerne, wenn dafür die Gläser sortenreiner Honige ihre Herkunft verraten oder mir der Imker auf dem Markt persönlich erzählen kann, wo seine Völker ihre Ware gesammelt haben. In letzterem Fall brauche ich nicht mal auf das Paderborner Überwachungssystem zu warten, um meinen Tag zufrieden zu beginnen.
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