Die Presseabteilung des Pharmariesen Pfizer hat bestimmt Purzelbäume geschlagen.
George Nurnberg hat herausgefunden, weshalb und welche Frauen die Pille gegen Impotenz (ich meine natürlich erektile Dysfunktion) brauchen. Seine Untersuchung hat der Psychiater aus New Mexico im amerikanischen Ärzteblatt JAMA veröffentlicht.
Und das Ergebnis liest sich doch toll: Damit sie leichter zum Orgasmus kommen!
Na, wer mag sich nicht darüber freuen? Für die Werbung wäre das sicher zu schlüpfrig, aber fürs Ärzteblatt …
Gut, aber bevor sich jetzt alle auf die Angebote der Online-Apotheken stürzen, hier noch einmal die wichtigsten Aussagen von Nurnberg, dem Mann, der die Frauen versteht (und dessen Name sich angeblich nicht von besonders unauffälligen körperlichen Merkmalen herleitet – obgleich der gute Mann auf der Uni-Homepage auf einer Stute posiert …).
Doch zurück zu den Orgasmen für Frauen:
Die gute Nachricht zuerst: Die Studie vom verständnisvollen George ist eine klinisch wertvolle Studie mit Doppelblindversuch und einer Teilnehmerzahl von 98 Frauen mit einem Durchschnittsalter von 37 Jahren.
72 Prozent der Frauen, die Viagra einnahmen, erzählten danach, dass sie die sexuelle Übereinkunft stimulierender erlebt hätten.
Im Gegensatz dazu erzählten das nur 27 Prozent der Frauen, die das Plazebo erhalten hatten.
Ja, aber wie will Nurnberg das den beurteilen können, der wird doch nicht …
Nein, der hat den Frauen die Pillen mit nach Hause gegeben und sie gebeten die Tabletten, die entweder Placebo oder Sildenafil waren, ein bis zwei Stunden vor dem sexuellen Akt einzunehmen.
Ach so, ich dachte schon …
Nein, dann hätte doch die ärztliche Schweigepflicht gegolten und es hätte keine Veröffentlichung gegeben.
Jetzt die negative Nachricht: Die Pillen wirken nur orgasmusverstärkend, wenn die Frauen Antidepressive einnehmen und zwar solche vom Typ der selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (also Fluctin, Prozac und Konsorten).
Naja und jetzt der Einwand: Von denen weiß man schon seit Langem, dass sie sexuelle Funktionsstörungen auslösen.
Aber Immerhin schön, dass sich das langsam etwas mehr herumspricht, weil das schon blöd ist, wenn wegen des Dauerschluckens von Antidepressiva und der dadurch ausgelösten Lustlosigkeit Beziehungen kaputt gehen. – Anderseits Tabletten gegen die Nebenwirkungen von Tabletten? Wo führt das hin?
Mir persönlich gefällt das heroische Statement von Nurnberg am besten, das die Wichtigkeit seiner Forschung herausstellt: Frauen leiden mehr als doppelt so häufig unter Depressionen wie Männer und klagen häufiger als Männer über sexuelle Funktionsstörungen. Mit unserer Arbeit konnten wir zeigen, dass ihnen Viagra genauso gut hilft, wie depressiven Männern.
So jetzt können die Leute von Pfizer auch mit den Purzelbäumen aufhören.
Denn es gab auch Kritik: 43 Prozent der Frauen, die Viagra erhielten klagten über Kopfschmerzen, wohingegen in der Kontrollgruppe nur 27 Prozent darunter litten.
Wie jetzt Kopfschmerzen? Wo ist noch mal der Knopf, mit dem man seine Bestellung rückgängig machen kann?
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