Der Spiegel berichtet in seiner aktuellen Ausgabe vom Abbruch der amerikanischen Accord-Studie.
Die Jungs aus Hamburg waren damit zwar nicht die Ersten, die Ärzte-Zeitung war schneller – aber der Einstieg ist im Nachrichtenmagazin einfach besser gelungen:
“Runter mit dem Blutzucker” lautet der Standardsatz aller Diabetes-Experten – jetzt müssen sie umdenken.
Radikal hatten amerikanische Forscher in einer seit 2001 laufenden Studie versucht, in den Blutzuckerspiegel ihrer Diabetes Typ-2 Patienten einzugreifen. Erhofft hatten sie sich günstigere Krankheitsverläufe, doch stattdessen erhielten sie 26 Prozent mehr Todesfälle als in der Kontrollgruppe.
Ihre Patientengruppe, die mithilfe von blutzuckersenkenden Medikamenten (Avandia und Actos.) und bis zu fünfmal täglichem Insulingespritze, Blutzuckerwerte von Nichtzuckerkranken erreichen sollte (4 bis 6 Prozent), verzeichnete 257 Todesfälle im Vergleich zu 203 Toten in der Gruppe, die per Standardtherapie (7,5 Prozent) behandelt wurde.
Kann man also auf die teuren Spezialmedikamente verzichten?
Wenn man Risikopatient für Herzerkrankungen ist, sollte man zumindest nicht übertreiben, schreiben die Studienleiter und beschlossen die Studie abzubrechen, obwohl sie noch 18 Monate laufen sollte.
Billiger und allemal effizienter bleibt täglicher Sport.
Wenn es Medikamente gäbe, die eine zwanghafte sportliche Betätigung in Form einer halbstündigen täglichen Übungseinheit auslösen könnten, wäre ein neues Medikamentenzeitalter für Diabetes Typ-2 Patienten angebrochen.
Doch die aktuell auf dem Markt befindlichen Produkte nähern nur den Verdacht von Lifestyle-Medikamenten.
Von Leuten, die sich anders verhalten als es für ihren Körper gut wäre, aber glauben, dass man sich Gesundheit in Pillenform kaufen kann.
Die zweite Seite der Medaille sind natürlich die Pharmafirmen, die mit möglichst hochpreisigen Produkten versuchen, zumindest diesem Bedürfnis der Patienten entgegen zu kommen.
Wem soll man bei diesem Geschäft einen Vorwurf machen?
Etwas enttäuschend ist hingegen der Arzscht der Woche. “Schrauber aus Schwaben“ haben die Hamburger ihren Bericht betitelt.
Darin geht es um den Chirurgen Abbas Montazem, der seinen Patienten Erlösung vom Schleudertrauma verspricht und ihnen dafür den Nacken auffräßt und anschließend eine Metallkonstruktion unter den Kopf schraubt.
Zweifellos eine umstrittene Methode, bei der scheinbar auch häufig etwas schief geht (das alte Karussell: Schaden und Klagen).
Doch so spektakulär wie der Fall Dekkers, der normale Rückenschmerzpatienten behandelte, ist die Angelegenheit nicht.
Zumal die Patienten bis zu 15.000 Euro pro Eingriff bezahlen und man dementsprechend erwarten kann, dass sie sich ausrechnen können, dass eine eingesetzte Metallkonstruktion unterhalb des Kopfes Probleme bereiten könnte.
Mal abgesehen davon, dass es wirklich abenteuerlich ist, zu glauben, dass im Fall eines Halswirbelsyndroms (HWS) ein chirurgischer Eingriff an der Halswirbelsäule (!) helfen kann, überdehnte oder gerissene Bänder zu reparieren.
Wie gesagt, Montazems Tun scheint eine schlimme Sache zu sein, aber scheinbar hat sich das zumindest unter deutschen Patienten herumgesprochen.
Im Bericht steht, dass die meisten aktuellen Patienten aus Skandinavien eingeflogen werden. PISA zum Trotz kann man da nur sagen.
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