Die F.A.Z. träumt von einer Zeit, in der die Butter noch wertvoll war. Warum eigentlich?
In der Frankfurter Allgemeinen Zeitung erschien gestern ein geradezu verzweifelter Ausruf: “Diesen Spottpreis hat die Butter nicht verdient”. Der Autor kommt nach einem Gang durch den Supermarkt zu der Erkenntnis, ein Stück Butter sei mittlerweile wieder für 65 Cent zu haben. “So können wir die nächsten Tage unsere Brote fast zum Nulltarif mit einem leckeren Belag versehen.” Glücklich scheint er darüber nicht zu sein.
Der Artikel träumt sich zurück auf einen “kleinen Bauernhof im Bayerischen Wald nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges”, wo die Butter noch in Handarbeit gewonnen wurde und in den Augen der Konsumenten entsprechend wertvoller war. Harte Arbeit, ehrliches Handwerk, gute alte Zeit. Schließlich muss der Text aber doch einräumen: “Unsere Butter des Jahres 2009 für 65 Cent schmeckt keinesfalls schlechter. Das muss man ehrlicherweise eingestehen.”
Das bittere F.A.Z.-Fazit: “Das Superhirn des Superorganismus bestimmt, was gerade wertvoll ist. Butter ist es nicht, Kaugummi schon. Am wertvollsten sind Produkte, die keine sind, Festgeldanlagen etwa oder Bundesschatzbriefe.” Das ist nicht unwitzig für ein Blatt, das in schöner Regelmäßigkeit Festgeldanlagen und Bundesschatzbriefe wärmsten empfiehlt.
Ich habe ja den Verdacht, dass der Autor in seinen rührseligen Zeilen weniger an die Landwirtschaft und den Lebensmittelhandel denkt, sondern an den Verfall von etwas anderem ehemals Wertvollem: dem Journalismus selbst. Nichts beschäftigt Schreiberlinge zur Zeit stärker. Kann man die gedruckte Zeitung retten? Lässt sich online Geld eintreiben? Sollen Blogger um Spenden bitten?
Ist Journalismus vielleicht wie Butter? Mit einer Menge Arbeit verbunden, jedoch dem stetigen Preisverfall ausgeliefert? War nicht auch im schreibenden Gewerbe nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges die Welt noch in Ordnung, als eine freie Presse frisch aufgebaut werden konnte und die Menschen gern Gedrucktes lasen?
So schauen wir Schreiberlinge denn dieser Tage voll Mitleid auf die Bauern und erkennen in ihnen erschreckt unsere eigene Zukunft….
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