Einzelfälle sind es nicht und nach Bekanntwerden des tiefen Falls eines Ulmer Chirurgen (zuerst auf den Kachelboden im OP mit 2,4 Promille um 8 Uhr morgens und anschließend der Rauswurf aus der Klinik) ist das Thema wieder mal richtig heiß.

In Bild erfahren wir, dass von den 300.000 Ärzten in Deutschland 6 bis 7 Prozent suchtkrank sein sollen (Zahlen von 2003). Nach Ansicht des Arztes Rolf Bollmann (Gründer des Verein Faba) sollen sogar 20 bis 30 Prozent der Ärzte Alkoholmissbrauch betreiben und die Hälfte von ihnen suchtkrank sein.

Das sind erschreckende Zahlen. Aber neu ist das Thema nicht. Wer die Ärzte kennt weiß, dass sie häufiger mal einen Heben, anders ist diese Art der Arbeit ja auch nicht zu ertragen.

Doch Spaß beiseite. Süchtige Ärzte sind ein ernstes Problem. Sie begehen 10-100 Mal häufiger Kunstfehler als gesunde Ärzte.
Sie trinken nicht nur häufiger als Berufstätige anderer Branchen, sondern konsumieren auch häufiger Tranquilizer und Schmerzmittel.
Patient möchte man bei diesen Menschen nicht gerne sein.
 
Nach Ansicht des Arztes Frank König ist die Profitgier der Klinikbetreiber (also der hohe berufliche Druck) schuld an der Misere.

Unserer Ansicht nach ist das etwas zu kurz gegriffen und wie so häufig ein Versuch die Schuld bei den anderen zu suchen.

  • denn dass Ärzte sich mit ihrem hierarchischen Chefarzt-System gegenseitig das Leben zur Hölle machen, verlangt garantiert keine betriebswirtschaftlich arbeitende Klinikleitung.
  • ebenso wenig wie 48 stündige Bereitschaftsdienste (die es natürlich per Gesetz gar nicht mehr gibt) – im Ausland unbekannt.

Der häufigste Grund, weshalb jemand Trost im Alkohol oder bei Medikamenten sucht, ist grundsätzlich ein ganz anderer, der in der aktuellen Berichterstattung überhaupt nicht erwähnt wird:

Es ist die mangelnde Zufriedenheit im Beruf. Die fehlende Bestätigung oder eben auch die mangelhafte persönliche Eignung vieler Ärzte.
Welcher Arzt ist denn heute noch gerne Arzt und bezieht seine Kraft daraus, dass er andere Menschen heilt? Warum gehen so viele Menschen lieber zum Heilpraktiker?

Ist es wirklich vernünftig, dass unser Gesundheitssystem darauf ausgerichtet ist, dass nur Menschen zum Medizinstudium zugelassen werden, die einen NC von 1,0 bis 1,4 haben?

Sortiert man damit wirklich die Menschen heraus, die bereit sind, sich die Leidensgeschichten von kranken Menschen anzuhören?
Die die Wehwehchen ihrer Mitmenschen ernst nehmen und durch ihre Anteilnahme viel effizienter heilen, als die aktuellen Pappnasen, die sich hinter Laptops und Laborwerten verstecken und denen es gelingt, während ihrer gesamten Sprechstunde nicht ein einziges Mal ihren Patienten in die Augen zu schauen.

Unserer Ansicht nach werden weiterhin alle Ärzte stark suchtgefährdet sein, deren einzige berufliche Motivation ihr Kontostand ist und die ihre kranken Mitmenschen als Belastung auffassen.

Kommentare (18)

  1. #1 Sebastian
    Februar 1, 2008

    Mit Verlaub, aber ich glaube der Autor dieses Beitrags hat null Einblick in das Leben von Ärzten, den täglichen Klinikalltag und das Gesundheitssystem. Da der Autor die gesamte Ärzteschaft polemisch angreift “als die aktuellen Pappnasen”, muss er jetzt auch diese Gegenreaktion vertragen. Ich selbst bin kein Arzt und arbeite auch nicht im Gesundheitswesen, habe aber in meinem nahen Bekanntenkreis ca. 5 Ärzte an ganz verschiedenen Kliniken in ganz Deutschland.

    Zu Behauptung 1 im Text “Ärzte interessieren sich nicht für die Patienten, sondern sehen diese als Belastung bzw. sind nur an ihrem Kontostand interessiert”: Dies ist völliger Unfug. In meinen privaten Gesprächen mit Ärzten musste ich leider immer wieder hören, dass sie nicht genug Zeit haben für solche Gespräche. Oft wurde mir auch berichtet, dass Patienten bei der Schilderung ihrer Leidensgeschichte in Tränen ausgebrochen sind und dann von den Ärzten getröstet wurden. Dafür machen Ärzte freiwillig Überstunden, denn sie lassen sich es eben nicht nehmen, persönlich auf ihre Patienten einzugehen.

    Zu Behauptung 2 im Text “Frustration durch mangelnde Bestätigung im Beruf”: Dies ist wiederum völliger Schwachsinn. Ich habe es sehr oft erlebt, zum Beispiel wenn sich Ärzte untereinander unterhalten, dass sie stolz berichten, wenn sie einem Patienten (der vielleicht schon viele Krankenhausaufenthalte hinter sich hat) endlich helfen konnten, weil sie endlich den echten Grund seiner Krankheit gefunden hatten. Immer wieder berichten Ärzte im persönlichen Gespräch über Schicksalsgeschichten ihrer Patienten und wie sehr sie sie bedauern.

    Zu Behauptung 3 im Text “Suchtgefahr ist nicht bedingt durch zu hohe Arbeitsbelastung”: Wir haben seit einigen Jahren das Gesetz, dass es zum Beispiel ewig lange Schichten nicht mehr geben darf. Trotzdem gibt es diese Schichten immer noch und dies ist leider immer noch eher die Regel als eine Ausnahme. Selbst ohne diese Schichten wird es nicht besser. Gerade frisch eingestiegene Medizinstudenten werden häufig nicht angelernt in den Kliniken und bekommen nicht selten gleich die Verantwortung für eine ganze Station. Ein Arzt berichtete mir neulich, dass ihm am ersten Arbeitstag ein Blatt mit der groben Struktur seines Arbeitstages ausgehändigt wurde. Da stand dann drauf, wann Visite ist, wann Untersuchungen zu machen sind und wann man für Verwandte der Patienten grob zur Verfügung stehen soll. Einziger Fehler an der Übersicht war, dass sie um 8 Uhr begann und um 18 Uhr endete und lediglich 30 Minuten Mittagspause enthielt. Dies entspricht also 9,5 Stunden erwarteter Arbeitszeit täglich an 5 Tagen die Woche.

    Lange Rede kurzer Sinn: Dieses Post ist eine absolute Frechheit und gehört eigentlich in die Tonne. Es wird Zeit für einen echten Arztblog, der ehrlich aus dem Alltag berichtet. Ich werde mal versuchen die mir bekannten Ärzte zu animieren.

  2. #2 Monika Armand
    Februar 1, 2008

    M.E. sind die Ursachen deutlich vielfältiger, als beschrieben: 1. in der Arztausbildung spielen psychologische Kenntnisse keine Rolle. Auch keine, welche die Ärzte befähigen könnte, den durchaus harten Berufsalltag zu überstehen. 2. muss sich jeder junge Arzt, den “alten” Hierarchien stellen und wird dadurch geprägt. 3. tragen die tatsächlich schlechten Arbeitsbedingungen (Pflegenotstand und Ärztemangel) durchaus dazu bei, dass hier ein hohes Streßpotential mit Burn-Out-Bedingungen vorherrscht. 4. stehen Ärzte tatsächlich immer auch mit einem”Fuß im Gefängnis”, so dass die Verantwortung und der hohe Rechtfertigungsdruck bestimmte “Abwehrmechanismen” hervorruft. 5. lernen Ärzte weder in der Ausbildung, noch in der späteren Praxis, wie kollegiales Teamwork praktiziert wird (übrigens besteht eine ähnliche Problematik bei Lehrkräften) und nicht zuletzt “nagen” die zeitlich überzogenen Bereitschaftsdienste nicht nur an der physischen, sondern auch an der psychischen Leistungsfähigkeit und last, but not least gibt es für Ärzte keinerlei Hilfen,wie mit dem ständigen Leid vor Augen umgegangen werden kann. Ebenso werden sie damit allein gelassen, dass sie vielen Leiden – angesichts durchaus begrenzter Möglichkeiten oder eingeschränktem Forschungswissen in der Medizin – völlig hilflos gegenüber stehen. Es gäbe hier noch zahlreiche andere Sichtweisen anzufügen……

  3. #3 Peter Artmann
    Februar 1, 2008

    Also ich hab mit Kritik keine Probleme. Aber hab ich eigentlich geschrieben, dass alle Ärzte saufen? Nein, Sebastian, wenn du schon Leute fragst, die sich auskennen, dann bitte welche die sich mit Alkohol auskennen, denn um die dreht sich dieser Artikel.

    Und ob du es glaubst oder nicht. Ärzte sind häufig sehr ehrgeizig und maßlos frustriert, wenn es im Krankenhaus mit dem Aufstieg nicht weitergeht – trotz extremer Anstrengung.
    Aber ein klein bisschen Anerkennung schulde ich Dir schon, denn zuerst hatte ich tatsächlich geglaubt, deine Entrüstung wäre ernst gemeint. Erst beim zweiten Lesen habe ich dann die Comedy entdeckt, in dem Absatz in dem du über Ärzte schreibst, die freiwillig Überstunden machen, um ihre Patienten zu trösten und sich deren Leidensgeschichte anhören – da hab ich dann doch herzlich gelacht.

    Deutlich feinsinniger sind dagegen schon Monikas Argumente. Herauspicken möchte ich davon vor allem die Hilflosigkeit. Wenn sich Ärzte das mal eingestehen würden, hätten sie deutlich weniger Stress.

    Aber jetzt, der Nächste Bitte.

  4. #4 Sebastian
    Februar 4, 2008

    Wow, bist ja ein echter Zyniker!

  5. #5 Peter Artmann
    Februar 5, 2008

    Sorry, dass ich jetzt erst schreibe, aber ich kam gerade von einem Treffen mit Juristen und stell dir vor, tatsächlich hat doch jeder von ihnen gerade einer alten Dame honorarfrei geholfen, sodass der Vermieter jetzt seine Räumungsklage zurückgezogen hat.

    Davor war ich noch mit ein paar Bankern zusammen, die einem innovativen Mittelständler trotz fehlender Sicherheit (Basel 2) mit zinsfreiem Kredit geholfen haben, damit er seine Vision realisieren kann.

    Es tut so gut, gut zu sein.

  6. #6 Sebastian
    Februar 9, 2008

    Was wollte uns Herr Artmann mit seinem letzten Kommentar sagen? Hier eine Auswahl möglicher Antworten:

    a) Herr Artmann ist wichtig, da er Bänker und Juristen kennt und in der Welt rumkommt?
    b) Bänker und Juristen sind bessere Menschen als Ärzte?
    c) Er wollte sich für seinen beleidigenden Beitrag entschuldigen, hat aber nicht wirklich die Courage dies zu tun?

  7. #7 Peter Artmann
    Februar 11, 2008

    Die Möglichkeit d:
    doch zuerst
    a) Nein, der hält sich gewiss nicht für wichtig, wer ist überhaupt wichtig?
    b) Nein, Banker und Juristen sind sicherlich grundsätzlich keine besseren Menschen als Ärzte – aber auch keine schlechteren.
    c) Der Bericht ist sicher nicht beleidigender oder menschenverachtender als ein suchtkranker Arzt, der Patienten behandelt!
    d) Die Welt wäre so schön, wenn alle Menschen in ihrer Berufung aufgehen würden und sich dabei bemühen würden, anderen zu helfen.

  8. #8 ARZT
    Februar 22, 2008

    Wer bist Du , das Du zu Gericht sitzt über tausend Meilen Entfernung, mit dem Blick so kurz als eine Spanne, Peter Artmann. (Dante, Allighieri)

    Mit dem Keyboard am Strand arbeiten wir Laptoppappnasigen Ärzte nicht .

    Ein Arzt , der es wie viele meiner Kollegen besser weiß und tut als Du es meinst behaupten zu dürfen, der mit Weblinks um sich wirft, und glaubt, das sei wissenschaftlicher Journalismus – Oh Oh Oh …

    Si tacuisses !

  9. #9 Dr. Thomas Marx
    Februar 23, 2008

    Der Arztjob ist stressig. die Arbeitszeiten unmoeglich. die Verwaltungen behandeln die Aerzte wie Dreck und als Kroenung schreiben Wissenschaftsjournalisten haemische Kommentare. Ueberlebt ein einziger echter Patient die so absurden wie teuren Magnetpendelkunststuecke irgendeines ExBademeisters der jetzt auf Wunderheiler macht. wird angeblich die ganze boese Schulmedizin in Frage gestellt zugunsten der SANFTEN GANZHEITLICHEN Wundermedizin. Das geht einem auf die Dauer auf die Nerven. aber es macht keinen zum Alkoholiker. Alkoholabhaengigkeit ist eben eine Krankheit und jede Klinik hat wie jeder groessere Supermarkt einen arbeitsmedizinischen Dienst und eine Suchtberatung. Die haben sich schlicht nicht dafuer interessiert. Die behandeln die Aerzte wie Dreck. was sollen sie sich fuer die Patienten interessieren. Und langsam haben sie keine Aerzte mehr. Keine Zeit, einen zur Kur zu schicken und betriebswirtschaftlich gesehen sowieso ausgeschlossen.

  10. #10 Peter Artmann
    Februar 25, 2008

    Hämische Kommentare würden nicht treffen, wenn das System nicht an anderer Stelle kranken würde.
    Ansonsten Danke für Dante im Blog. Darüber freue ich mich.
    Aber schweigen? Wem wird damit geholfen. Oder soll alles im Krankenhaus bleiben wie es ist? Wer kann sich das nur wünschen (…der Chef, der Chef, Ogottogott).

  11. #11 ARZT
    März 17, 2008

    Selbstmord: Der Ulmer Arzt und Professor Dr. Christian T. ist tot

    “Und meine Seele spannte weit Ihre Flügel aus,
    flog durch die stillen Lande, als flöge sie nach Haus.”

    In stillem Gedenken an einen verzeifelten Kollegen und seine Familie !

    In der Hoffnung, daß selbstgerechte Schlammwerfer ohne journalistisches Niveau und Prinzipien wie Recherche und Unschuldsvermutung ihre geifernden, selbstdarstellerischen Lefzen endlich geschlossen halten – zur Findung der Wahrheit braucht es viel: Engagement, Interesse, Einsatz, Respekt und so vieles mehr. Zum Zerstören einer Familie und einer langjährigen, hochverdienten Existenz nur (D)eine Tastatur.

    Quidquid agis – prudenter agas – et respice finem !

  12. #12 Peter Artmann
    März 18, 2008

    Ja, es ist wahr: T. hat Selbstmord begangen.
    Das ist traurig.
    Mir wäre es lieber gewesen, wenn er seine Probleme in den Griff bekommen hätte, doch es ist anders gekommen.

    Wer jedoch schreibt, dass Journalisten für die Ursprungskrankheit von T. (die Alkoholsucht) und die damit verbundenen Konsequenzen verantwortlich waren, bringt die Chronologie durcheinander und verschließt seine Augen vor den anfänglichen Ursachen der Geschichte.

    Als gewichtigen Nebenaspekt sollte man auch nicht unterschlagen, dass die Ehefrau von T. unmittelbar vor dem Erscheinen des Berichts in der Bildzeitung eine Praxis in Ulm eröffnet hat.
    Was natürlich die Frage aufwirft, ob der Tipp an die Bild nicht von einem “befreundeten” Orthopäden kam, der diese Praxiseröffnung ungeschehen machen wollte …

  13. #13 Dr. Komet
    Juni 19, 2009

    Ihr “Beitrag” ist das Allerletzte, Herr Artmann, und das wissen Sie (hoffentlich) auch!!! Sie sollten sich schämen…unfassbar! Eine Woche als Assistenzarzt in einer deutschen Klinik, und Sie würden nie wieder einen solchen Dreck von sich geben…

  14. #14 Verena
    Juni 19, 2009

    @ Dr. Komet,

    bevor du ein weiteren Post schreibst, solltest du besser vorher in das “Rörchen” pusten, sonst bestätigst du was Peter Artmann hier kritisiert.

  15. #15 Albert Wilfert
    Juni 20, 2009

    Auch wenns hart klingt:

    False-hearted judges dying in the webs that they spin.

    (Bob Dylan)

  16. #16 S.S.T.
    Juni 21, 2009

    @Verona, @ A.W.

    Fartman and -woman

  17. #17 Albert Wilfert
    Juni 23, 2009

    S.S.T.

    Sie sind schon eine unglaubliche Niete. Kein neuer Gedanke zum Thema, nur Schimpfereien. Keine Kritik, nur Blödheiten.

  18. #18 S.S.T.
    Juni 24, 2009

    Pöbel-Wilfert kommt endlich wieder in Fart.