Gibt es in Niedersachsen einen neuen Skandal um Gammelfleisch? Drei ehemalige Mitarbeiter eines Produzenten von Geflügelfleisch sagen in eidesstattlichen Versicherungen aus, das Unternehmen habe tonnenweise verdorbenes Putenfleisch verarbeitet. Die Firma hält mit eigenen eidesstattlichen Versicherungen dagegen, man habe nur einwandfreie Ware verarbeitet. Wie auch immer die Sache ausgeht, sie erlaubt einen winzigen Einblick in den Fleischhandel.
Momentan steht Aussage gegen Aussage (hier im Video von “Panorma”). Man darf gespannt sein, ob die Staatsanwaltschaft die Bedeutung der Vorwürfe aufklären kann.
Das Berliner “Inforadio” führte zum Thema ein Interview mit Martin Hofstetter, Landwirtschaftsexperte bei Greenpeace (hier als MP3-Datei zum Hören in vier Minuten, die sich lohnen). Laut Hofstetter stammen rund 80 Prozent des Putenfleisches, das der niedersächsische Hersteller verarbeitet, von lokalen Geflügelzüchtern. Der Rest wird “auf dem Spotmarkt zugekauft, meistens in Polen, weil dort das Fleisch am günstigsten ist”.
Bisher glaubte ich, nur Öl, Gas und Elektrizität würden über “Spotmärkte” verkauft. Andererseits: Wer im industriellen Maßstab Tiere verarbeitet, für den ist es natürlich nur konsequent, Fleisch als Rohstoff zu betrachten, den man über globale Börsen handelt.
Wer sicher gehen will, kein Gammelfleisch zu kaufen, dem rät Hofstetter, weniger Fleisch zu essen, höhere Preise zu akzeptieren und möglichst beim Erzeuger zu kaufen. Die Tipps sind nicht neu, müssen uns Konsumenten aber wohl immer wieder mal in Erinnerung gerufen werden.
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