Diese Woche überrascht der Spiegel mit einem sehr guten Titel: Risiko Vorsorge. Zusammengefasst erfährt der Leser, dass die von Ärzten, Krankenkassen und Pharmaindustrie angepriesenen regelmäßigen Check-ups bei einer sauberen statistischen Auswertung zu mehr Ängste und Sorgen bei den Patienten führen, als zu einem gefühlten Mehr an Sicherheit.

Der von Markus Grill verfasste Artikel beschäftigt sich mit den Vorsorgeuntersuchungen für Brustkrebs, Prostatakrebs, Hautkrebs und sogar Darmkrebs.

Während über die Risiken und Nebenwirkungen der ersten drei bereits an anderer Stelle ausführlich berichtet wurde, dürften die Risiken der Darmkrebsvorsorge noch nicht allgemein bekannt sein.

Grill zitiert dazu die hamburger Fachärztin Ingrid Mühlhauser, die beschreibt, dass bei:

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10.000 Darmspiegelungen 30mal eine schwere Blutung auftritt und 10mal unabsichtlich der Darm durchstoßen wird.

Jetzt würde man an dieser Stelle gerne darüber schreiben, wie viele Menschen von der Darmspiegelung profitieren, jedoch gibt es dazu keine einzige saubere (randomisiert-kontrollierte) Studie, wie etwa für Brustkrebs.

Für Brustkrebs ist beispielsweise bewiesen:

  1. Wenn 2000 Frauen über 10 Jahre regelmäßig am Brustkrebsscreening teilnehmen, stirbt eine weniger an Brustkrebs, als in der Gruppe, die nicht an der Vorsorge teilgenommen hat (in absoluten Zahlen sterben also 3 Frauen in der Screeninggruppe an Brustkrebs, anstelle von 4 in der Gruppe, die nicht am Screening teilnahm).
  2. Von den 2000 gescreenten Frauen erhalten jedoch 10 Frauen eine Krebsbehandlung – obwohl sie gar keinen Brustkrebs haben (falsch-positiv).
  3. Und insgesamt erhalten 200 Frauen des Screenings innerhalb der 10 Jahre eine Einladung zu einer genaueren Untersuchung (ohne dass dabei etwas gefunden wird). Fehlalarm also.

Die Gegenüberstellung: Wie viele profitieren – wie vielen schadet (durch unnötig ausgelöste Ängste) die Vorsorgeuntersuchung – zeigt demnach eine gefährliche Schieflage.

Doch wie gut sind die Bürger informiert? Der berliner Max-Planck-Forscher Gerd Gigerenzer fragte nach: Wenn eine Frau im Brustkrebsscreening postiv auf Brustkrebs getestet wird, wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie tatsächlich an einer Brustkrebserkrankung leidet? Die richtige Antwort, also: 10 Prozent von ihnen haben Brustkrebs, 90 Prozent hingegen sind falsch-positive Befunde wussten nur 20 Prozent der Befragten. Peinlich ist jedoch, dass Gigerenzer ausschließlich Frauenärzte befragte …

Der Medizinexperte Klaus Koch, auf dessen Recherchen ein Großteil der Ergebnisse im Artikel beruht, fasst treffend zusammen. Das Risiko, unnötig zu einem Krebspatienten zu werden, ist größer, als die Wahrscheinlichkeit durch die Untersuchung, vor dem Tod durch einen Tumor bewahrt zu werden.

Das soll natürlich keine Empfehlung sein, Vorsorgeuntersuchungen generell abzulehnen, aber eine wichtige Vorbereitung – wie man mit möglichen Ergebnissen umgehen sollte und eine Empfehlung, nach der man seine persönliche Meinung gegenüber Menschen, die keine Vorsorgeuntersuchungen nutzen wollen, dringend revidieren sollte. Schließlich gibt es gute Gründe, die dagegen sprechen.

Denn viele Menschen halten sich – aus was für Gründen auch immer – für prädestiniert, eine schwere Krebserkrankung zu erleiden und sind gerne bereit, diese Bürde auf sich zu nehmen.

Viele Mediziner haben bereits Erfahrungen mit Patienten, die mit einem etwas dunkleren Leberfleck in die Sprechstunde kommen und sofort in Tränen ausbrechen, weil sie felsenfest davon überzeugt sind, an malignen Hautkrebs erkrankt zu sein und den Arzt anflehen, ihnen zu sagen, wie lange sie noch zu leben haben.

Für solche Menschen – das muss einfach mal gesagt werden – sind sämtliche Vorsorgeuntersuchungen vollkommen ungeeignet.

Kommentare (39)

  1. #1 Patrick
    April 20, 2009

    Ein guter, neutraler Beitrag.
    Der musste mal geschrieben werden. 🙂

  2. #2 Jürgen Schönstein
    April 21, 2009

    Vielleicht liegt’s ja daran, dass ich gestern (Montag) den ganzen Tag auf dem 1. Transatlantischen Symposium über Strategien zur Förderung der Darmkrebsvorsorge (eine Veranstaltung, die von der Felix-Burda-Stiftung initiiert wurde) in New York verbracht habe, oder daran, dass ein mir sehr nahe stehender Verwandter jetzt vermutlich schon tot wäre, wenn er nicht zur Darmspiegelung gegangen wäre und eine Freundin dank Früherkennung ihres Brustkrebses noch mit einer relativ kleinen Operation davon kam – aber irgendwas in der Aussage, dass Früherkennung und Vorsoge nichts bringen, kommt mir nicht plausibel vor. Da ist natürlich einmal das Problem der Stochastik: Wenn eine bestimmte Bevölkerungsgruppe eine 5-prozentige Chance hätte, an Darmkrebs zu erkranken (die Zahl hab’ ich mir jetzt einfach mal aus den Fingern gesaugt), dann heißt das ja nicht, dass jeder zu 5 Prozent Darmkrebs bekommt, sondern wer immer erkrankt, der erkrankt zu 100 Prozent – und wer nicht, der hat Null Prozent. Mit anderen Worten: Wen’s trifft, der kann sich nicht damit trösten, dass es ja so viele mehr gibt, denen dieses Schicksal nicht widerfährt. Der gesellschaftliche Nutzen der Voruntersuchung ist nicht identisch mit dem individuellen Nutzen – und umgedreht lässt sich auch der potenzielle Schaden der Nicht-Untersuchung nicht vergesellschaften, sondern er muss von Individuum zu 100 Prozent verkraftet werden.

    “Das Risiko, unnötig zu einem Krebspatienten zu werden, ist größer, als die Wahrscheinlichkeit durch die Untersuchung, vor dem Tod durch einen Tumor bewahrt zu werden.”

    Aber die beiden Risiken neutralisieren einander nicht wie einander entgegengesetzte Frequenzen (dies ist der Trugschluss der Statistik)- sie bestehen nebeneinander, und jeder muss für sich entscheiden, welchem er den Vorzug gibt.

    Und da gibt es schon Gewichtungs-Unterschiede: Wenn ich ein falsches positives Ergebnis erhalte, riskiere ich zwar die Unannehmlichkeiten und Beschwerden einer Therapie (die aber meist dadurch in Grenzen gehalten werden können, dass dieser Behandlung typischer Weise weitere Untersuchungen vorausgehen oder parallel dazu gemacht werden) – wenn ich ein echtes positives Ergebnis verpasse, weil ich auf die Früherkennung verzichtet habe, dann bin ich mit großer Wahrscheinlichkeit entweder bald tot oder muss mich einer weitaus drastischeren Therapie unterziehen. Zumindest nach meinen Maßstäben sind diese beiden Alternativen nicht wirklich gleichwertig.

  3. #3 erich egermann
    April 23, 2009

    So kann man das nicht stehen lassen. Das ist nix andres als Leute verunsichern und
    damit Auflage machen. Mit solchen PresseArtikeln werden nur Menschen von einer Früherkennung abgehalten.
    ! PATRICK: Dieser Beitrag ist nicht neutral und schon gar nicht gut.
    Im Burgenland gibt es seit 2003 die Früherkennungsaktion gegen Dickdarmkrebs,
    – ( Stuhlprobenaktion auf occultes Blut im Stuhl )
    Im Rahmen dieser Aktion wurden 2003: 256 Hochrisikopolypen, 2004: 261 Hochrisikopolypen, 2005: 387 Hochrisikopolypen 2006: nochmal 387 Hochrisikopolypen festgestellt und endoscopisch entfernt.
    Durch die endoscopischen Untersuchungen wurden 2003 : 77 Carcinome ,
    2004: 40 Carcinome, 2005: 54 Carcinome, 2006: 56 Carcinome entdeckt und operiert. Von den operierten Carcinomen waren 79 im Stadium Dukes a und 32 im Stadium Dukes B, — d.h. relativ gute Prognose .
    * * ( Genaueres auf Website d.Burgenländischen Landesregierung nachlesen )
    In meiner Heimatgemeinde wurde bei einem 40 jährigen ein Frühcarcinom festgestellt und operativ entfernt. Wenn dieser Mann nicht durch die VorsorgeAktion zur Colonoscopie und damit zur Früherkennung gekommen wäre, was hätten sie dann seiner Witwe erzählt. ??? Im Rahmen der Füherkennungsaktion wurden ca. 11 000 Colonoscopien durchgeführt. Dabei gab es natürlich auch
    ( selten ) Perforationen. ( Vorgekommen nach Entfernung von relativ großen Polypen , alle Komplikationen rechtzeitig entdeckt, Operiert, Kein einziger Todesfall ) . Und wieviele Patienten wurden durch Früherkennung und Endoscopische Entfernung von HochrisikoPolypen vor einem u.U. tödlicheren Schicksal bewahrt ???
    Wird die Gesundheitsredaktion des “Spiegel” und Herrn Artmann vermutlich nicht weiter kümmern. Auflage ist Auflage und schließlich müssen ja auch Journalisten von was leben .

  4. #4 Peter Artmann
    April 23, 2009

    Die konkrete Fragestellung: Rettet man mit Vorsorgen Leben – oder reicht es, wenn man mit Beschwerden zum Arzt gehen – ist bislang nur für Brustkrebs beantwortet.

    Statements wie: “Wir haben Sie von einem Risiko befreit” kann man so und so bewerten.

  5. #5 erich egermann
    April 23, 2009

    Peter Artmann: Wollen sie wirklich warten ?? !! bis Ihr coloncarcinom Beschwerden macht ??? Meinen Sie das ernst ??? Oder sind Sie nur geil auf eine Chemotherapie ??
    nach adäquatem operativen Eingriff ?? Wenn Sie Glück haben ist Ihr Colon-CA circulär stenosierend und macht frühzeitig Beschwerden, wenn Sie Filii haben kann es zu spät sein.
    Früherkennnung ist alles bei malignen Erkrankungen !! Und dazu gehört es auch
    Polypen mit zellatypien rechtzeitig endoscopisch zu entfernen. !

  6. #6 Marcus Anhäuser
    April 23, 2009

    Schwieriges Thema, aber aller Wahrscheinlichkeit nach bekommt er gar kein Colon-Ca, oder?

  7. #7 sil
    April 23, 2009

    Genau Marcus, da war auch neulich ein interessanter Artikel bei Spon über das Thema.
    Ich verlinke den doch gleich mal:
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,620551,00.html
    😉

    Schwierig ist das Thema auf jeden Fall.
    Es ist so antiintuitiv.

  8. #8 Peter Artmann
    April 23, 2009

    Stimmt. – und der Bericht von Marcus auf SPON ist auch schön stimmig.

    Jedenfalls wird von medizinischer Seite eine ganze Menge Angst erzeugt.

    Aber – wie sich schon oft gezeigt hat – sind Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung für viele Chirurgen einfach zu kompliziert.

    Wer jedenfalls gesunden Menschen mit einer Chemotherapie droht, verhält sich unverantwortlich!

  9. #9 erich egermann
    April 23, 2009

    Wer droht hier wem mit einer Chemotherapie ????

  10. #10 Rincewind
    April 23, 2009

    @ Peter Artmann: Ihr Zitat von Klaus Koch
    “Das Risiko, unnötig zu einem Krebspatienten zu werden, ist größer, als die Wahrscheinlichkeit durch die Untersuchung, vor dem Tod durch einen Tumor bewahrt zu werden.”

    trifft es eben überhaupt nicht genau, sondern dient in der Form nur der Desinformation/Panikmache/Aufmerksamkeitsheischung. Gehen Sie zur Boulevardpresse.

    Je nach Screeningart (wie viele falsch Positive und falsch Negative bei welche Häufigkeit) kann man diskutieren aber das nicht über einen Kamm scheren.

    Zit Artmann:
    “Denn viele Menschen halten sich – aus was für Gründen auch immer – für prädestiniert, eine schwere Krebserkrankung zu erleiden und sind gerne bereit, diese Bürde auf sich zu nehmen.”

    Und das wiederum ist zynisch.

    Warum können Sie eigentlich ein Thema nicht seriös angehen? (Sorry)

    Warum weisen sie nicht darauf hin, dass es eine nicht kleine Gruppe von genetisch Vorbelasteten gibt, bei denen Vorsorgeuntersuchung dringendst anzuraten ist? Es gibt bei entsprechend genetisch entsprechend Disponierten bis zu 75% Wahrscheinlichkeit, an entsprechendem Krebs zu erkranken. Hier sind regelmäßige Untersuchungen mehr als sinnvoll, zumal die Überlebensrate bei rechtzeitiger Erkennung sehr hoch ist. Und nein, dann zum Arzt zu gehen, wenn man was merkt, ist hier der ganz falsche Ratschlag.

    Differenzieren scheint nicht ihr Geschäft zu sein.
    Es ist nun wirklich kein lesenswerter Journalismus, in ScieenceBlogs letztlich nur auf die vermutlich den meisten Lesern bekannte Tatsache der Problematik von falsch Positiv und falsch Negativ hinzuweisen.

  11. #11 Albert Wilfert
    Juni 3, 2009

    Ich halte die planmässige Vorsorgeuntersuchung für überflüssig.
    Zum Arzt soll man gehen, wenn man Beschwerden hat und dann eher früher als später.

    Mir fällt da immer ein Spruch eines mir bekannten Arztes ein : Es gibt keine Gesunden, nur schlecht Untersuchte. Dabei hat er gegrinst.

    Gerade bei Krebs bin ich der Ansicht, dass die Angst ein Faktor ist, der für diese Erkrankung eher förderlich ist.

    Das das ganze ein Riesengeschäöft ist, kommt erschwerend hinzu.

  12. #12 radicchio
    Juni 5, 2009

    moment mal bitte:

    dieser beitrag ist irreführend überschrieben. gesprochen wird im beitrag über früherkennung, nicht über vorsorge!

    diese unterscheidung ist keineswegs marginal, denn VORSORGE ist überaus sinnvoll. jeder kann davon profitieren. vorsorge ist z.b. nicht rauchen, auch nicht passiv, bewegung, vermeiden von giften und alkohol, normalgewicht halten usw.

    schade, dass diese mangelnde sorgfalt in einem wissenschaftsblog vorkommt. man darf vermuten, dass etliche schreiber und leser sich nicht so recht darüber im klaren sind, wovon sie eigentlich reden.

  13. #13 Albert Wilfert
    Juni 6, 2009

    @ radiccio

    Stimmt, Vorsorge ist natürlich sinnvoll, bei uns in Österreich heisst das aber meines Wissens nach Vorsorgeuntersuchung, was eigentlich Unsinn ist.

  14. #14 Andrea N.D.
    Juni 6, 2009

    @Peter Artmann: “Aber – wie sich schon oft gezeigt hat – sind Statistik und Wahrscheinlichkeitsrechnung für viele Chirurgen einfach zu kompliziert.”
    Viel Ahnung scheinen Sie ja nicht von Medizin zu haben. Bevor Sie reißerische und angsteinflößende Artikel für die Boulevardpresse schreiben, sollten Sie doch erst einmal die Grundlagen beherrschen. Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, dass Chirurgen keine endoskopische Vorsorgeuntersuchungen am Darm vornehmen, sondern dass das die Kollegen von der Inneren Medizin sind? Und wenn Sie alle Chirurgen in einen Topf werfen (alle zu blöd für Statistik) und die Ärzte der Inneren dazu (da ja offensichtlich Chirurgen), dann hoffen wir einmal, dass sich nicht in ein paar Jahren ein kleines Polypchen in Ihren Darm einschleicht, dass 100-prozentig zu Darmkrebs führt und sich dann einer von den blöden Ärtzen findet, der Ihnen das dann endoskopisch mit der Schlinge entfernt.
    Aber bis dahin ist es ja viel leichter mit viel Polemik und wenig Wissen generell auf alles draufzudreschen. Ihr Anliegen hier ist mir nicht ganz klar.

  15. #15 radicchio
    Juni 6, 2009

    »Heute gehen Frauen zum Frauenarzt. Dadurch können Vorstufen und Frühstadien entdeckt und auch operiert werden – meistens geschieht dies noch bevor der Krebs gefährlich wird. Dieser Effekt ist sehr gut belegt. Von Platz zwei der tödlichen Krebserkrankungen ist der Gebärmutterhalskrebs in den letzten Jahren auf Platz 11 abgerutscht.«

    aha, das steht nebenan hier im blog. ich entnehme daraus, daß eine krebsart durch früherkennung von platz 2 auf 11 abgerutscht ist.

    wie soll ich das, bitte, mit diesem artikel hier in einklang bringen?

  16. #16 Albert Wilfert
    Juni 6, 2009

    @ Andrea N.D.

    Das Entfernen des Polypen mit der Schlinge entfernt zwar den Polypen, nicht aber die den Polypen auslösende Krankheit. d.h. es bestehen gute Chancen, dass er wiederkommt. Sprechen sie einmal mit Chirurgen nach langjähriger Erfahrung.

  17. #17 Andrea N.D.
    Juni 6, 2009

    @Albert Wilfert: Habe ich das behauptet? Vielen Dank für den Tipp mit dem Gespräch mit dem Chirurgen nach langjähriger Erfahrung. Ich werde es mir demnächst für meine Arbeit im Krankenhaus vornehmen.

  18. #18 Albert Wilfert
    Juni 6, 2009

    @ Andrea N.D.

    Woraus aber folgt, dass die chirurgische Behandlung nicht ursächlich ist, sondern nur auf das Symptom abzielt, in diesem Fall das Gewächs. Ja, so sehe ich das auch.

  19. #19 Andrea N.D.
    Juni 6, 2009

    @Albert Wilfert: Na, ich hoffe doch, dass die chirurgische Behandlung nicht ursächlich für den Tumor ist. Das wäre ja ziemlich kontraproduktiv.
    Und auch für Sie noch einmal: Eine Schlingenbiopsie wird in der Regel NICHT von einem Chirurgen durchgeführt und hat auch nichts mit einer Operation gemein. Dafür sind die Internisten zuständig.

  20. #20 Albert Wilfert
    Juni 6, 2009

    @ Andrea N.D.

    Im Prinzip ist es eine Operation. Und das ist das Entscheidende. Wer sie durchführt ist doch zweitrangig. Hoffentlich Eine(r) de(die) es kann.

  21. #21 Andrea N.D.
    Juni 6, 2009

    @Albert Wilfert: Okay, Endoskopische Eingriffe sind minimal-invasive Eingriffe (OPs im entferntesten Sinne). Bei Ihnen hatte ich aber den Eindruck, dass mit OPs großflächige Gewebsentfernungen gemeint sind, mein Fehler.
    Übrigens: Für die Verhinderung von Rezidivpolpyen gibt es VORSORGEuntersuchungen :-). Nicht jedoch für diejenigen, die endoskopische Eingriffe per se ablehnen – die sind dann nämlich bereits gestorben.

  22. #22 Albert Wilfert
    Juni 6, 2009

    @ Andrea N.D.

    “Für die Verhinderung von Rezidivpolypen gibt es Vorsorgeuntersuchungen”
    Sie meinen, um sie zu entdecken. Verhindern können sie sie mit einer Vorsorgeuntersuchung nicht. Sie können sie wieder wegschneiden.

    Worauf ich hinaus will ist der Fall einer Bekannten von mir. Zuerst Brustkrebs. Weggeschnitten. Dann am Bein. Weggeschnitten. Dann im Darm. Weggeschnitten.
    Und jetzt im Hüftknochen. Bei der Untersuchung waren die Ärzte verwundert und meinten, dass die aufgefundene Krebsarten eher in den Darm passt.
    Aus homöopathischer Sicht wurde die Krankheit durch die Behandlung nur von einer
    weniger problematischen Ebene auf eine tiefere, gefährlichere Ebene getrieben.
    D.h. die ganzen Behandlungen konnten den Krebs nur in andere Körperteile vertreiben. Ist doch nicht so falsch, oder?

  23. #23 Andrea N.D.
    Juni 6, 2009

    @Albert Wilfert: Ich glaube nicht, dass ich mir die Mühe machen werde Ihrem “Ganzheitsanspruch” entgegenzutreten, das ist mir zu anstrengend und das haben andere schon vor mir versucht. Aber bevor Sie als Gott alles lösen können (was Ihnen in diesem Leben nicht mehr gelingen wird), würde ich mich gerne darauf beschränken, einen Polypen in einer endoskopischen VORSORGEuntersuchung im Vorstadium zu erkennen und zu behandeln und damit das Wachstum/Entstehen des Polypen zu VERHINDERN.

  24. #24 Albert Wilfert
    Juni 6, 2009

    @ Andrea N.D.

    Das ist doch nur ein einfacher Gedanke, der ursprünglich nicht von mir ist, mir aber einleuchtet. Was das mit Anmassung (sie als Gott) zu tun hat weiss ich nicht.
    Trotzdem Danke.

  25. #25 radicchio
    Juni 6, 2009

    »D.h. die ganzen Behandlungen konnten den Krebs nur in andere Körperteile vertreiben. Ist doch nicht so falsch, oder?«

    das ist eine märchen-schlussfolgerung, wie man sie kranken kleinkindern anbieten kann. in etwa so, wie man »abnehmen nach dem mond« erklärt. mit der ursache der erkrankung hat das nichts zu tun.

  26. #26 rolak
    Juni 6, 2009

    D.h. die ganzen Behandlungen konnten den Krebs nur in andere Körperteile vertreiben. Ist doch nicht so falsch, oder?

    Doch sehr – denn wie an

    eher in den Darm passt

    zu erkennen ist, hatte sich der Krebs schon von selber ausgebreitet und wurde nicht etwa von Ihnen ungenehmen Methoden hin und hergeschubst. Statt unter Metaphysik vielleicht mal unter Metastasen nachschlagen…

    Und ganz speziell für Krebskranke bedeutet die homöopathische Sicht ein in die Röhre gucken.

  27. #27 Albert Wilfert
    Juni 6, 2009

    @ rolak

    Ich habe drei Bekannte, die Krebs hatten und trotz aller konventioneller Therapien in die Röhre geguckt haben wie sie das ausdrücken. Und daneben kenn ich einige (wenige) Fallgeschichten, wo oben angeführte Denkweise zum Heilungserfolg geführt hat. Und denken und vergleichen wird man doch noch dürfen. Ich Naivling bin der Ansicht dass blogs wie diese hier eigentlich dazu da sind.

  28. #28 rolak
    Juni 6, 2009

    Schon mal davon gehört, daß Krebs eine im allgemeinen tödlich verlaufende Krankheit ist, von der nur einige Arten unter Einsatz von viel böser Allöopathie zumindest in einem erkennbaren Anteil von Fällen geheilt werden kann? Es ist in keiner Weise verwunderlich, daß mit Krebs diagnostizierte Menschen sterben. Es ist allerdings sehr verwunderlich, daß einige Menschen eher an Hokuspokus als Ursache einer Heilung glauben – statt die gestellte Diagnose in Frage zu stellen. Aber das passt Ihnen natürlich auch wieder nicht – jetzt können sie kein gequältes ‘alles Dogmatiker’ in den Saal ächzen.

  29. #29 Albert Wilfert
    Juni 6, 2009

    @ rolak

    Ja, davon habe ich schon gehört.
    Ich weiss aber auch, dass auch Homöopathie schon in einigen Fällen Krebs geheilt hat, und verstehe nicht, warum man sich dem verschliesst, b.z.w wenn man es nicht wahrhaben will, darüber abfällig spricht. Es ist ihr gutes Recht das nicht wissen zu wollen, nur sollten sie dann auch fairerweise nicht darüber abfällig reden.

  30. #30 rolak
    Juni 6, 2009

    Es ist ihr gutes Recht das nicht wissen zu wollen

    Aggressiver Schuß ins Blaue? Sie ahnen gar nicht, wie oft mir schon von wem auch immer (viele) diese [vermutet] immer Gleichen Geschichten aufgetischt worden sind. Nicht sehr nahrhaft: Dummerweise blieb nach dem Stellen der Frage bzgl Dokumentation (Untersuchung vorher, Untersuchung nachher, welche Therapien…) aber auch nicht der kleinste erwähnenswerte Krümel übrig. Und zwar egal, ob das ‘schlagende Fallbeispiel’ nun von einem Anhänger oder von einem Vertreter der H gekommen ist, vom klassischen Hahnemann-Adept bis zum NGM-Guru. Hätten Sie vielleicht ausnahmweise mal eine Krankenakte in petto?

  31. #31 rolak
    Juni 7, 2009

    [das italics sollte eigentlich nach ‘viele’ zuende sein ;]
    Mir wurde über Nacht eine Mißverständnismöglichkeit gechannelt: Das Vorliegen einer solchen Dokumentation wäre natürlich kein Beleg (und erst recht sowie aus prinzipiellen Gründen kein Beweis), sondern allerbestenfalls ein Indiz, da =»spontane Remission auch in der Onkologie ein wohlbekanntes, wenn auch seltenes Phänomen ist.

  32. #32 radicchio
    Juni 7, 2009

    herr wilfert,
    dass mit ihre 3 bekannten haben nun schon gefühlte 825 mal erzählt, sind aber nie darua feingegangen, wenn man sie fragte, warum sie denen nicht HP empfohlen haben.

    also warum nicht???

  33. #33 Albert Wilfert
    Juni 7, 2009

    @ radicchio

    Ich habe es ihnen ja empfohlen, obwohl die HP bei Krebs eher mässige Erfolge zu verzeichnen hat, weil es erstens eine lebensgefährliche schwer zu heilende Krankheit ist, die man auch schwer mit Arzneimittelprüfungen untersuchen kann, weil sich kaum wer traut sie einzusetzten und weil es einfach zuwenig gute Homöopathen gibt. Aber sie haben mir halt nicht geglaubt, angesichts der Phalanx der Schulmedizin und das mussten sie büssen.
    Und das sind wirklich die Fälle mit denen ich ohne bewusste Auswahl in Berührung gekommen bin. 4 Fälle, 3 davon tot und der vierte ist nach 3 Operationen noch in Behandlung. Diese Erfolgsquote bringt wahrscheinlich jedes ernsthafte Heilsystem.
    Darauf kann niemand stolz sein.

  34. #34 radicchio
    Juni 7, 2009

    »Diese Erfolgsquote bringt wahrscheinlich jedes ernsthafte Heilsystem.«

    wir konnten gerade dieser tage erst erfahren, daß durch früherkennung der gebärmutterhalskrebs von platz 2 auf platz 11 der häufigsten kerbsarten gefallen ist. ich finde, auf diese erfolgsquote kann die EBM stolz sein.

  35. #35 Albert Wilfert
    Juni 8, 2009

    @ radicchio

    Da müsste man schon genauer hinschauen. Ich bin mir recht sicher dass z.B. der eine Fall den ich kenne wo eine Patientin 3 x “erfolgreich” operiert wurde und jetz hat sie Knochenkrebs, diese 3x als Erfolg verbucht wurden.
    Oder wie man sagt: trau nie einer Statitik, die du nicht selbst gefälscht hast.

  36. #36 radicchio
    Juni 8, 2009

    sprach ich von ihrer bekannten??? – nein.

  37. #37 MoritzT
    Juni 8, 2009

    @ Herr Wilfert

    Es handelt sich hier aller Wahrscheinlichkeit nach um eine Fehleinschätzung, wenn Sie von “Knochenkrebs” sprechen. So, wie Sie diesen Fall schildern, ist es erheblich wahrscheinlicher, dass es sich in der Tat um eine Metastase eines colorectalen Karzinoms gehandelt hat. Diese Unterscheidung ist absolut nicht trivial! Die Therapiemöglichkeiten und die Prognose unterscheiden sich maximal!
    Im übrigen ist die Behandlung resektabler Metastasen ein wirklich spannendes Feld der Diskussion. Ihre Bekannte scheint an einen innovativeren Chirurgen geraten zu sein. Da gibts im Moment keine richtigen und keine falschen Meinungen, die ersten Studien sprechen von einer 5-Jahresüberlebensrate von über 25%, was angesichts des Stadiums der Erkrankung wirklich gut ist.

    Im Übrigen hat rolak absolut Recht. Krebserkrankungen sind nach wie vor unbehandelt tödlich, und die Behandlung ist ausgesprochen kompliziert. Die ernstzunehmenden Mediziner sind mit dem Begriff “Heilung” in dem Zusammenhang auch sehr zurückhaltend. Tatsächlich sind alle über die (kleinen) Fortschritte froh, die hier gemacht werden. Die Entstehung und das Verhalten von Krebs im Körper zu verstehen ist das zentrale Forschungsgebiet der gastroenterologischen Onkologie. Die derzeit beste Theorie versteht man aber nicht, ohne die Theorie der gewebsspezifischen Stammzellen und der Evolutionstheorie akzeptiert und verstanden zu haben.

    Und eben weil Krebs zumindest im Frühstadium noch keine Erkrankung des ganzen Körpers ist (sondern bei Karzinomen der epithelialen Stammzellnische des Ursprungsorgan des Krebses), weil Beschwerden fast immer erst dann auftreten, wenns schon zu spät für eine kurative Resektion ist (hier ein großer Dank an die Chirurgie, die immer noch die einzige wirklich HEILENDE Strategie besitzt – wenn auch nur im Frühstadium – und Krebs weicht auch nicht auf andere Organe aus. Die metastasierten Zellen waren schon vor Resektion ausgewandert und sind aus bisher nicht verstandenen Gründen in Seneszenz (=Schlaf) gefallen), weil es außer beim kleinzelligen Bronchial-Ca keine wirklich vernünftigen Tumormarker gibt (und den nimmt man wegen der ausgesprochen miserablen Prognose bei der Erkrankung nicht her), eben darum BLEIBT nur eine wirklich konsequent verfolgte Früherkennung!

    Den einzigen Fehler, den die Schulmedizin hier macht, ist, den Leuten vorzugaukeln, man könne alles immer reparieren. Das ist falsch. Aufpassen muss jeder für sich, und die Natur können wir auch nicht besiegen.

  38. #38 erich egermann
    Juni 9, 2009

    MORITZ-T: (08.06.09, 23:51h) – Danke für Ihre klaren Worte !

  39. #39 Albert Wilfert
    Juni 9, 2009

    @ MoritzT

    Danke für ihre Erklärungen. Da sich offensichtlich eingehend mit der Sache befasst haben, würde mich interessieren, was sie von dem hier halten.

    https://www.homeoint.org/books3/kentclin/cases00.htm#BM2