… manche Wirkstoffe sind gleicher. Im amerikanischen Ärzteblatt JAMA haben Forscher der Harvard Medical School untersucht, ob sich Herzmedikamente von verschiedenen Herstellern in ihrer Wirkung unterscheiden.

Grundsätzlich sollte die Effizienz der seit vielen Jahren auf dem Markt befindlichen Generika (Nachahmerprodukte) überprüft werden, die natürlich bedeutend günstiger sind als die teureren Originalpräparate großer Firmen.

i-24025095a3755160e5c38b0c9bf957ab-animalfarm_some_guy-flickr-qpr.jpg

Bekanntlich sind in Deutschland und den USA medizinische Innovationen durch eine Patentschutzfrist geschützt. Diese beträgt in der Regel 10 bis 15 Jahre, danach dürfen jedoch auch andere Firmen den Wirkstoff anbieten (das berühmteste Beispiel ist die Acetylsalicylsäure, die Bayer noch immer teuer als Aspirin verkauft, obwohl alternativ ASS von Ratiopharm bereitsteht, das 77 Prozent weniger kostet).

Das erste Ergebnis der Studie dürfte nicht überraschen. Denn tatsächlich waren die Wirkstoffe sämtlicher Anbieter in den 47 überprüften Studien therapeutisch gleich  effizient – egal welcher Firmenname auf der Verpackung prange.

Studienautor Aaron S. Kesselheim kommentierte das wenig überraschend mit „Viele Leute glauben, dass ein Medikament besser wirkt, wenn es von einer bekannten Firma stammt. Aber wir fanden dafür keinen Beweis”.

Kommen wir also zum ABER aus der Überschrift, die sich von George Orwells Farm der Tiere herleitet.  „Alle Tiere sind gleich, aber manche sind gleicher”.

Auch Kesselheim suchte die besonderen Tiere und wurde auf der höchsten wissenschaftlichen Ebene fündig: Bei den Herausgebern von Fachzeitschriften.

In 43 Editorials entdeckte er in 23 Fällen eine Abwertung der Generika und nur in zwölf Fällen eine Empfehlung des Nachahmerpräparats, acht Editorials blieben indifferent.

Doch wie kommt es dazu, dass manche „gleicher sind”?

Kesselheim erklärt die Aussagen der Mitglieder des Editorialboards mit den engen finanziellen Verflechtungen mit Pharmakonzernen, die sich ab einer bestimmten Ebene ergeben, etwa wenn es darum geht, in welcher Klinik die nächste Studie durchgeführt werden soll.

Aber ist das Verhalten der Chefs deshalb harmlos? Oder beeinflussen die Oberindianer mit ihrer Meinung die Entscheidung vieler anderer Ärzte und verursachen dadurch einen vermeidbaren Anstieg der Kosten im Gesundheitssystem?

Jedenfalls wissen wir jetzt, wie wir es einzuschätzen haben, wenn ein Patient (mit Chefarztbehandlung) erklärt, dass alle Generika schlechter wirken als die Originalpräparate. Er dürfte seine Erkenntnis einem sehr hochstehendem Experten verdanken.

Kommentare (2)

  1. #1 strappato
    Dezember 10, 2008

    Was für Herzmedikamente gilt, muss nicht für alle Medikamente gelten. Schon mal Gedanken darüber gemacht, wie Generika zugelassen werden? Generika brauchen keine klinischen Studien. Es wird lediglich die Bioäquivalenz getestet, die Gleichheit der Plasmaspiegel-Kurven von Generika und Originalpräparat. Und dies nur für den Wirkstoff, nicht für aktive Metaboliten. Das Generika muss innerhalb eines Bereichs von 80 bis 125% des Referenzpräparats liegen (90% CI). ganz schön grosser Schwankungsbereich. Das mag für Herzmedikamente die klinische Äquivalenz nicht beeinträchtigen. Bei Psychopharmarka könnte das schon anders aussehen. Zusätzlich muss gegebenenfalls die Art der Retardierung berücksichtigt werden. Da können die Kurven bei der verzögerten Medikamentenabgabe schon ziemlich unterschiedlich sein.

    Es gibt kaum Studien über Vergleiche der klinischen Äqualenz. Wie im JAMA-Artikel beschrieben bei einer so häufigen Erkrankung geade mal eine Handvoll in den letzten 25 Jahren.

  2. #2 wolfgang
    Dezember 11, 2008

    Ich bekomme immer Magenweh wenn jemand von Effizienz schreibt. Entweder Efficacy (engl) oder Wirksamkeit (deutsch). Efficiency ist wieder was anderes.
    Daher bitte nicht wichtige Begriffe durcheinanderschwurbeln.

    Biologika (Impfstoffe, monoklonale Antikörper, Blutprodukte) fallen sowieso nicht unter den Generika Begriff.