Jedes Jahrzehnt hat seinen eigenen Forschungshype.
In den Siebzigern sollte der Krebs besiegt werden … was scheinbar etwas schwieriger ist.
In den Achtzigern hatte man dann tatsächlich sogar mal Erfolg (1982!) bei der Bekämpfung von Diabetes. Aber dafür entdeckte man Cholesterin … was zu zahlreichen Missverständnissen führte.
Die Neunziger waren dann das Jahrzehnt der Gehirnforschung … und wie jeder weiß ist seitdem alles anders und es gibt keine psychischen Krankheiten mehr … oder eben auch nicht.
Und die Nuller-Jahre kann man zweifellos als das Jahrzehnt der klinischen Genforschung bezeichnen.
Im Jahr 2000 lag die erste Arbeitsversion des menschlichen Genoms vor und es wurde ein riesiges Output an personalisierten Medikamenten angekündigt, die nie auf den Markt kamen und auch nicht kommen werden (vereinzelte Ausnahmen bestätigen die Regel).
Wer eins und eins zusammenzählen kann, wird zweifellos feststellen, dass die Gesellschaft erneut um zahlreiche Milliarden betrogen wurde. Hochgradig ineffizient sind Gelder von Politikern und wissenschaftlichen Gremien nach dem Gießkannenprinzip in kleinste Laboratorien geflossen, die zu kaum mehr in der Lage waren, als Labor-Kits von BioMol und Konsorten zu bestellen.
Der Wert für die Medizin, bzw. zugunsten einer Verbesserung der Gesundheit von Mensch und Tier (wie es der Wellcome Trust so schön formuliert) hat dabei leider etwas zu häufig gegen null tendiert.
Höchste Zeit also damit aufzuhören.
Doch wie könnte die Zukunft unserer klinischen Genforscher aussehen.
Im Prinzip muss man dazu nur innerhalb der Forschungslandschaft vergleichen, ob es nicht ähnliche Exoten gibt, die großspurige Ankündigungen machen dann doch nur sehr bescheidene Outputs haben … unweigerlich stößt man dabei auf die Hochenergiephysik.
Auch dort erklären Anhänger – oder sollte man sie Fans nennen? – seit gut 50 Jahren, dass wir in 25 Jahren funktionierende Fusionsreaktoren haben werden und damit sämtliche Energieprobleme auf der Erde für alle Zeiten gelöst sein werden …
In der Medizinersprache klingt der Satz dann so: „Ich stelle mir vor, dass wir künftig lebenslang von einem molekularbiologischen Raster erfasst werden” „Eines Tages werden wir Medikamente zur Vorbeugung haben. Die Medizin der Zukunft soll verhindern, dass wir überhaupt krank werden.” (Beide Zitate vom Psychiater und Forscher Florian Holsboer im Spiegel 18/2009).
Was also macht man mit solchen „Berufsoptimisten”?
Am besten schafft man ein international ausgerichtetes Forschungsinstitut mit Standort in Heidelberg, Göttingen oder Vergissmichnicht. Konzentriert da alle, die ohnehin nichts anderes als ihre Forschung interessiert (vergleichbar mit den „Bewohnern” von physikalischen Großforschungseinrichtungen). Wissenschaftspolitisch muss natürlich entschieden sein, wie viel das Ganze im Jahr kosten darf. Aber dann lässt man die Forscher in Ruhe Mäuse, Bakteriophagen und was auch immer vernichten. Muss ja nicht alles so floppen wie der LHC.
Aber was wird dann eigentlich der nächste Hype? Also für die Zehner-Jahre?
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