Gerücht 2: Monsanto verklagt Bauern – die Fälle Schmeiser und Bowman
Rechtlich gesehen sind genmanipulierte Pflanzen eine heikle Sache: Der Saatguthändler hat eine Menge Forschungsgeld in die Entwicklung einer neuen Sorte investiert, daher möchte er auch Geld dafür haben. Genau wie es für einen Softwarehersteller problematisch ist, wenn seine Produkte einfach kopiert und gratis weitergegeben werden, möchte der Saatguthersteller verhindern, dass ein Bauer einen Teil der Ernte aufbewahrt und im nächsten Jahr als Saatgut verwendet, ohne noch einmal dafür bezahlen zu müssen. Daher wird das Aussäen der Ernte vertraglich untersagt, wer im nächsten Jahr wieder Monsanto-Pflanzen haben möchte, muss Saatgut bzw. die Lizenz von Monsanto neu erwerben. Das ist eigentlich ein ganz unaufregender, normaler Geschäftsvorgang, wer Monsanto-Produkte haben will, muss sich eben an die Monsanto-Geschäftsbedingungen halten.
Was passiert aber, wenn Samen versehentlich von einem Monsanto-Feld auf das Nachbargrundstück geweht werden, sodass dort im nächsten Jahr Monsanto-Pflanzen sprießen? Seit Jahren kursieren Schauergeschichten über Bauern, deren Felder angeblich auf diese Weise mit gentechnisch veränderten Pflanzen kontaminiert wurden. Es heißt, Monsanto habe solche Bauern verklagt, weil bei ihnen, ohne dass sie es wollten Monsanto-Pflanzen wuchsen, und sie keine Lizenzgebühren bezahlt hatten. Das ist allerdings ein Schauermärchen, das so nicht haltbar ist.
Noch nie hat Monsanto jemanden verklagt, weil sein Feld mit Spuren von Monsanto-Pflanzen verunreinigt war. Monsanto geht allerdings gerichtlich gegen Leute vor, die bewusst Monsanto-Pflanzen züchten, ohne dafür zu bezahlen.
Berühmt wurde der Fall von Percy Schmeiser – er ist inzwischen zu so etwas wie einem Säulenheiligen der Monsanto-Gegner-Bewegung geworden. Schmeiser entdeckte auf seinem Rapsfeld Pflanzen, die gegen Roundup resistent waren. Vermutlich waren sie aus einem benachbarten Feld eingewandert. Indem er die eigenen Pflanzen mit Roundup besprühte, war es nicht schwer für ihn, seine gewöhnlichen Rapspflanzen zu vernichten und die Roundup-verträglichen Monsanto-Pflanzen zu vermehren, die er dann von Neuem aussäen konnte. Es ging also nicht um den Kampf gegen eine gentechnologische Verunreinigung (so wird das manchmal dargestellt), sondern um das gezielte Vermehren von Monsanto-Pflanzen ohne Lizenzgebühren bezahlen zu müssen. Schmeiser hat Gesetze gebrochen, das wurde auch vom Gericht so gesehen. Schadenersatz musste er keinen zahlen, aber es wurde festgehalten, dass er prinzipiell nicht das Recht hatte, wissentlich eine patentierte Sorte anzubauen. Trotzdem wurden Schmeiser und seine Frau mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet.
Ebenfalls bekannt wurde der Fall von Vernon Bowman. Er kaufte Getreide von Monsanto und unterschrieb (wie in diesem Fall allgemein üblich), dass er die Ernte nicht zur Aussaat verwenden würde. Allerdings glaubte Bowman ein Schlupfloch gefunden zu haben: Er wusste, dass in seiner Gegend viele Bauern Monsanto-Getreide anbauten und kaufte im lokalen Lagerhaus eine Getreidemischung, wie sie normalerweise als Tierfutter verwendet wird. Diese Getreide säte er aus und behandelte es anschließend mit Roundup. Wie erwartet war eine große Menge Monsanto-Samen in der Getreidemischung, die daraus hervorgegangenen Pflanzen auf dem Feld blieben stehen, die anderen starben ab. Bowman erntete die verbliebenen Pflanzen und hatte somit gratis Monsanto-Saatgut fürs nächste Jahr – Monsanto klagte und bekam Recht.
Man kann die geltende Gesetzeslage gut oder schlecht finden – aber wie hätte sich Monsanto verhalten sollen? Hätte die Firma über die Rechtsbrüche einfach hinwegsehen sollen? Kann man von einem kommerziell orientierten Konzern verlangen, zum eigenen Schaden geltendes Recht zu ignorieren? Wer von den Leuten, die in dieser Sache lautstark gegen Monsanto protestieren, hätte in einer ähnlichen Situation anders gehandelt?
Gerücht 3: Selbstmordfälle in Indien
Die indische Umweltaktivistin Vandana Shiva hat behauptet, in Indien hätten sich 270.000 Bauern umgebracht, seit Monsanto dort seine Produkte verkauft. Sie bezeichnete das als „Genozid“. Bis heute wird diese Aussage von Anti-Monsanto-Aktivisten verbreitet. Das Problem dabei: Es ist völlig falsch.
Tatsächlich ist die Selbstmordrate unter Indiens Bauern ziemlich hoch. Das ist traurig und liegt natürlich nicht zuletzt an ihrer schwierigen finanziellen und sozialen Situation – aber mit Monsanto hat das nichts zu tun. Statistiken zeigen klar, dass es keinen Zusammenhang zwischen dem Markteintritt von Monsanto in Indien und der Selbstmordrate gibt.
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