Einen gewaltigen Fortschritt in Bezug auf eine mögliche Anwendung von patientenspezifischen Stammzellen haben US-Forscher unter Leitung des ösi-Forschers Konrad Hochedlinger am Freitag im Fachblatt Science verkündet.
Den Forschern gelang es ausdifferenzierte (adulte) Zellen (Leber- und Hautzellen) ohne Hilfe von krebserregenden Retroviren in einen stammzellähnlichen Zustand zu überführen. Die Gruppe musste dafür vier Gene in die entsprechenden Zellen überführen. Dieser Transfer gelang mithilfe von ungefährlichen Adenoviren.
Im Gegensatz zu den bislang als Genfähren eingesetzten Retroviren schleusen Adenoviren keine Krebsgefahr ins Erbgut von Zellen und neigen dazu, sich nach getaner Arbeit aus dem Erbgut zu löschen.
Ein paar Worte sollte man an dieser Stelle über Hochedlinger verlieren dürfen, den aufmerksame ScienceBlogs-Leser als Interviewpartner von Tobias WeiterGen kennen dürften (hier geht’s zum Interview)(ich dachte zuerst auch, du würdest was schreiben).
Jedenfalls scheint Hochedlinger die seit langem herbeigesehnte frohe Botschaft für das gebeutelte Volk der Österreicher zu sein. Während vor nicht all zu langer Zeit die gesamte Welt ungläubig hinschaute und sich erst einmal, dann gleich ein zweites Mal fragte: Was ist das für ein Volk, das solche Menschen hervorbringt (dazu kam dann noch die Übertragungspanne beim Spiel Deutschland – Türkei, jetzt die Wahl …), kann die Nation jetzt zur Ausnahme mal auf einen international erfolgreichen Forscher stolz sein, der bereits zuvor von Technology Review als kommendes Talent der Forschergemeinde porträtiert wurde und jetzt mit 33 Jahren eine Arbeitsgruppe des Harvard Stem Cell Institute LEITET, die in Science veröffentlicht. Alle Achtung! Wir gratulieren!
Vor allem weil seine Leistung eine Anwendung der Stammzellmedizin möglicher macht, denn durch den Einsatz von Adenoviren ist das Ziel einer individualisierten Stammzelltherapie für Menschen ein kleines Bisschen näher gerückt.
Bis es soweit ist, wird aller Voraussicht nach zwar noch einige Zeit vergehen. Den bislang konnten die Forscher ihre Technologie noch nicht außerhalb von Mäusen erfolgreich einsetzen.
Doch ein großer Fortschritt ist, dass sich bei den Mäusen, denen die Forscher die mithilfe von Adenoviren hergestellten induzierten pluripotenten (iPS) Zellen spritzten, keine Tumoren entwickelten – im Gegensatz zu Mäusen, die per Retroviren hergestellte iPS-Zellen erhielten.
Hochedlinger sagte der österreichischen Zeitung der Standard, die Ursache für den bislang ausgebliebenen Erfolg bei menschlichen Zellen lägen in noch nicht optimal eingestellten Kulturbedingungen.
Grundsätzlich geht er jedoch von einer überwindbaren Hürde aus und erwartet in den nächsten Monaten eine Lösung des Problems.
Leise Kritik kam überraschenderweise von Hochedlingers wissenschaftlichem Zieh- und Doktorvater Rudolf Jaenisch (Cambridge). Dieser beklagte, dass sich mithilfe von Adenoviren die Ausbeute an iPS-Zellen um das Hundertfache verringert hätte – im Vergleich zu der Methode mit Retroviren.
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