Hatte ich morgen geschrieben? Ach, wie schnell doch die Zeit vergeht …
Aber genug davon.
Auf welche moderne Medizin dürfen wir hoffen?
Zunächst noch einmal etwas Grundsätzliches zum Thema Leben und Forschung:
Trotz stark erweiterter Detailkenntnisse müssen wir zugeben, dass wir über eine beschreibende Erklärung für Lebensprozesse nicht hinausgekommen sind.
Leben entsteht aus einer kausal bedingten Kette. Ist diese Kette unterbrochen, endet das Leben. Im Gegensatz zu den Berechnungen in der Physik gibt es eine deutliche Richtung. Omnis cellula e cellula (Virchow 1858), also jede Zelle entsteht aus einer Zelle.
Wer sich mit Lebensvorgängen beschäftigt, tut dementsprechend gut, nie einen gewissen Grundrespekt vor der Zelle zu verlieren, denn er kann sie nicht nachbauen.
Da Leben aus Leben entsteht und in guten, wie in schlechten Eigenschaften aufeinander angewiesen ist, ist es fast eine Binsenweisheit, dass andere Lebewesen mehr für Gesundungsprozesse tun können, als darauf zu vertrauen, dass sich Proteindesigner im Labor mal was Eigenständiges, Hilfreiches ausdenken (nicht nachbauen, sondern ausdenken!).
Neu ist daran im Prinzip Nichts. Jeder kennt die Geschichte der Antibiotika (ein Schimmelpilz) und auch das Aspirin ist nicht bei Bayer in der Fabrik entstanden, sondern entstammt ursprünglich dem Saft der Weidenrinde.
Aber Naturstoffe und ihre Heilwirkungen werden doch schon seit Jahren systematisch erforscht und trotzdem kommt dabei kaum was Neues raus.
Nicht so voreilig. Wir haben stellvertretend zwei „Medikamente” entdeckt, auf deren Zulassung wir uns freuen:
Einmal Trichuris suis, besser bekannt als der Schweinepeitschenwurm.
Und als Zweites Lucilia sericata, besser bekannt als grüne Schmeißfliege!
Wir fassen zusammen: Zwei Toilettentiere sind die Zukunft der Medizin.
Warum?
Zunächst einmal der Schweinepeitschenwurm:
Verantwortlich für die systematische Erforschung dieses Parasiten ist Professor Andreas Raedler vom Asklepios Klinikum in Hamburg.
Seine Methode: Die an Morbus Crohn oder Colitis Ulcerosa leidenden Patienten schlucken einen Cocktail aus lebenden Schweinepeitschenwürmern.
Die Wurmeier gelangen über den Verdauungstrakt in die Nähe des Zwölffingerdarms, lagern sich dort ab und entwickeln sich zu minimal kleinen Würmern. Eine Gefahr für den Patienten? Nein, eine echte Überlebenschance haben die Tierchen nicht, da sie sich im falschen Wirt befinden (brauchen Schwein, kriegen Mensch). Folglich sterben sie nach 8-10 Tagen ab und werden mit dem Stuhl ausgeschieden.
Für den Menschen ist dabei von Vorteil, dass das körpereigene Zytokinsystem durch die Präsenz des Eindringlings stark angeregt wird und sich neu trainiert. Also lernt körpereigenes von körperfremden Gewebe zu unterscheiden.
Das Ganze basiert auf der sogenannten Schmutz-Hypothese, nach der zu viel Hygiene dem menschlichen Körper gar nicht gut tut und dazu führt, dass er sich selber angreift. Für die Zulassung als Medikament peilt Raeder übrigens das Jahr 2012 an.
Unser zweiter Organismus, die grüne Schmeißfliege ist hingegen unser Lieblingskandidat für die effizienteste Versorgung von Wunden (auch nach Operationen). Der Effekt ist schon länger bekannt, Ambroise Paré soll darauf im 16. Jahrhundert hingewiesen haben.
Systematisch erforscht den Effekt zur Zeit die Firma BioMonde.
Grundsätzlich geht es dabei um abgestorbene Gewebe, das entfernt werden muss, damit eine Wunde besser und schneller heilt. Naja und da ist die Natur der Medizin eben immer noch voraus.
Den Prozess kann man sich in etwa so vorstellen: Nachdem unter sterilen Bedingungen der Blinddarm entfernt wurde, streuen die Ärzte ein paar Fliegenlarven der Schmeißfliege in die Wunde (naja, es gibt auch Beutel, bzw. Mullbinden … aber egal).
Dann sondern die Fliegenlarven ein Sekret ab, dass aus dem toten Gewebe in der Wunde eine breiige Lösung herstellt und davon ernähren sich die Larven. Sie wachsen also und reinigen dabei die Wunde.
Tja und im Gegensatz zur modernen Medizin mit den individualiserten Medikamenten ist diese Art der Medizin kein Märchen, sondern real und erprobt.
Sie beinhaltet keine leeren Versprechungen und überraschenderweise kaum Nebenwirkungen. Sie kostet lediglich etwas Überwindung …
Kommentare (73)