Was das nächste Jahr bringt, weiß niemand wirklich. Um so schöner lässt sich spekulieren. Hier nun drei mögliche Lebensmittel-Trends mit realem Hintergrund.
1. Känguru wird zum Trendtier der Klimaschützer
Wer nicht ganz auf den Verzehr von Fleisch verzichten und trotzdem ökologisch korrekt speisen will, der greift zum Steak vom australischen Beuteltier. Denn Kängurus wachsen vergleichsweise klimafreundlich heran, während Rinder dabei Methan erzeugen. Methan ist ein unser Klima gefährdendes Gas mit einem 25 mal so hohen Erwärmungspotenzial wie Kohlendioxid. Rinder rülpsen jährlich 70 bis 100 Kilogramm davon aus. Anders das Känguru: Es beherbergt in seinem Vormagen Bakterien, die ihm ein methanfreies Verdauen erlauben. Vor Jahren kam Forschern die Idee, jene speziellen Bakterien auf Rinder zu übertragen. Von einer erfolgreichen Umsetzung des Plans war dann leider nichts mehr zu lesen.
Wäre da der deutsche Lebensmittelhandel nicht gut beraten, eine Känguru-Kampagne zu starten? Entsprechende neue Produkte könnten nicht nur den Konsum beleben (Wirtschaftskrise gelöst!), sondern auch helfen, die nächsten Klimaziele zu erreichen. Australische Forscher lieferten bereits die wissenschaftliche Argumentation dafür: Wenn Australiens Fleischkonsumenten jeweils ein Drittel des Schaf- und Rindfleisches durch den Verzehr von Kängurus ersetzten, würde dies glatt drei Prozent des auf dem Kontinent freigesetzten Methans sparen (in Conservation Letters; sehr ausführlich dazu mehr im New Scientist).
Probieren Sie bei Gelegenheit übrigens auch mal heimisches Reh oder Wildschwein. Wer etwa in Berlin und Brandenburg mit Jägern spricht, der hört sie über den schlechten Absatz des Fleisches klagen. In den Wälder wächst derweil mangels natürlicher Feinde viel mehr Wild heran, als das Ökosystem verträgt. Wer nicht länger die Zucht von Rind und Schwein unterstützt und stattdessen Wild auf den Speiseplan setzt – schützt der die Natur nicht gleich doppelt?
2. Die Preise für echte Vanille explodieren
Vanille ist als Aroma sehr beliebt und in vielen Produkten verbreitet. Doch die echte Gewürzvanille (Vanilla planifolia) kommt dabei seltenst zum Einsatz. Zum einen sind entsprechende Ersatzstoffe viel billiger, zum anderen gibt es von der echten Vanille gar nicht genug auf dem Markt.
Und es wird künftig noch weniger geben, denn wichtige Anbaugebiete auf Madagaskar werden gerade von einer Pilzerkrankung heimgesucht. In zwei der drei großen Anbaugebiete sind 80 Prozent der Pflanzen befallen. Biologen machen zu dichte Pflanzungen für die schnelle Verbreitung des Pilzes verantwortlich und empfehlen den Umstieg auf resistente Sorten. Vanille-Fans lagern besser rechtzeitig ihren Bedarf an Schoten ein, bevor der Engpass die Preise explodieren lässt.
3. Bio wird vielfältiger, aber “verwässert”
Zum 1.1.2009 tritt eine neue EU-Öko-Verordnung in Kraft, die für Konsumenten Vor- und Nachteile bringt (Hier die Änderungen als PDF). Aufmerksame Verbraucher werden auf der Verpackung künftig mehr Angaben zu den Zutaten finden. Den Herstellern wird aber gleichzeitig erlaubt, plakativ mit einzelnen ökologischen Bestandteilen zu werben, selbst wenn überwiegend konventionelle Rohstoffe enthalten sind. Dem Kleingedruckten muss dann entnommen werden, wie groß der Öko-Anteil wirklich ist. Herstellern ist künftig auch der Einsatz von Zusatzstoffen, die mit gentechnisch veränderten Organismen hergestellt wurden, nicht mehr uneingeschränkt verboten.
Wir werden vermutlich mehr Bio-Ware im Supermarkt finden als bisher, müssen aber noch genauer hinsehen, was wir da kaufen. Um die Verwirrung noch etwas zu vergrößern, plant die Europäische Kommission zudem ein neues Öko-Siegel – da kann es ja nie genug von geben – und wird dafür einen studentischen Designwettbewerb ausschreiben. Wenn das neue Zeichen genauso …äh… originell ausfällt wie die bisherigen Slogans der Kommission, ist der Erfolg vorprogrammiert.
Ich bin mir sicher: Von diesen Themen werden wir 2009 noch viel hören. 🙂
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