An dieser Studie dürften die Pharmahersteller Merck und Schering-Plough schwer zu schlucken haben: Das Fachmagazin NEJM veröffentlichte am Sonntag die Enhance Studie, in der die Wirksamkeit der Medikamente Inegy und Ezetrol überprüft wurde.
Das Ergebnis ist vernichtend.
Die Medikamente sind demnach zwar um ein Mehrfaches teurer als seit Jahren verfügbare Standardmedikamente – wirken jedoch in keiner Weise besser.
Deutliche Kritik wurde insbesondere an Ezetrol (Wirkstoff Ezemitib) deutlich, dass vielleicht sogar ein höheres Gesundheitsrisiko verursacht.
Die Kritik trifft jedoch gleichzeitig Inegy, dessen Umsatzstärke Beobachter mit drei Milliarden Euro angaben. Denn Inegy ist kein gänzlich neuer Wirkstoff, sondern kombiniert den seit Jahren verfügbaren Wirkstoff Simvastatin (Patentschutz abgelaufen) mit Ezetimib.
Die langerwartete Studie sollte klären, ob Patienten von einer Therapie mit Inegy mehr profitieren, als von der Standardtherapie mit Simvastatin.
Dazu wurden 720 Menschen mit beginnender Arterienverstopfung in zwei Gruppen eingeteilt. Über einen Zeitraum von zwei Jahren erhielt eine Gruppe den Wirkstoff Simvastatin, die andere Gruppe erhielt Simvastatin plus Ezemitib.
Die Wirksamkeit der Medikamente wurde per Ultraschall anhand des Auftretens von Cholesterinplaques in der Halsschlagader beurteilt.
Im Vergleich zu den Simvastatinpatienten zeigten die Teilnehmer der kombinierten Gruppe keine verringerte Plaquebildung.
Preislich besteht hingegen ein gewaltiger Unterschied. In einer berühmten Versandapotheke kosteten 100 Inegy Tabletten (10/80) 250 Euro, wohingegen 100 Tabletten Simvastatin (40 mg) von einem Nachahmerhersteller knapp 36 Euro kosteten.
Die Studie löste entsprechend heftige Reaktionen aus. Der Kardiologe Harlan Krumholz aus Yale sagte auf einer Tagung amerikanischer Herzspezialisten in Chicago, er würde die beiden Medikamente keinem Patienten verschreiben. Es fehle jeglicher Beweis, dass sie helfen.
Krumholz verglich in der aktuellen NEJM-Ausgabe die Verschreibungshäufigkeit von Ezetimib in den USA mit der Verschreibungspraxis in Kanada. Dabei zeigte sich, dass Ezemitib in den USA viermal häufiger als in Kanada verschrieben wird (populationsbereinigt). Krumholz erklärt dies mit dem Verbot direkter Medikamentenwerbung in Kanada.
Die Pharmariesen Merck und Schering-Plough dürfte die vollständige Studie in Erklärungsnot bringen, denn im Gegensatz zur Situation im Januar – als erste Vorabergebnisse der Studie bekannt wurden – können sie sich diesmal nicht auf die Vorläufigkeit der Ergebnisse berufen.
Der Wirkstoff Simvastatin hemmt in der Leber das Enzym CSE, das für die Cholesterinherstellung notwendig ist. Der Wirkstoff Ezemitib hemmt die Wiederaufnahme (Resorption) des Cholesterins im Darm. Das Medikament Inegy hätte in der Studie beweisen müssen, dass die Kombination der beiden Stoffe effizienter wirkt, als Simvastatin alleine.
Letzte Kommentare