Warum, lieber Softdrink-Konzern, bringst Du nicht endlich das in den USA unheimlich erfolgreiche “VitaminWater” auch auf den deutschen Markt? Das Getränk wäre bestimmt auch bei uns ein irrer Erfolg. Und Du brauchst das Geld doch sicher dringend, wo Du jetzt wegen genau diesem VitaminWater in den USA verklagt wirst, oder?
Na gut, lieber Coca-Cola-Konzern, Du bist schon alt und etwas träge. Aber das macht nichts, große Konzerne sind eben so. Dafür hast Du viel Geld, um Dir Ideen einzukaufen. Mitte 2007 hast Du das Unternehmen Glacéau eingekauft. Dessen Gründer J. Darius Bikoff hatte 1996 die tolle Idee, den Amerikanern Leitungswasser ganz neu anzubieten. Er versetzte das billige Nass mit Vitaminzusätzen, weil die Amerikaner von Vitaminpräparaten einfach nicht genug bekommen können. Und bereit sind, für Produkte mit Vitaminzusätzen einen satten Aufpreis zu bezahlen.
Das Tollste ist aber zweifellos die Verpackung von VitaminWater: Das Produkt kommt sehr medizinisch daher, nicht so bunt wie andere Softdrinks. Konsequent verzichtet es z.B. darauf, Früchte der einzelnen Geschmacksrichtungen abzubilden. Das ist ja auch nur ehrlich, weil der Fruchtsaftanteil unter einem Prozent liegt. Aromastoffe können die Fruchtsorten heutzutage sowieso viel besser darstellen, also ist das kein Problem. Hauptsache, das Wasser gibt es in verschiedenen Farben, das simuliert eine zeugt von einer großen Produktvielfalt.
Die scheinbar neutrale Verpackung sieht sowas von medizinisch aus, dass man die Flaschen am ehesten in der Apotheke suchen will. Den Gang kann man sich aber sparen, denn das Zeug hat jeder US-Supermarkt im Angebot, gleich neben Coke und Pepsi und den anderen bunten Sachen, die viiiiiel ungesünder aussehen.
Deshalb, Coca-Cola, hast Du für die Firma 4,1 Milliarden US-Dollar bezahlt. Die wollen jetzt wieder eingespielt sein. Da kommt es eher ungelegen, dass das Center for Science in the Public Interest (CSPI) Dich wegen Irreführung der Verbraucher verklagt. Das CSPI ist eine dieser lästigen Verbraucherorganisationen, die der Lebensmittelindustrie in den USA das Leben schwer machen wollen.
In seiner Klage wirft Dir das CSPI vor, Du würdest den Verbrauchern Zuckerwasser als gesund verkaufen. Dabei enthalte Dein VitaminWater pro Flasche mit 591 ml genau 33 Gramm Zucker, also fast soviel wie eine Dose Coca-Cola. Aber wozu die Aufregung? Das steht doch schon auf jeder Flasche drauf! Na gut, nicht so direkt. Tatsächlich ist von 13 Gramm Zucker die Rede. Aber im Kleingedruckten steht ja auch, dass das pro Portion gilt. Und eine Flasche enthält 2,5 Portionen. Da muss der Konsument eben die Angaben aus der Nährwerttabelle umrechnen. Ist denn das zuviel verlangt?
Genau genommen sind die 33 Gramm Zucker auf 591 ml sogar ein sehr sparsamer Einsatz. Die gleiche Menge Coca-Cola enthält nämlich rund doppelt soviel. Ist das VitaminWater nicht allein dadurch schon eine gesunde Alternative? Dafür darf es auch etwas teurer sein: Je Flasche sind 1,50 US-Dollar zu zahlen, die gleiche Menge Coca-Cola kostet 1,40 US-Dollar. Zuckerverzicht muss man sich was kosten lassen. Verständlich, dass eine Coca-Cola-Sprecherin die Klage gegenüber der Presse als “lächerlich” bezeichnet.
Also nochmal, lieber Coca-Cola-Konzern: Mehr Mut! Bring das Zeug endlich auch bei uns raus, bevor die Brause einen schlechten Ruf weg hat und der sich bis nach Deutschland rumspricht. Wir müssen uns hier bisher mit peinlichen Obstdrinks begnügen, wenn wir Vitamine trinken wollen. Manche essen gar aus Verzweiflung richtiges Obst, obwohl man das doch kauen muss und die Finger hinterher auch immer so kleben. Brrrr! Also her mit den Medizinfläschchen!
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