Der Biologe David Baltimore erhielt den Nobelpreis für Medizin, zusammen mit Renato Dulbecco und Howard M. Temin, für ihre Entdeckungen von Wechselwirkungen zwischen Tumorviren und dem genetischen Material der Zelle.


Der amerikanische Mikrobiologe David Baltimore, Jahrgang 1938, hat Viren und ihren Einfluss auf die Zelle in umfangreichen Studien untersucht und ein fundamentales Klassifikationsschema für Viren entwickelt, die Baltimore-Klassifikation. Baltimore wurde bereits im jungen Alter von 37 Jahren mit dem Nobelpreis geehrt.

Obwohl schon seit den 1950er Jahren feststand, dass bestimmte Virusarten Tumore auslösen können, etwa bei Leukämie, war weitgehend unbekannt, wie genetische Informationen des Virus in Form von RNA überhaupt auf das Erbgut der befallenen Zelle übertragen werden. Man hatte erkannt, dass charakteristische Veränderungen im Wachstum von Tumorzellen durch Viren ausgelöst schienen, die genauen Abläufe in der Zelle waren jedoch unbekannt.

Baltimore hat erstmals das molekularbiologische Dogma in Frage gestellt, dass ein Informationstransfer nur vom Genom, der DNA, hin zur RNA und nicht umgekehrt stattfinden kann. Besonders bekannt sind hierzu seine Arbeiten über Enzyme, welche eine derartige Umschreibung von RNA in DNA katalysieren, die sogenannten Reverse-Transkriptasen. Seine Erkenntnisse dazu sind fundamental für das heutige Verständnis von Vorgängen in der Zelle beim Befall von Retroviren wie HIV.