Depressionen sind die schlimmste Krankheit der Welt (hier die entsprechende WHO-Studie). Doch in der Therapie gibt es seit vielen Jahren kaum Fortschritte. Nur 30 Prozent der Erkrankten werden durch Medikamente geheilt, aber jetzt gibt es für die Betroffenen Grund zur Hoffnung. Deutsche Forscher des Max-Planck-Instituts für Psychiatrie
haben ein Schlüsselgen entdeckt, das darüber entscheidet, welche Medikamente in den Kopf hineingelassen werden. Die Forscher um Manfred Uhr berichten vorab in einer für das Fachjournal Neuron bestimmten Studie, dass sie den Pförtner für die sogenannte Blut-Hirn-Schranke entdeckt haben.
Die Blut-Hirn-Schranke schützt das Gehirn vor schädlichen Stoffen aus dem Blut und entscheidet unter anderem darüber, welche Medikamente in unser Denkorgan gelassen werden.
Der jetzt entdeckte Pförtner ist ein Transportmolekül, das den Namen ABCB1ab trägt.
Es gehört zur Gruppe der Glykoproteine und agiert wie eine Pumpe, die nicht nur darüber entscheidet, welche Stoffe in das Gehirn hineingelassen werden, sondern auch, welche hinaustransportiert werden.
Bei Versuchen mit gentechnisch hergestellten Mäusen konnten die Forscher zeigen, dass unterschiedlichen Varianten des Gens sehr unterschiedlich mit bestimmten Antidepressiva zusammenwirken.
Das bedeutet, dass je nach natürlicher Variante bestimmte Medikamente in das Gehirn transportiert werden oder eben nicht.
Weitere jetzt neu erfolgte Versuche an bislang 443 Patienten bestätigten, dass auch beim Menschen die Wirksamkeit verschiedener Antidepressiva an Strukturmerkmale des Gens ABCB1ab gekoppelt ist. Patienten mit bestimmten Genvarianten profitierten um das 2,5fache von den entsprechenden Medikamenten.
Bis der zugehörige Gen-Test auf den Markt kommt, sollen nach Schätzungen von Beobachtern jedoch noch weitere zwei bis drei Jahre vergehen.
Die Studie dürfte eine weltweite Sensation hervorrufen, da erstmals beschrieben wird, dass eine bestimmte natürliche Genvariante die Konzentration eines Medikaments im Gehirn beeinflusst.
Na, wenn das Mal keine Vorarbeit für den nächsten Nobelpreis aus Deutschland ist … (aber Geduld, Geduld).
Das Medlog möchte auf jeden Fall, als einer der Ersten gratulieren!
Denn selbst wenn das Forschungsergebnis kein neues Medikament hervorgebracht hat, kann es stark dazu beitragen, die Behandlung der depressiven Erkrankung zu verbessern.
In erster Linie weil der resultierende Gentest helfen wird, Irrwege zu vermeiden. Wie wichtig das ist, zeigen bisherige Behandlungserfahrungen. Stets fiel dabei in Auge, dass ein häufiger Wechsel der Medikamente die Heilungschancen reduzierte und für einen optimalen Heilungserfolg eigentlich von Anfang an das richtige Mittel eingesetzt werden musste (was zur Zeit noch ein reines Glücksspiel ist …).
Wir hoffen das Beste!
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