Eine neue Impfstrategie gegen Bluthochdruck könnte tägliches Medikamente schlucken überflüssig machen. Interessant ist dabei vor allem das Prinzip, das hinter der Impfung steckt.


Vor einer Marktzulassung des von deutschen Ärzten entwickelten Medikaments steht zwar noch eine umfangreiche Phase III Prüfung aus (also noch mindestens drei Jahre), doch die jetzt im Lancet veröffentlichten Phase II Daten mit 72 Teilnehmern waren schon mal ganz schön vielversprechend.

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Oder um es direkter zu sagen: Keiner ist gestorben und die Impfung hat auch nach 14 Wochen noch besser gewirkt als das Placebo – Grund genung um ein paar Korken knallen zu lassen.

Doch was genau haben die gemacht? Oder anders gefragt: wie kann eine Impfung ein tägliches Medikamente schlucken überflüssig machen?

Tatsächlich ist das Prinzip so einfach, dass wahrscheinlich in der nächsten Zeit noch viele derartige Impfungen auf den Markt kommen werden.

Die Wissenschaftler um Martin Bachmann haben einfach eine bestimmte Körpersubstanz für “böse” erklärt. Im konkreten Fall war es das Angiotensin II. Dieses körpereigene Molekül haben die Forscher mit viraler DNA “zusammengeschweißt” und in den Körper injiziert.
Im zweiten Schritt hat das Immunsystem des Körpers gearbeitet und diesen Komplexes als Fremdstoff erkannt und Abwehrzellen dagegen gebildet – also sowohl gegen die virale DNA als auch gegen das daran gepappte Angiotensin II.

Man kann diesen Schritt mit einem kontrollierten Abschuss vergleichen. Zuerst markieren bestimmte Moleküle die körperfremden Stoffe und anschließend vernichten Killerzellen das Fremde im Körper. Zum Abschluss kommen Makrophagen und beseitigen Folgen des Kampfes (in dem sie alles, was übrig geblieben ist auffressen). – Ja ich weiß, eigentlich ist es komplizierter …

Das neue und gewünschte Ergebnis der Impfung ist, dass die Markiermoleküle nicht nur das viral gebundene Angiotensin II erkennen und markieren, sondern sich auch an das körpereigene Angiotensin II anlagern.
Dadurch wird der Stoff direkt nach seiner Entstehung vernichtet und kann seinen Effekt nicht entfalten.
Na und welchen Effekt? Na, den blutdrucksteigernden Effekt – denn, wir erinnern uns – es ging um eine Impfung gegen Bluthochdruck.
Diesen Blutdruck erhöht das Angiotensin II so stark, wie kein zweites Molekül im Körper.

Erstens, weil es das Kommando gibt, die Blutgefäße zusammenzuziehen und zweitens, weil es veranlasst, dass Aldosteron aus der Nebenniere freigesetzt wird, was zur Folge hat, dass kein Harn und auch kein Natrium mehr abgegeben werden (also noch mehr Faktoren, die den Blutdruck in die Höhe treiben).

Das Angiotensin II ist deshalb das Ziel vieler anderer Medikamente gegen Bluthochdruck. Interessant ist jedoch, dass die Ausschaltung per Immunsystem so gut funktioniert, dass es kaum Nebenwirkungen gibt.

Theoretisch eröffnet die Methode fast unbeschränkte Möglichkeiten um alle möglichen Körpersubstanzen auszuschalten, auf deren Wirken man keine Lust hat.

Die meistgesuchten Kandidaten auf der Liste dürften Substanzen sein, die die Speicherung von Triglyceriden (die Bildung von Fettzellen) veranlassen. Wer das verhindern kann, dürfte in Geld baden.
Schließlich möchte doch fast jeder Mensch ungesund leben und trotzdem gesund bleiben …(klingt albern? Man kann es ja auch mit Freiheit und Genuss umschreiben, dann kann man auch damit werben).

Vielleicht koppeln auch irgendwo auf der Welt Fruchtbarkeitsmediziner Spermaproteine an Viren und konstruieren damit eine neue Verhütungsimpfung.
Wir sind jedenfalls neugierig und offen für Vorschläge.

Da wir uns jedoch auch ein bisschen im Labor auskennen und wissen, dass es eigentlich gar nicht mal so kompliziert ist, virale DNA mit normalen Molekülen zu verheiraten, fragen wir uns, was denn so eine Impfung kosten wird.
Oder ob der Preis eher so kalkuliert wird, dass berechnet wird, wie teuer die tägliche Medikamenteneinnahme über einen Zeitraum von 14 Wochen wäre (nach dem derzeitigen Informationsstand werden drei Injektionen benötigt).

Interessierte Leser bitten wir diesbezügliche Fragen an die Firma Cytos Biotechnology zu richten, die den Stoff vermarkten will.

Kommentare (1)

  1. #1 Chris
    März 14, 2008

    Nee klar, mal eben den Körper auf sich selbst abrichten. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis rauskommt, dass leider auch andere Moleküle angegriffen werden, die gleiche Strukturen aufweisen. Zwar kein Bluthochdruck, aber Rheuma (oder was weiß ich).
    Also ich würde den Optimismus etwas runterschrauben. T-Zellen werden nicht ohne Grund einem argen Casting unterzogen und kaum eine kommt ins Recall. Da wird sich die Natur schon was bei gedacht haben….