In vielerlei Hinsicht erscheint die männliche Biologie – verglichen mit den weiblichen Möglichkeiten – regelrecht verkümmert. Vor allem bei der Reproduktion spielen Männer nur eine untergeordnete Rolle.

Wenn man diesen Vorgang mit dem Backen von Brot vergleichen würde, müsste man den Frauen zugestehen, dass sie das Mehl besitzen sowie den Ofen und die Männer fügen dem ganzen Prozess lediglich eine Miniportion Hefe zu.


Doch seit gestern haben alle Männer dieser Welt einen guten Grund um selbstbewusst aufzuatmen. Tatsächlich können sie viel mehr, als nur den Zuckerguss auf der Torte zu produzieren.

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In Nature berichtet der deutsche Forscher Thomas Skutella, dass in den männlichen Hoden pluripotente Stammzellen heranwachsen.

Aus diesen Stammzellen lassen sich prinzipiell alle Organe des menschlichen Körpers züchten. In wissenschaftlicher und praktischer Hinsicht ist dabei bemerkenswert, dass diese Zellen noch nicht einmal reprogrammiert werden müssen (was grundsätzlich mit einer Krebsgefahr verbunden ist).

Skutella, der an der Universität Tübingen forscht, entnahm dafür von 22 Studienteilnehmern zwischen 17 und 81 Jahren eine kleine Probe Hodengewebe, aus der er Vorstufen von Samenzellen so genannte Spermatogonien isolierte. Diese kultivierte er auf bestimmten Nährmedien und konnte dadurch Vorläuferzellen von verschiedenen Zelltypen gewinnen.

Von einer möglichen Therapie sind die Forscher, zu denen auch der Kölner Jürgen Hescheler zählt, zwar noch weit entfernt, in ethischer Hinsicht ist die Methode jedoch ein großer Fortschritt, da bei dieser Art der Stammzellgewinnung keine Lebewesen “geopfert” werden müssen sondern lediglich etwas Hodengewebe für die Stammzellgewinnung entnommen wird.

Als mögliche Einsatzgebiete der stammzellähnlichen Vorläuferzellen sieht Skutella die Therapie von Diabetes und Parkinson, doch bis dahin dürfte noch ein langer Weg liegen.
Die neue Methode ist zwar etwas ungerecht – 50 Prozent der Weltbevölkerung können von daraus erwachsenen Therapien nicht profitieren – da Frauen bekanntlich keine Kronjuwelen haben.

Doch während manche Beobachter in den Ergebnissen eine wiederhergestellte Gerechtigkeit im Geschlechterkampf entdecken und darauf hinweisen, dass Männer ohnehin ungesünder leben und daher häufiger eine neue Leber oder ein neues Herz benötigen, erwarten andere Beobachter, dass die Vorläuferzellen der Eizellen in Frauen grundsätzlich dieselben Eigenschaften haben sollten wie die Spermatogonien.

In diesem Sinne wäre es nur eine Frage der Zeit, bis die von Skutella entdeckten Möglichkeiten – die zuvor bereits bei Mäusen entdeckt wurden – allen Menschen zur Verfügung stehen.