Bauer Paul Nelson aus Newcastle gehört zu jener Hälfte britischer Viehhalter, die ihren Tieren individuelle Namen geben. Das Foto links zeigt ihn mit seiner Kuh “Highlight”. Dieser schmeichelhafte Name scheint dem Tier zu gefallen: Es liefert seinem Besitzer überdurchschnittlich viel Milch.
Foto: Newcastle University
In letzter Zeit habe ich in diesem Blog wiederholt über Milch geschrieben. Dazu passt sehr schön als Ergänzung die heutige Meldung der Newcastle University, nach der Kühe mehr Milch geben, wenn sie von ihren Haltern mit Namen angesprochen und als Persönlichkeit behandelt werden.
Catherine Douglas und Peter Rowlinson von der School of Agriculture, Food and Rural Development hatten 516 britische Viehhalter befragt. 46 Prozent gaben an, ihre Tiere per Namen anzusprechen. Die Milchleistung lag in den entsprechenden Betrieben um jährlich 258 Liter über der der Konkurrenz.
Das ist erst einmal eine schöne Meldung, die das Herz von Tierfreunden und Öko-Fans höher schlagen lassen dürfte, denn die Namensgebung steht ja nur stellvertretend für eine gute Pflege der Kühe. Behandle dein Tier mit Respekt und es dankt dir mit höherer Produktivität! Für Familienbetriebe, die 50 bis 80 Kühe halten, kann das eine vielversprechende Methode sein. Grundsätzlich ist das auch gar nichts Neues; ein (konventionell arbeitender) Milchbauer hat mir vor Jahren mal stolz versichert, er erkenne alle seine 75 Tiere an ihren individuellen Persönlichkeiten.
Ich bin mir allerdings nicht sicher, ob ein kühl kalkulierender Agraringenieur, dessen Tierbestand im dreistelligen Bereich liegt, auch so vorgehen kann. Zum einen wird er sich kaum die Namen aller Kühe merken können oder wollen, zum anderen wird er angesichts der Menge von 258 Litern vielleicht auch nur müde lächeln. Eine Durchschnittskuh kommt locker auf 8.000 Liter Milch jährlich, speziell auf Milchleistung gezüchtete “Turbokühe” liefern auch 10.000 bis 14.000 Liter. Die persönliche Ansprache jedes einzelnen Tieres brächte dann nur noch eine Steigerung von 2 Prozent. Ob sich dann der Mehraufwand der individuelleren Behandlung noch rechnet?
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