“Hey, Sie sind einfach nicht offen genug, auch mal andere Meinungen gelten zu lassen!”
Engstirnige Wissenschaft?
Doch die Tatsache, dass solche Tests überhaupt durchgeführt werden, dass selbst den verrücktesten Behauptungen von wissenschaftlicher Seite eine Chance eingeräumt wird, sich zu bewähren, widerlegt das beliebteste Argument der Esoterik-Anhänger: Die Unterstellung, die Wissenschaft sei engstirnig und nicht offen genug für unorthodoxe Ideen. Das Gegenteil ist wahr.
Die Wissenschaftsgeschichte ist voll von Beispielen für unorthodoxe Gedanken, die sich durchgesetzt haben: Einsteins Idee einer gekrümmten Raumzeit, induzierte pluripotente Stammzellen, das Modell eines beschleunigt expandierenden Universums – all diese Überlegungen waren ursprünglich ungewöhnlich, konnten sich aber durchsetzen. Nicht, weil irgendwelche Verkaufszahlen stimmten, sondern weil es für sie gute, wissenschaftliche Argumente gab.
Auch für Irrtümer ist in der Wissenschaft platz: Als am CERN in Genf verkündet wurde, man habe Neutrinos detektiert, die schneller sind als das Licht, war die Verwunderung groß. Eine solche Beobachtung würde unser Weltbild drastisch ins Wanken bringen – und die meisten Wissenschaftler wollten nicht so recht an die überlichtschnellen Neutrinos glauben. Doch selbst in diesem Fall wurde diese unorthodoxe Theorie nicht ausgelacht und ins Esoterik-Eck geschoben, sondern sachlich diskutiert und genauer untersucht. Warum? Weil es sich um Wissenschaft handelte. Weil Fakten auf den Tisch gelegt wurden, und weil sauber argumentiert wurde. Die Beobachtung stellte sich später als falsch heraus – aber auch das ist eben Teil des wissenschaftlichen Prozesses. Selbst Aussagen, die der etablierten Wissenschaft drastisch widersprechen, können diskutiert und untersucht werden.
Würde Walach auf ähnliche Weise wissenschaftliche Fakten produzieren, könnte man über ihn genauso ernsthaft diskutieren. Wissenschaftlich abgelehnt wird nicht das Unorthodoxe, sondern das Schwammige, Vage, Unwissenschaftliche. Ganz besonders abzulehnen ist, wer an unwissenschaftlichen Theorien kleben bleibt, obwohl sie durch saubere Argumentation längst widerlegt sind. Dafür braucht man schon ein richtig großes Brett vorm Kopf – manchmal sogar ein goldenes.
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