Kann sich noch jemand an die Praxisschließungen, Großdemonstrationen und Flugblätter zu Jahresbeginn erinnern? Verluste von 40 Prozent wurden angeprangert, Särge in weißen Kitteln durch Straßen getragen.
Bereits einige Zeit zuvor hatte ein Sangeswettstreit unter niedergelassenen Ärzten begonnen, bei dem die traurigste Geschichte prämiert wurde (Gewinner: Meine Putzfrau verdient mehr als ich). Tausendfach hörte man das Lied von hohen Mieten, teuren Mitarbeitern und nicht mehr finanzierbaren Geräten. Patienten wurden manchenorts angeschrien, dass bei Ihnen keine zusätzliche Behandlung erfolgen dürfe – „denn für Sie krieg ich nur 17 Euro im Quartal”.
Und jetzt?
Jetzt zeigt sich ein durchschnittlicher Anstieg der Gesamtvergütung um 7,8 Prozent bundesweit! Hier der Link zum .pdf. Über so viele zusätzliche Eier im Nest würden sich viele andere Lohngruppen freuen (Erzieherinnen kommen mit vier Prozent gerade mal auf die Hälfte). Und die 8 Prozent sind nur der Durchschnitt. Kardiologen, Hautärzte, Nervenärzte und Urologen haben sogar 21 Prozent mehr verdient.
Die Berliner Ärzte kommen sogar auf durchschnittlich 32 Prozent mehr als im selben Vorjahreszeitraum!!!
Donnerlüttchen. Also was war das für ein Scheiß zu Jahresanfang? Propaganda?
Defakto ist jedenfalls bewiesen: Die Reform ist Topp! Und genau so wie gefordert hat sie dazu geführt, dass niedergelassene Ärzte jetzt mehr Geld in der Tasche haben als vorher.
Also Ziel erreicht und Danke sagen … vielleicht sogar entschuldigen für die unnötige Panikmache? Wenn man ein höflicher Mensch wäre …
Aber nein: Es fehlt noch immer Geld. „Die finanzielle Unterdeckung … von 30 Prozent ist zudem nur teilweise behoben” schreibt die Kassenärztliche Vereinigung.
Noch witziger sind dann nur einzelne Vorstände der Ärztekammer, die behaupten: Die Proteste hätten sich gelohnt!
Denn, wer nachdenkt, weiß, dass die Einkommenszuwächse exakt das Resultat der unveränderten Honorarreform sind.
Aber es gibt wohl Leute, die haben lieber recht, als auch nur einmal …
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