Ein Eissturm verdunkelt den Himmel, auf einem Berg erscheinen geheimnisvolle leuchtende Schriftzeichen, und selbst Vögel trauern: In Nordkorea ist nach Agenturmeldungen die Natur in Aufruhr über den Tod von Kim Jong Il.
Wer heute durch die englischsprachigen Meldungen der Korean Central News Agency klickt, erlebt Erstaunliches: Die Überschriften sind zwar noch einigermaßen zurückhaltend (“Even Nature Seems to Mourn Demise of Great Man” – hier schwingt vielleicht noch ein kleiner sprachlicher Funken Zweifel mit), doch aus den Meldungen ist ganz offen der Glaube an Wunder herauszulesen, die sich angesichts des Todes von Kim Jong Il ereignet haben sollen. In Nordkorea scheint man also nicht nur von Demokratie, sondern auch von einem aufgeklärten wissenschaftlichen Weltbild ziemlich weit entfernt zu sein. Behauptungen über paranormale Phänomene für politische Inszenierungen zu verwenden hat offenbar in Nordkorea Tradition: Auch schon beim Tod von Kim Il Sung soll es ähnliche unerklärliche Ereignisse gegeben haben.
Diese Berichterstattung zeigt wieder, warum es so wichtig ist, Wissenschaft an die Öffentlichkeit zu bringen, die Gesetze der Natur im allgemeinen Bewusstsein zu verankern und eine aufgeklärte, rationale Weltsicht zu verbreiten: Wer in einem mystischen, unwissenschaftlichen Weltbild hängen bleibt, ist leicht verführbar, manipulierbar, und politisch beherrschbar.
Aberglaube ist nicht harmlos
Manchmal wird Aberglaube als nette Harmlosigkeit dargestellt. Wer sich gegen Esoterik und Wunderglauben wendet, stößt immer wieder auf das Argument, es würde doch niemandem wehtun, wenn jemand zur Wahrsagerin geht, an Astrologie glaubt oder Kontakt zum Jenseits aufnehmen möchte. Müssen wir in einer modernen, pluralistischen Gesellschaft solche Meinungen nicht einfach hinnehmen?
Auf keinen Fall! Natürlich muss in einer offenen Gesellschaft jeder die Freiheit haben, den größten Unfug zu erzählen. Aber es ist dann auch wichtig darauf hinzuweisen, dass es sich hier um Unfug handelt. Wer sich in abstrusen Wunderglauben verirrt, schadet nämlich nicht nur sich selbst, sondern propagiert ein Weltbild, das für die ganze Gesellschaft gefährlich werden kann. Unwissen öffnet Türen für gefährliche Geschäftemacherei – und sogar für politische Propaganda.
Mehr zur gesellschaftlichen Problematik von Wunderglauben – speziell in Zusammenhang mit Astrologie – kann man auch hier auf naklar.at nachlesen.
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