Jeder wünscht sich bessere Medikamente und das ist natürlich der wichtigste Grund, weshalb die Pharmaindustrie so gerne damit wirbt. Eine aktuelle Studie über die Wirksamkeit des Krebsmedikament Erbitux zeigt jedoch ernüchternde Ergebnisse.


Nahezu jeder kennt die Werbung mit dem Schlaganfallpatienten, der mithilfe von Medikamenten überlebt hat und jetzt wieder sprechen kann oder mit der alten Frau, die trotz Asthma wieder frei atmen kann.

Dabei handelt es sich natürlich um Werbung für DOVE den Verband der forschenden Arzneimittelhersteller (VFA), einen Zusammenschluss von knapp 50 Unternehmen der Pharmabranche (unter anderem Pfizer, GlaxoSmithKline, Bayer-Schering, etc.).

Stets wird den Zuschauern suggeriert, dass es allen Menschen immer besser geht und selbst lebensbedrohende Krankheiten heutzutage weniger gefährlich sind … weil es die gute Pharmaindustrie gibt …unsere selbstlosen Lieblinge.

Aber wie gut sind eigentlich die neuen Medikamente?

Merck (einer der wenigen deutschen Player auf dem internationalen Markt) hat jetzt den Wirksamkeitsnachweis für sein Lungenkrebs-Präparat Erbitux (Wirkstoff Cetuximab) erbracht.

Was in der Pressemitteilung als „Die Ergebnisse zeigen, dass die Patientengruppe, die
eine Erstlinientherapie mit Erbitux erhielt, einen signifikanten
Überlebensvorteil hatten
” bezeichnet wird, heißt übersetzt:

  • Lungenkrebspatienten, die Erbitux zusätzlich zur Strahlentherapie erhielten, lebten durchschnittlich noch 11,3 Monate
  • wohingegen Patienten, die Strahlentherapie alleine erhielten 10,1 Monate lebten.

Erbitux verlängerte also das Leben der Lungenkrebspatienten um 1,2 Monate, es fällt schwer diesen Umstand zu kritisieren, aber man sollte hinzufügen, dass diese kurze Zeitspanne nur deshalb signifikant war, weil die Patientenanzahl mit insgesamt 1.125 Patienten recht hoch war.

Wie auch immer man es lesen mag, die Studie ist abgeschlossen und hat die Wirksamkeit des Medikamentes garantiert. Für die Merck-Oberen sicherlich eine beruhigende Nachricht, denn so müssen sie sich keine Sorgen mehr über die kürzlich von der britischen Gesundheitsbehörde NICE angeprangerten überhöhten Preise der Erbitux-Therapie machen.

Denn die Erbitux-Therapie kostet im Durchschnitt 17.300 Euro pro Patient. Eine Information, die man nicht in den Werbespots des VFA findet, obwohl Merck natürlich Mitglied des VFA ist.

Kommentare (9)

  1. #1 Martin
    Juni 11, 2008

    Du solltest noch die Nebenwirkungen erwähnen, die die +1,2 Monate zusätzlich belasten.

  2. #2 Peter Artmann
    Juni 12, 2008

    Ich hätte fast geschrieben:” die gibt es gratis dazu”. Aber angesichts von 17.300 Euro hab ich mich dann doch zurückgehalten.
    Man sollte allerdings bedenken, dass die Strahlentherapie nach einem Lungentumor so heftig ausfällt, dass die Leute häufig schon froh sind, wenn sie überhaupt nur was trinken können …

  3. #3 Oliver
    Juni 13, 2008

    Sorry, aber ich finde den Artikel nicht viel besser vom Niveau… Selbstlosigkeit hat wohl noch keine Industrie für sich in Anspruch genommen. Zu sagen, “man sollte hinzufügen, dass diese kurze Zeitspanne nur deshalb signifikant war, weil die Patientenanzahl mit insgesamt 1.125 Patienten recht hoch war.” ist angesichts der eigenen Probengröße von “1” schon etwas dreist. Die Aussage “Eine Information, die man nicht in den Werbespots des VFA findet, obwohl Merck natürlich Mitglied des VFA ist.” ist weder sachlich noch zeugt sie von besonderem Sachverstand. Es ist ein Werbespot für den VFA, nicht für Merck oder für Erbitux.

    Richtig ist, dass die Aussagekraft vieler Studien insbesondere unter klinischen Gesichtspunkten gering ist. Richtig ist aber auch, dass es durchaus etliche Medikamente gibt, die neue Therapien eröffnen und Krankheiten, die bisher nicht oder nur schlecht therapierbar waren sei es kontrollierbar machen, sei es heilen können, oder aber Nebenwirkungen aufgrund wesentlich spezifischerer Wirkmechanismen reduzieren.

    Nur: Wer sich selbst nicht scheut mit tendentiös gefilterten Daten zu arbeiten ist denkbar schlecht geeignet, dies glaubwürdig zu kritisieren.

    Der Beitrag ist in dieser Form eher eine Rechtfertigung für die Werbespots des VFA.

  4. #4 Peter Artmann
    Juni 18, 2008

    Lieber Oliver,
    du schreibst, ich würde mit
    “tendentiös gefilterten Daten” arbeiten. Das finde ich wirklich witzig, da die Daten die ich für meinen Beitrag verwendet habe direkt von Merck stammen.

    Was ist daran tendentiös?

    Aber ich kann ja gleich weiter zitieren: Da du das nicht verstanden hast, bist du “denkbar schlecht geeignet” meinen Beitrag “glaubwürdig zu kritisieren”.

    Und deine Schlussfolgerung: “Der Beitrag ist in dieser Form eher eine Rechtfertigung für die Werbespots des VFA”
    Lässt mich darauf schließen, dass du professionell für die VFA tätig bist. Denn anders krieg ich deine verquere Logik nicht zusammen.
    Zuerst soll ich nicht geeignet sein, um das Geschehen zu kritisieren und dann soll der Beitrag eigentlich Werbung für die VFA sein???
    Haben die bei der VFA keine besseren Kommentatoren (Lobbyisten) als Dich?

  5. #5 Monika
    Juli 2, 2008

    Ja, ja die böse Pharmaindustrie…..und gleichzeitig die soooo gute, welche tatsächlich manches Leiden weniger leidvoll machen kann. (Ich kann wie einst Rudi Carrell sagen, dass ich meine “Gesundheit” meinen Ärzten und der Pharmaindustrie verdanke!) Und natürlich hast Du recht, dass man sich den Nutzen von Medikamenten immer sehr genau anschauen muss. Gerade die Anmerkung: Wie viel länger mussten jene Patienten leiden!!! und dafür zahlt die Kasse 17.300 Euro….. Wäre ich Patientin würde ich das Medikament ablehnen und anstatt dessen um eine – leider kaum verfügbare – palliativmedizinische Hilfe bitten. (Die meisten Lungenkranken haben nämlich einen qualvollen Erstickungstod vor sich……)

    Andererseits werden “dank” betriebswirtschaftlicher Kosten-Nutzen-Berechnungen Medikamentenneuentwicklungen (mit nach Ansicht der BWLer nur geringfügigen therapeutischen Verbesserungen) nicht mehr bezahlt.Für die pharmazeutische Industrien entstehen ja hohe Kosten bzgl. Medikamentenneuentwicklungen zur Disposition. Wenn patentierte Medikamente – wie in meinem genannten Fall- aus Kostengründen nicht mehr ohne immense Zuzahlung meinerseits – von der Kasse bezahlt werden, werden für die Pharmaindustrie solche Neuentwicklungen nicht mehr finanzierbar (gerade für kleine Unternehmen) Für mich und einige andere bedeutet das z.B., dass ich mich darauf einstellen muss, mit ständiger Übelkeit, begleitet von einem ab und zu auftretenden Kreislaufzusammenbruch zu leben, weil ich die von der Krankenkasse bezahlten Medikamente nicht vertrage……

    Leider gibt es bzgl. solchen Entwicklungen in den Medien nichts zu lesen….immer steht das etwas einseitige Feindbild der Pharmaindustrie im Vordergrund….allerdings hat das alles seine zwei Seiten……

  6. #6 Monika
    Juli 2, 2008

    Ich bitte meine Rechtschreib- und grammatikalischen Fehler zu entschuldigen 😉

  7. #7 Waltraud Schwietzke
    Juli 25, 2008

    Kennt jemand ein neues, wirksames Medikament gegen Borreliose (Zeckenstich!) Ich suche ein rezeptfreies Medikament, welches auf Cortisonbasis ist und gegen Borreliose hilft. Erfahrungsgemäss soll es vielen Menschen mit der gleichen Krankheit geholfen haben, nur bekomme ich es nicht verschrieben, obwohl ich große Probleme habe. Weiß jemand wo ich dieses Medikament, d.h. Cortison rezeptfrei verschrieben bekomme oder gibt es etwas Neues auf dem Markt?

  8. #8 Peter Artmann
    August 12, 2008

    Gute Informationen über Cortison gibt es vom CIZ Cortison-Informations-Zentrum Tel: (069) 31 40 53 27 (leider keine Webseite). Aber Borreliose ist mehr als nur ein Zeckenstich eigentlich empfiehlt man da andere Medikamente …

  9. #9 Monika
    August 13, 2008

    Dass ein cortison-haltiges Medikament gegen Borreliose helfen soll, halte ich auch für etwas “merkwürdig”, insbesondere wenn ansonsten keine Maßnahmen gegen die Ursache der Erkrankung ergriffen werden.

    Cortisonhaltige Medikamente setzen die Immunabwehr herab und tragen daher wohl eher zur Vermehrung der Borrelien, anstatt zu deren Bekämpfung bei. Borreliose sollte unbedingt von einem fachkundigen Arzt behandelt werden und nicht mit irgendwelchen Medikamenten in Selbsttherapie.

    Notfalls muss man zu einem Arzt/Ärztin wechseln, welche(r) sich über die Krankheit auskennt….und man sollte damit nicht allzu lange warten, denn eine unbehandelte Borreliose kann langfristige Folgen haben…..