Naturwissenschaft darf man grässlich finden – das ist sozial akzeptiert. Man kann heute als angesehener Mensch souverän lächelnd mit dem Cocktailglas in der Hand verkünden, dass man sich für Wissenschaft schon in der Schule nicht interessiert hat, Physik langweilig findet, und in Mathematik immer ganz schlecht war. Die Zuhörer werden einem auf die Schulter klopfen, höflich lachen, und erklären, ihnen gehe es genauso. Man muss keine Angst haben, wegen radikaler Naturwissenschafts-Verweigerung als ungebildet, dumm oder inkompetent zu gelten. Eigentlich ist das schade.

Niemand würde es wagen, sich in bildungsbürgerlicher Gesellschaft als Musik-Muffel, Fremdsprachen-Feind oder Geographie-Gegner darzustellen. Aber bei Naturwissenschaft ist das kein Problem – die zählt irgendwie nicht so richtig zur Allgemeinbildung. Dabei spielt Naturwissenschaft und Technik heute für das tägliche Leben eine größere Rolle als jemals zuvor. Wir wachen in geheizten Schlafzimmern auf, duschen uns mit Wasser, das dafür dutzende Meter bis in den zehnten Stock hinaufgepumpt wird, sehen uns dann im Internet die aktuellen Nachrichten an und telefonieren in der U-Bahn am Weg ins Büro mit Freunden, die irgendwo auf der anderen Seite der Erde wohnen. Gleichzeitig sind wir gesünder und haben eine höhere Lebenserwartung als je eine Generation vor uns. All das haben wir den Naturwissenschaften zu verdanken. Sie ermöglicht heute Durchschnittsbürgern eine Lebensqualität, die noch vor wenigen Jahrhunderten nicht einmal an den führenden Königshäusern erreicht wurde.

Und damit nicht genug: Naturwissenschaft ist nicht nur wichtig, um zu verstehen, wie die Welt rund um uns funktioniert, sie ist auch noch spannend, sie ist schön, sie ist wertvolles Kulturgut. Eine Beobachtung, die uns ein neues Naturphänomen erkennen lässt, kann das selbe Bauchkribbeln hervorrufen wie gute Musik. Eine Theorie, die in schönen, einfachen Formeln große Wahrheiten festhält, kann ähnlich begeisternd sein wie Poesie. Ein Experiment, bei dem in sorgfältig verschraubten Vakuumkammern physikalische Effekte so schlau gegeneinander ausgespielt werden, dass sie ihre Natur dem Beobachter plötzlich sauber preisgeben, kann auf eine ähnliche Weise schön sein wie die Skulptur eines Bildhauers.

Und trotzdem hat Wissenschaft nicht den gesellschaftlichen Stellenwert, den sie verdient. Trotzdem gehören Physik und Mathematik zu den meistgehassten Schulfächern. Trotzdem begeistern sich viele Leute viel mehr für esoterische Phantastereien als für echte Wissenschaft. Die Schuld daran liegt nicht in der Wissenschaft selbst – aber wohl oft in der Art, wie Wissenschaft präsentiert, aufbereitet und vermittelt wird.

Ich bin sicher: Wissenschaft ist für jeden spannend – manche haben es nur noch nicht bemerkt. Wissenschaft muss stärker ins öffentliche Bewusstsein eindringen, sie darf kein exotisches Hobby für Elfenbeinturmbewohner sein. Nur wenn Wissenschaft zur ganz selbstverständlichen Kulturtechnik wird, werden wir uns gesellschaftlich weiterentwickeln. Demokratien können immer nur so stark sein wie das Bildungsniveau der Bevölkerung. Wenn die Mehrheit entscheiden soll, wichtige Informationen aber nur einer Minderheit zur Verfügung stehen, dann darf man sich nicht wundern, wenn irgendwann irrationale Verirrungen die Politik prägen.

Das Webprojekt „naklar.at” versucht, Interesse für Wissenschaft zu wecken, wissenschaftliche Inhalte allgemeinverständlich darzustellen und antiwissenschaftlichen Unfug zu entlarven. Hier auf scienceblogs.de wird nun das Blog zum Webprojekt „naklar.at” geführt. Ich hoffe, Sie sowohl auf scienceblogs.de als auch auf naklar.at in Zukunft zu unseren regelmäßigen Lesern zählen zu dürfen.

https://www.naklar.at/content/about/naklar/

Kommentare (40)

  1. #1 maxfoxim
    Dezember 20, 2011

    dann mach ich mal den Anfang:
    Herzlich Willkommen bei scienceblogs 🙂

  2. #2 Sim
    Dezember 20, 2011

    Ab geht er der Peter.

  3. #3 adenosine
    Dezember 20, 2011

    Das liegt vielleicht an der 5% Hürde. Eine technische Gesellschaft funktioniert doch schon, auch wenn nur 5% der Leute die Funktion verstehen. Führ die andern reicht für die Lebensbewältigung das Verstehen von Bedienungsanleitungen und da können Fremdsprachekenntnisse wichtiger sein. Seit dem auch in der Landwirtschaft weniger als 5% der Leute arbeiten, läuft die doch auch unter ferner liefen.

  4. #4 MartinB
    Dezember 20, 2011

    Na denn, willkommen im Club 🙂

  5. #5 Kuchlbacher Rudolf
    Dezember 20, 2011

    Hallo Florian!

    Find ich echt cool in Zukunft auch hier von dir zu lesen! Wünsch dir viel Erfolg und freu mich schon auf spannende Artikel.

  6. #6 ZetaOri
    Dezember 20, 2011

    Moin moin. Na denn mal: Maus- und Tastenbruch!

    Trotzdem begeistern sich viele Leute viel für über esoterische Phantastereien als für echte Wissenschaft.

    Na, gerade die Quantentheoretiker können sich da wohl nicht beklagen, die werden doch von den Esoterikern heiß geliebt. Und über die natürlich auch von der “breiten Masse”, die nun endlich verstanden hat: “ALLES ist möglich” ^o^

  7. #7 Tanja
    Dezember 20, 2011

    Vielversprechender Einstieg; freue mich auf mehr!

    Ich habe sogar schon Menschen bei “Ach Mathe und Physik, schrecklich”-Blabla erwischt, von denen ich weiß, dass sie in der Schule gut darin waren und Naturwissenschaften bis heute sehr interessant finden. Aber Anerkennung in der Gruppe ist dann doch wichtiger…

  8. #8 rolak
    Dezember 20, 2011

    Obgleich mir das Thema bekannt vorkommt – wichtig ists schon, Wiederholung kann nicht schaden. Und Neues erst recht nicht; willkommen!

    Übrigens ist die Adresse dieses Ausßenpostens in der heimatlichen blogroll noch nicht bekannt…
    Und eine Geschmacksfrage zum ‘drüben’: Für mich lesen sich chronologisch absteigend sortierte Kommentare äußerst holperig.

  9. #9 schlappohr
    Dezember 20, 2011

    Interessanterweise rennen uns die Leute bei der Langen Nacht der Wissenschaft immer die Türen ein. Es sind sicher viele dabei, die einfach nur mal schauen wollen um mitreden zu können.
    Aber beim letzten mal hat eine 16jährige (grün-blond, pink lackierte Fingernägel, Ring durch die Nase) recht erstaunliche Fragen gestellt und anschließend ein paar Ideen und Verbesserungsvorschläge gebracht, die mich doch ziemlich sprachlos gemacht haben. Anschließend stellte sie fest, dass sie Geschichte und Religion zu Tode langweilt und ob sie auch vor dem Studium schon bei uns als HiWi arbeiten könnte.
    So kann’s auch gehen.

  10. #10 Hannes Bongard
    Dezember 20, 2011

    „Eine steigende Anzahl von Menschen hat die tiefgehende Erfahrung gemacht, daß die naturwissenschaftliche Erklärung der Welt unzureichend ist. In ihren Erfahrungen geht es um viele verschiedene Dinge. Vielleicht um ein intuitives Wissen über ein Leben nach dem Tod, über zutiefst sinnvolle „Zufälle“, über ein Gespräch mit einem Astrologen, das ihr Leben ändert, über Nahtoderfahrungen usw. Die einzelnen Beispiele sind nicht wichtig. Wichtig aber ist, daß wir entdeckt haben, daß die Welt auf eine andere Weise als die der Naturwissenschaft beschrieben werden kann. Und daß dies nicht nur eine ebenso gültige Weise ist, sondern auch daß diese Beschreibungsweisen in verschiedenen Zusammenhängen als wahrer und brauchbarer erlebt werden. Viele Menschen haben entdeckt, daß sie ein tiefes inneres Bedürfnis nach Zusammenhang haben. Und daß diese Gefühle von Zusammenhang sinnvoll sind und ihrem Leben eine Richtung geben.“

    Lars Steen Larsen, Erik Michael, Per Kjærgaard Rasmussen: Astrologie – Von Babylon zur Urknall-Theorie, Böhlau Verlag Wien/Köln/Weimar 2000, Seite 154, ISBN 3205991869

    https://www.astrologie.de/forum/astrologie-allgemein-f1/naturwissenschaft-und-astrologie-t2146.html

  11. #11 Florian Freistetter
    Dezember 20, 2011

    Hallo!

    Sehr schön, wieder jemand, der die Österreicher-Quote hebt 😉 Bin schon gespannt auf deine Artikel!

  12. #12 regow
    Dezember 20, 2011

    Nicht zu vergessen, dass der böse Reduktionismus dem Ganzheitlichen Denken so gar nicht entspricht.

  13. #13 Florian Freistetter
    Dezember 20, 2011

    Sehr schön, wieder jemand, der die Österreicher-Quote hebt 😉

    Und natürlich auch die Florian-Quote 😉

  14. #14 WeiterGen
    Dezember 20, 2011

    Willkommen!

  15. #15 roel
    Dezember 20, 2011

    Ich freue mich auf viele interessante wissenschaftliche Themen, die allgemeinverständlich dargestellt werden. Dann kann ich “lächelnd mit dem Cocktailglas in der Hand verkünden,” wie einfach das doch ist und auf naklar.at verweisen. Obwohl, ich mache das lieber ohne Cocktailglas dafür lieber mit einem …

    Ja dann erstmal, viel Spaß auf scienceblogs.de!

  16. #16 miesepeter3
    Dezember 20, 2011

    @Florian Aigner

    “Naturwissenschaft darf man grässlich finden-”

    Tut kein Mensch, nur die Naturwissenschaftler sind…….

    Ich halte mich für einen durchschnittlich intelligenten Menschen, bekleide z.Zt.in der Industrie einen verantwortlichen Posten im oberen Management und meine Lieblingsfächer in der Schule waren – na? ja, genau- Mathe und Physik!
    Aber immer wenn ich mich mit Leuten aus dem naturwissenschaftlichen Bereichen unterhalte, verstehe ich meist nur Bahnhof und das auch nur undeutlich. Die denken offensichtlich, das jedermann ihr Fachchinesisch versteht und kommen überhaupt nicht auf die Idee, das sie sich nicht mit Gleichen unterhalten, sondern mit Leuten, die von dem, was sie da von sich geben, keine Ahnung haben. Soviel Elefanten kann man gar nicht schießen, wie man für die Elfenbeintürme bräuchte.
    Wenn mir mein Fernsehmechaniker mit seinen Fachausdrücken meinen neuen HD Fernseher erklärt, verstehe ich auch nur Bahnhof, aber der ist in der Lage mir das ganze auch auf der Nichtfachmannebene zu erklären. Für die meisten Naturwissenschaftler scheint diese Ebene nicht zu existieren (Rühmliche Ausnahmen hier auf Scienceblogs.) Große Unternehmen beschäftigen für sehr teures Geld Fachleute, die das Unsinnsgeschwafel ihrer Doktoren und Ingenieure in den Gebrauchsanweisungen ihrer Produkte in verständliches Deutsch übersetzen lassen, wohlgemerkt, von Deutsch in Deutsch. Oft hatten auch die Lehrer in den Schulen diese Schwierigkeiten, sich verständlich auszudrücken, daher meist die mehr unangenehme Erinnerung an die naturwisenschaftlichen Fächer. Aber es war meist der Lehrer der unangenehme Teil, nicht das Fach an sich. Die Selbstdarstellung der Naturwissenschaftler ist einfach vor`n A….. Aber das den Zuhörern vorzuwerfen, ist zu billig. Und solange sich Wissenschaftler anhören wie Esoteriker (Dunkle Materie, schwarze Energie etc. pp.) soll man sich nicht über ein gewissens Maß an Unverständnis wundern.
    Ach ja, auch von mir ein herzliches Willkommen.

  17. #17 Christian Reinboth
    Dezember 20, 2011

    Na dann herzlich Willkommen und viel Spaß auf den ScienceBlogs…

  18. #18 skeptikus
    Dezember 20, 2011

    Herzlich willkommen und viel Erfolg bei Scienceblog.

  19. #19 Chris
    Dezember 20, 2011

    Willkommen, wieder ein Kämpfer mehr in den Reihen, die gegen den wissenschaftlichen Analphabetismus kämpfen.

  20. #20 Rose
    Dezember 20, 2011

    @ miesepeter3:

    Ich weiß zwar noch nicht, was Florian hier im Schilde führt, aber ich erinnere mich an einen hochinteressanten und für Laien wie mich extrem anschaulichen und verständlichen Vortrag zum Missbrauch der Quantenphysik durch die Esoterik.

    O Florian, könntest du nur in tausendfacher Ausführung als begeisterungsfähiger Physiklehrer reinkarnieren…(Rudi K. und meinen Bruder einmal ausgenommen…;-)

    Jetzt aber ganz offiziell: Ich freue mich auch sehr, dass du hier publizierst, und wenn ich mich trau, dann werde ich auch ordentlich mitkeppeln. (Sir Miesepeter, Sie sind diesbezüglich ja recht vielversprechend! 🙂

    Mfg Rose

  21. #21 miesepeter3
    Dezember 20, 2011

    @Rose

    werde Deinem Wunsch gerne entsprechen, wenn das Thema interessant ist. Andere wünschen mich allerdings gerne auch mal ….äh ganz weit weg.

  22. #22 Cornelius Courts
    Dezember 20, 2011

    Tach und herzlich willkommen auch von mir.
    Bin sehr gespannt auf dieses Blog 🙂

  23. #23 Christoph Moder
    Dezember 20, 2011

    Ich kann da nicht ganz zustimmen. Ja, es ist gesellschaftlich akzeptiert, von Naturwissenschaften keine Ahnung zu haben. Aber das gibt es auch in anderen Bereichen. Zum Beispiel Musik, wer kennt keine Stories von Leuten, die als Kind dazu gezwungen wurden, ein Musikinstrument zu lernen? Oder die berühmte Unfähigkeit, einen Videorecorder zu programmieren? Oder Unsportlichkeit?

    Die Frage ist doch viel eher, ob man deshalb das jeweilige Fach verachtet oder bewundert. Selbst wenn man ein Bewegungsmuffel ist, kann man wissen, dass Sport gesund ist, und obwohl ich mich mit theoretischer Physik schwer getan habe, habe ich höchste Bewunderung für Freunde und Kollegen, die das beherrschen.

    Und es ist auch nichts Falsches dabei, wenn jemand zugeben kann, von etwas keine Ahnung zu haben. Besser als das Gegenteil, nämlich Cranks und Besserwisser.

    Ich denke, die Leute wissen aus Erfahrung, dass manche wissenschaftliche Methoden schwierig sind. Und dann kommen pseudowissenschaftliche Sendungen und verklären die Wissenschaft zu einem mysteriösen Hexenwerk. Das ist m.E. nach das eigentliche Problem. Statt dessen sollte man den Leuten zeigen, dass das große Gesamtbild doch verständlich und faszinierend sein kann, selbst wenn man die Details selber nicht versteht.

  24. #24 Ulrich Berger
    Dezember 20, 2011

    Herzlich willkommen, Florian!

  25. #25 Gudrun Pfennig
    Dezember 20, 2011

    Dein Schlachtruf für mehr Naturwissenschaft, dürfte sich zuerst einmal an die Geisteswissenschaften – in-begrifflich der Theologie – wenden. Nicht zuletzt wirst du hier sehr bald unendlich viele Esoterik-Fundamentalisten auf den Plan rufen.

    Allein – um nur einen Wissenschaftsstreit zu benenn – die mir bekannte Auseinandersetzung zwischen Philosophen und Neurobiologen ist höchst unerfreulich und kontraproduktiv..

    Wenn´s denn aber wenigstens so wäre, dass sich hier nur die Wissenschaften miteinander duellieren, wäre zumindest eine gewisse (gehobene) Diskussionskultur gewährleistet. Bei der Öffnung eines Naturwissenschafts-Forums für Fundamentalismus (Fundamentalismus ist eine Überzeugung oder soziale Bewegung, die ihre Interpretation einer inhaltlichen Grundlage (Fundament) als EINZIG wahr annimmt.) wird es wohl kaum beim Säbel-rasseln bleiben…

    Die Idee finde ich gut, allein mir fehlt der G L A U B E … , dass die hier investierte Kraft eine ökonomischen Ausgleich findet. Um Naturwissenschaften zu verstehen, braucht es Wissen… und nicht Glauben! Wer sich aber naturwissenschaftliches Wissen aneignen will, der steht in einer – fast möchte ich sagen “demütigen und demütigenden Bringschuld” !

    Wie viel einfacher ist es doch für schliche Gemüter, dem vor-betenden Geistheiler, ein für ihn befriedigendes “Amen” zu zurufen.

    Viel Erfolg bei deinem Experiment

    Gudrun Pfennig

  26. #26 Wolf
    Dezember 20, 2011

    Hallo,

    hoffe auf spannende Themen. 🙂

    “{…]Man kann heute als angesehener Mensch souverän lächelnd mit dem Cocktailglas in der Hand verkünden, dass man sich für Wissenschaft schon in der Schule nicht interessiert hat, Physik langweilig findet, und in Mathematik immer ganz schlecht war.[…]”

    Mir geht es so. OK, ohne Cocktailglas.
    Ich kann bestätigen, dass es nicht daran lag, dass das Thema “Physik” unspannend gewesen wäre, es war eher so, dass die Lehrer den Unterricht so unspannend gestaltet haben. Ich denke mal, das Leute wie z.B. die Sciencebuster, würden sie denn in Schulen unterrichten, deutlich mehr Jugendliche begeistern würden, als es jetzt der Fall ist.

    Mathe, na ja, öhm, weiß nicht ob man daran was spannend gestalten könnte 😉 . Aber für Biologie hab ich mich immer interessiert. Chemie, na ja, ein wenig, aber nicht so sehr wie für Bio.

    Wieso werden eigentlich bei den Naturwissenschaften die Biologen und Chemiker so gerne vergessen?

  27. #27 ZetaOri
    Dezember 20, 2011

    @ Christoph Moder· 20.12.11 · 14:30 Uhr

    […] Die Frage ist doch viel eher, ob man deshalb das jeweilige Fach verachtet oder bewundert. […]

    Ich vermute, das ist weitgehend eine Frage der Selbsteinschätzung. Wer von seinen eigenen überragenden Fähigkeiten absolut überzeugt ist (Politik und Esoterik z.B. bilden einen natürlichen Pool für solche Charaktere) tut sich sicher viel schwerer mit der Anerkenntnis der Wichtigkeit eines Wissensgebietes das er nicht versteht, als jemand, der sich seiner Grenzen bewusst ist.

  28. #28 BreitSide
    Dezember 20, 2011

    xxx:-)))

  29. #29 fatmike182
    Dezember 20, 2011

    Willkommen!
    Super, dass es dich daher verschlagen hat…
    Der Allgemeinbildungs-Ansatz ist schon mal ein gutes Statement!

  30. #30 Joseph Kuhn
    Dezember 20, 2011

    Die einen kokettieren damit, dass sie nichts von Mathematik oder Physik verstehen, die anderen rümpfen die Nase über die Geistes- und Sozialwissenschaften und die Ökonomen sind sowieso zum Gespött aller Leute geworden.

    In diesem Sinne: Wissenschaft? Na klar! Willkommen in der Debatte.

  31. #31 Marc Scheloske
    Dezember 20, 2011

    Schön, daß es “Na klar!” nun auch hier bei den ScienceBlogs gibt. War mir nach unserem Gespräch auf der Wissenswerte ja nicht sicher, wann (und ob überhaupt) es soweit sein würde, umso schöner, daß es jetzt losgeht.

    Viel Spaß, gute Ideen und allzeit frohes bloggen! 🙂

  32. #32 Jörg Friedrich
    Dezember 20, 2011

    Vom Hörensagen weiß ich, dass in der Naturwissenschaft ja nur Fakten zählen und keine Anekdoten. Da wäre es doch mal schön, irgendwelche Belege für diese auf ScienceBlogs oft wiederholte Behauptung der allgemeinen Wissenschaftsfeindlichkeit zu bekommen. Meiner Erfahrung nach kommt man auf Coctailparties mit naturwissenschaftlichem Wissen wesentlich besser an als mit Wissen über Kunst und Fußball.

    Aber die ganze Welt gegen sich zu wissen schweißt sicher gut zusammen. Und dafür ist ScienceBlogs der richtige Ort, dort kann man sich immer aufs Neue die eigenen Vorurteile gegenseitig bestätigen.

  33. #33 Spoing
    Dezember 20, 2011

    Ja, das ist etwas was mir auch oft sauer aufstoßt. Wer Satre zitieren kann gilt als unglaublich intelligent und scheint deshalb auch die besseren Lösungsvorschläge in Sachen Energiewende etc. zu haben.
    Wer Gedichte aufsagt ist ein Poet aber wer vom Teichenbeschleuniger redet ist ein Nerd. Selbst wenn in beiden Fällen kein Zuhörer was verstanden hat.
    Das Große Problem in der (Natur-) Wissenschaft ist einfach, es gibt ein wahr und ein Falsch, es eignet sich somit nur zum Profilieren vor einer Gruppe wenn man auch Ahnung davon hat. Aus dem Grund sagen viele halt einfach in dem Bereich, das lag mir noch nie, während in (vielen) anderen Bereichen in denen man keine Ahnung hat man einfach rumlamentieren kann.

    Abschließen noch ein kleiner Link zu Meinungen über Ingenieure. Ja ok manch Physiker mag selbige nicht als Wissenschaftler anerkennen, aber das Problem ist ähnlich =)
    https://www.vdi-nachrichten.com/allgemein_00000089/seite.aspx

  34. #34 Marcus Anhäuser
    Dezember 20, 2011

    Hey, ein neuer Blog bei uns. Herzlich Willkommen.

    @Jörg Friedrich
    “wesentlich besser an als mit Wissen über(…) Fußball.”

    Auf was für Partys gehst Du denn?

  35. #35 miesepeter3
    Dezember 20, 2011

    @Spoing

    “…aber wer vom Teichenbeschleuniger redet ist ein Nerd.”

    Also bei Teichenbeschleunigern ganz bestimmt. 😉

  36. #36 PaddY
    Dezember 20, 2011

    Bin der gleichen Meinung. Nur weil ich Naturwissenschaften (vorallem Physik) klasse finde, werde ich sofort komisch angesehen, wenn ich mich oute. Man ist sofort ein Nerd bloß weil ich zu meinen Interessen eben Physik hinzuzähle. Dieses kleine “Wort” unterscheidet mich leider von den Interessensgebieten anderer, obwohl ich genauso gerne in die Disko gehe und Fußball spiele.

  37. #37 skeptikus
    Dezember 20, 2011

    hi Florian, dein Blog taucht noch nicht in der Liste mit den spezifischen RSS-Feeds auf.

  38. #38 Dr. Weihnachtswebbaer
    Dezember 21, 2011

    Demokratien können immer nur so stark sein wie das Bildungsniveau der Bevölkerung.

    Ein kluger Satz, allerdings schaut es in Europa diesbezüglich sehr ordentlich aus. Aber eben nur vergleichsweise. Dass die Wissenschaftlichkeit, gerade auch die moderne Wissenschaftlichkeit [1] nun nicht direkt mit der 1.Fußballbundesliga, Dieter Bohlen & der BILD konkurrieren kann, scheint Dr. Wwb allerdings auch klar, aus seiner Sicht ist das auch nicht der Maßstab der Wissenschaftskommunikation. Das aber nur ganz nebenbei…

    Viel Erfolg hier und schöne Weihnachtstage schon einmal!
    Dr. Wwb

    [1] die moderne Wissenschaftlichkeit, die “nur” Theorien bereitstellt, ist per se schwierig zu kommunizieren – wie bspw. mit Hilfe der Statistik “bewiesen” wird, ist schon eine Kunst für sich

  39. #39 Dr. Weihnachtswebbaer
    Dezember 21, 2011

    Meiner Erfahrung nach kommt man auf Coctailparties mit naturwissenschaftlichem Wissen wesentlich besser an als mit Wissen über Kunst und Fußball.

    Hängt wohl von der Party ab, den Vorhalt, dass bei den SB.de regelmäßig Wissenschaftsfeindlichkeit unterstellt wird, kann Dr. Wwb allerdings teilen, dem könnte so sein.

    Es wäre demzufolge auch eher anzuraten keine Defensivposition aufzubauen & einzunehmen und unzureichenden Stellenwert zu erkennen, sondern einfach vorzutragen.

    MFG
    Dr. Wwb (der’s dann auch eher als Kritik an einer gewissen Homogenität der bei den SB.de Beitragenden auffasst – die zudem selbst Weltanschauungen offensiv vertreten)

  40. #40 opaque
    Dezember 21, 2011

    Naturwissenschaft darf man grässlich finden – das ist sozial akzeptiert.

    Wo? Bei wem? Sozial akzeptiert ist vor allen DIngen, daß die Komplexität der Natur offenbar überwältigend ist, und daß nur noch hochspezialisierte Naturwissenschaftler über die notwendige Expertise verfügen, die Welt zu verstehen – deshalb werden Naturwissenschaftler gern im Fernsehen gezeigt, und nicht etwa Lieschen Müller, wenn mal wieder eine Katastrophe wie z.B. Fukushima ins Haus steht. Herr Yogeshwar z.B., Diplomphysiker, Experteneigengewächs der ARD, weiß im März zu berichten: “Der Reaktor in Fukushima ist nicht vollständig zerstört. Da gib es abgeschirmte Kontrollräume. […] Was die Strahlendosis anbetrifft: Die Umgebung in Fukushima hat bei weitem nicht die Werte von Tschernobyl.” Und derlei Klugheiten. Das ist sozial akzeptiert.

    Man kann heute als angesehener Mensch souverän lächelnd mit dem Cocktailglas in der Hand verkünden, dass man sich für Wissenschaft schon in der Schule nicht interessiert hat, Physik langweilig findet, und in Mathematik immer ganz schlecht war.

    Auf welcher Party war das? Wer hat eingeladen, und wer war der “angesehene” Mensch?