Kinder und Medikamente sind Themen, über die man sich leicht aufregen kann. Dennoch ist es eine Tatsache, dass viele Kinder Medikamente einnehmen.

Klinische Tests mit Kindern sind hingegen die Ausnahme.

Jetzt haben erstmals amerikanische Forscher der Universität von North Carolina die Effizienz von Medikamenten gegen Schizophrenie bei Kindern und Jugendlichen überprüft.

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Dabei ging es um einen Vergleich von Medikamenten der ersten und zweiten Generation von Neuroleptika (Antipsychotika).
Diese Medikamente unterscheiden sich vor allem bezüglich der Nebenwirkung. Während die erste Generation (ab 1954) bei hoher Dosierung stets eine Beeinträchtigung der Gesichtsmuskulatur bewirkte, zeigten sich diese Symptome bei den Medikamenten der zweiten Generation (ab 1971) nicht mehr. Allerdings haben diese Arzneien andere Nebenwirkungen.

Tatsächlich erhalten 99 Prozent der Kinder mit Diagnose Schizophrenie Medikamente der zweiten Generation, schreiben die Autoren.

Bislang gab es jedoch noch keine Untersuchung über die Effizienz der Medikamente. Lin Sikich hat jetzt erstmals die Effizienz und die Nebenwirkung von drei Medikamenten verglichen. An der Studie beteiligten sich 116 Kinder und Jugendliche zwischen 8 und 19 Jahren mit der Diagnose Schizophrenie.

Dabei zeigte sich, dass Medikamente der zweiten Generation grundsätzlich zu einer sehr starken Gewichtszunahme innerhalb von wenigen Wochen führten.

Durchschnittliche Zunahme unter Olanzapin: 5,4 Kilogramm
Durchschnittliche Zunahme unter Risperidon: 7,7 Kilogramm

Als Wirkstoff der ersten Generation wurde Molindone (keine Zulassung in Deutschland) überprüft, dabei zeigte sich keine Gewichtszunahme.

Studienteilnehmer Brandon nahm unter Olanzapin sogar 46 Pfund innerhalb von 34 Wochen zu. Daraus ergaben sich ernstzunehmende gesundheitliche Folgen, zusätzlich hatte die Gewichtszunahme negative Folgen auf sein Selbstwertgefühl und die Art und Weise, wie seine Freunde ihn behandelten.

Wegen der starken Gewichtszunahme bei Olanzapin brachen die Forscher schließlich den Untersuchungsarm mit der Olanzapin-Gruppe ab.

Ihr Resümee: Sämtliche Medikamente wirken in etwa gleich gut (Ansprechverhalten zwischen 50 und 33 Prozent). Die atypischen, neueren Neuroleptika führten jedoch stets zu einer Gewichtszunahme. Die älteren Neuroleptika reduzierten hingegen das Gewicht der Patienten geringfügig.
Das Auftreten von Symptomen auf die Gesichtsmuskulatur ließ sich bei älteren Neuroleptika mit zusätzlichen Medikamenten unterbinden.

Die Studienautoren empfehlen deshalb Psychiatern die Medikamente der ersten Generation von der Auswahl nicht auszuschließen und bewerten den Wirkstoff Olanzapin als nicht empfehlenswert beziehungsweise stufen Olanzapin als Medikament der zweiten Wahl ein.

Kommentare (5)

  1. #1 Joerg
    September 19, 2008

    Wie kommt man denn von der differenzierenden Schlussfolgerung auf diese Spiegel Online-Überschrift?

  2. #2 Peter Artmann
    September 20, 2008

    Lieber Jörg,
    die Überschrift hätte korrekt eigentlich: “Viele” schizophrene Kinder erhalten die falschen Medikamente – heißen müssen.
    Aber ich empfinde schon den derzeitigen Titel als zu lang.
    Naja und der Weg ist doch ein anderer. Zuerst der Text, dann die Überschrift. Wobei es grundsätzlich nicht falsch ist, wenn die Überschrift Interesse weckt, was ja bei Dir immerhin geklappt hat.
    Alles Gute
    Peter

  3. #3 Joerg
    September 20, 2008

    Nein, das kann ich so nicht akzeptieren. Wenn das Fazit lautet “Sämtliche Medikamente wirken in etwa gleich gut” kann doch keines der Medikamente falsch sein. Es wird “lediglich” festgestellt, dass eine andere Gruppe nicht vergessen werden darf um Nebenwirkungen zu verringern. Eine wichtige Erkenntnis, aber doch eine ganz andere Aussage.

  4. #4 Peter Artmann
    September 22, 2008

    Naja, wenn die Kinder wegen der Gewichtszunahme die Medikamente sehr früh absetzen und nicht weiter einnehmen wollen … dann sind das die falschen Medikamente.

    Aber das ist praktisch gedacht.

  5. #5 Joerg
    September 23, 2008

    Ja, eben. Sorry ich wollte nicht zu hart klingen, das sind die LHC-Kommentare Schuld gewesen. Aber dennoch, genau die Überschriften und Vereinfachungen sind es, die dann in der Presse weitergegeben und vereinfacht werden, und ruckzuck ist wieder die ganze differenzierte Aussage für die Katz, und genau dafür sind doch wissenschaftliche Blogs da, um da gegenzuhalten.