Wichtig zu wissen: Obst und Gemüse sollte man regelmäßig essen, eine gute Basis sind fünf kleine Portionen über den Tag verteilt. Gerade jetzt im Winter sind Zitrusfrüchte eine tolle Sache, denn sie enthalten viel Vitamin C.
Was denn, das wussten Sie schon? Ich habe Ihnen damit nichts Neues erzählt? Sagen Sie das mal meiner Krankenkasse, die hält sowas für berichtenswert. Und versammelt es in einem erschreckend schlechten Mitgliedermagazin.
Meine Krankenkasse spart, wo sie nur kann. Vor zwei Jahren schickte sie mir noch unaufgefordert ein Heft, in dem alle Kurse für Autogenes Training, Yoga und Entspannungsübungen aufgelistet waren, welche die Krankenkasse bezuschusste. Neulich sagte man mir auf Nachfrage am Telefon sinngemäß, es gebe noch derartige Zuschüsse, aber welche Kurse konkret gefördert würden, das müsse ich jetzt selbst ermitteln. Alles, was ich von meiner Krankenkasse noch unaufgefordert erhalte, ist ein heuchlerisches Mitgliedermagazin. Es zeigt vorne bunte Fotos junger, gesunder Menschen, die fröhlich Sport treiben. Hinten folgen dann die Schwarz-weiß-Anzeigen für Treppenlifte, Rollstühle und Badewanneneinstiegshilfen. Dazwischen werden Artikel gedruckt, die mir beruhigend versichern wollen, man widme sich mit voller Energie meiner Gesundheit. Zwischen den Zeilen wird mir allerdings vermittelt, dass es allein mein Verschulden sei, sollte ich plötzlich krank werden.
Wie ich es vermeide, zum Kosten verursachenden Kranken zu werden, sollen mir Verhaltens- und Ernährungstipps nahe bringen. Diese überbieten sich gegenseitig mit hundertfach herunter geleierten Plattitüden und hingerotzter Oberflächlichkeit. Die oben erwähnten Hinweise auf fünf Portionen Obst und Gemüse und Vitamin C in Orangen gehören noch zum Gehaltvollen, was mir das Mitgliederblättchen anzubieten hat.
Gesund durch den Winter komme ich, so teilt mir meine Krankenkasse mit, indem ich mein Immunsystem stärke. Das gelingt u.a. – Überraschung! – “durch ausreichend Schlaf, viel Bewegung und regelmäßig frische Luft”. Ganz zufällig findet sich auf der Seite noch der Hinweis: “Der neue Actimel-Kalender ist da! Darin finden Sie Monat für Monat Tipps zur Stärkung des Immunsystems und ein Gewinnspiel mit der Chance, eins von 100 Actimel-Paketen zu gewinnen.” Nichts gegen Joghurt (ich liebe Joghurt), aber müsste eine solche Seite nicht als Werbung gekennzeichnet werden? Alternativ hätte es auch der Hinweis getan, dass ein herkömmlicher billigerer Joghurt wohl kaum weniger gesund ist als das Partner-Produkt, von dem man sich seinen Gratis-Wandkalender sponsern lässt.
Schleichwerbung auch im Artikel “Fitness-Trend 2008”. Den hat der Chefredakteur des Magazins “Fit for Fun” verfasst. Leider schafft er es nicht, seinen zweiseitigen Text zu schreiben, ohne sein Magazin gleich zweimal zu erwähnen. Auf der zweiten Seite spendiert ihm meine Krankenkasse zusätzlich eine Spalte, die ein ermäßigtes Test-Abo der Zeitschrift verspricht. Als Werbung ist der Beitrag natürlich nicht gekennzeichnet. Er enthält ja auch so spannende Aussagen wie “Vor allem sollten Sie sich frisch, fettarm und nicht allzu süß ernähren. Frisch heißt: viel Obst und Gemüse, am liebsten 5-mal am Tag…” Haben wir das nicht an anderer Stelle des Heftes auch schon gelesen? Handelt es sich denn um eine wichtige bahnbrechende Neuigkeit, die man besser doppelt verkündet? Oder nicht doch eher um einen hundertfach herunter geleierten Allgemeinplatz… aber Vorsicht, jetzt wiederhole ich mich schon selbst.
Der schönste Beitrag im Magazin meiner Krankenkasse ist aber zweifellos der, welcher mir einbläuen will, dass ein vernünftiges Frühstück aus Müsli mit Obst oder alternativ aus “kernigem Kornbrot mit Quark, Käse, Kräutern und Gemüse” zu bestehen habe. Illustriert wird der Text mit einem großen Foto, auf dem ein vielleicht acht- bis zehnjähriges lachendes Mädchen seinen Eltern das Frühstück ans Bett bringt. Mal abgesehen von der Frage, ob das zu den Lieblingstätigkeiten junger Mädchen gehört – wenn ja, will ich auch eine Tochter! -, ist der Inhalt des Tabletts interessant: Serviert werden den Eltern gekochte Eier, Croissants, zwei Kaffeebecher und hinter einem Blumensträußchen etwas Braunes, das Kuchen erahnen lässt. Von Müsli und Gemüse jedenfalls keine Spur. Vielleicht gucken die Eltern deshalb so glücklich?
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