Nächtliches Essen macht nicht dick und der Körper kühlt ohne Mütze nicht besonders schnell aus. Das sind nur zwei von sechs “Märchen”, die im Gesundheitsbereich kursieren, ohne dass sie jemals ein Wissenschaftler korrekt überprüft hat.
In der diesjährigen wunderbar launigen Weihnachtsausgabe des BMJ haben die US-Forscher Rachel Vreeman und Aaron Carroll nach Antworten auf die folgenden Fragen gesucht:
- Macht spätes (nächtliches) Essen besonders dick?
- Kühlt der Körper ohne Mütze besonders schnell aus?
- Helfen Aspirin und saure Gurken gegen einen Kater?
- Macht Zucker Kinder hyperaktiv?
- Sind Weihnachtssterne giftig?
- Begehen zu Weihnachten mehr Menschen Selbstmord?
Spätes Essen, vermutet der Volksmund, soll dick machen, weil der Stoffwechsel in der Nacht gebremst ist. Doch für diese Weisheit fanden die Forscher keinen Beleg. Stattdessen fanden sie einige Studien, die belegen, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Zeitpunkt der Nahrungsaufnahme und einer veränderten Energieverwertung gibt. Zwar zeigte eine schwedische Studie, dass dicke Frauen häufiger auch in der Nacht etwas aßen. Viel wichtiger war jedoch, was sie insgesamt (also auch am Tag) zu sich genommen hatten. Oder anders gesagt: Auf die Menge kommt es an, nicht auf die Uhrzeit.
Im Winter sollte man einen Hut oder eine Mütze tragen, weil der Körper andernfalls “40-45 Prozent der Körperwärme” über den Kopf verliert. Für diese Behauptung fanden die Autoren immerhin eine Quelle: ein Handbuch der US-Armee. Aber die zugrunde liegende Studie war schlecht durchgeführt. Tatsächlich bestätigen moderne Studien, dass der Körper über jede unbedeckte Stelle Wärme verliert. Dies geschieht proportional zu der Fläche, die unbedeckt ist. 40 bis 45 Prozent unseres Körpers entsprechen jedoch der Fläche, die unsere Beine einnehmen. Insofern würde die Aussage für eine Hose zutreffen, aber nicht für eine Mütze.
Keine Hilfe bietet die Wissenschaft auch beim Kampf gegen den Kater, schreiben die Autoren. Trotz tausender Geheimrezepte, hätte bislang noch keines den Weg in eine wissenschaftliche Arbeit gefunden. Nach Ansicht der Autoren gibt es dennoch einen sehr effizienten Weg, um einen Kater zu vermeiden: Einfach nicht zu viel Alkohol zu trinken.
Aber macht denn wenigstens zu viel Schokolade die Kinder zu Weihnachten so richtig hippelig? In diesem Fall sind sich Rachel Vreeman und Aaron Carroll immerhin sicher, eine Antwort gefunden zu haben. Denn zu dieser Fragestellung fanden sie gleich zwölf sorgfältige Studien, die keinen Zusammenhang zwischen einer stark zuckerhaltigen Ernährung und Hyperaktivität von Kindern fanden. Auf der anderen Seite konnten sie genauso wenig bestätigen, dass hyperaktive Kinder besonders viel Zucker zu sich nehmen.
Als vorletztes gelöstes Rätsel zeigte sich, dass auch der Weihnachtsstern nicht giftig ist. In mehreren Studien fraßen Ratten mehr als 500 Blätter der ursprünglich in den Tropen heimischen Pflanze, ohne dass sie sich dabei vergifteten. Zusätzlich gibt es keine Berichte über Menschen mit Vergiftungserscheinungen oder Kindern, die aufgrund von Kontakt mit Weihnachtssternblättern behandelt werden mussten.
Und zum Schluss: Selbstmordraten steigen nicht zur Weihnachtszeit.
Obwohl häufig angenommen wird, dass sich Menschen im Dezember häufiger streiten oder ihre Einsamkeit stärker spüren, gibt es keinen Zusammenhang zwischen dem “Freitod” und dem Fest der Liebe. Das gilt zumindest für die USA und Irland. Etwas anders sieht es in Japan aus. Dort ist die Selbstmordrate vor den Festtagen besonders niedrig und steigt danach auf ihr höchstes Niveau.
Andere Länder wie Ungarn zeigen jedoch ihre höchste Selbstmordrate im Sommer. In Finnland ist es der Herbst und in Indien im Sommer.
Das wirklich allerletzte ist jedoch, dass viele Menschen noch immer glauben, der Weihnachtsmann würde am Nordpol wohnen … aber jetzt spielte uns jemand dieses Beweisfoto zu …
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