Ist Hoaxilla schuld an 9/11? Und warum sollte man Sonnentor-Tee lieber aus Russel’s Teekanne trinken?

Haben diese Leute etwas zu verbergen? Bis heute ist nicht restlos geklärt, ob Alexander und Alexa von „Hoaxilla“ in die Anschläge vom 11. September verstrickt sind. Ich will hier gar nicht versuchen, eine abschließende Antwortlogo_1_final darauf zu geben – aber einige Fragen müssen schon einmal gestellt werden:

Ist es bloß Zufall, dass die beiden ihren Podcast „Hoaxilla“ zuerst in Münster produzierten, wo die al-Quaeda offenbar lange Zeit eher verborgen agierte, dann allerdings nach Hamburg übersiedelten, wo auch Mohamed Atta und seine Mitstreiter gelebt hatten? Warum tragen die beiden diese dunklen Sonnenbrillen? Hat irgendjemand Alexander Hoaxmaster und Osama bin Laden jemals gemeinsam an einem Ort gesehen – oder könnte es sein, dass es sich um ein und dieselbe Person handelt? Warum produzieren die beiden 2010 einen Podcast über 9/11, verlieren dort aber keinen einzigen Satz darüber, ob sie selbst das Attentat mitgeplant haben?

Obwohl eine Beteiligung der beiden an 9/11 wissenschaftlich nicht erwiesen ist, und ich dieser Behauptung neutral gegenüber stehe, muss ich doch ganz entschieden zu erhöhter Vorsicht im Umgang mit Hoaxilla aufrufen!

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„Ich habe im Garten vier Einhörner!“
„So ein Blödsinn, Einhörner gibt es nicht!“
„Na gut, einigen wir uns auf zwei.“

Diese Taktik der Schein-Objektivität ist sehr beliebt: Man nehme eine abstruse Meinung, stelle sie neben das, was man mit gesundem Verstand annehmen würde, und suggeriere damit, dass die Wahrheit irgendwo in der Mitte liegen muss. Gerne wird das in Fernsehshows so gemacht: Man lädt einen Wunderheiler und einen Arzt ein, einen Quanten-Quacksalber und einen Physiker, einen Verschwörungstheoretiker und einen Historiker, und alle sehen auf dem Bildschirm gleich groß aus. Dem Zuseher wird Wahrheit und Unfug in derselben Dosis gefüttert, damit er ein wohliges Bauchgefühl eines Kompromisses zwischen Fakt und Fiktion bekommt: Da wird wohl schon etwas dran sein – schließlich gibt es mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als sich eure Schulweisheit … jaja.

Feinstofflich zerstörerische Barcodes

Ein besonders schönes Beispiel für so einen Kompromiss-Fehler findet man bei  der Firma „Sonnentor“, die höchst nützliche Dinge wie Tees oder Gewürze verkauft. Irgendjemand hat den netten Leuten von „Sonnentor“ offenbar erklärt, dass die Barcodes auf ihren Verpackungen ganz böse Schwingungen hervorrufen können. Dummerweise haben die Striche des Barcodes nämlich eine Antennenwirkung. Sie wird beim Scannen an der Supermarktkassa aktiviert, wodurch sich das Produkt feinenergetisch verändert. Man muss daher den Barcode entstören, dann ist alles gut. Und genau das macht Sonnentor – mit dem braven Hinweis, dass diese Wirkung „wissenschaftlich nicht erwiesen sei“, man die Entstörung aber trotzdem als „besonderes Kundenservice“ durchführe.

Aufgedruckte Striche einer nicht-leitenden Farbe, die als Antenne funktionieren sollen, gute und böse feinstoffliche Energien durch einen völlig willkürlich erstellten Zahlencode – das klingt ziemlich lustig und absurd. Man ist fast versucht, einfach darüber zu lachen und es als Kuriosität abzutun, ähnlich wie die feinstoffliche Symbol-Antennen-Bettwäsche, über die ich kürzlich befragt wurde.

Doch man darf bei solchen Theorien niemals vergessen: Es gibt Leute, die tatsächlich daran glauben. Es gibt Leute, die unter diesem Glauben leiden, die Barcode-bedruckte Produkte nicht mehr zu kaufen wagen, die durch einen starken Nocebo-Effekt tatsächlich körperliche Schmerzen bekommen. Wer solche abstrusen, wissenschaftlich völlig unhaltbaren Theorien propagiert, indem er sie auch nur als möglich hinstellt, hilft mit, dieses Leiden zu verstärken.

Russell’s Teapot

Und natürlich bleibt auch immer noch das Wissenschaftstheoretische Argument: Zwei Meinungen, die beide nicht bewiesen werden können, sind nicht automatisch gleich gut oder gleich wertvoll. Der Mathematiker und Philosoph Bertrand Russell hat das wunderschön mit einem Beispiel illustriert: Wenn jemand behauptet, zwischen Erde und Mars befinde sich eine Porzellan-Teekanne im Orbit um die Sonne, dann lässt sich weder die Existenz noch die Nicht-Existenz dieser Kanne beweisen – wenn wir davon ausgehen, dass sie zu klein ist, um mit einem Teleskop gefunden zu werden. Das bedeutet aber nicht, dass die Wahrscheinlichkeit für die Existenz der Teekanne bei 50% liegt: Die Beweislast liegt bei dem, der seltsame Dinge behauptet – nicht bei dem, der sie anzweifelt.

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Kommentare (21)

  1. #1 sax
    Juni 3, 2013

    Bei Sonentor ist das imho kein fauler kompromiss, sondern die wissen einfach, dass viele ihrer Kunden den Unsinn glauben und ehe man Geld verliert, stricht man den pösen Barcode halt durch.

  2. #2 lh2r
    Juni 3, 2013

    Ne, so wie deren Text geschrieben ist, machen sie mehr als Kundenservice. Der Text suggeriert das es stimmt. Sie könnten auch einfach die Striche machen und nichts dazu sagen; die die den Schwachsinn glauben werden es mitkreigen. “Damit können die Nahrungsmittel sowohl mit den Schwingungen des Codes als auch mit weiteren Umweltbelastungen durchsetzt sein. Ist der EAN-Code entstört, indem er durchgestrichen wird, kann dieser nicht mehr negativ auf das Produkt einwirken und auch keine Umweltbelastungen weiterleiten. “

  3. #3 H.M.Voynich
    Juni 3, 2013

    Ich weiß nicht, was verrückter ist: Feinstoffwirkung durch Barcodes oder die Idee, man könne die bösen Geister durch simples Durchstreichen austreiben.

  4. #4 Farmer
    Juni 3, 2013

    Auf zahlreichen Messen stellen wir fest, dass das ein immer größerer Trend ist.“ Seitdem zieht Rabenhorst auf allen Artikeln einen feinen Strich durch die Barcodes.
    Quelle (bezieht sich auf den Fernsehbeitrag)
    https://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/gesundheit/barcode-bedenken-das-kreuz-mit-den-strichen-12133019.html

    Ich finde, dass mit solchen Aktionen seitens Herstellern dieser Unsinn auch noch honoriert bzw. legitimiert wird – bei einigen Verbrauchern heisst das doch – na, wenn jetzt die Hersteller schon reagieren, dann ist vielleicht doch was dran ….

  5. #5 Mutterkorn
    Duisburg
    Juni 3, 2013

    Wie Sax schon schrieb, handelt es sich bei Sonnentor, wie bei Rabenhorst übrigens auch, um eine Marketingstrategie.
    Ist auch unternehmerischer Sicht eine vollkommen verständliche Reaktion.

  6. #6 Liebenswuerdiges Scheusal
    Juni 3, 2013

    Naja, bei Sonnentor glaube ich sofort das die das ernst nehmen. Die arbeiten ja schliesslich auch Bio-Dynamisch nach Steiner.

  7. #7 Jakob B.
    Juni 3, 2013

    @Farmer: “bei einigen Verbrauchern heisst das doch – na, wenn jetzt die Hersteller schon reagieren, dann ist vielleicht doch was dran ….”
    Das Hauptproblem wäre in dem Fall doch nicht, dass diese Verbraucher an den Barcodemist glauben. Das Hauptproblem ist, dass es überhaupt Menschen gibt die so ungebildet und unskeptisch sind, dass sie aus den lächerlichsten Gründen an allen möglichen Mist glauben. Welche esoterischen oder pseudowissenschaftlichen Konzepte dann unkritisch übernommen werden ist doch fast schon egal.
    Wenn man verhindern möchte, dass so etwas geglaubt wird bringt es nichts beim Sender anzusetzen. Der Empfänger muss in der Lage sein groben Unsinn zu erkennen.

  8. #8 rolak
    Juni 3, 2013

    Die entstörte EAN-Variante gab es letztens im BioSupermarkt auch (der mit den nachhaltig regionalen Äpfeln aus Chile), die Kassiererin äußerte im Gespräch drei Kunden vor mir, wie praktisch das doch sei, jetzt müsse sie nicht mehr selber mit dem Filzstift^^ Wenn das nicht in Laufweite der einzige Laden wäre, der Trockensauer führt…

  9. #9 Skolo
    Juni 4, 2013

    Zu Russel’s Teapot:
    Was seltsam erscheint,beruht allerdings auch nur auf Vorurteilen der jeweiligen Person. Dadurch kann man auch diesen Ball immer wieder hin und her spielen.
    Nehmen wir mal an jemand wird mit dem Weltbild erzogen, dass allerlei Geschirrteile die Sonne umkreisen. Nun kommt ein sogenannter Wissenschaftler daher und behauptet, dass keine Teekanne um die Sonne kreist.

  10. #10 \^/ili
    Wien
    Juni 4, 2013

    Wie kommst du eigentlich darauf, dass Alexander und Alexa Sonnenbrillen tragen?

    Ich sehe nur zwei starre (böse) Augen die mich anstarren und vermute ein hypnotische –
    teuflische Aktion dahinter – besonders wenn man gleichzeitig Rolling Stones Platten rückwärts abspielt.

    Ich vergebe 0.6 Däniken für das Bild – und 1,2 Däniken für die Strichcodes.

  11. #11 Othmar Beck
    Schladming
    Juni 5, 2013

    Dieses abstruse Bild einer Teekanne wurde erzeugt, um einen ähnlichen Wahrheitsanspruch zu den Aussagen der Bibel zu erzeugen. Es ist genauso wahrscheinlich, dass es einen Gott gibt, wie, dass eine Teekanne in irgendeiner Umlaufbahn um irgendeine Sonne kreist. Beides kann nicht bewiesen werden. Nur an die Theorie von Gott glauben etwa 2/3 der Menschheit. Leider ist es noch immer so, dass etwas, wenn es nur oft genug behauptet wird, von vielen geglaubt wird. Und die, die wissen, dass Glauben mit Wissen nichts zu tun hat, in der Minderheit sind, weil wir es ja von klein auf gewohnt sind, uns die Meinung unserer “Altvorderen” anzueignen (Die Alten waren auch nicht blöd – niemand sagt, dass die gleich gescheit und blöd waren, wie wir heute). Leider wissen so wenige Leute über Physik oder Mathematik Bescheid, können weder einfache Größen einschätzen, noch im Mykro- oder Gigabereich rechnen oder denken. Solche Menschen glauben an die Kraft des Mondes, der Magie der “”Potenzierung” oder an die Macht von Farbe auf Verpackungen. Ich habe drei Söhne erzogen, bis auf einen, der einen technischen Beruf studiert, hatte ich gegen die Lehrpläne und die Lehrer leider nie eine Chance.

  12. #12 Dr. Webbaer
    Juni 6, 2013

    Es ist genauso wahrscheinlich, dass es einen Gott gibt, wie, dass eine Teekanne in irgendeiner Umlaufbahn um irgendeine Sonne kreist. Beides kann nicht bewiesen werden. Nur an die Theorie von Gott glauben etwa 2/3 der Menschheit.

    Woher wissen Sie warum das eine wahrscheinlich ist wie das andere? – Wissenschaftlich scheint dieses Voraussetzungsdenken nicht. Zudem kann beides bewiesen werden, durch Messung.

    BTW,.dass es Spiritualität gibt, hängt damit zusammen, dass die Welt offensichtlich betrieben wird, dass Regelmengen angelegt werden und es offensichtlich eine Art Betreiber gibt.
    Spinoza hat seinerzeit daraus eine Art Gottesbeweis gestrickt, der zwar laut Kirchenmeinung ketzerisch war, aber eben auch konsistent. Sogar Einstein glaubte an (Spinozas) Gott.
    Eigentlich glaubt jeder Physiker an die Persistenz der Regelmengen und versucht ihr u.a. in Form sogenannter Naturgesetze nachzuspüren.

    MFG
    Dr. W (kein Physiker, insofern flexibler)

  13. #13 klauszwingenberger
    Juni 12, 2013

    Ich werd’ immer misstrauisch, wenn jemand gar zu laut von Offensichtlichkeiten redet. Überredung ersetzt keine Begründung.

  14. #14 Dr. Webbaer
    Juni 13, 2013

    Nur kurz gegen das Mißtrauen angemerkt:
    Es sind nur wenige Sachen offensichtlich, dass die Welt im nicht-chaotischen Sinne geändert oder betrieben wird, ist eine davon.
    Es handelt sich um eine Offensichtlichkeit, die sich bei jeder sprachlichen Stellungnahme zu dieser Sache selbst bestätigt.
    Man ist hier nah an der Ur-Wahrheit: ‘Etwas ist.’

    HTH
    Dr. W

  15. […] Kompromisse, naklar.at am 2. Juni […]

  16. #16 EtikettenWissen
    Januar 28, 2014

    Ich habe auch mal versucht mich dem Thema “Entstörung” etwas anzunähern:

    https://www.etikettenwissen.de/wiki/Barcode_entstören

    Was ich ma absurdesten Finde ist, dass Barcodes ja mit der gleichen Farbe gedruckt werden, wie der Rest der Verpackung. Esoteriker schreiben ihnen aber trotzdem eine andere Wirkung zu.

    Als ob die reine Form eines Symbols einen Einfluß auf die grundlegenden Eigenschaften seines Materials hätte…

  17. #17 business law
    November 1, 2015

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  18. #18 Country Kitchen
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  21. #21 detektyw
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    Mai 26, 2016

    Ich werd’ immer misstrauisch, wenn jemand gar zu laut von Offensichtlichkeiten redet. Überredung ersetzt keine Begründung.