Die Antwort ist vermutlich: Ja. Vermutlich hätte das auch jemand anderer geschafft. In der Wissenschaft ist niemand unersetzbar. Aber das gilt natürlich für alle anderen genauso – das ist kein Grund, auf gemeinsame Leistungen nicht stolz zu sein. Ein Fußballspieler, der den WM-Pokal in die Höhe stemmt, wird wohl kaum zweifeln, in zu Recht in den Händen zu halten – auch wenn er nicht das entscheidende Final-Tor geschossen hat. Warum soll das in der Wissenschaft anders sein?
Auch über Misserfolge darf man reden
Vielleicht brauchen wir eine gesündere Kultur des Umgangs mit Misserfolgen. Wenn man zu sehen beginnt, dass bei anderen Wissenschaftlern auch nicht immer die Sonne scheint, dann nimmt man vielleicht die eigenen Rückschläge nicht mehr so tragisch. Ich sage nicht, dass Wissenschaftler eine Bande von Jammerern werden sollten, die sich gegenseitig ständig über ihre gescheiterten Versuche erzählen – aber eine gesunde Offenheit bezüglich der ganz normalen eigenen Unsicherheiten wäre vielleicht ein Fortschritt.
Möglicherweise ist die Studie über das Impostor-Phänomen selbst schon ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn man sieht, wie weit verbreitet solche Gedanken in der Wissenschaft sind, könnte das hier und dort vielleicht schon helfen, die eigene Unsicherheit zu besiegen.
Originalpaper: „When Will They Blow My Cover?“
G. Jöstl et. al., Zeitschrift für Psychologie/Journal of Psychology, Vol 220(2), 2012, 109-120. doi: 10.1027/2151-2604/a000102
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