Rund drei Jahre lang unterstütze die EU den Aufbau des “Biosafenet”. Dieses europäische Netzwerk hat die Aufgaben, die Öffentlichkeit über die Sicherheitsforschung in der Pflanzenbiotechnologie zu informieren und die Wissenschaftler dieser Fachrichtung besser miteinander ins Gespräch zu bringen. Seine Zukunft ist jetzt ungewiss.
Anfang dieser Woche fand im Julius-Kühn-Institut (JKI) in Berlin eine Abschlusskonferenz zum Biosafenet statt, dessen Förderung aus Mitteln der EU zum 1.7.2009 ausgelaufen ist. Beteiligte Wissenschaftler aus Deutschland, Ungarn, Italien und den Niederlanden berichteten, was sie im Rahmen des Projektes seit September 2006 aufgebaut haben.
Das Biosafenet ist ein Wissenschaftsnetzwerk mit zwei Aufgaben: Zum einen soll es Forscher venetzen, die zur biologischen Sicherheit in der Pflanzenbiotechnologie arbeiten, zum anderen soll es die interessierte Öffentlichkeit informieren. Letzteres geschieht in Deutschland über die Webseite www.biosicherheit.de, welche mit Förderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) bereits seit 2001 online ist. Die Seite erreicht nach Aussage der Redaktion mittlerweile rund 80.000 Besucher monatlich. Die englische Schwesterseite www.gmo-safety.eu kam vier Jahre später hinzu; sie erzielt etwa 15.000 monatliche Visits.
Das Webangebot schlägt sich durchaus tapfer in dem Versuch, sachlich zu informieren und dabei eine gewisse Neutralität zu wahren. Zudem liefert es mit seiner Datenbank einen umfassenden Überblick zu jenen rund 300 deutschen Forschungsprojekten der Biosicherheit, die das BMBF seit den späten 1980er Jahren mit öffentlichen Mitteln gefördert hat.
Nicht ganz so erfolgreich läuft allerdings der im Rahmen des Biosafenet gestartete Versuch, die Wissenschaftler untereinander zu vernetzen. Das wurde deutlich, als Wendy Craig vom “International Centre for Genetic Engineering and Biotechnology” (ICGEB) die “BiosafeRes database” vorstellte. Nach dem Muster der deutschen Datenbank will die BiosafeRes vor allem Entwicklungsländern den Zugang zu Forschungsarbeiten der biologischen Sicherheitsforschung ermöglichen. Doch obwohl sich in dem Projekt formal bereits 59 Staaten weltweit zusammengeschlossen haben, enthält die Datenbank erst rund 100 Einträge. Auch die Eintragung der 300 deutschen Projekte sei bisher versäumt worden, räumte Joachim Schiemannn vom JKI ein. Eine Übertragung der Daten “steht auf der Agenda”, wird aber nach Auslaufen der europäischen Fördermittel wohl noch länger auf sich warten lassen.
Nur bedingt erfolgreich operiert auch die “Public Research & Regulation Initiative” (PRRI) in den Niederlanden. Die PRRI will zum einen Wissenschaftler beraten, wenn es um internationale Regelungen und Verordnungen im Bereich der pflanzlichen Biotechnologie geht. Zum anderen sollen als eine Art Rückkanal die Anliegen der Forscher in die parlamentarischen Gremien getragen werden – klassische Lobbyarbeit also. Doch obwohl sich bislang rund 270 Wissenschaftler weltweit der PRRI anschlossen und in 13 Arbeitsgruppen organisierten, klagt die Zentrale in Delft über zu wenig Input seitens der Forscher. Zwar werde überall die Notwendigkeit zur Vernetzung erkannt, aber gleichzeitig sei das Konkurrenzdenken untereinander doch auch noch stark ausgeprägt.
Seit gestern ist das EU-Projekt offiziell beendet, die Förderung mit europäischem Steuergeld ausgelaufen. Zwar wird das BMBF die Webseite Biosicherheit.de wohl kaum einstellen. Es ist aber unklar, welche Inhalte künftig ausgebaut werden. “Viele Einzelbestandteile werden weiter geführt” – genauer weiß es Joachim Schiemannn vom JKI auch noch nicht. Derweil kommt auf europäischer Ebene gerade einges ins Wanken: Die Wirtschaftskrise schlägt auf jene unabhängige Forschung durch, die von Drittmitteln und Stiftungsgeldern lebt. Momentan stehe bei so ziemlich jedem Projekt nicht die Wissenschaft, sondern das Fundraising im Vordergrund, war am Rande der Berliner Konferenz von Teilnehmern zu hören.
Dabei hat die biologische Sicherheitsforschung schon jetzt einen schweren Stand: Ihre Ergebnisse “spielen in der schon lang andauernden öffentlichen Debatte über die Sicherheit von transgenen Pflanzen bisher eine eher untergeordnete Rolle”, bedauert das JKI. Das überrascht, sagen doch Experten für die nahe Zukunft eine “biobased economy” voraus, in der industrielle Rohstoffe zunehmend aus Pflanzen gewonnen werden. Sollte die Politik unter diesen Umständen eine unabhängige Sicherheitsforschung für entbehrlich halten? Das wäre in der ohnehin schon recht unsachlich geführten Diskussion um die “Grüne Gentechnik” nicht gerade hilfreich.
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