Bienen und andere Insekten verrichteten eine “Dienstleistung für den Menschen”, sagen Umweltforscher und errechneten erstmals “den ökonomischen Wert der Bestäubung”.

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Foto: Olberto Mejia /Fotolia

Das Bienensterben habe ich hier wiederholt thematisiert. Doch während wir das Schwinden der Honigsammler wahrnehmen, weil den Imkern ein wirtschaftlicher Schaden entsteht, hören und lesen wir vom weltweiten schleichenden Insektensterben seltener.

Schon im Jahr 2006 hatte eine internationale Gruppe von Biologen ermittelt, dass bei 87 von 115 unserer wichtigsten Kulturpflanzen die Bestäuber – zumeist Bienen und Hummeln – eine wichtige Rolle spielen: Zwar sind die Insekten nur in Ausnahmefällen für die Bestäubung unbedingt notwendig, doch ermöglichen sie Produktionssteigerungen zwischen 5 bis 50 Prozent. Die Zerstörung naturnaher Lebensräume und die Intensivierung der Landwirtschaft entziehen ihnen aber zunehmend die Lebensgrundlagen (Proceedings of The Royal Society B, Pressetext Uni Göttingen).

Der ökonomische Schaden durch Ausfälle der Bestäuber geht in die Milliarden, schreiben jetzt Forscher des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung (UFZ) und Kollegen im Fachblatt “Ecological Economics” (Ecol. Economics, Pressetext UFZ). Bei Früchten und Gemüse entstehe ein Verlust von jeweils 50 Milliarden Euro, bei essbaren Ölfrüchten seien es 39 Milliarden Euro.

“Global betrachtet sind die Länder auf der Nordhemisphäre verwundbarer als die Länder im Süden. Ein Rückgang der bestäubenden Insekten könnte also starke Konsequenzen für den Lebensmittelhandel zwischen Nord und Süd haben. Die Studie ist jedoch keine Vorhersage, da sie mögliche Anpassungsstrategien nicht berücksichtigen kann. (…) Die Ergebnisse betonen, dass der Komplettverlust an Insektenbestäubern wie vor allem der Honigbiene und vielen weiteren Bienenarten nicht zu einem Zusammenbrechen der Weltagrarproduktion führen würde. Aber es würde zu einschneidenden Verlusten kommen – selbst wenn die Studie nur Pflanzen berücksichtigt, die direkt für die menschliche Ernährung genutzt werden.”

Unsere Gesellschaft scheint momentan nicht in der Lage zu sein, etwas wertzuschätzen, was sich nicht in US-Dollar oder Euro verrechnen lässt. Von daher ist die ökonomische Einordnung der Insekten wohl ein notwendiger Ansatz, um überhaupt ein bißchen Aufmerksamkeit zu erhalten.

Aber, liebe Bienen und Hummeln Dienstleister: Um unsere Mainstreammedien so richtig in Aufregung zu versetzen, müsstet ihr schon an die Börse gehen!

Kommentare (2)

  1. #1 Shin
    September 15, 2008

    Wenn die genannten Produktionssteigerungen tatsächlich so hoch ausfallen, wird sich zweifelsohne früher oder später ein findiges Unternehmen des Problems annehmen und eine Lösung erarbeiten – rentiert sich ja. Für solche Fälle ist der Markt ja da und funktioniert dabei auch recht gut. Mehr Sorgen machen mir Insekten, die keinen (erkennbaren) Marktwert haben.

  2. #2 Jörg Schlichtholz
    November 24, 2009

    Nun – das ist genau mein Thema. Da Hund, Katze, Maus bereits ihre Lobby haben und reichlich im Fernsehen und in der Kunst vertreten sind, nehme ich mich der kleinsten Lebewesen, der Insekten an.
    Dass dieser Bericht kein fernes Thema ist, sondern uns hautnah angeht, habe ich in den letzten drei Jahren im eigenen Biogarten gesehen. Ohne Bienen gab fast keine Kirschen. Andere Bäume und Beeren-Sträucher hat es nicht ganz so schlimm erwischt.
    Ich wünschte mir mehr solche Artikel und sage mal danke.