Kann sich noch jemand an die Praxisschließungen, Großdemonstrationen und Flugblätter zu Jahresbeginn erinnern? Verluste von 40 Prozent wurden angeprangert, Särge in weißen Kitteln durch Straßen getragen.

Bereits einige Zeit zuvor hatte ein Sangeswettstreit unter niedergelassenen Ärzten begonnen, bei dem die traurigste Geschichte prämiert wurde (Gewinner: Meine Putzfrau verdient mehr als ich). Tausendfach hörte man das Lied von hohen Mieten, teuren Mitarbeitern und nicht mehr finanzierbaren Geräten. Patienten wurden manchenorts angeschrien, dass bei Ihnen keine zusätzliche Behandlung erfolgen dürfe – „denn für Sie krieg ich nur 17 Euro im Quartal”.

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Und jetzt?

Jetzt zeigt sich ein durchschnittlicher Anstieg der Gesamtvergütung um 7,8 Prozent bundesweit! Hier der Link zum .pdf. Über so viele zusätzliche Eier im Nest würden sich viele andere Lohngruppen freuen (Erzieherinnen kommen mit vier Prozent gerade mal auf die Hälfte). Und die 8 Prozent sind nur der Durchschnitt. Kardiologen, Hautärzte, Nervenärzte und Urologen haben sogar 21 Prozent mehr verdient.

Die Berliner Ärzte kommen sogar auf durchschnittlich 32 Prozent mehr als im selben Vorjahreszeitraum!!!

Donnerlüttchen. Also was war das für ein Scheiß zu Jahresanfang? Propaganda?
Defakto ist jedenfalls bewiesen: Die Reform ist Topp! Und genau so wie gefordert hat sie dazu geführt, dass niedergelassene Ärzte jetzt mehr Geld in der Tasche haben als vorher.

Also Ziel erreicht und Danke sagen … vielleicht sogar entschuldigen für die unnötige Panikmache? Wenn man ein höflicher Mensch wäre …

Aber nein: Es fehlt noch immer Geld. „Die finanzielle Unterdeckung … von 30 Prozent ist zudem nur teilweise behoben” schreibt die Kassenärztliche Vereinigung.

Noch witziger sind dann nur einzelne Vorstände der Ärztekammer, die behaupten: Die Proteste hätten sich gelohnt!

Denn, wer nachdenkt, weiß, dass die Einkommenszuwächse exakt das Resultat der unveränderten Honorarreform sind.

Aber es gibt wohl Leute, die haben lieber recht, als auch nur einmal …

Kommentare (21)

  1. #1 Tim
    Juli 28, 2009

    Defakto ist jedenfalls bewiesen: Die Reform ist Topp!
    Wenn man es als ihr Ziel ansieht, daß die Ärzteschaft mehr verdienen soll, ja. Ich kenne allerdings außerhalb der Ärzteschaft niemanden, der dies für ein vorrangiges Ziel gehalten hätte.

  2. #2 Tim
    Juli 28, 2009

    Ich frage jetzt lieber nicht, ob dieser Beitrag bei “scienceblogs” richtig aufgehoben ist. Wie wäre es mit einem privaten zusätzlichen Blog, wo Sie Ärztebshing betrieben können? Oder fehlt Ihnen dazu die Zeit durch die umfangreiche Dissertation, an der Sie arbeiten?

  3. #3 Florian Freistetter
    Juli 28, 2009

    Gibt es außer Ärztebashing eigentlich wirklich keine anderen medizinischen Themen, über die es sich zu bloggen lohnt? Kann ich mir nicht wirklich vorstellen.

  4. #4 Fabio Valeri
    Juli 28, 2009

    Ich finde das Thema schon angebracht, denn nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz beschweren sich die Ärzte über sinkende Einnahmen, sinkender Einfluss und was auch immer. Da stellt sich dann schon die Frage, ob das berechtigt ist. Da die Rubrik Ökonomie oder Gesundheitsökonomie fehlt, finde ich es hier durchaus richtig am Platz, wenn man Medizin nicht so eng auffasst. Das Thema ist durchaus brisant und man kann durchaus den ganzen Gesundheitsdienst kritisieren. Bsp.: wie ist es möglich, dass eine Bekannte von mir, die seit einigen Jahren in Indien lebt, ihre in der Schweiz lebende Mutter unterbreitet, ihr Katarakt (grauer Star) in Indien zu operieren, weil es billiger und qualitativ besser(!) ist? Der Grund ist ganz einfach: das Spital operiert nur grauer Star, 80% der Leute, die es sich nicht leisten können, werden kostenlos operiert und die Reiskosten werden sogar bezahlt. Durch die hohe Anzahl Operationen kann der Eingriff routinemässig und eine Qualitätskontrolle durchgeführt werden (https://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=2018&umenuid=1&wh=arzt&MenuID=130&MagID=74&sid=su83791681677728887). Ich bin vom Thema leicht abgewichen, aber ich wollte nur damit zeigen, dass die Einstellung sowohl bei Hausärzten als auch bei Spitalärzten und vor allem Chefärzten sich ändern muss, wenn wir einen bezahlbaren und qualitativ hochstehenden Gesundheitdienst wünschen. Es macht keinen Sinn, dass Hausärzte selber die Labordiagnosen durchführen, da die Qualität nicht gewährleistet ist und die Diagnose erst noch teurer ist, als wenn man es von spezialisierten Labors durchführen lässt (Momentan in der Schweiz ein Thema). Im Magazin Brandeins (https://www.brandeins.de/home/inhalt_detail.asp?id=1408&umenuid=1&wh=Arzt&MenuID=130&MagID=49&sid=su83791681677728887) gab es einen Artikel über einen Hausarzt, der nur in einem Zimmer praktiziert, ohne Labor, ohne Arztgehilfin. Die Vereinfachung und spezialiserung wird auch ein Prestigeverlust mit sich bringen, auch die Löhne werden vermutlich sinken, aber dafür gewinnt der Arzt an Zeit. Der Arzt geht durch eine schwierige Phase durch, aber sein Berufstand ist nicht der einzige, der massive Änderungen durchmachte.
    Zurück zum Einwand von Florian Freistetter. Im medizinischen Bereich gibt es zwei relevante und brisante Themen: der Einfluss irrationaler Heilsmethoden, das viel diskutiert wird in diesem Forum (Kompliment an allen Beteiligten) und die ökonomische Organisation der medizinischen Versorgung.

  5. #5 Andrea N.D.
    Juli 28, 2009

    @Fabio:
    Dann wäre es aber notwendig, das Thema in seiner ganzen Komplexität zu erfassen. Es müsste über Patientenverantwortlichkeit (ein ebenfalls sehr weites Feld: Risikofaktoren Sport, unsgesunde Lebensweise, Abhängigkeiten, bei jedem Pickel zum Arzt rennen), System insgesamt (2-Klassensystem, Niederlassungssystem, Kassenverfahren) und vor allem über Medizin in diesem Zusammenhang diskutiert werden. Muss ich jedes Kribbeln im Arm komplett auf Herzinfarkt hin untersuchen, was enorme Kosten verursacht, oder mache ich mich strafbar, wenn ich es nicht tue? Heute entließen wir einen 89-Jährigen Schlaganfallpatienten (schwerer Fall), der ohne invasive Maßnahmen wohl gestorben wäre. Stattdessen wurde er intubiert, zig-mal bronchoskopiert und eine PEG gelegt. Seine Lebensqualität tendiert gegen 0. Bleibt zu hoffen, dass er von den Torturen nichts mehr mitbekommen hat und mitbekommen wird. Das sind ein bisschen mehr Kosten als der 1, irgendwas Euro, den der Hausarzt pro Patient und Quartal für eine Behandlung erhält.
    Wenn wir von ökonomischer Organisation sprechen, müssen auch solche Faktoren berücksichtigt werden. Es genügt nicht, einen Teil der Ärzteschaft zu kritisieren.

  6. #6 Stan
    Juli 28, 2009

    Also ich finde den Artikel etwas einseitig, wenn nicht sogar polemisch. Eine Verwandte von mir arbeitet im Osten Deutschlands in einer gastroenterologischen Praxis. Ihr zufolge werden Magenspiegelungen in Deutschland im internationalen Vergleich mit Abstand am schlechtesten bezahlt. Außerdem kann es ihr zufolge durch seltsame Budgetierungsmodelle dazu kommen, dass ein Arzt, der mehr gesetzlich versicherte Patienten behandelt als vorgesehen, dies am Ende eines Quartals auf eigene Kosten tut, was dazu führt, das einige Praxen gegen Quartalsende solche Patienten nicht mehr behandeln. Weiterhin muss ich mir Arzttermine je nach Fachgebiet des Arztes z.T. zwischen 2 Monaten und einem halben Jahr im Voraus holen. Da scheint es mir ein Unterangebot an Ärzten zu geben und ich kann mir nicht vorstellen, dass das der Fall wäre, wenn Ärzte tatsächlich gut bezahlt werden. Zudem habe ich aus den Medien bereits mehrfach vernommen, dass es Mediziner zum Teil in Deutschland studieren, aber dann ins Ausland abwandern, weil die Bezahlung dort wesentlich besser ist.
    Leider kann ich als Außenstehender keine genauen Zahlen vorweisen und mir kein umfassendes Urteil zu diesem Thema bilden. Dennoch scheint mir die Darstellung in diesem Artikel, die den Eindruck erweckt, das Gesundheitssystem sei 1A und die Beschwerden der Ärzte seien völlig unangebracht, nicht richtig, zumal keine Belege für so etwas genannt werden. Vielleicht sollen ja aber auch nicht die Ärzte im Allgemeinen, sondern nur eine gewisse Gruppe unter ihnen kritisiert werden. Sollte dies der Fall, dann ist das meines Erachtens nicht hinreichend ersichtlich.

  7. #7 Tim
    Juli 29, 2009

    Steht über allen nicht der Titel “Scienceblogs”? Gesundheitspolitik und -versorgung wäre möglicherweise ein Thema, wenn fundiert Erkenntnisse aus der Versorgungsforschung aufbereitet werden würden. Dann ist auch eine Diskussion möglich, die über “ich habe gehört, meine Schwägerin hat erzählt, in Brandeins stand” hinaus geht. In dieser Form besteht das Blog hier nur aus Polemik, Halbwissen und Stammtischparolen.

  8. #8 Tim
    Juli 29, 2009

    Ich habe bei einem Artikel von Florian Freistetter schon einmal angemerkt: Gibt es denn keine Blogger, die derzeit anderswo erfolgreich über Medizin und Gesundheit bloggen, die Scienceblogs in dem Bereich mehr Kompetenz geben könnten? So bleibt das Thema Medizin in dem Portal ein Trauerspiel.

  9. #9 Fabio Valeri
    Juli 29, 2009

    @Andrea
    Da haben Sie natürlich recht. Mir ging es um den Einwand von Florian Freistetter, wo er Ärzte-Bashing unterstellt und fragt, ob es keine medizinische Themen gibt. Dabei bin ich über das Ziel hinausgeschossen. Sorry.
    Mich überrascht die vehemente Kritik auf den Artikel, denn wenn ich andere Artikel vergleiche, v.a. wenn es um Homöopathie geht, dann sind sie nicht minder polemisch.
    Immerhin gibt Peter Artmann Zahlen an und einen Link, wo man die Zahlen überprüfen kann. Und wenn man die Zahlen anschaut und das aufbegehren der Ärzte, dann gibt es doch einen gewissen Widerspruch. Man könnte nun die Polemik im Artikel wegabstrahieren und auf den Inhalt eingehen. Das wurde von niemanden bisher gemacht. Tim hat recht, wenn er mir und anderen Anekdoten-Wissen unterstellt, wobei er ja selber dazu beiträgt. Mich würde dieser erwähnte Widerspruch interessieren. Vielleicht gibt es eine einfache plausible Antwort, jenseits von Anektodensammlungen.

  10. #10 Florian Freistetter
    Juli 29, 2009

    @Fabio: “Da haben Sie natürlich recht. Mir ging es um den Einwand von Florian Freistetter, wo er Ärzte-Bashing unterstellt und fragt, ob es keine medizinische Themen gibt.”

    Der Einwand von mir kam deswegen, weil Peter Artman in letzter Zeit fast ausschließlich Artikel schreibt, in denen er über Ärzte herzieht. Wenn sich das Blog weiter so monothematisch entwicklet, dann hat es mMn nichts mehr bei Scienceblogs verloren. Zumindest dann nicht, wenn das Ärztebashing weiter in dieser populistischen Form stattfindet.

  11. #11 Stan
    Juli 29, 2009

    @Fabio
    OK, stimmt. Hab den Artikel nochmal gelesen und mir die Polemik weggedacht und kann dem verbleibenden Inhalt nur zustimmen. Es wird eine Reform durchgeführt und die Ärzte protestieren, obwohl sie ihnen zugute kommt, tatsächlich ein kritikwürdiger Widerspruch. Ich kann zwar nur spekulieren, aber ich denke nicht, dass das “Propaganda” war und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es auch zu solch massiven Protesten gekommen wäre, wenn unser Gesundheitssystem in guter Konstitution wäre (oder meint hier jemand, dass dies doch der Fall sei?). ^^

  12. #12 Werner
    Juli 30, 2009

    Wenn man einige Kommentare hier so liest, könnte man meinen, dass die Ärzte in Deutschland die unterprivilegierteste und am dichtesten vor dem Hungertod stehende Berufsgruppe ist. Als Mediziner darf ich dem laut widersprechen.

    Wir haben einen tollen Beruf, das Privileg anderen menschen helfen zu dürfen, bekommen oft die Dankbarkeit der Patienten zu spüren, haben immer noch einen hohe Reputation in der Bevölkerung und – jetzt kommt’s – ein weit überdurchschnittliches Einkommen.

    Meine Ärztekollegen hören das nicht gerne. Ich weiß auch, dass es Probleme in unserem Beruf gibt (Gängelung durch die Bürokratie und die ärtzlichen KV-en, Kassenprobleme etc. etc. ). Aber welche Berufsgruppe hat keine Probleme?

    Also ich bin gerne Arzt, sogar niedergelassen (nicht mal Facharzt), nehme mir gerne Zeit für die Patienten, habe Spaß an meiner Arbeit und bekomme noch einen Haufen Geld (finde ich). Bin naturheilkundlich orientiert, da habe ich vielleicht ein etwas “besseres” Klientel.

    Kann das geldgierige Klagen und Nörgeln vieler Kollegen nicht mehr hören. Das letzte worüber man sich in unserem Beruf beschweren sollte, ist das Einkommen. Ich weiß, ein junger Assistenzarzt in der Klinik verdient nicht viel. Habe ich alles durchgemacht. Hätte damals auch gerne mehr Geld gehabt und weniger gearbeitet. Trotzdem hat mir die Arbeit Spass gemacht und das war mir das Wichtigste. Das Geld war wenig, hat aber gelangt.

    Es herrscht leider viel Heuchelei im ganzen Medizinbetrieb und es gibt auch Kollegen, die wenig verdienen. Trotzdem geht es dem ganz überwiegenden Teil der Ärzteschaft gut, vor allem finanziell. Das Klagen auf hohem Niveau wird trotzdem weitergehen. Keine Honorarerhöhung wird das ändern. Liegt in der Mentalität und in der dort herrschenden “Kultur”. Die Berufsfunktionäre (die alle fürstlich verdienen) sorgen schon dafür, dass sich daran nichts ändert. Das System ist auf Gier, Unbescheidenheit, Heuchelei und falschen Prioritäten (wie überall geht es halt nur ums Geld) angelegt.
    Einige Funktionäre kommen sogar schon selbst zur Einsicht. So sagt der Chef der bayrischen KV, Munte: „Ich schäme mich für eine Standesvertretung, die immer nur nach mehr Geld schreit” (sagte Munte der „Süddeutschen”). Die KV sei nur noch „ein Sinnbild des gierigen Arztes”. Recht hat er der Mann, bekommt leider dafür keinen Beifall von den Kollegen.

    Dabei kann man sich (wenn man will) jeden Tag über einen wunderbaren Beruf freuen und wird dafür auch noch sehr gut bezahlt. Was will man mehr?

  13. #13 GeMa
    Juli 30, 2009

    Herr Munte, die SZ und die zahlungskräftige Naturheilkundeklientel – da hab ich doch letztens erst was in einem anderen Blog drüber gelesen https://drgeldgier.wordpress.com/

    @Werner
    Die meisten niedergelassenen, die ich kenne, jammern nicht, weil sie verhungern – die jammern wegen ihrer Kassenpatienten. Die können als nicht immer zahlungskräftige Klientel nicht IGELn, bis der Arzt sich freut und es ist problematisch, die alle zu versorgen. Besonders die chronischen. Gejammert wird da aber nicht nur wegen des Geldes und das wissen Sie auch (betrifft Sie aber nicht als Nichtfacharzt, deswegen hämt es sich auch leichter)

    Aber ich kenne privat auch Naturheilkundler, die ihren verzweifelten (Krebs)Patienten noch ordentlich Geld abknöpfen (sogar für Heilmandalas) von den Wässerchen fangen wir nicht erst an. Die jammern nicht, in privater Runde gleich gar nicht, – allenfalls deren Helferinnen, wegen mieser Bezahlung.
    Dann kenne ich privat (gestern noch) doll zufriedene, die einem den neuesten Coup am Kaffeetisch erklären, wie sie Praxisteile in eine GmbH umgewandelt haben, um besser Weihrauchwässerchen und Orthomol Kram verkaufen zu können und kurz darauf hört man, dass sie verhaftet sind u.a. wegen Abrechnungsbetrug in ganz erheblichen Größenordnungen (ich hätte ja den dämlichen Steuerberater gleich mitverhaftet, aber Dummheit ist nicht strafbar).
    Ich kenne die empört anrufenden, warum ich meiner Mutter die absolut dringende Notwendigkeit der Akupunktur ausgeredet hätte. So kann die ja gar nicht wieder gesund werden und nach nur 1 (nichtwirkenden) Sitzung kann ich nicht behaupten, es helfe nicht dauerhaft. Dann muß meine Mutter eben einen anderen Arzt suchen – das Vertrauensverhältnis Arzt -Patient(enportemonnaie) sei gestört. (nebenbei : sie ist auch ohne Akupunktur pro Sitzung 160,- € wieder schmerzfrei geworden – dauert nach einer Gesichtsschädelfraktur manchmal eben seine Zeit und der Urlaub für das Geld war auch schön)
    Ich kenne weiters empört anrufende, wieso ich meiner Tochter die (für 20Jährige!) so absolut notwendige jährliche Ultraschalluntersuchung zur Krebsvorsorge nicht gönne und den Abstrich, immerhin war der letzte schon vor einem dreiviertel Jahr(!) – ob ich sie gefährden wolle, ob ich das verantworten könne. Ende der Debatte war : dann soll meine Tochter zu einem anderen Arzt und dort vorher sagen, dass sie nur nach Kassenstandart behandelt werden will. Dann wird sie schon sehen.
    (Aha, da gibt es wohl doch Unterschiede in der Versorgung von Kassenpatienten und uns Privatpatienten? Scheint das “Gejammer” doch reale Hintergründe zu haben.) Übrigens hab ich dann noch einen ganz lieben war-nicht-so-gemeint-Brief mit handgemaltem Smilie von der Ärztin bekommen ;-P
    Dann kenne ich noch einen Orthopäden, der meinte, man könne bei einer Achillesferse mal locker noch umfangreich Wirbelsäulenbehandlungen abrechnen (tja blöd, dass man die Gebührenordnungspunkte anführen muß auf Rechnungen) und für einen 2. fiktiven Termin über! einem Zinkleim drüber mal eben noch eine Sonographie berechnen – vorzugsweise, wenn der Patient gar nicht anwesend war.

    Soweit mal die Zusammenfassung aller Arztbesuche diesen Jahres (die zurückliegenden waren nicht 1x anders) aus Sicht der – wie Herr Werner zu beschreiben beliebt – besseren Klientel, derjenigen, die auch naturheilkundliche Angebote aufgeschwatzt bekommen, bei Ablehnung unnötiger Behandlungen auch schon mal sanft unter Druck gesetzt werden mit gezielter Angstmache schwindender Gesundheit und die die Kassenpatientenbehandlung betriebswirtschaftlich erträglicher machen.

    Also Her Werner, wenn ich das so treiben würde und das bei vorwiegend besserer Klientel als Patientenstamm (wir bezahlen für _jeden_ Handgriff das Mehrfache vom Kassensatz), dann würde ich mich auch so hinstellen und mich laut wundern, was die anderen denn alle haben – es verdient sich doch so überaus traumhaft und gut bezahlte Zeit für jeden Patienten kann man sich doch auch nehmen.

  14. #14 Werner
    Juli 30, 2009

    Lieber Herr Gema,

    ist ja interessant, was Sie alles über mich wissen: Wie ich meine Praxis führe, welche Patienten ich habe, welche Mittel ich verschreibe, welche Methoden ich anwende. Nicht vergessen: Alles was Sie mir gegenüber behaupten, ist aus den Fingern gesogen und hat mit der Realität nichts, aber auch überhaupt nichts zu tun. Ihre Einzelfälle mögen bedauerlich sein, warum wechseln Sie dann nicht den Arzt? Gerade als Privatpatient haben Sie doch alle Freiheiten! Ihre Wortwahl ist schon verräterisch: (“aufschwatzen”
    “unnötige Behandlungen”, “Praxisteile in eine GmbH umgewandelt” “Weihrauchwässerchen” und “Orthomol Kram”. Wer so redet (und das quasi als den bundesrepublikanischen Durchschnitt verkaufen will), tja, ich fürchte, da kann ich Ihnen auch nicht helfen, auch Ihr heißgeliebter Weihrauch und die Orthomolprodukte würden da wohl an ihre Grenzen stoßen.

    Tja, wer so voller Vorurteile steckt, dem ist wohl nicht zu helfen.

    Wie wäre es damit: Einfach mal zu akzeptieren, dass es Ärzte gibt, die ihre Patienten gut behandeln, die sich um deren Beschwerden kümmern und nicht um Abrechnungsziffern, die sich jeden Tag freuen Arzt sein zu dürfen, weil es einfach Spass macht zu sehen wie man mit guter Medizin vielen Menschen helfen kann und die sich außerdem NICHT über ihr Einkommen beschweren. Ja, solche Ärzte gibt es, auch wenn Sie es nicht glauben (wollen).

  15. #15 Andrea N.D.
    Juli 30, 2009

    @Werner:
    Ich hätte ein paar Fragen an Sie: Einmal davon abgesehen, dass Sie kein Facharzt sind, nicht in einer Klinik arbeiten und Ihr Hauptpatientenanteil im privaten Bereich liegt (stimmt das?) – glauben Sie, dass Ihre Darstellung repräsentativ ist?
    Ich freue mich für Sie und Ihre positive Einstellung, den Leuten helfen zu dürfen. Ich freue mich auch für Sie, dass es offensichtlich so einfach war, einen Arztsitz für eine nicht unwesentliche Geldsumme zu kaufen, sämtliche Zulassungen zu erhalten und behalten und in einem Gebiet zu wirken, wo dies dann auch alles bezahlt werden kann. Könnte es aber trotz Ihrer optimistischen Einstellung nicht doch sein, dass es außer und neben Ihnen noch Ärzte gibt, bei denen nicht alles so positiv aussieht?
    Bitte verstehen Sie mich nicht falsch, ich persönlich finde es wirklich gut, wenn jemand eine ehrlich optimistische Einstellung hat. Ich bin nur der Meinung, dass diese nicht unbedingt für alle gelten muss.

  16. #16 Werner
    Juli 30, 2009

    <

  17. #17 GeMa
    Juli 30, 2009

    @Werner
    So schaut es aus. Sie sind exakt nicht repräsentativ und privatliquidierend mit besserer Klientel redet und (ver)urteilt es sich immer anders über seine Kollegen, als vorwiegend kassenbehandelnd. Da Sie jetzt selbst einräumen, dass Sie auch Kollegen kennen, bei denen es nicht so positiv aussieht auf der Verdienstseite – sind das auch alles nur gelgierige Nörgler? Soweit ich informiert bin, gibt es wirklich Praxisaufgaben und es gibt wirklich Einnahmesituationen, die als existenzgefährdend bezeichnet werden. Auch als Nichtbetroffene können wir trotzdem mal anmerken, dass es in solchen Situationen mit der Praxisaufgabe nicht beendet ist, sondern Privatverschuldung bedeuten kann – das sind alles Freiberufler. Dann hat man vlt. auch etwas mehr Verständnis für die allgemeine Unruhe, wo es doch “nur” um Geld geht.
    Um mal wieder zum Kern Ihres ersten Kommentares zu kommen : Sie haben Ihre Kollegen so hingestellt “Kann das geldgierige Klagen und Nörgeln vieler Kollegen nicht mehr hören.”

    So, Ärzte verdienen also im Durchschnitt mehr, als der Rest der Bevölkerung? Das gehört natürlich generell angeprangert – wir sollten gleich noch die ganzen Rechtsanwälte, Ingenieure, Architekten usf. auf den virtuellen Markplatz zerren.

    Zu Ihrem Vorurteilsargument – Sie sind genauso reingefallen, wie die privatliquidierenden Ärzte, die ich oben beschrieben habe. Nicht jeder, der einen Arzt aufsucht, versteht automatisch nichts von Behandlungsarten/-notwendigkeiten und kann keine Gebührenordnung entziffern.

    Ich brauche nicht “akzeptieren”, dass es Ärzte gibt, die ihre Patienten gut behandeln – die kenne ich nicht nur zu Genüge, mit denen hab ich zusammen jahrelang in der Klinik gearbeitet und viele unbezahlte Dienste geschoben – im Übrigen ist mir da keiner begegnet, der nicht seine Arbeit liebte, dem seine Patienten egal waren und der nur auf den Gehaltsscheck geschielt hat. Das sind genau die Vorurteile, die hier im Blog gern kolportiert werden. (es ist auch keiner betrunken am OP Tisch gestanden, Herr Artmann 😉
    Daneben tolle niedergelassene Kassenärzte – alle nicht zu Reichtum gekommen, würde man im Volksmund sagen. Die nur das Notwendigste verschrieben (wenn es nicht mit Hausmittelchen getan war), aus dem Musterschrank verschenkten oder gar nichts rezeptierten, wo es nicht notwendig war. Die man von sich aus ansprechen mußte, um sich mit einer IGEL Leistung zu verwöhnen. Die in dem Zusammenhang sogar darauf hinwiesen, dass es nicht belegt ist, ob Vitaminspritzen helfen – wenn man möchte, es aber versuchen kann.
    Das Wartezimmer krachend voll mit älteren Leuten, Chronikern und immer auf dem Sprung zu Hausbesuchen (das sind alles die miesbezahlten Leistungen).

    Die jammern nicht um Geld, weil sie noch einen Porsche wollen, sondern wegen der Beschränkungen und Budgetierungen, die zu Lasten der Versorgung ihrer Patienten geht – allem voran die Zeit, die sie bräuchten für ihre Patienten (und die sich Kassenpatienten nicht kaufen können), damit das ihnen von _allen_ Seiten vorgeworfene Durchgeschleuse im Minutentakt geändert werden kann . .

    Ja, ja – es ist hierzulande unverständlich, sich für Leute einzusetzen, die einen nichts angehen, weiß ich doch. Jeder ist sich selbst der nächste. Mich interessiert es trotzdem und wenn ich 3x nicht darauf angewiesen bin als Privatpatient. Was ist denn so erstrebenswert an der 2 Klassenmedizin ?! (mal abgesehen von denen, die naturheilkundlich & vorzugsweise privat liquidieren). Was hier abläuft ist ungerecht, unsozial, vor allem wenn man sich anschaut, was Kassenpatienten für stattliche Beiträge zu zahlen haben. Statt sich mit den Ursachen zu befassen, wird hier billiges Bashing betrieben.

    Was bringt einen, wie den Autor dazu, sich als Mietmaul von Ulla und Lauterbach zu betätigen und einen ganzen Berufsstand komplett zu diffamieren? Neid? Ein etwas unsortiertes Gerechtigkeitsempfinden? Von mir aus sollte jeder gute Arzt überdurschnittlich verdienen – der leistet auch über Durschschnitt. (Kann aber auch sein, dass ich nur die Mantras mit der Leistungsgesellschaft falsch verstanden habe.)

    Kann irgendwer erklären, woher – bei den üblichen Mörderverdienstaussichten – der Ärztemangel kommt? Warum Frau Schmidt jetzt Ärzte aus Osteuropa holen will/muß?

  18. #18 Werner
    Juli 31, 2009

    Lieber Gema,

    ich weiß gar nicht, was denn ihr eigentliches Argument nun sein soll??

    <

  19. #19 Fabio Valeri
    Juli 31, 2009

    Die Diskussion scheint doch gut anzulaufen (und von der Qualität und Vehemenz nicht anders als bei anderen Themen). Den früheren Einwand betreffend Anekdotenwissen möchte ich nun mit folgenden entgegnen: offensichtlich gibt es doch Ärzte, die zufrieden sind (siehe Werner und Brandeins-Artikel) und somit wäre ja das “Gejammere” der Ärzte “falsifiziert”. Nun, diese Aussage ist vielleicht polemisch, aber könnte es nicht sein, dass viele Ärzte einfach falsch investiert (wie oben erwähnt: Maschinenpark und Belegschaft) haben und zu wenig innovativ sind (und damit meine ich nicht den IGEL-Betrug)? Könnte es sein, dass die Innovation z.B. beim Hausarzt darin bestehen könnte, den Patienten (evidenzbaisert) zu informieren?

  20. #20 drgeldgier
    August 3, 2009

    So schlau und leider nix kapiert ODER Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast:
    Leider haben Sie wohl nichts von den Vorgängen der letzten Monate verstanden. Die momentan veröffentlichten Zahlen (wir Ärzte bekommen die definitiven Zahlen erst in der Woche vom 21.-24.09. – seltsam was?) sind pure Politpropaganda.
    In Bayern beispielsweise sind die hohen Verluste, die ja aus den uns zugeteilten Vorweg-Honorarbescheiden eindeutig hervogingen (also keine Hirngespinste waren) nur dadurch verhindert worden, dass der dortige Gesundheitsminister die KV und die Kassen für 2009 zu einer Auffangregelung gezwungen hat. Und das nur auf Druck der Proteste – kapiert? Ohne Proteste hätte ich im 2. Quartal 30% minus, jetzt werden es wohl 5% sein. Kein Plus!!!
    Hinzu kommt, dass keiner so recht weiß, wer denn diese Auffangregelung bezahlen soll, denn das Geld aus dem Gesundheitsreform reicht dazu definitiv nicht.
    Außerdem sind die veröffentlichten Zahlen DURCHSCHNITTSZAHLEN. Als Biologe sollten Sie wissen, dass das bedeutet, dass es auch Verlierer gibt und die nicht zu knapp – trotz Durchschnittsgewinnen.
    Also bevor Sie schon solche superschlauen Artikel veröffentlichen, wär es schon sinnvoll, sich wenigstens ansatzweise in die Materie einzuarbeiten.

  21. #21 Fabio Valeri
    August 6, 2009

    @drgeldgier
    Interessant was Sie berichten und ich gehe mal davon aus, dass sie recht haben. Was ich nicht verstehe, ist Ihre Aussage zum Durschnittsgewinn. Wenn im Durchschnitt ein Gewinn resultiert (also doch kein Verlust?), dann wäre das ja nur ein Problem der Verteilung des Gewinns innerhalb der Ärztezunft.