Chronischer Husten gehört wie Rückenschmerzen zu den besonders häufigen Dauerleiden in Deutschland. Immer mehr Ärzte verschreiben dagegen bronchial erweiternde Mittel, sogenannte inhalative Anticholinergika.
Einen besonderen Stellenwert hat dabei das Medikament Spiriva (Wirkstoff Tiotropiumbromid) von Boehringer Ingelheim – nicht zuletzt dank seiner Auszeichnung im Jahr 2005 mit dem Robert Koch Award (für besondere Innovation und Effizienz).
Doch jetzt brechen Kritiker dem Millionenseller erste Zacken aus der Krone.
Im amerikanischen Ärzteblatt JAMA berichten US-Forscher der Wake Forest University von schwerwiegenden Nebenwirkungen des Medikaments.
Sie berufen sich dafür auf Daten von insgesamt 14.783 Patienten.
Ihren Ergebnissen zufolge erhöhen, Spiriva und das seit längerer Zeit auf dem Markt befindliche Atrovent (Ipratropium) das durchschnittliche Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod durch Herz-Kreislauf-Versagen um 58 Prozent.
Etwas genauer aufgedröselt bewirkten die beiden Medikamente ein um:
- 53 Prozent erhöhtes Risiko einen Herzinfarkt zu erleiden
- 80 Prozent erhöhtes Risiko an Herz-Kreislauf-Versagen zu sterben.
Was heißt, dass jeder 40ste Patient an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung sterben wird und jeder 174ste Patient einen Herzinfarkt erleiden wird.
Die Studienautoren empfehlen Ärzten daher, ihren Patienten keine inhalativen Anticholinergika mehr zu verschreiben (es gibt genug Alternativen).
Bereits einige Wochen zuvor hatten US-Ärzte in den Annals of internal Medicine eine Studie veröffentlicht, in der nach Einsatz von inhalativen Anticholinergika die Sterblichkeit der Patienten um 11 Prozent gestiegen war.
Die Herstellerfirma Boehringer Ingelheim will indes nichts von den veröffentlichten Daten wissen und verweist auf derzeit noch unveröffentlichte Daten für Spiriva, die im Oktober vorgestellt werden sollen.
“Wir widersprechen entschieden der Schlussfolgerung von Singh, et al.”, schreibt Boehringers Vize Andreas Barner auf der Unternehmenswebsite. “Die Patienten und Ärzte können weiterhin davon ausgehen, dass Spiriva ein sicheres und effizientes Medikament ist”.
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